Befehlshaber im Wehrkreis VI
VI. Armeekorps (6.)
Gruppe Weidling

1. Einsatz und Unterstellung:

Der Befehlshaber im Wehrkreis VI wurde bei der Erweiterung der Reichswehr am 1. Oktober 1934 in Münster, im Wehrkreis VI, aufgestellt. Der Stab wurde aus dem Stab der 6. Division der Reichswehr gebildet. Das Generalkommando wurde als territorialer Stab für den Wehrkreis VI zuständig. Die Bezeichnung war vorerst eine Tarnbezeichnung. Im Frühjahr 1935 wurde der Stab dann in Generalkommando VI. Armeekorps umbenannt.

Das Generalkommando VI. Armeekorps wurde bereits vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges mobilisiert. Im Zuge der Planung Hitlers zur Eroberung bzw. Zerschlagung der Tschechoslowakei und der sich daraus entwickelnden Sudetenkrise wurden große Teile des Deutschen Heeres im September 1938 mobil gemacht. Zu diesem Zweck erfolgte auf deutscher Seite folgender Aufmarsch:
Heeresgruppenkommando 1, mobil gemacht als 2. Armee mit Hauptquartier in Kosel mit den Generalkommandos II, VIII. und X. Armeekorps, dazu die 6., 8., 12., 22., 28., 30. und 32. Infanterie-Division sowie 3. Panzer-Division. Auftrag der Armee war es, das Festungsgebiet gegenüber Oberschlesien zu durchstoßen und Richtung Olmütz vorzugehen, um sich dort mit der 14. Armee zu vereinigen.
Heeresgruppenkommando 3, mobil gemacht als 8. Armee mit Hauptquartier in Freiburg / Schlesien mit den Generalkommandos III. und XI. Armeekorps, dazu die 3., 18., 19. und 31. Infanterie-Division. Auftrag der Armee war es, aus dem Raum Hirschberg - Waldenburg durch die Landshuter Senke in Richtung Hohenmauth - Zwittau - Nachod vorzugehen und nach dem Durchbruch mit der 2. Armee zusammen zu wirken.
IV. Armeekorps mit Hauptquartier in Herrnhut als selbständiges Armeekorps mit 4. und 14. Infanterie-Division. Auftrag des Korps war es, aus dem Raum Zittau in Richtung Eisenstadt anzugreifen, um so die rechte Flanke der 8. Armee zu sichern.
Grenzabschnittskommando 4 mit Hauptquartier in Schweidnitz mit vier Grenzwachtregimentern. Auftrag des Kommandos war es, den Raum von Görlitz bis zur Glatzer Neiße zu sichern.
Grenzabschnittskommando 5. Aufgabe des Kommandos war es, den Raum zwischen dem Ascher Zipfel und der Elbe zu sichern.
Heeresgruppenkommando 4, mobil gemacht als 10. Armee mit Hauptquartier in Schwandorf mit den Generalkommandos VI., XIII. und XVI. Armeekorps, dazu die 10., 17. und 24. Infanterie-Division sowie 2., 13. und 20. motorisierter Infanterie-Division und 1. Panzer-Division und 1. leichte Division. Aufgabe der Armee war es, aus dem westsächsischen - oberpfälzischen Raum zwischen Gottleuba und Cham über Pilsen auf Prag vorzustoßen.
Heeresgruppenkommando z.b.V., mobil gemacht als 12. Armee mit Hauptquartier in Passau mit den Generalkommandos V., VII. und IX. Armeekorps, dazu die 5., 7., 9., 15., 16., 25., 27. und 45. Infanterie-Division sowie der 1. Gebirgs-Division. Aufgabe der Armee war es, in Richtung Brünn vorzurücken.
Heeresgruppenkommando 5, mobil gemacht als14. Armee mit Hauptquartier in Wien mit den Generalkommandos XVII. und XVIII. Armeekommando und dem Feldkommando z.b.V., dazu die 44. Infanterie-Division sowie die 2. und 3. Gebirgs-Division, die 29. motorisierte Infanterie-Division, die 2. Panzer-Division und die 4. leichte Division. Auftrag der Armee war es, an Pressburg vorbei nach Norden vorzustoßen, um sich schließlich mit der aus Norden angreifenden 2. Armee zu vereinigen.
Nach dem Münchner Abkommen nahmen dann folgende Einheiten der 10. Armee am Einmarsch in das Sudetenland teil:
10. Armee mit Hauptquartier in Schwandorf mit den Generalkommandos VI., XIII. und XVI. Armeekorps, dazu die 10. und 24. Infanterie-Division, die 2., 13. und 20. motorisierter Infanterie-Division und 1. Panzer-Division und 1. leichte Division.
Nach dem Einmarsch in das Sudetenland kehrte das VI. Armeekorps in seine Garnisonen zurück.

