Heeresgruppe B
Heeresgruppe z.b.V.

 

1. Lebenslauf:

Die Heeresgruppe B wurde erstmals am 12. Oktober 1939 am Niederrhein aufgestellt. Das Heeresgruppenkommando entstand durch die Umbenennung der aus Polen nach Westen verlegten Heeresgruppe Nord. Die Heeresgruppe war die nördliche Gruppe beim Angriff auf Frankreich und griff die Niederlande und Belgien an. Beim zweiten Teil des Feldzuges gegen Frankreich wurde die Heeresgruppe als westlichste Gruppe von der Kanalküste aus an der Somme angesetzt. Die Heeresgruppe stieß bis auf Paris und den Atlantik vor. Am 16. August 1940 erfolgte die Verlegung nach Ostpreußen. Zu Beginn des Russlandfeldzuges wurde die Heeresgruppe am 22. Juni 1941 in Heeresgruppe Mitte umbenannt.

Neu aufgestellt wurde die Heeresgruppe B am 9. Juli 1942 an der russischen Südfront. Das neue Heeresgruppenkommando entstand durch die Umbenennung des Heeresgruppenkommandos Süd, wobei es faktisch zu einer Teilung der Kräfte der Heeresgruppe Süd zwischen der Heeresgruppe A (Angriff in den Kaukasus) und der Heeresgruppe B kam. Auftrag der Heeresgruppe B war das Erreichen der Wolga und die Einnahme von Stalingrad. Am 21. November 1942 wurde die Front der Heeresgruppe am Wolgaknie durchbrochen. Die 6. Armee und die 3. rumänische Armee wurden daraufhin in Stalingrad eingeschlossen. Die bei Stalingrad stehenden Verbände der Heeresgruppe wurden jetzt der eilig aufgestellten Heeresgruppe Don unterstellt. Es folgten weitere Durchbrüche der Roten Armee im Bereich der Heeresgruppe B, unter anderem am 18. Dezember während der Mittleren Don-Operation und am 14. Januar 1943 während der Operation Ostrogoschsk-Rossosch. Am 9. Februar 1943 wurde das Heeresgruppenkommando aus der Front herausgezogen und zur Wiederaufstellung in die Heimat verlegt. Die Reste der Truppen wurden auf die Heeresgruppe Mitte und Heeresgruppe Don aufgeteilt.

