Truppenübungsplatz Döberitz

 

Die Döberitzer Heide wurde seit über 300 Jahren als Truppenübungsplatz genutzt. Der Truppenübungsplatz liegt westlich von Berlin im Havelland. In dem Gebiet exerzierten schon die Regimenter von König Friedrich I. und Friedrich II., wobei letzterer in der Gegend vor dem 7-jährigen Krieg, im September 1753, ein sehr bedeutendes Manöver mit 44.000 Soldaten abhielt. Bis etwa 1890 wurden die gefechtsmäßigen Schießübungen der Berliner und Potsdamer Truppen auf dem Schießplatz in Tegel durchgeführt. Da der Platz wegen mangelnder Fläche und ständiger Überbelastung nicht mehr ausreichend war. Der damalige Chef des Generalstabes vom Gardekorps entschied sich für das Gelände um Döberitz. 1892 wurde der damalige Generalstabsoffizier von Bredow mit der Geländebesichtigung und der Festlegung der Grenzen beauftragt. Die Landvermessungen und die Verhandlungen des Militärfiskus mit den betroffenen Gemeinden begannen 1893 und wurden 1894 mit einer erworbenen Fläche von ca. 4.400 Hektar für den Übungsplatz beendet. Gleich nach Beendigung der Ankaufsverhandlungen wurden drei Viertel des bewaldeten Geländes zum Herrichten abgeholzt. Ein Teil des anfallenden Holzes wurde für die Errichtung des Offizierskasinos, der Wirtschaftsbaracken sowie der Ställe des Gardelagers verwendet. Richtig angelegt wurde der Platz im Jahre 1894 durch die Einsetzung der Kommandantur und der Garnisonsverwaltung. Der Standort der Kommandantur befand sich bis 1910 in Spandau und wurde nur in den Sommermonaten nach Döberitz verlegt. Der Platz diente als Übungsplatz für die Garderegimenter des Kaisers. Er erhielt seinen Namen nach dem ehemaligen Dorf Döberitz, welches in der Mitte des Platzes lag. Im Jahr 1895 wurde das Dorf Döberitz von seinen letzten Bewohnern geräumt. Nach der Räumung bezog das Wach- und Arbeitskommando die Gebäude im Dorf. In Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. wurde am 1. April 1895 der Truppenübungsplatz Döberitz und das Gardelager seiner Nutzung übergeben. 