Am 26. August 1939 wurde das Generalkommando mobilisiert. Dabei bildete es am alten Standort das Stellvertretende Generalkommando VI. Armeekorps. Anschließend verlegte das Korps an die Westfront in den Raum Trier zur 5. Armee. Im Oktober 1939 folgte die Verlegung in die Eifel zur 6., ab November zur 12. Armee. Bei Beginn des Westfeldzuges im Mai 1940 war das Korps Bestandteil der 12. Armee. Hinter der Panzergruppe von Kleist marschierte es durch die Ardennen bis zur Maas. Während der zweiten Phase des Westfeldzuges, der "Schlacht um Frankreich" war das Korps der 2. Armee an der Aisne unterstellt. Am 9. Juni überschritt das Korps die Aisne und nahm die Höhen südlich des Flusses in Besitz. Am 13. Juni setzte das Korps seinen Vormarsch gegen feindliche Nachhuten über die Gegend östlich von Reims nach Süden fort. In der Nacht auf den 14. Juni überquerte das Korps zwischen Epernay und Chalons die Marne. Am 16. Juni befand es sich im Vorgehen über die Aube bei Arcys in südwestlicher Richtung. Am 17. Juni wurde Autun erreicht. Am 19. Juni erreichte das Korps mit ersten Vorausabteilungen den Brückenkopf über die Loire bei Pouilly, 36 Kilometer nordöstlich von Nevers. Die Masse des Korps erreichte bis zum 18. Juni abends die Gegend südlich und nördlich Auxerre und am 22. Juni die Demarkationslinie. Am 27. Juni übergab das Korps seinen Stellungsabschnitt an der Demarkationslinie an das IX. Armeekorps und verlegte zum Küstenschutz an die Atlantikküste im Raum La Rochelle. Ab dem 2. August befand sich die Führungsabteilung des Korps in Las Sables d'Olonne.
Im März 1941 wurde das VI. Armeekorps zur 18. Armee nach Ostpreußen verlegt. Im Mai 1941 der 9. Armee unterstellt, nahm das Korps ab dem 22. Juni 1941 am Feldzug gegen Russland teil. Aus dem Raum Gumbinnen stieß das Korps nach Osten vor und nahm an der Doppelschlacht von Wjasma und Brjansk teil. Im Oktober 1941 konnte Rshew besetzt werden. Nach dem Beginn der russischen Winteroffensive musste sich die 9. Armee und mit ihr das VI. Armeekorps schrittweise aus dem erreichten Wolgagebiet zwischen Kalinin und Klin nach Südwesten auf Rshew zurückziehen. In der ersten Abwehrschlacht um Rschew brach der Frontabschnitt der 256. Infanterie-Division und der 206. Infanterie-Division am 31. Dezember zusammen. Im Raum Stariza wurde die 26. Infanterie-Division doppelt überflügelt. Am 4. Juni 1942 konnte die Rote Armee schließlich die deutsche Front der 9. Armee zwischen dem VI. Armeekorps und dem XXIII. Armeekorps durchstoßen. Nur mit Mühe konnte ein kompletter Durchbruch vermieden werden. Im Verlauf des Jahres 1942 musste das Korps hier mehrfach Einkesselungsversuche der Roten Armee abwehren. Der letzte und umfangreichste dieser Versuche fand im November und Dezember 1942 statt. Im März 1943 zog es sich sich schließlich im „Unternehmen Büffelbewegung“ aus dem Frontbogen zurück. Ab April 1943 unterstand das VI. Armeekorps der 3. Panzerarmee im Raum Witebsk. Hier folgten Stellungskämpfe bis in das Jahr 1944. Am 22. Juni 1944 begann die russische Sommeroffensive gegen die Heeresgruppe Mitte. Das Korps wurde von der Offensive schwer getroffen und größtenteils zerschlagen. Der Korpskommandeur General Pfeiffer wurde am 28. Juni getötet. Die Reste, im Juli 1944 als Gruppe Weidling bezeichnet, gingen mit den Resten der 4. Armee in Richtung Ostpreußen zurück. Hier kam der Rückzug vorerst zum Stehen. Am 14. März durchbrach die sowjetische 48. Armee die Hauptkampflinie der 131. Infanterie-Division beiderseits der Bohnau und brach bis 20. März nach Heiligenbeil durch. Das Korps wurde schließlich von den Sowjets zur Ostseeküste an das Frische Haff abgedrängt und im März 1945 im Heiligenbeiler Kessel eingeschlossen und bis Ende März zerschlagen. Die Reste der Truppen gingen in sowjetische Gefangenschaft.