Wiederaufgestellt wurde die Heeresgruppe B am 19. Juli 1943 in München, im Wehrkreis VII durch den Arbeitsstab Rommel. Als Tarnbezeichnung führte der Stab die Bezeichnung "OKW / Auffrischungsstab München". Nach Auffassung Hitlers sollte der „Sonderstab Rommel" im italienischen Operationsgebiet eingesetzt werden. Nach Aufforderung durch das OKW befahl der OB Süd am 26. Juli 1943 die Räumung der Kaserne der Korps-Nachrichten-Abteilung 47 in München zur Unterbringung des als "Arbeitsstab München" getarnten Oberkommandos der Heeresgruppe B bis zum 28.07.1943. Am 1. August 1943 befahl das OKW im Zusammenhang mit der Auslösung „Achse“ die sofortige „ .... Befehlsübernahme über ganz Italien mit voller Bewegungsfreiheit; rasche Besetzung der der gefährdeten Abschnitte Genua - Livorno und Venedig - Trient sowie der Apenin-Übergänge zwischen Livorna und Ancona.“ Am 16. August 1943 wurde dem Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B die Verlegung seines Gefechtsstandes nach Norditalien vom OKW freigegeben. Das OKW/WFSt. befahl hierzu: (OKW/WFSt/Op.Nr.004404/43, g.Kdos, KR - Fernschreiben) die "Befehlsregelung zwischen OB Süd und Heeresgruppe B" " ..... In Italien tritt ab sofort folgende Befehlsregelung zwischen OB Süd und Heeresgruppe B, die damit auch nach außen hin unter Fortfall der Bewegungsbeschränkung und der Bezeichnung "OKW/Auffrischungsstab München" den Oberbefehl über die unterstellten Verbände übernimmt, in Kraft: OB Süd behält den Befehl über die ihm bisher unterstellten Kräfte auf dem Festland und den italienischen Inseln. Heeresgruppe B unterstehen alle Kräfte des Heeres und der Waffen-SS in Norditalien sowie die in Zuführung nach Ober-Italien befindlichen Verbände nach Abruf durch die Heeresgruppe B. Hauptquartier der Heeresgruppe B voraussichtlich Garda am Gardasee (25 km nordwestlich Verona) " Am 12. September wurde durch das OKW zusätzlich befohlen: „ .... Die beiden Heeresgruppen (B und OB Süd) bleiben bis auf weiteres unmittelbar dem Führer unterstellt. Das am 30.8 vorgesehene Weisungsrecht der HGr.B an den OB Süd tritt erst auf besonderen Befehl in Kraft.“ Am 6. November 1943 trat dann die neue Befehlsgliederung in Italien in Kraft.  (OKW/WFSt./Op.Nr.662642/43.g.Kdos.Chefs.). Generalfeldmarschall Kesselring wurde OB Südwest und zugleich OB der Heeresgruppe C . Teile des bisherigen Stabes der Heeresgruppe B (Rommel) wurden zur Bildung des Stabes OB Südwest und des AOK 14 verwendet, der kleinere Teil dieses Stabes bildete einen Heeresgruppenstab z.b.V. (ca. 20 Offz.) mit dem Rommel die Verteidigungsbereitschaft der Küsten Dänemarks und Frankreichs im Falle einer Landung der Alliierten erkunden soll. Somit war der Stab der Heeresgruppe B mit dem 6. November 1943 aufgelöst.

Mit Befehl des OKW/WFSt/Op. Nr. 662642/43 g.Kdos vom 6. November 1943 wurde die Aufstellung der Heeresgruppe z.b.V. befohlen. Diese Heeresgruppe wurde zum 26. November 1943 aus dem Rest-Stab der Heeresgruppe B gebildet (s.o.) und bestand nur aus einem kleinen Arbeitsstab. Sie war anfänglich Hitler direkt unterstellt und hatte folgenden Auftrag:
a) Studium der Verteidigungsbereitschaft an den von uns besetzten Küsten und Vorlage sich hieraus ergebender Vorschläge.
b) Aufstellen von Operationsstudien zur Führung von Angriffsoperationen gegen einen in Westeuropa gelandeten Feind.
Die Operationsstudien haben sich auf Grund einer eingehenden Erkundung der Aufmarsch, Bewegungs- und Kampfverhältnisse in den einzelnen in Frage kommenden Räumen, insbesondere auf folgende Fragen zu erstrecken:
    aa) Organisation, Gliederung, Befehlsführung und Heranführung der Kräfte aller Wehrmachtteile für den Gegenangriff und zwar
        1) der großen Reserven,
        2) der Kampfgruppen aus nicht bedrohten Küstenabschnitten
        3) der Kampfgruppen aus den im rückwärtigen Gebiet liegenden Reserve-Divisionen, Schulen und sonstigen Einrichtungen und Verbänden der Wehrmacht und Waffen-SS,
        4) Der Zuführungen von mob-mäßig vorbereiteten Kräften aller Wehrmachtteile aus dem Heimatkriegsgebiet.
    bb) Planung der Versorgung der zum Einsatz kommenden Gesamtkräfte aller Wehrmachtteile und der Waffen-SS.
    cc) Kampfführung im Einsatzraum unter besonderer Berücksichtigung der Möglichkeiten für den eigenen und feindlichen Panzereinsatz.
Als erste Aufgabe hatte Heeresgruppe z.b.V. die Verteidigungsbereitschaft von Dänemark zu überprüfen und Vorschläge zu ihrer schnellen Verbesserung zu machen. Für einen späteren Zeitpunkt sind entsprechende Studien für Halbinsel Cotentin, Niederlande und Bretagne sowie Überprüfungen der Verteidigungsfähigkeiten von weiteren Abschnitten, deren Festlegung  sich Adolf Hitler vorbehielt, vorgesehen.
Da diese Aufgabenstellung im Bereich des OB West zu Friktionen führte, der keine Befehlsbefugnis über diese Heeresgruppe z.b.V. hatte, - ebenso wenig wie auch der „Sonderstab Rommel“ (= Heeresgruppe z.b.V.) im Bereich des OB West -, wurde schließlich die Heeresgruppe zbV mit Genehmigung des Führers in die Befehlsstruktur und Verteidigungsplanung des OB West eingegliedert, ohne dabei ihren ursprünglichen Inspektions- und Planungsauftrag zu verlieren und am 12.Januar 1944 betraute v. Rundstedt als OB West das Oberkommando der Heeresgruppe z.b.V. mit dem Oberbefehl über die Truppen des Wehrmachtsbefehlshabers Niederlande, der 15.Armee sowie der 7 Armee (=taktische Unterstellung). Zu diesem Zweck wurde die Heeresgruppe am gleichen Tag (12. Januar 1944) wieder in Heeresgruppe B umbenannt.
Nach der alliierten Invasion am 6. Juni 1944 befehligte die Heeresgruppe zunächst den gesamten Nordflügel der Westfront. Bei der Ardennenoffensive befehligte die Heeresgruppe den mittleren Teil der Westfront. Die Heeresgruppe kapitulierte am 17. April 1945 im Ruhrkessel.

