Reichert, Josef

 

* 13. Dezember 1891, Burgfeld im Kreis Laufen

† 13. Mai 1970, Gauting

 

 

Josef Reichert war der Sohn des Präsidialboten Friedrich Reichert und dessen Ehefrau Marie, geborene Rehrl. Er trat nach seinem Abitur am 30. Juli 1910 als Fahnenjunker in die Bayerische Armee ein. Er kam dabei zum Königlich Bayerisches 21. Infanterie-Regiment "Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin" in Fürth. In diesem Regiment wurde er am 6. August 1910 vereidigt. Am 21. Oktober 1910 wurde er zum Fahnenjunker-Gefreiten befördert. Am 21. Dezember 1910 wurde er zum Fahnenjunker-Unteroffizier befördert. In seinem Regiment wurde Josef Reichert am 3. März 1911 zum Fähnrich befördert.Vom 1. Oktober 1911 bis zum 29. August 1912 wurde er zur Kriegsschule München kommandiert. Vom 21. August 1912 bis zum 28. September 1912 besuchte er einen Schießkurs an der Militär-Schießschule Lechfeld. Am 19. September 1912 erhielt er sein Zeugnis der Reife zum Offizier. Am 28. Oktober 1912 wurde er im Königlich Bayerische 21. Infanterie-Regiment Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin zum Leutnant befördert. Sein Patent wurde ebenfalls auf diesen Tag datiert. Er wurde in seinem Regiment als Zugführer verwendet. Am 1. April 1913 wurde er zum Königlich Bayerisches 23. Infanterie-Regiment „König Ferdinand der Bulgaren“ versetzt. In diesem wurde er weiter als Kompanieoffizier eingesetzt. Auch kurz vor der Mobilmachung für den 1. Wektkrieg gehörte er im Sommer 1914 noch immer als solcher zum 23. Infanterie-Regiment. Bei der Mobilmachung wurde er Anfang August 1914 dem Königlich Bayerisches 5. Reserve-Infanterie-Regiment zugeteilt. Am 8. August 1914 zog er als Zugführer in der 5. Kompanie des Königlich Bayerisches 5. Reserve-Infanterie-Regiment ins Feld. Eingesetzt wurde das Regiment an der Westfront und Josef Reichert nahm anfangs an den Grenzschutzgefechten in Lothringen teil. Am 17. September 1914 wurde ihm das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen. Kurz darauf folgten die Schlachten an der Somme. Ab dem 20. Oktober 1914 fungierte er als Adjutant beim Stab des II. Bataillons des Königlich Bayerisches 5. Reserve-Infanterie-Regiment. Ab dem 30. Oktober 1914 nahm er an der Schlacht bei Ypern teil. Vom 15. November 1914 bis zum 18. November 1914 wurde er sogar als Führer des II. Bataillons verwendet. Ab dem 25. November 1914 folgten über ein halbes Jahr Stellungskämpfe in Flandern. Vom 29. November 1914 bis zum 10. Dezember 1914 wurde er als stellvertretender Führer und Adjutant des II. Bataillons eingesetzt. Vom 15. Dezember 1914 bis zum 18. Dezember 1914 wurde er als stellvertretender Führer des III. Bataillons vom Königlich Bayerisches 5. Reserve-Infanterie-Regiment verwendet. Von Anfang Juni 1915 bis Anfang Juli 1915 nahm er an der Schlacht bei La Bassee und Arras teil. Ab dem 11. Juli 1915 folgten über ein Jahr Stellungskämpfe in Flandern und Artois. Am 15. Juli 1915 wurde er durch Schrapnell leicht verwundet, verblieb aber bei der Truppe. Am 14. Januar 1916 wurde sein Patent als Leutnant auf den 28. Oktober 1910 vordatiert. Am gleichen Tag wurde er auch zum Oberleutnant befördert. Das Patent wurde wieder auf den Tag datiert. Vom 25. August 1916 bis zum 17. September 1916 