1939

1940

1941

1942

1943

1944

1945

2. Kommandierende Generale:

General der Artillerie Günther von Kluge Aufstellung - 24. November 1938

General der Pioniere Otto-Wilhelm Förster 24. November 1938 - 31. Dezember 1941

General der Infanterie Bruno Bieler 1. Januar 1942 - 31. Oktober 1942

General der Infanterie Hans Jordan 1. November 1942 - 20. Mai 1944

General der Infanterie Georg Pfeiffer 20. Mai 1944 - 28. Juni 1944

General der Artillerie Helmuth Weidling 28. Juni 1944 - 11. August 1944

General der Infanterie Horst Großmann 11. August 1944 - Januar 1945

Generalleutnant Ralph Graf von Oriola Januar 1945 - Januar 1945 m.st.F.b.

General der Infanterie Horst Großmann Januar 1945 - Kapitulation

Chef des Generalstabes:

Generalmajor Siegfried Mummenthey Aufstellung - 1. Oktober 1937

Generalmajor Georg von Sodenstern 1. Oktober 1937 - 1. Dezember 1938

Generalmajor Walther Düvert 1. Dezember 1938 - 15. Januar 1941

Oberst i.G. Hans Degen 15. Januar 1941 - Juli 1942

Oberst i.G. Willy Mantey Juli 1942 - Juli 1944

Oberst i.G. Hans-Jürgen Freiherr von Ledebur Juli 1944 - März 1945

Oberstleutnant i.G. Hilmar Frank von Hausen-Aubier März 1945 - Mai 1945

1. Generalstabsoffizier (Ia):

Oberst i.G. Ludwig Crüwell Aufstellung - 1. April 1936

Oberstleutnant i.G. Arthur Schmidt 12. Oktober 1937 - 26. August 1939

Oberstleutnant i.G. Josef Kübler 26. August 1939 - 15. Oktober 1939

Oberstleutnant i.G. Hans Röttiger 15. Oktober 1939 - 4. Februar 1940

Oberstleutnant i.G. Siegfried von Waldenburg 4. Februar 1940 - Oktober 1940

Major i.G. Hans Barchewitz Oktober 1940 - (21. Juni 1941)

Major i.G. Fritz Besell Juni 1941 - August 1942

Major i.G. Albert Schindler August 1942 - Januar 1943

Oberstleutnant i.G. Wilhelm Fauner Januar 1943 - Juni 1943

Major i.G. Rudolf Plücker Juni 1943 - November 1943

Major i.G. Arwed-Fedor von Puttkamer November 1943 - Juni 1944

Major i.G. Walther Telle Juni 1944 - August 1944

Major i.G. Horst Rätsch August 1944 - September 1944

Major i.G. Egon Overbeck Oktober 1944 - April 1945

Major i.G. Hantel (April 1945)

3. Gliederung:

1. März 1939

1. September 1939

24. November 1939

12. März 1940

29. April 1940

10. Mai 1940

16. Juni 1940

22. Juni 1941

20. Juli 1941

12. August 1941

2. September 1941

25. September 1941

2. Oktober 1941

11. Oktober 1941

30. Oktober 1941

17. November 1941

5. Dezember 1941

28. Dezember 1941

11. Januar 1942

18. Februar 1942

13. April 1942

10. Mai 1942

16. Juni 1942

1. Juli 1942

8. August 1942

22. August 1942

19. Oktober 1942

8. November 1942

20. November 1942

22. Dezember 1942

12. Januar 1943

4. Februar 1943

7. Juli 1943

1. August 1943

7. September 1943

15. Oktober 1943

1. November 1943

17. November 1943

6. Dezember 1943

26. Januar 1944

24. Februar 1944

4. März 1944

12. März 1944

3. April 1944

27. April 1944

16. Mai 1944

3. Juni 1944

16. September 1944

1. März 1945

4. Ersatz:

Für die Ersatzgestellung des Stabes war das Infanterie-Ersatz-Bataillon 79 zuständig. Ab dem 14. November 1940 übernahm dann das Infanterie-Ersatz-Bataillon 18, später Grenadier-Ersatz-Bataillon 18, diese Aufgabe.