XXII. Armeekorps (mot.) (22.)
Panzergruppe von Kleist
1. Einsatz und Unterstellung:
Das Generalkommando XXII. Armeekorps (motorisiert) wurde bei der
Mobilmachung für den 2. Weltkrieg am 26. August 1939 im
Wehrkreis X aufgestellt.
Während des Polenfeldzuges stieß das Korps im Rahmen der 14. Armee aus der
Slowakei westlich der Hohen Tatra nach Polen vor. Bei ständigen Kämpfen mit
polnischem Grenztruppen und durch das schwierige Waldgelände aufgehalten, hatte
das Korps am 3. September noch nicht die Gebirgsausgänge erreicht. Am 6.
September stand das Korps vor Tarnow. Hier ging das Korps zur Verfolgung des
weichenden polnischen Gegners über. Es stieß weit über Tarnow bis Rzeszow an der
Wislok vor. Bei Rzeszow versteifte sich der polnische Widerstand durch
herangeführte polnische Reserven wieder. Nachdem die polnischen Einheiten ihren
Rückzug am 12. September fortsetzten, um einer Überflügelung zu entgehen, wurde
das Korps in der Mitte der 14. Armee zum weiteren Vormarsch nach Osten Richtung
Rawa Russka angesetzt. Das Korps errichtete eine Abriegelungsfront und schloß so
die polnischen Verbände westlich von Rawa Russka ein. Nachdem das Korps
schließlich am 20. September im Raum von Zamosc zur Ruhe übergegangen war, wurde
die ihm zugeteilte 4. leichte Division am 21. September plötzlich von starken
polnischen Einheiten überfallen und flutete nach Südwesten zurück. Die Kämpfe
bei Zamosz, in die auch das VII. und das VIII. Armeekorps eingriffen, dauerten
noch bis zum 24. September, dann war der letzte kampffähige Gegner im Süden vor
der 14. Armee zerschlagen und zerstreut. Die Armee konnte nun ihre
Rückmarschbewegungen ungestört zu Ende führen. Am Abend des 26. September hatten
das XVIII. Armeekorps, das XVII. Armeekorps und das XXII. Armeekorps den San
nach Westen überschritten. Hier endete für das Korps der Polenfeldzug. Es wurde
Anfang Oktober an den Niederrhein verlegt.
Ab dem 5. März 1940 wurde das Generalkommando im Westen als
Panzergruppe von Kleist bezeichnet. Mit dem Konzept der Panzergruppe ging
man in der Wehrmacht einen neuen operativen Weg, indem man gepanzerte und
motorisierte Verbände unter einem Generalkommando bündelte. Die Panzergruppe
Kleist bildete den weitaus stärksten motorisierten Großverband, der bis dahin
jemals eingesetzt wurde. In ihm war immerhin die Hälfte aller deutschen Panzer
vereinigt. Trotzdem war dem Verband nicht der Status einer Armee zuerkannt
worden, was seinen Stellenwert im traditionellen Denken der Führung der
Heeresgruppe A kennzeichnete. Der Panzergruppe von Kleist unterstanden drei
weitere Generalkommandos, das XIV, das XIX. und das XXXXI. Armeekorps. Zu
Beginn des Westfeldzuges am 10. Mai 1940 stießen die Verbände der Panzergruppe
von Kleist durch die Ardennen durch Luxemburg und Belgien auf die Maas vor. Bei
Bouillon und Cugon wurde die Semoise überschritten. Am 13. Mai gelang der 1.
Panzer-Division und der 2. Panzer-Division bei Sedan der Übergang über die Maas,
die 10. Panzer-Division folgte. Am gleichen Tag überquerte die 6.
Panzer-Division bei Monthermé die Maas. Durch diese Übergänge konnte die
französische Front durchbrochen werden. Die Panzergruppe stieß anschließend über
St. Quentin bis nach Abbeville am Ärmelkanal vor, das am 20. Mai abends durch
die 2. Panzer-Division erreicht wurde. Damit waren die französische 7. Armee
sowie das britische Expeditionskorps im Raum Calais - Dünkirchen eingeschlossen.