wurde er bei der Schlacht an der Somme eingesetzt. Zwischen dem 23. September 1916 und dem 26. Mai 1917 folgten Stellungskämpfe in französisch Flandern. Am 14. Oktober 1916 wurde ihm das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen. Vom 7. Mai 1917 bis zum 17. Mai 1917 wurde er erneut als stellvertretender Führer des II. Bataillons vom Königlich Bayerisches 5. Reserve-Infanterie-Regiment verwendet. Anschließend folgte vom 27. Mai 1917 bis zum 7. Oktober 1917 die Schlacht in Flandern. Ab dem 14. Oktober 1918 schlossen sich für fast ein halbes Jahr die Stellungskämpfe bei Remenauville, Regnievilee und Fey-en-Haye an. In dieser Zeit wurde er zwischen dem 23. Dezember 1917 und dem 8. Januar 1918 als stellvertretender Regimentsadjutant seines Regiments eingesetzt. Auch vom 8. Februar 1918 bis zum 20. Februar 1918 wurde er erneut als stellvertretender Regimentsadjutant vom Königlich Bayerisches 5. Reserve-Infanterie-Regiment verwendet. Vom 17. März 1918 bis zum 23. März 1918 wurde er zu einem Ausbildungskurs im Fliegerdienst nach Les Baraques bei Metz kommandiert. Vom 16. April 1918 bis zum 29. April 1918 nahm er an der Schlacht um den Kemmel teil. Vom 4. Juni 1918 bis zum 11. Juni 1918 wurde er erneut als stellvertretender Führer des II. Bataillons von seinem Regiment eingesetzt. Vom 18. Juli 1918 bis zum 20. Juli 1918 wurde er als stellvertretender Führer des III. Bataillons seines Regiments verwendet. Ab dem 15. September 1918 war er Adjutant des I. Bataillons vom Königlich Bayerisches 5. Reserve-Infanterie-Regiment. Vom 17. September 1918 bis zum 2. Oktober 1918 wurde er als stellvertretender Führer des I. Bataillons verwendet. Als solcher nahm er vom 27. September 1918 bis zum 3. Oktober 1918 an der Schlacht in der Champagne und an der Somme teil. Am 3. Oktober 1918 geriet er in französische Gefangenschaft. Am 15. Januar 1920 wurde er wieder aus der Gefangenschaft entlassen. Im 1. Weltkrieg wurde er nicht nur verwundet, was sich in der Verleihung des Verwundetenabzeichens in Schwarz widerspiegelte. Im Ersten Weltkrieg wurden ihm neben beiden Eisernen Kreuzen noch andere Auszeichnungen verliehen. Danach wurde Josef Reichert am 1. März 1920 als Ordonnanz-Offizier beim Abwicklungsamt des I. bayerischen Armeekorps eingesetzt. Bei der Bildung des 200.000 Mann Heeres der Reichswehr wurde er Mitte Mai 1920 als Nachrichten-Offizier dem Reichswehr-Infanterie-Regiment 46 der Reichswehr-Brigade 23 zugeordnet. Er übernahm am 10. Juni 1920 als Führer sogar den Nachrichtenzug des I. Bataillons vom Reichswehr-Infanterie-Regiment 46. Am 15. Juni 1920 wurde er neu vereidigt. Am 1. Oktober 1920 wurde er als Kompanieoffizier zur 9. Kompanie vom Reichswehr-Infanterie-Regiment 45 versetzt. Bei der Bildung des 100.000 Mann Heeres der Reichswehr wurde er am 1. Oktober 1920 als Kompanieoffizier der Minenwerfer-Kompanie in das 21. (Bayerisches) Infanterie-Regiment übernommen. Vom 27. September 1921 bis zum 12. November 1921 besuchte er einen Minenwerferkurs auf dem Truppenübungsplatz Döberitz. Am 28. September 1921 wurde er mit Wirkung vom 1. Juli 1921 zum Hauptmann befördert. Sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 18. Oktober 1918 festgelegt. Am 13. Januar 1922 wurde er als Hauptmann beim Stab zum