XXVII. Armeekorps (27.)
1. Einsatz und Unterstellung:
Das Generalkommando XXVII. Armeekorps wurde bei der Mobilmachung für
den 2. Weltkrieg am 26. August 1939 im
Wehrkreis VII (München) aufgestellt.
Im September 1939 wurde das Korps an die deutsch-niederländische Grenze am
Niederrhein verlegt. Anfang Januar 1940 wurde das Korps in den Raum Jülich
verlegt. Ab dem 10. Mai 1940 nahm das Korps als Teil der 6. Armee am Westfeldzug
teil. Während der ersten Feldzugphase marschierte das Korps in die südliche
Niederlande ein und marschierte durch Belgien auf die französische Grenze im
Raum Roubaix vor. Ende Mai 1940 nahm das Korps an der östlichen Grenze Flanderns
zwischen Tournai und Valenciennes gegenüber der 1. französischen Armee an der
Schlacht um Dünkirchen teil. Während der zweiten Feldzugphase, der "Schlacht um
Frankreich" ab dem 6. Juni 1940 griff das Korps als Teil der 7. Armee vom
Ostufer des Rheins in Richtung auf Colmar an. Der Vorstoß in den Raum Epinal
endete mit dem Waffenstillstand am 25. Juni 1940. Das XXVII. Armeekorps verblieb
zunächst in Ostfrankreich und diente bis in das folgende Jahr als
Besatzungstruppe. Bei Beginn des Rußlandfeldzuges am 22. Juni 1941 stand das
XXVII. Armeekorps noch immer in Ostfrankreich. Anfang Oktober 1941 wurde das
Korps in den Raum Smolensk verlegt, um als Teil der 9. Armee am Unternehmen
Taifun, der Doppelschlacht bei Wjasma und Brjansk, teilzunehmen. An der
Nordflanke der Heeresgruppe Mitte eingesetzt, rückte das Korps über Rschew in
Richtung auf Kalinin vor. Anfang Dezember wurde das Korps gezwungen, sich
gegenüber russischen Gegenangriffen auf das Wolga-Knie bei Stariza zurückziehen.
Ab Januar 1942 stand das Korps in schweren Abwehrkämpfen im Raum Rschew. Ende
März 1943 wurde das Korps infolge der Büffelbewegung aus dme Raum Rshew in den
Raum nordöstlich von Smolensk zurück verlegt. Die neue Stellung verlief am
nördlichen Dnjeprufer zwischen Jarzewo und Duchowschtschina. Bei Beginn der
russischen Sommeroffensive im August 1943 konnten starke russische Angriffe auf
Duchowschtschina zunächst abgewehrt werden. Während der zweiten russischen
Offensivphase musste Smolensk am 25. September 1943 geräumt werden. Das Korps
musste sich auf eine Position östlich von Orscha zurückziehen. In den neuen
Stellungen beiderseits des Dnjepr bei Dubrowno bildete die 18.
Panzergrenadier-Division das Rückgrat der Verteidigung. Links schloss das VI.
Panzerkorps der 3. Panzerarmee und rechts das XXXIX. Panzerkorps am die
Korpsgrenzen an. Die Stellungen blieben bis in den Sommer 1944 nahezu
unverändert. Nach dem Beginn der russischen Sommeroffensive am 22. Juni 1944
gegen die Heeresgruppe Mitte
wurde das XXVII. Armeekorps im Raum östlich von Orscha im Bereich der Rollbahn
Minsk - Moskau eingesetzt. Ihm waren die 25. Panzergrenadier-Division, die 110.
Infanterie-Division, die 260. Infanterie-Division und die 337.
Infanterie-Division. Bis Ende Juni wurde das Korps über den Dnjepr und Drut
zurück gedrängt. Nach dem Durchbruch russischer Verbände über die Beresina wurde
das Korps in den Wäldern östlich von Minsk eingekesselt und in schweren Kämpfen
bis zum 5. Juli 1944 vollständig vernichtet. Der kommandierende General, General
der Infanterie Völckers, geriet in Gefangenschaft.