Anschließend drehte die Panzergruppe nach Norden ein und stieß in Richtung auf
Dünkirchen vor, bis sie am 24. Mai 1940 durch den berühmten "Halt-Befehl"
angehalten wurde. Nach dem Ende der ersten Phase des Westfeldzuges wurde die
Panzergruppe von Kleist bei Amiens an der Somme bereit gestellt. Am 8. Juni
überschritt sie die Somme und stieß anschließend östlich an Paris vorbei nach
Süden vor. Bis zum 18. Juni erreichten die Spitzen der Panzergruppe Nevers, Le
Creusot, Beaune und Dijon. Bis zum Ende des Frankreichfeldzuges erreichte das
Korps Bordeaux. Ab dem 12. Juli 1940 wurde der Stab wieder als Generalkommando XXII.
Armeekorps (motorisiert)
bezeichnet. Am 16. November 1940 wurde der Stab in Panzergruppe 1 umbenannt.
1939
Datum | Armee | Heeresgruppe | Ort |
26. August | 8. Armee | Süd | Reichsgebiet |
29. August | 14. Armee | Süd | Südpolen, Lemberg (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) |
3. Oktober | Armee-Abteilung A | C | Niederrhein |
10. Oktober | 4. Armee | B | Niederrhein |
20. Oktober | 2. Armee | B | Niederrhein |
4. November | 6. Armee | B | Niederrhein |
1940
Datum | Armee | Heeresgruppe | Ort |
1. Januar | 6. Armee | B | Niederrhein |
6. März | 12. Armee | A | Niederrhein, Ardennen, Arras, Dünkirchen (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) |
31. Mai | 6. Armee | B | Südwestfrankreich (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) |
Juli | 2. Armee | C | Heimat |
November | 11. Armee | C | Heimat |
2. Kommandierende Generale:
Generaloberst Ewald von Kleist 26. August 1939 - Umbenennung
Chef des Generalstabes:
Oberst i.G. Kurt Zeitzler 26. August 1939 - Umbenennung
1. Generalstabsoffizier (Ia):
Oberstleutnant i.G. Otto Schwarz (1939) - 1. Dezember 1939
Oberstleutnant i.G. Ernst-Anton von Krosigk 1. Dezember 1939 - September 1940
Major i.G. Ernst Stübichen September 1940 - November 1940
3. Gliederung:
2. November 1939
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
30. Infanterie-Division | MG-Bataillon 6 MG-Bataillon 9 Aufklärungs-Abteilung 1 Pionier-Bataillon 47 |
Arko 20
Korps-Nachrichten-Abteilung 422
|
1. Dezember 1939
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
30. Infanterie-Division | Artillerie-Regiments-Stab 617 schwere Artillerie-Abteilung 422 schwere Artillerie-Abteilung 445 II. / Artillerie-Regiment 67 Beobachtungs-Abteilung 19 Aufklärungs-Abteilung 1 Panzerabwehr-Abteilung 563 Fla-Kompanie 3./52 Pionier-Bataillon 47 I. / Flak-Regiment 3 |
Arko 20
Korps-Nachrichten-Abteilung 422
|
15. Mai 1940
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
XIV. Armeekorps
XIX. Armeekorps XXXXI. Armeekorps |
Artillerie-Regiments-Stab 49 II. / Artillerie-Regiment 69 Heeres-Panzerjäger-Abteilung 521 (4,7-cm SFL) Pionier-Regiments-Stab 511 Pionier-Bataillon 41 Nebelwerfer-Regiments-Stab |
Arko 20 |
8. Juni 1940
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
XIV. Armeekorps | unbekannt | Arko 20 |
4. Ersatz:
Für die Ersatzgestellung des Stabes war das Infanterie-Ersatz-Bataillon 47 zuständig.
5. Literatur und Quellen:
Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 4. Die Landstreitkräfte 15–30. 2. Auflage. Biblio-Verlag, Osnabrück 1976
Percy E. Schramm: Kriegstagebuch des OKW -1940 bis 1945 - Eine Dokumentation - Weltbild-Verlag, Studienausgabe broschiert in 8 Bänden
Alex Buchner: Der Polenfeldzug 1939, Druffel-Verlag
Karl-Heinz Frieser: Die Blitzkrieg-Legende: Der Westfeldzug 1940 (Operationen des Zweiten Weltkrieges, Band 2). De Gruyter Oldenbourg