II. Bataillons vom 21. (Bayer.) Infanterie-Regiment nach Nürnberg kommandiert. Am 21. Februar 1922 stellte er einen Antrag auf Erteilung der Heiratserlaubnis. Der Antrag wurde am 1. März 1922 vom Regimentskommandeur, am 4. März 1922 vom Infanterie-Führer VII und am 8. März 1922 vom Divisionskommandeur befürwortet. Am 11. März 1922 erhielt er die Erlaubnis zur Verheiratung. Am 21. April 1922 wurde durch den Kommandeur der 6. Division der Reichswehr ein vorzeitiges Ausscheiden vom Chef der 13. (MW.) Kompanie vom 17. Infanterie-Regiment, Hauptmann von Suckow, angezeigt. Da man wegen des Gesundheitszustandes des ältesten Offiziers, Oberleutnant Sonnenburg, ebenfalls von einer vorzeitigen Verabschiedung ausging, aber die Kompanie ab dem 8. Juni 1922 als Lehrkompanie nach Jüterbog gehen sollte, bat Generalleutnant Fritz von Loßberg beim Heeres-Personalamt um Hauptmann Josef Reichert als Ersatz. Am 30. April 1922 wurde er deswegen mit Wirkung vom 1. Mai 1922 zum 17. Infanterie-Regiment versetzt. Am 8. Mai 1922 wurde das Personalamt von der 7. Division der Reichswehr informiert, dass der Stabsoffizier der Minenwerfer im 19. (Bayer.) Infanterie-Regiment, Major Woerlen, seinen Abschied am 6. Mai 1922 angekündigt hat und der bisherige Kompaniechef, Hauptmann Friedrich Heyl, als Ersatz vorgesehen ist und daher Hauptmann Reichert bei seinem Regiment verbleiben sollte. Die Versetzung wurde dann offiziell am 12. Mai 1922 wieder aufgehoben. Am 1. Juli 1922 wurde er zum Chef der 13. (Minenwerfer) Kompie vom 21. (Bayer.) Infanterie-Regiment in Fürth ernannt, seine Kommandierung blieb aber unberührt davon. Seine Kommandierung zum Stab des II. Bataillons vom 21. (Bayer.) Infanterie-Regiment nach Nürnberg wurde erst am 3. November 1922 aufgehoben und an diesem Tag übernahm er auch die Führung der Minenwerfer-Kompanie. Am 18. Mai 1922 hatte er die neuneinhalbJahre jüngere Irene Franziska Edith Schwemmer, Tochter des Buchdruckereibesitzers Hans Schwemmer, in Nürnberg geheiratet. Am 14. Februar 1923 kam seine Tochter Ruth Reichert in Nürnberg zur Welt. Vom 4. Mai 1924 bis zum 10. Mai 1924 wurde er zum Gauritt unter dem Infanterieführer VII kommandiert. Am 30. Juni 1925 hat er den militärischen Kraftwagenführerschein 3 b abgelegt. Vom 22. Februar 1926 bis zum 27. Februar 1926 wurde er zur Winterschießübung der II. (Gebirgs-) Abteilung vom 7. (Bayer.) Artillerie-Regiment nach Reit im Winkl kommandiert. Am 1. Oktober 1926 wurde er als Nachfolger von Hauptmann Anton Dostler zum Chef der 7. Kompanie vom 21. (Bayer.) Infanterie-Regiment in Nürnberg ernannt. Vom 16. September 1927 bis zum 1. Oktober 1927 besuchte er den Schließlehrgang für Handfeuerwaffen auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Vom 20. September 1928 bis zum 25. September 1928 nahm er an der 2. Divisions-Übungsreise der 7. Division der Reichswehr teil. Am 1. Januar 1929 wurde er mit der Wahrnehmung der Geschäfte als Hauptmann beim Stabe im Stab des II. Bataillons vom 21. (Bayer.) Infanterie-Regiment ebenfalls in Nürnberg beauftragt. Im Winter 1928/29 hat er an der militärwissenschaftlichen Weiterbildung der Stabsoffiziere und älteren Hauptleute beim Stab der 7. Division der Reichswehr in München teilgenommen. Der 1. Kurs dazu fand zwischen dem 