Am 28. Juli 1944 wurde das Generalkommando unter Verwendung von Restteilen
des Generalkommandos
XII. Armeekorps und des alten Stabes wieder aufgestellt. Nach seiner
Wiederaufstellung wurde das Generalkommando zur Verteidigung der Grenze
Ostpreußens eingesetzt. Im Raum Kalvarija-Eydkau waren dem Generalkommando die
547. Volksgrenadier-Division und die 561. Volksgrenadier-Division unterstellt.
Im Dezember 1944 wurde das Korps der 2. Armee unterstellt und nahm am unteren
Narew-Abschnitt die Position des XX. Armeekorps ein. Das Korps hielt während der
Schlacht um Ostpreußen gegenüber dem Serok-Brückenkopf die Verbindung der 2.
Armee zum linken Flügel der 9. Armee. Nach dem Durchbruch russischer Truppen auf
Mlawa erfolgte der Rückzug des Korps auf Thorn. Große Teile der deutschen
Verbände wurden nach Süden abgedrängt, am 17. und 18. Januar fielen Modlin,
Plonsk und Plock in russische Hand. Im Raum Thorn wurden durch die Rote Armee
große Teile der 2. Armee und Teile des XXVII. Armeekorps eingekesselt. Das
Generalkommando des XXVII. Armeekorps entkam der Einschließung und wurde zur
Verteidigung der Nogat-Linie nach Westpreußen verlegt. Im Verlauf der Schlacht
um Ostpommern wurde das Koirps im Raum Heiderode-Großwollen eingesetzt.
Heiderode ging am 23. Februar verloren und das Korps wurde über Schöneck nach
Norden zurück gedrängt. Das Generalkommando wurde über Danzig nach Westen
evakuiert und der 3. Panzerarmee als Reserve an die Ostfront zugeführt. Das
Korps wurde Ende April 1945 über Templin auf Fürstenberg zurück gedrängt. Die
letzten Verbände des über Parchim nach Westen zur Elbe zurückgehenden Korps
ergaben sich am 4. Mai 1945 amerikanischen Truppen im Raum nördlich von
Ludwigslust.
1939
Datum | Armee | Heeresgruppe | Ort |
September | Armee-Abteilung A | C | Niederrhein |
Oktober | 4. Armee | B | Niederrhein |
Dezember | 6. Armee | B | Niederrhein |
1940
Datum | Armee | Heeresgruppe | Ort |
Januar | 6. Armee | B | Niederrhein, Belgien (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) |
Juni | 7. Armee | C | Oberrhein (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) |
Juli | 12. Armee | C | Ostfrankreich |
September | 1. Armee | C | Ostfrankreich |
November | 1. Armee | D | Ostfrankreich |
1941
Datum | Armee | Heeresgruppe | Ort |
Januar | 1. Armee | D | Ostfrankreich |
Oktober | 9. Armee | Mitte | Wjasma, Rshew (Lagekarte) (Lagekarte) |
1942
Datum | Armee | Heeresgruppe | Ort |
Januar | 9. Armee | Mitte | Rshew (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) |
August | 4. Armee | Mitte | Spass-Demjansk (Lagekarte) |
September | 9. Armee | Mitte | Welish, Newel (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) |
1943
Datum | Armee | Heeresgruppe | Ort |
1. Januar | 9. Armee | Mitte | Welish, Newel (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) |
25. März | 4. Armee | Mitte | Newel, Orsha (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) |
1944
Datum | Armee | Heeresgruppe | Ort |
Januar | 4. Armee | Mitte | Orscha (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) |
Juli | Verbleib unbekannt | (Lagekarte) | |
August | 4. Armee | Mitte | Ostpreußen (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) |
1945
Datum | Armee | Heeresgruppe | Ort |
Januar | 2. Armee | Mitte | Westpreußen (Lagekarte) |
Februar | 2. Armee | Weichsel | Westpreußen (Lagekarte) (Lagekarte) |
April | OKH-Reserve | Oder (Lagekarte) |
2. Kommandierende Generale:
General der Infanterie Karl Ritter von Prager 26. August 1939 - 6. November 1939
General der Infanterie Alfred Wäger 6. November 1939 - 23. Dezember 1941
Generalleutnant Eccard Freiherr von Gablenz 24. Dezember 1941 - 3. Januar 1942 m.st.F.b.