 

2. Oberbefehlshaber:

Generalfeldmarschall Fedor von Bock Aufstellung - Umbenennung

nach Wiederaufstellung 1942:

Generaloberst Maximilian Freiherr von Weichs 15. Juli 1942 - 10. Juli 1943

Generalfeldmarschall Erwin Rommel 14. Juli 1943 - 17. Juli 1943

Generalfeldmarschall Günther von Kluge 19. Juli 1944 - 16. August 1944

Generalfeldmarschall Walter Model 17. August 1944 - Kapitulation

 

Chef des Generalstabes:

General der Infanterie Hans von Salmuth Aufstellung - 9. Mai 1941

Generalmajor Hans von Greiffenberg 20. Mai 1941 - Umbenennung

nach Wiederaufstellung 1942:

General der Infanterie Georg von Sodenstern Wiederaufstellung - 20. Mai 1943

Generalleutnant Alfred Gause 20. Mai 1943 - 15. April 1944

Generalleutnant Dr. Hans Speidel 15. April 1944 - 5. September 1944

General der Infanterie Hans Krebs 5. September 1944 - 17. Februar 1945

Generalmajor Carl Wagener 20. Februar 1945 - Kapitulation

 

1. Generalstabsoffizier (Ia)

Oberst i.G. Wilhelm Hasse Aufstellung - Mai 1940

Oberstleutnant i.G. Dr. Hans Speidel 5. Juni 1940 - 14. Juni 1940

Oberst i.G. Bruno Reh 14. Juni 1940 - 1. Dezember 1940

Oberstleutnant i.G. Henning von Tresckow 1. Dezember 1940 - Umbenennung

nach Wiederaufstellung 1942:

Oberst i.G. August Winter Aufstellung - Februar 1943

Oberst i.G. Ulrich Bürker Februar 1943 - Juli 1943

Oberstleutnant i.G. Wilhelm Huhs August 1943 - Oktober 1943

Oberst i.G. Hans-Georg Tempelhoff 15. Oktober 1943 - September 1944

Oberstleutnant i.G. Hubert Werner (September 1944)

Oberst i.G. Günther Reichhelm 30. September 1944 - April 1945

 