11. Dezember 1928 und dem 15. Dezember 1928. Vom 7. Januar 1929 bis zum 11. Januar 1929 fand der 2. Kurs dieser Weiterbildung in München statt. Am 18. Januar 1929 starb sein Vater in München. Auch vom 18. Februar 1929 bis zum 22. Februar 1929 nahm er am 3. Kurs der militärwissenschaftlichen Weiterbildung beim Stab der 7. Division der Reichswehr in München teil. Vom 12. März 1929 bis zum 17. März 1929 folgte der 4. Kurs dieser Weiterbildung. Am 1. April 1929 wurde er als Hauptmann beim Stabe zum Stab des II. Bataillons vom 21. (Bayer.) Infanterie-Regiment in Nürnberg versetzt. Gleichzeitig wurde er auch zum Fürsorgeoffizier des Bataillons ernannt. Vom 17. Oktober 1929 bis zum 21. Januar 1930 nahm er am Lehrgang zur Überwachung der Fleischversorgung teil. Vom 12. Mai 1930 bis zum 12. Juni 1930 wurde er zur 13. (Minenwerfer) Kompanie vom 21. (Bayer.) Infanterie-Regiment nach Fürth kommandiert. Vom 15. Juni 1930 bis zum 21. Juni 1930 nahm er an der Lehrerreise 1930 teil. Am 24. Juli 1930 wurde sein Sohn Walter Hans Friedrich Reichert in Nürnberg geboren. Am 12. September 1930 wurde er mit Wirkung vom 1. Oktober 1930 für die nächsten Jahre als Lehrer für Minenwerfer und Inspektionschef an die Infanterie-Schule Dresden kommandiert, wo er dem Versuchs-Kommando Döberitz zugeteilt wurde. Vom 1. Oktober 1930 bis zum 31. März 1933 war er etatmäßig dem Regimentsstab vom 21. (Bayer.) Infanterie-Regiment in Nürnberg zugeteilt. Vom 10. November 1931 bis zum 15. November 1931 hat er am Lehrgang für Motorisierung teilgenommen. Vom 24. November 1931 bis zum 27. November 1931 hat er am Lehrgang für Waffenlehre teilgenommen. In dieser Zeit wurde er am 1. April 1932 zum Major befördert. Am 1. März 1933 wurde er zum 9. (Preuß.) Reiter-Regiment nach Fürstenwalde versetzt. Seine Kommandierung zur Infanterieschule Dresden blieb davon unberührt und er durfte seine bisherige Uniform weiter tragen. Am 1. Mai 1933 wurde er dann als Lehrer an die Infanterieschule Dresden versetzt. Am 15. Dezember 1933 hat er den Grundschein der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) erworben. Ab dem 1. Januar 1934 war er dann Taktiklehrer an der Kriegsschule Dresden. Am 2. August 1934 wurde er dort neu auf den Führer und Reichskanzler vereidigt. Am 24. September 1934 wurde sein Sohn Günther Karl Heinz Reichert in Dresden-Albertstadt geboren. Am 1. Oktober 1934 wurde er bei der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht zum Kommandeur des III. Bataillons vom Infanterie-Regiment Amberg ernannt. Als solcher wurde er am 1. Februar 1935 zum Oberstleutnant befördert. Bei der Enttarnung der Einheiten wurde er am  15. Oktober 1935 zum Kommandeur des III. Bataillons vom Infanterie-Regiment 40 in Erlangen ernannt. Vom 25. November 1935 bis zum 7. Dezember 1935 wurde er zum Lehrgang für Leibesübungen nach Wünsdorf kommandiert. Am 8. März 1936 wurde sein Sohn Kurt Ernst Dieter Reichert in Erlangen geboren. Ab dem 6. Oktober 1936 fungierte er durch die Umbenennung seines Bataillons als Kommandeur des III. Bataillons vom Infanterie-Regiment 106 in Erlangen. Am 31. Juli 1937 folgte mit Wirkung vom 1. August 1937 seine Beförderung zum Oberst. Als solcher wurde er am 12. Oktober 1937 in den Stab vom Infanterie-Regiment 95 nach Coburg