Bis zum 1. Weltkrieg hielt Kaiser Wilhelm II. jeden Frühjahr und Herbst mit dem gesamten Gardekorps Paraden und Manöver auf dem Übungsplatz ab. Im Nordwesten des Übungsplatzes wurde 1910 die erste Militärfliegerschule für die Ausbildung von Flugzeugführen im Preußen eingesetzt. Nach der Gründung der preußischen Fliegertruppe wurde aus der Fliegerschule das Flieger-Bataillon 1 aufgestellt. Durch den Friedensvertrag musste der Flugplatz in Döberitz 1920 wieder aufgelöst werden, der Truppenübungsplatz blieb bestehen. Im Januar 1920 belegte die Brigade Ehrhardt auf Weisung von Reichswehrminister Noske das Truppenlager. Die Kommandantur bezog mit ihren Geschäftszimmern die Kaserne des Arbeitskommandos. Die Unteroffiziere und Mannschaften der Kommandantur wurden in der Artillerie-Zielbau-Kaserne südlich vom Hauptgebäude untergebracht. Die Garnisonsverwaltung wurde in das Truppenlager verlegt. 1922 wurde in einer Talmulde südlich der evangelischen Garnisonskirche eine Militärbadeanstalt mit einem 50-Meter Becken fertig gestellt. Nach dem 1. Weltkrieg nutzten die in Berlin und Potsdam stationierten Truppen, sowie später auch die in Döberitz stationierten Einheiten wie die Infanterieschule mit dem Infanterie-Lehr-Bataillon den Truppenübungsplatz. Weiterhin wurden in den Sommermonaten Truppenteile aus den verschiedensten Standorten zu Manövern nach Döberitz verlegt. Im Spätherbst 1928 wurde die 2. Kompanie der 3. (Preußische) Kraftfahr-Abteilung in der Kaserne Elsgrund stationiert. Diese Kompanie bildete am 1. Januar 1929 den Kraftfahr- und Versuchsstab unter Hauptmann von Mühlenfels. 1930 wurde das Globus-Denkmal in der Nähe der evangelischen Garnisonskirche eingeweiht. In Döberitz wurden 1934 die I. Gruppe des Jagdgeschwaders "Richthofen" und die Flak-Abteilung 9 aufgestellt und stationiert. Am 1. Oktober 1934 wurde das Regiment Döberitz für die 12. Infanterie-Division unter Oberst Hans Graf von Sponeck auf dem Übungsplatz aufgestellt. Das N.S.K.K verfügte ab 1935 über eine Reichsmotorsportschule in Döberitz-Elsgrund. Diese Schule wurde auf dem Gelände zwischen der Kaserne Elsgrund und der Kaserne des Jagdgeschwaders Richthofen errichtet. Mit der Truppenaufstockung in der Wehrmacht wurde auch der Truppenübungsplatz erweitert. Am 29. Juli 1935 wurde das Infanterie-Regiment Döberitz nach Neustrelitz verlegt und dort zum 1. Oktober 1935 in Infanterie-Regiment 48 umbenannt. Im Norden des Truppenübungsplatzes entstand zwischen 1934 und 1936 das Olympische Dorf zur Unterbringung der Sportler für die XI. Olympiade 1936 in Berlin. Architekt war Werner March. Die Anlage hat zwei zentrale Gebäude, das Speisehaus der Nationen, ein Stahlskelettbau und das Hindenburghaus. Insgesamt sind ca. zehn Verwaltungsbauten sind zu sehen sowie ca. 150 in die Geländemodellierung eingepasste Bauten, deren Namensverteilung auf die Geographie des Deutschen Reiches anspielt. Am 1. April 1935 wurde die Flak-Abteilung 9 in I. Abteilung des Flak-Regiment 22 umbenannt. Am 25. September 1935 feierte man das Richtfest des Olympischen Dorfes. 1936 wurde für die bespannten Einheiten des Infanterie-Lehr-Bataillon eine zweite Kaserne im Elsgrund errichtet, welche sich gegenüber der anderen Kaserne und südlich der Berlin-Hamburger-Chaussee befand. Die neue Kaserne erhielt die Bezeichnung Kaserne Süd, wogegen die alte jetzt Kaserne Nord hieß. Ebenso wurde 1936 ein zweites Schwimmbecken mit Sprungturm in der Militärbadeanstalt errichtet. Während der Olympiade wurden auf dem Truppenübungsplatz die Disziplin Reiten im Modernen Fünfkampf und der Geländeritt in der Military ausgetragen. Wegen der großen Anzahl der Sportler wurden Teile der Flak-Kaserne ebenfalls mit zur Unterbringung herangezogen. Am 31. Juli 1936 wurden von Döberitz die ersten Freiwilligen der Legion Condor nach Spanien verabschiedet.  Ende 1937 wurde der Truppenübungsplatz in südwestlicher Richtung auf eine Gesamtfläche von 5.000 Hektar erweitert. Dafür musste das Dorf Forbitz von seinen Einwohnern geräumt werden. Hauptsächlich für Kavallerie-Schule, einen Standortübungsplatz für ein Panzer-Regiment und einen Standort-Exerzierplatz war die Erweiterung notwendig. 