3. Gliederungen:

a) Heeresgruppentruppen

Heeresgruppen-Nachrichten-Regiment 537 (1. Aufstellung)

Heeresgruppen-Nachrichten-Regiment 605 (2. Aufstellung)

 

b) unterstellte Großverbände:

Datum Verbände
November 1939 4. Armee, 6. Armee, 18. Armee
Mai 1940 6. Armee, 18. Armee
Juni 1940 9. Armee, 6. Armee, 4. Armee, Gruppe Kleist
Juli 1940 7. Armee, 4. Armee
August 1940 7. Armee, 4. Armee, 6. Armee
September 1940 18. Armee, 4. Armee, 6. Armee
Januar 1941 18. Armee, 4. Armee, 17. Armee, Panzergruppe 2, Militärbefehlshaber im Generalgouvernement
Mai 1941 9. Armee, 4. Armee
nach Wiederaufstellung 1942:  
August 1942 2. Armee, 2. ungarische Armee, 8.italienische Armee, XXIX. AK, 6. Armee, 4. Panzerarmee
September 1942 2. Armee, 2. ungarische Armee, 8. italienische Armee, 6. Armee, 4. Panzerarmee
Oktober 1942 2. Armee, 2. ungarische Armee, 8. italienische Armee, 4. Panzerarmee, 3. rumänische Armee, 4. rumänische Armee
November 1942 2. Armee, 2. ungarische Armee, 8. italienische Armee, 3. rumänische Armee, 6. Armee, 4. Panzerarmee, 4. rumänische Armee
Dezember 1942 2. Armee, 2. ungarische Armee, 8. italienische Armee
Januar 1943 2. Armee, 2. ungarische Armee, 8. italienische Armee, Armee-Abteilung Fretter-Pico
Februar 1943 2. Armee, Armee-Abteilung Lanz, 8. italienische Armee, 2. ungarische Armee
März 1943 keine Angaben
September 1943 LI. Geb.AK, II. SS, LXXXVII. AK,
Dezember 1943 z. Vfg. OKW in Dänemark
Januar 1944 z. Vfg. OKW in Dänemark
Mai 1944 7. Armee, 15. Armee, Wehrmachtbefehlshaber Niederlande
Juni 1944 7. Armee, 15. Armee, Wehrmachtbefehlshaber Niederlande, Panzergruppe West
August 1944 1. Armee, 5. Panzerarmee, 7. Armee, 15. Armee, Wehrmachtbefehlshaber Niederlande
September 1944 7. Armee, 1. Fallschirmarmee, 15. Armee
November 1944 4. Armee, 5. Panzerarmee, Armeegruppe Student
Dezember 1944 7. Armee, 5. Panzerarmee
Januar 1945 7. Armee, 5. Panzerarmee, 6. Panzerarmee, 15. Armee
Februar 1945 7. Armee, 5. Panzerarmee, 15. Armee
April 1945 15. Armee, 5. Panzerarmee, Armee-Abteilung von Lüttwitz

 

4. Ersatz:

Für die Ersatzgestellung des ersten Stabes war das Infanterie-Ersatz-Bataillon 67 zuständig. Nach der Wiederaufstellung übernahm dann das Infanterie-Ersatz-Bataillon 19, später Grenadier-Ersatz-Bataillon 19, diese Aufgabe.

 

5. Literatur und Quellen:

Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 14. Die Landstreitkräfte. Namensverbände. Die Luftstreitkräfte. Fliegende Verbände. Flakeinsatz im Reich 1943–1945. Biblio-Verlag, Bissendorf 1980

Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 8: Die Ostfront 1943/44. Der Krieg im Osten und an den Nebenfronten. Mit Beiträgen von Karl-Heinz Frieser, Bernd Wegner u. a. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2007

Wolfgang Scherer: Endkampf im Ruhrkessel März/April 1945: Untergang der Heeresgruppe B - Zeitenzeugenberichte Gebundene Ausgabe, Helios-Verlag 1. August 2011