versetzt. Dort erhielt er jetzt seine Einweisung als Regimentskommandeur. Vom 14. März 1938 bis zum 29. März 1938 wurde er beim Einmarsch nach Österreich im Zusammenhang mit dem "Anschluss"eingesetzt. Am 24. November 1938 wurde Josef Reichert als Nachfolger von Generalmajor Joachim Witthöft zum Kommandeur vom Infanterie-Regiment 6 in Lübeck ernannt. Am 3. November 1938 erhielt er folgende Beurteilung von Generalmajor Siegmund Freiherr von Schacky auf Schönfeld, Kdr. vom Infanterie-Regiment 95: "Große, sehr gute Erscheinung, sehr leistungsfähig. Guter, regelmäßiger Reiter, dienstfähig. Geordnete wirtschaftliche Verhältnisse, lebt vom Gehalt. Aufrechte, durch ihr freies und heiteres Wesen einnehmende Persönlichkeit mit vorbildlichen Charakter. Ehrgeizig gut veranlagt, faßt rasch auf. Guter Kamerad. Verfügt über sehr gute militärische Kenntnisse und reiche Erfahrung in allen Zweigen des praktischen Dienstes besonders hinsichtlich der schweren Waffen. Sehr gewandt in Anlage und Leitungen praktischer und theoretischer Übungen, im Heerwesen gut bewandert als Tückensicher und entschlußfreudig. Besonders hervorgetreten ist sein Lehrtalent. Durch sein warmes menschliches Empfinden und seine geradlinige Art fesselt er seine Untergebenen so an sich, daß sie zu jedem Einsatz für ihn bereit sind. Erfahren im Verkehr mit Zivilbehörden, guter Verhandler. Guter Gesellschafter aber zur Geselligkeit im größeren Stil wenig geneigt. Führt ein zurückgezogenes, einfaches, häusliches Leben. Füllt seine Stelle sehr gut aus. Zum Regimentskommandeur geeignet." Am 10. November 1938 ergänzte Generalleutnant Erich Friderici, Kdr. der 17. Infanterie-Division: "Mit guter Beurteilung einverstanden. Verspricht ein brauchbarer Regimentskommandeur zu werden." Vom 30. Januar 1939 bis zum 4. Februar 1939 besuchte er den Stabsoffiziers-Lehrgang der 30. Infanterie-Division. Vom 24. April 1939 bis zum 29. April 1939 besuchte er einen Lehrgang über nationalsozialistische Weltanschauung und nationalsozialistische Zielsetzung in München. Vom 5. Mai 1939 bis zum 13. Mai 1939 besuchte er den Gasschutzlehrgang in Celle. Seine letzte Adresse vor Beginn des 2. Weltkrieges war Bugenhagenstraße 6 in Lübeck, Telefon 26366. Mit diesem Regiment nahm er im Spätsommer 1939 im Verband der 30. Infanterie-Division am Polenfeldzug teil. Im Frühjahr 1940 führte er sein Regiment dann auch im Westfeldzug ins Gefecht. Am 10. Februar 1941 macht Generalleutnant Kurt von Tippelkirch folgenden Eintrag in seiner Akte: "General der Infanterie Kurt von Briesen urteilt am 25. Oktober 1940 Frische, energische Persönlichkeit, offen, warmherzig, fröhlich, gewinnend und liebenswürdig. Klug und geschult. Guten Überblick, sehr gutes taktisches Urteil; ausgezeichneter Ausbilder, klar, entschlußfreudig, einfach im Denken und Befehlen. Im polnischen Feldzug gut bewährt. Leitet sein Regiment mit fester Hand. Füllt seine Stellung sehr gut aus." Gleicher Eindruck. Bewertung: Füllt seine Stellung sehr gut aus. Empfehlung: Zur nächsthöheren Verwendung geeignet." Am 24. Februar 1941 ergänzte General der Infanterie Richard Rouff: "Mit der sehr günstigen Beurteilung durchaus einverstanden." Ab dem 22. Juni 1941 kämpfte er mit seinem Regiment im Nordabschnitt der Ostfront in Rußland. Am 