Bei der Mobilmachung am 26. August 1939 wurde auf dem Truppenübungsplatz die 218. Infanterie-Division aufgestellt. Am 1. Dezember 1939 wurde dann das Infanterie-Regiment 310 aufgestellt. Im August 1944 wurde die 563. Volks-Grenadier-Division aufgestellt. Kurz darauf wurde die 575. Volks-Grenadier-Division aufgestellt, welche aber bereits im September 1944 in 272. Volks-Grenadier-Division umbenannt wurde. Am 31. Januar 1945 wurde dann die 303. Infanterie-Division "Döberitz" aufgestellt. Am 1. Februar 1945 wurde dann noch die 309. Infanterie-Division "Berlin" aufgestellt. Am 20. Februar 1945 wurde die Aufstellung der Panzer-Division Schlesien aus der Panzer-Division Döberitz abgeschlossen. Die Division wurde aber wieder aufgelöst und bildete die Panzer-Division Holstein. Anfang März 1945 verlegte die Infanterieschule auf den Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Im April 1945 wurden in Döberitz noch die Infanterie-Division Potsdam und die Infanterie-Division Theodor Körner aufgestellt. Am 24. April 1945 wurde Döberitz durch die Rote Armee besetzt.

Von 1945 bis 1992 nutzte die Rote Armee den Truppenübungsplatz. Die russische Kommandantur verläßt 1992 als letzte Einheit Döberitz. Nach dem Abzug wird ein 550 Hektar großer Teil als Standortübungsplatz verwendet. Das restliche Gebiet wurde wieder der zivilen Nutzung zugeführt. Dabei wurden Teile modernisiert, bzw. abgerissen. Das Gebiet zieht seit dem Abzug der Sowjetarmee Besucher aus Berlin und Potsdam magisch an. Verlassene Bunker und ein im Jahre 1903 Friedrich II. gewidmetes Denkmal sind zu besichtigen. Es lockt auch die Vielfalt der Landschaft. Hier gibt es Trockenstandorte als auch Moore und naturbelassene Waldgebiete. Der einstige Truppenübungsplatz hat eine wichtige Ausgleichsfunktion für das Klima in der Region. Es ist die Frischluftschneise im Westen Berlins. Das Denkmal am Hasenheidenberg ist eine Anlage aus rotem Granit, ein gequaderter, elf Meter hoher Obelisk mit dreistufigem Unterbau zur Erinnerung an ein Manöver von 1753 unter Friedrich II. Am 29. Mai 1903 wurde es von Kaiser Wilhelm II. eingeweiht.

Bilder zum Truppenübungsplatz Döberitz Seite 1

Bilder zum Truppenübungsplatz Döberitz Seite 2

Kommandanten des Übungsplatzes

Generalmajor von Warendorff 1894 - 1901

Generalmajor von Spalding 1901 - 1906

Generalmajor von Ramberg 1906 - 1907

Generalmajor Nowina von Axt 1907 - 1908

Generalmajor von Heinitz 1908 - 1909

Generalmajor von Bonin 1909 - 1911

Generalmajor Freiherr Raitz von Frentz 1911 - 1914

Generalmajor von Loebell 1914 - 1918

Vizefeldwebel Tischler 1918 - 1919

Oberst Freiherr Heinrich von Hadeln 1919 - 1923

Oberstleutnant Tietz 1923 - 1926

Oberst Max von Schütz 1926 - 1. Februar 1929

Oberst von Puttkamer 1. Oktober 1929 - 31. Januar 1932

Oberst von Marées 1932 - 1934

Generalmajor Walter von Dufay 1. Februar 1934 - 30. Juni 1936

Oberst Heinz Recke 1. Juli 1936 - 25. August 1939

Oberst Paul Stoewer 25. Oktober 1939 - 31. Januar 1940

Oberst Ernst-Georg von Eisenhart-Rothe 1. Mai 1940 - 31. Oktober 1941

Generalleutnant Ernst Groschupf 1. November 1941 - 31. August 1942

Generalmajor Eckhard von Geyso 1. Oktober 1942 - 30. Juni 1943

Oberst Karl-Ludwig von Chappuis 1. Juli 1943 - 6. Mai 1945