General der Infanterie Joachim Witthöft 3. Januar 1942 - 1. Juli 1942
Generaloberst Walter Weiß 1. Juli 1942 - 10. Februar 1943
Generalleutnant Karl Burdach 10. Februar 1943 - 8. Juni 1943 m.F.b.
General der Infanterie Paul Völckers 8. Juni 1943 - 21. Oktober 1943
Generalleutnant Vincenz Müller 21. Oktober 1943 - 26. Oktober 1943 m.st.F.b.
General der Infanterie Paul Völckers 26. Oktober 1943 - 8. Juli 1944
nach Wiederaufstellung 1944:
General der Infanterie Hellmuth Prieß 27. Juli 1944 - 21. Oktober 1944
???
General der Artillerie Maximilian Felzmann 26. Oktober 1944 - 14. April 1945
General der Infanterie Walter Hörnlein 15. April 1945 - Ende
Chef des Generalstabes:
Generalmajor Hans Zorn Aufstellung - 10. November 1940
Oberst i.G. Gustav Harteneck 10. November 1940 - 1. Oktober 1941
Oberst i.G. Gerhard Feyerabend 1. Oktober 1941 - September 1943
Oberst i.G. Joachim Staats September 1943 - (10. Juni 1944)
nach Wiederaufstellung 1944:
Oberst i.G. Ernst Friedrich Biehler Aufstellung - 4. August 1944
Oberstleutnant i.G. Detlev von Plato September 1944 - Oktober 1944
Oberst i.G. Wilhelm Willemer Oktober 1944 - April 1945
1. Generalstabsoffizier (Ia):
Oberstleutnant i.G. Hans Speth Aufstellung - 30. September 1940
Oberstleutnant i.G. Heinrich Knesch 1. Oktober 1940 - Mai 1941
Major i.G. Dieter Lühl (21. Juni 1941) - Dezember 1941
Major i.G. Meyer-Hübner 27. Dezember 1941 - 14. Mai 1942
Major i.G. Dieter Lühl Mai 1942 - Dezember 1942
Major i.G. Günther Reichhelm Januar 1943 - August 1943
Major i.G. Burkhard Freiherr Loeffelholz von Colberg August 1943 - September 1943
Major i.G. Karl Wagner September 1943 - Mai 1944
Major i.G. Gerhard Schlie (10. Juni 1944)
nach Wiederaufstellung 1944:
Major i.G. Gerhard Schlie Aufstellung - Januar 1945
Major i.G. Helmut Müller Januar 1945 -
3. Gliederung:
1. September 1939
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
16. Infanterie-Division | unbekannt |
2. November 1939
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
225. Infanterie-Division | Pionier-Bataillon 51
Flak-Abteilung I./29 |
Arko 108 |
1. Dezember 1939
15. April 1940
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
253. Infanterie-Division 269. Infanterie-Division |
Artillerie-Regiments-Stab 614 Artillerie-Regiments-Stab 783 II. / Artillerie-Regiment 59 Beobachtungs-Abteilung 11 I. / Flak-Regiment 29 MG-Bataillon 7 |
Arko 27 |
8. Juni 1940
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
213. Infanterie-Division | unbekannt |
2. August 1940
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
52. Infanterie-Division | Artillerie-Abteilung 816 Pionier-Bataillon 15 Brückenkolonne B 658 (1/2) Panzerjäger-Abteilung 561 |
21. März 1941
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
52. Infanterie-Division
260. Infanterie-Division 198. Infanterie-Division 79. Infanterie-Division |
Entgiftungs-Abteilung 102 Beobachtungs-Abteilung 25 schwere Artillerie-Abteilung 637 |
Arko 15 |
1. Mai 1941
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
52. Infanterie-Division
94. Infanterie-Division 98. Infanterie-Division 327. Infanterie-Division 337. Infanterie-Division |
Beobachtungs-Abteilung 23 II. / Artillerie-Regiment 814 Nebelwerfer-Abteilung 5 Panzerzug 21
|
Arko 15 |
5. Juli 1941
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
337. Infanterie-Division | Panzerzug 21 |
20. August 1941
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