14. August 1941 wurde er mit Wirkung vom 1. September 1941 zum Generalmajor befördert. Am 22. August 1941 erhielt er folgende Beurteilung von seinem Divisionskommandeur, Generalleutnant Kurt von Tippelkirch: "gerade, offen, temperamentvoll, klug und geschult, guter taktischer Blick. In Polen sehr bewährt. Ein nach langen, besonders schweren Kämpfen des Regiments in ungünstiger Lage gefaßter Entschluß, der den größeren Rahmen nicht ausreichend berücksichtigte, vermag die Gesamtbeurteilung nicht entscheidend zu beeinflussen. Zum Divisionskommandeur uneingeschränkt geeignet." Am 2. September 1941 ergänzte General der Artillerie Christian Hansen, KG vom X. Armeekorps: "Ich kann Reichert nicht die uneingeschränkte Eignung zum Divisionskommandeur zuerkennen. Er hat in kritischen Lagen nicht immer die erforderliche Härte sich und anderen gegenüber gezeigt. Er ist ein uranständiger Charakter, aber meines Erachtens nicht genügend Persönlichkeit, um bei starker Belastung klar zu urteilen und sich entsprechend durchzusetzen." Am 30. September 1941 wurde er mit Wirkung vom 17. September 1941 in die Führerreserve OKH versetzt und dabei dem Wehrkreis X zugeteilt. Am 20. September 1941 wurde er als Nachfolger von Generalleutnant Hermann von Gimborn zum Kommandeur der Division Nr. 177, einer Division des Ersatzheeres, ernannt. Am 28. September 1941 erhielt er noch folgende Beurteilung von seinem vorherigen Divisionskommandeur, Generalleutnant Kurt von Tippelkirch: "Gerade, offener Charakter, gewinnend temperamentvoller, warmherziger Beständigkeit, klug und geschult, führt sein Regiment mit taktischen Blick, schon im Polenfeldzug sehr bewährt. Die schwere seelische Belastung der starken Verluste seines Regiments beeinträchtigen in letzter Zeit seine Schwungkraft. Bewertung: Füllt seine Stelle gut aus. Empfehlung: Divisionskomamndeur." Dazu ergänzte am 12. Oktober 1941 General der Artillerie Christian Hansen, KG vom X. Armeekorps: "Mit der amerkennenden Beurteilung der Persönlichkeit des Generalmajors Reichert bin ich durchaus einverstanden. Ich halte ihn jedoch innerlich nicht für genügend hart, um bei starker Belastung klar zu urteilen und sich dementsprechend durchzusetzen. Ich vermag ihm daher nicht die uneingeschränkte Eignung zum Divisionskommandeur zuzuerkennen." Dazu kam er am 14. Oktober 1941 noch der Eintrag von Generaloberst Ernst Busch, OB der 16. Armee: "Ich schließe mich der Beurteilung des Kommandierenden Generals an." Am 1. April 1942 erhielt er folgende Beurteilung von General der Infanterie Alfred Streccius, KG vom Stellv. GK XVII. Armeekorps: "Einwandfreier Charakter. Lautere Persönlichkeit. Hat sich schnell mit den Erfordernissen seiner Stellung im Ersatzheer abgefunden und den in der Beurteilung vom 12. Oktober 1941 ausgesprochenen Mangel an "genügender Härte", was ich ihm eröffnete, im Ersatzheer bekämpft. Bewertung: Füllt gut aus. Empfehlung: Kommandeur einer Felddivision bei Bedarf." Am 23. September 1942 wurden ihm beide Spangen zu seinen Eisernen Kreuzen verliehen. Am 17. Dezember 1942 wurde sein Antrag auf Wiederverwendung in der Front durch den Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres, Generaloberst Friedrich Fromm, an das Heeres-Personalamt übersendet. Am 13. Februar 