LXXIV. Armeekorps (74.)

 

1. Einsatz und Unterstellung:

Die Aufstellung des Generalkommando LXXIV. Armeekorps begann am 27. Juli 1943 im Wehrkreis XI durch die Aufstellung des Stabes des General-Kommandos LXVII. Reserve-Korps. Mit Befehl vom 19. Juli 1943 (OKH Chef H Rüst u. BdE AHA Ia (I) Nr. 3611/43 g.Kdos.) wurde befohlen, aus dem in Aufstellung befindlichen General-Kommando LXVII. Res. Korps zum 26.07. das General-Kommando LXXIV. Armeekorps als bodenständiges Armeekorps beim Ob West aufzustellen. Nach seiner Aufstellung wurde das Generalkommando in der Bretagne, der Stab lag in Guincamp. Nach der alliierten Landung in der Normandie verblieb das LXXIV. Armeekorps vorerst in der Bretagne. Am 25. Juli 1944 beantragte der OB West, Generalfeldmarschall von Kluge, beim OKW die Verlegung des Generalkommandos des LXXIV. Armeekorps aus der Bretagne an die Invasionsfront, wo es den Stab des XXXXVII. Panzerkorps zwischen St. Lô und Caumont ablösen sollte. Der Korpsbereich in der Bretagne wurde durch das XXV. Armeekorps übernommen. Am 30. Juli 1944 durchbrach das britische VIII. Armeekorps bei der kampfunerfahrenen 363. Infanterie-Division (linker Flügel des LXXIV. Armeekorps) die deutsche Frontlinie, wodurch die Verbindung zum links anschließenden II. Fallschirmkorps verloren ging. Nur durch die Zurücknahme der Front konnte diese wieder geschlossen werden. An der Frontlinie des Korps kam es anschließend zu schweren Stellungskämpfen mit britischen Truppen. Im Zuge des amerikanischen Ausbruchs aus der Normandie geriet das LXXIV. Armeekorps in den Kessel von Falaise. Das Generalkommando des LXXIV. Armeekorps konnte aus dem Kessel entkommen und verlegte in den belgischen Raum. Ende September stand das Korps mit der 347. Infanterie-Division und der 116. Panzer-Division im Abschnitt nordöstlich von Namur. Die Aufklärungs-Abteilung der 12. Infanterie-Division, die neu an der Front eingetroffen war, deckte die rechte Flanke des Korps. Mitte September verlegte das Korps in den Raum südlich von Aachen bis in den Raum westlich von Münstereifel und nahm in den folgenden Wochen an der "Schlacht um Aachen" teil. Nach dem Fall von Aachen hielt das Korps einen Stellungsabschnitt südöstlich der Stadt. Anfang März 1945 verlief die Front des Korps vom Raum nördlich von Euskirchen über Schleiden bis in die Schnee-Eifel südlich von Hillesheim. Am 11. April 1945 durchbrachen alliierte Einheiten die HKL des Korps westlich von Olpe und Lüdenscheid. Lüdenscheid ging am 14. April verloren. Das Korps ging im Ruhrkessel unter.

 

1943

Datum Armee Heeresgruppe Ort
Juli 7. Armee D Bretagne

1944

Datum Armee Heeresgruppe Ort
Januar 7. Armee D Bretagne
Mai 7. Armee B Bretagne (Lagekarte)
Juli z. Vfg. B Normandie (Lagekarte)
August 5. Panzerarmee B Normandie (Lagekarte)
September 7. Armee B Nordeifel (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)

1945

Datum Armee Heeresgruppe Ort
Januar 15. Armee B Nordeifel (Lagekarte)
Februar 5. Panzerarmee B Roer (Lagekarte) (Lagekarte)
April 15. Armee B Ruhrkessel

 

2. Kommandierende Generale:

General der Infanterie Erich Straube 27. Juli 1943 - 16. Dezember 1944

General der Infanterie Carl Püchler 16. Dezember 1944 - 16. April 1945

 

Chef des Generalstabes:

Oberst i.G. Walter Meißner Juli 1943 - Januar 1944

Oberst i.G. Ludwig Zoeller 5. Januar 1944 - 15. Dezember 1944

Oberst i.G. Helmut von Wissmann 15. Dezember 1944 - März 1945

Oberstleutnant i.G. Moritz Liebe März 1945 - April 1945

 

1. Generalstabsoffizier (Ia):

Major i.G. Ferdinand Prinz zu Schleswig-Holstein-Glücksburg Februar 1944 - 30. August 1944

Major i.G. Max Schmidtborn 30. August 1944 - 1945

 

3. Gliederung:

a) Korpstruppen

Arko 474

Korps-Nachrichten-Abteilung 474

Festungs-Stamm-Truppen LXXIV

 

b) unterstellte Divisionen

15. Mai 1944

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
77. Infanterie-Division (in Aufstellung)

266. Infanterie-Division

unbekannt

Arko 474

Korps-Nachrichten-Abteilung 474

 

15. Juni 1944

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
353. Infanterie-Division (im Antransport)

266. Infanterie-Division

unbekannt

Arko 474

Korps-Nachrichten-Abteilung 474

 

15. Juli 1944

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
266. Infanterie-Division

5. Fallschirmjäger-Division

unbekannt

Arko 474

Korps-Nachrichten-Abteilung 474

 

16. September 1944

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
Kampfgruppe 347. Infanterie-Division

3. Fallschirmjäger-Division

Division Nr. 526

unbekannt

Arko 474

Korps-Nachrichten-Abteilung 474

 

 

28. September 1944

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
353. Infanterie-Division

Kampfgruppe 347. Infanterie-Division

89. Infanterie-Division

348. Infanterie-Division (Reste)

unbekannt

Arko 474

Korps-Nachrichten-Abteilung 474

 

 

13. Oktober 1944

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
275. Infanterie-Division

Kampfgruppe 347. Infanterie-Division

89. Infanterie-Division

unbekannt

Arko 474

Korps-Nachrichten-Abteilung 474

 

 

5. November 1944

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
275. Infanterie-Division

116. Panzer-Division

89. Infanterie-Division

347. Infanterie-Division

unbekannt

Arko 474

Korps-Nachrichten-Abteilung 474

 

 

26. November 1944

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
275. Infanterie-Division

344. Infanterie-Division

89. Infanterie-Division

272. Volks-Grenadier-Division

277. Volks-Grenadier-Division

unbekannt

Arko 474

Korps-Nachrichten-Abteilung 474

 

 

31. Dezember 1944

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
85. Infanterie-Division

272. Volks-Grenadier-Division

326. Volks-Grenadier-Division

unbekannt

Arko 474

Korps-Nachrichten-Abteilung 474

 

 

21. Januar 1945

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
272. Volks-Grenadier-Division

62. Volks-Grenadier-Division

unbekannt

Arko 474

Korps-Nachrichten-Abteilung 474

 

1. März 1945

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
3. Fallschirmjäger-Division

85. Infanterie-Division

272. Volks-Grenadier-Division

unbekannt

Arko 474

Korps-Nachrichten-Abteilung 474

 

 

12. April 1945

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
272. Volks-Grenadier-Division

3. Panzer-Grenadier-Division (Masse)

unbekannt

Arko 474

Korps-Nachrichten-Abteilung 474

 

4. Ersatz:

Für die Ersatzgestellung des Stabes war das Grenadier-Ersatz-Bataillon 588 zuständig.

 

5. Literatur und Quellen:

Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen SS im Zweiten Weltkrieg 1939-1945, Band 6: Die Landstreitkräfte. Nr. 71-130. 2. Auflage. Osnabrück 1979

Werner Haupt: Rückzug im Westen: Von der Invasion zur Ardennen-Offensive, Motorbuch-Verlag 1977

Dieter Ose: Entscheidung im Westen 1944 - Der Oberbefehlshaber West und die Abwehr der alliierten Invasion, Deutsche Verlagsanstalt 1982