337. Infanterie-Division | Panzerzug 21 |
3. September 1941
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
337. Infanterie-Division | unbekannt |
25. September 1941 (im Antransport zur 9. Armee)
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
keine | keine |
11. Oktober 1941
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
Artillerie-Regiments-Stab 69 schwere Artillerie-Abteilung 859 Beobachtungs-Abteilung 25 |
30. Oktober 1941
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
Artillerie-Regiments-Stab 69 IV. / Artillerie-Regiment 109 Beobachtungs-Abteilung 22 Sturmgeschütz-Abteilung 1./184 Heeres-Flak-Abteilung 273 Pionier-Bataillon 754 |
17. November 1941
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
Artillerie-Regiments-Stab 69 IV. / Artillerie-Regiment 109 Beobachtungs-Abteilung 25 Sturmgeschütz-Abteilung 1./184 Fla-Kompanie 1. / 46 Pionier-Bataillon 754 |
5. Dezember 1941
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
Lehr-Brigade 900 (Heeresgruppen-Reserve) |
II. / Artillerie-Regiment 55 (nur 1 Bttr.) Sturmgeschütz-Abteilung 2. / 189 Beobachtungs-Abteilung 25 Pionier-Bataillon 754 |
28. Dezember 1941
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
II. / Artillerie-Regiment 57 Beobachtungs-Abteilung 25 Nebelwerfer-Regiments-Stab 1 Nebelwerfer-Abteilungen 3 Pionier-Bataillon 754 Bau-Bataillon 214 |
11. Januar 1942
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
4. / Artillerie-Regiment 57 Nebelwerfer-Regiments-Stab 1 Pionier-Regiments-Stab z.b.V. Schilling |
18. Februar 1942
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
Nebelwerfer-Regiments-Stab 1 Nebelwerfer-Abteilung 3 Nebelwerfer-Abteilung 5 Pionier-Regiments-Stab z.b.V. Weisse |
13. April 1942
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
Pionier-Regiments-Stab z.b.V. Weiße |
10. Mai 1942
16. Juni 1942
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
2. / schwere Artillerie-Abteilung 620 |
1. Juli 1942
14. Infanterie-Division (AOK-Reserve) |
1. /
schwere Artillerie-Abteilung 816 2. / schwere Artillerie-Abteilung 620 IV. / Artillerie-Regiment 109 Beobachtungs-Abteilung 9 |
22. August 1942
8. November 1942
20. November 1942
22. Dezember 1942
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
95.
Infanterie-Division
2/3 der 129. Infanterie-Division Teile 110. Infanterie-Division |
unbekannt |
12. Januar 1943
4. Februar 1943
7. Juli 1943
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
246. Infanterie-Division | unbekannt |
26. Dezember 1943
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
25. Panzergrenadier-Division | unbekannt |
15. Mai 1944
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
78. Sturm-Division | unbekannt |
16. September 1944
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
131. Infanterie-Division | unbekannt |
1. März 1945
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
unbekannt |
4. Ersatz:
Für die Ersatzgestellung des Stabes war das Infanterie-Ersatz-Bataillon 19, später Grenadier-Ersatz-Bataillon 19, zuständig.
5. Literatur und Quellen:
Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 4. Die Landstreitkräfte 15–30. 2. Auflage. Biblio-Verlag, Osnabrück 1976
Percy E. Schramm: Kriegstagebuch des OKW -1940 bis 1945 - Eine Dokumentation - Weltbild-Verlag, Studienausgabe broschiert in 8 Bänden
Rolf Hinze: Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte 1944, Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1992