1943 wurde er mit Wirkung vom 1. Januar 1943 als Nachfolger von Generalleutnant Friedrich Stahl zum Kommandeur der 714. Infanterie-Division in Serbien ernannt. Am 20. Februar 1943 wurde er auf Befehl des OKH abgelöst und durch Gebirgskriegserfahrenen Kommandeur ersetzt, da Division zur Jäger-Division ausgebaut wird. Er wurde erneut in die Führerreserve OKH versetzt. Dabei wurde er wieder dem Wehrkreis X zugeteilt. Am 1. März 1943 erhielt er von General der Infanterie Rudolf Lüters, Befehlshaber der Deutschen Truppen in Kroatien, folgende Beurteilung: "Gerader, offener Charakter, warmherzige Persönlichkeit. Hat sich anerkennenswerten Eifer, unterstützt durch gute Auffassungsgabe, in kurzer Zeit mit seinem weiten Arbeitsgebiet vertraut gemacht und die Division mit Umsicht geführt. Da keine stärkeren Verbände zum Einsatz kamen, vermag ich nicht ihn als Truppenführer zu beurteilen. Aufgeschlossener Nationalsozialist. Besitzt vollstes Vertrauen seiner Untergebenen. Abschließendes Urteil in der kurzen Zeit der Unterstellng nicht möglich. Bewertung: Guter Durchschnitt. " Am 15. März 1943 wurde er als Nachfolger von Generalmajor Friedrich-Wilhelm Deutsch mit der Führung der 711. Infanterie-Division an der Kanalküste beauftragt. Am 25. März 1943 erhielt er noch folgende ergänzende Beurteilung zur früheren Unterstellung von Generaloberst Alexander Löhr, Wehrmachtsbefehlshaber Südost: "Mir nur wenig bekannt geworden." Am 29. März 1943 ist die Übergabe der 711. Infanterie-Division um 18 Uhr erfolgt. Am 15. April 1943 wurde er mit Wirkung vom 1. April 1943 auch zum Kommandeur der 711. Infanterie-Division ernannt. Am 3. Juni 1943 wurde er für den Zeitraum vom 15. Juni 1943 bis zum 10. Juli 1943 zum 5. Divisionsführerlehrgang kommandiert, Anreisetag sollte der 14. Juni 1943 sein und die Unterbringung im Hotel Kaiserhof erfolgen. Am 10. August 1943 wurde er mit Wirkung vom 1. September 1943 zum Generalleutnant befördert. Am 1. März 1944 erhielt er folgende Beurteilung von General der Panzertruppen Adolf Kuntzen, KG vom LXXXI. Armeekorps: "Gerade unkomplizierte Persönlichkeit, der volles Vertrauen seiner Untergebenen genießt. Es fehlt ihm an Erfahrung bei größeren Kampfhandlungen. Seine solide Durchbildung und sein Streben bieten aber die Gewähr, dass er seiner Aufgabe gewachsen ist. Mangelnde Härte ist bei dem Einsatz an der hiesiger ruhiger Front nicht in Erscheinung getreten. Steht voll auf dem Boden des Nationalsozialismus. Bewertung: Durchschnitt. Empfehlung: Divisionskommandeur." Dazu erhielt er am 10. März 1944 von Generaloberst Hans von Salmuth, OB der 15. Armee folgende Ergänzung: "Hat zu allen Dingen den besten Willen, auch die Aus- und Vorbildung dazu. In der Führung braucht er meines Erachtens eine feste Stütze." Am gleichen Tag ergänzte Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt, OB Heeresgruppe D: "Einverstanden !" Er führte er seine Division während der Landung der Alliierten in der Normandie im Juni 1944 und während des anschließenden Rückzuges nach Holland. Am 28. Dezember 1944 erhielt er folgende Beurteilung von Generalleutnant Felix Schwalbe, Führer vom LXVII. Armeekorps: "Ist mir dienstlich nicht bekannt geworden." General der Flieger Friedrich Christiansen, OB der 25. Armee ergänzte am gleichen Tag: "Das Urteil des früheren Kommandierenden Generals, General Reinhard vom 20. Dezember 1944, habe ich voll bestätigt gefunden: Frische, bewegliche, positiv eingestellte Persönlichkeit. Gerader, anständiger Charakter. Einsatzbereit und tapfer, hat seine Division gut geführt." Am 29. Dezember 1944 wurde ihm das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Im Januar 1945 wurde er mit seiner Division nach Ungarn verlegt. Am 15. Januar 1945 erhielt er von Generaloberst Kurt Student, OB der Heeresgruppe H folgende Beurteilung: "Kein Urteil in Folge Kürze der Unterstellungszeit." Am 23. Januar 1945 erhielt er noch folgende Ergänzung von Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt, OB West: "Mit Beurteilung vom 20. Dezember 1944 einverstanden." In Ungarn wurde seine Division bis April 1945 fast vollständig vernichtet. Generalleutnant Reichert wurde am 14. April 1945 bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt und in die Führerreserve OKH versetzt. Die Führung über seine 711. Infanterie-Division übernahm Oberst Bernhard-Georg von Watzdorf. Bei Kriegsende geriet er am 8. Mai 1945 in amerikanische Gefangenschaft. Aus dieser wurde er am 15. Juli 1947 wieder entlassen. 

 

Ritterkreuz (29. Dezember 1944)

 

Literatur und Quellen:

Krug, Ottomar Deutsche Generale 1918-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/10851 Ple-Sac
Dienstaltersliste der Offiziere der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1917, Mittler und Sohn 1917
Dienstaltersliste der Offiziere der bisherigen Preußischen Armee und des XIII. (bisherigen Württembergischen) Armeekorps 1919, Mittler und Sohn 1919
Stellenbesetzung im Reichsheer 16. Mai 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1921, Biblio-Verlag 1968
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1923, Berlin, Mittler und Sohn 1923
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1924, Berlin, Mittler und Sohn 1924
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin, Mittler und Sohn 1925
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1927, Berlin, Mittler und Sohn 1927
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1928, Berlin, Mittler und Sohn 1928
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1929, Berlin, Mittler und Sohn 1929
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1930, Berlin, Mittler und Sohn 1930
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1931, Berlin, Mittler und Sohn 1931
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1932, Berlin, Mittler und Sohn 1932
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. Mai 1933
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. April 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 1. Oktober 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 15. Oktober 1935
Stellenbesetzung Wehrmacht 6. Oktober 1936
Stellenbesetzung des Heeres mit Stand vom 12. Oktober 1937
Stellenbesetzung des Heeres 1938
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955
Wolfgang Keilig: Die Generale des Heeres und die Sanitätsoffiziere im Generalsrang, Podzun-Verlag 1983
Gerhard von Seemen: Die Ritterkreuzträger 1939-1945, Podzun-Verlag, Friedberg 1976
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