Vassoll, Ulrich Friedrich Heinrich

 

* 14. Februar 1886, Fritzlar

† 23. November 1966, Heidelberg

 

 

Ulrich Vassoll war der Sohn des am 12. August 1891 an Schwindsucht verstorbenen Abteilungskommandeur im 2. Pommersches Feldartillerie-Regiment Nr. 17, Major Otto Ulrich Gottfried Vassoll, und dessen Ehefrau Cornelia, geborene Maywald. Er trat nach seiner Kadettenausbildung am 28. Februar 1905 mit dem Charakter als Fähnrich in die Königlich Preußische Armee ein. Er kam dabei von der Hauptkadettenanstalt in Groß-Lichterfelde zum 2. Westfälisches Feldartillerie-Regiment Nr. 22. Nach dem Besuch der Kriegsschule wurde er am 27. Januar 1906 zum Leutnant befördert. Sein Patent wurde dabei auf den 10. Juni 1904 datiert. Als solcher wurde er dann die ersten Jahre als Batterieoffizier in der 1. Batterie vom 2. Westfälisches Feldartillerie-Regiment Nr. 22 in Münster eingesetzt. 1909/10 wurde er in gleicher Funktion in die 5. Batterie seines Regiments in Münster versetzt. Vom 1. März 1910 bis Ende Juli 1910 wurde er zum 2. Selekta-Kursus zur Militär-Turnanstalt kommandiert. Im Frühjahr 1911 gehörte er bereits wieder zur 1. Batterie seines Regiments. Am 1. Oktober 1912 wurde er für seine Generalstabsausbildung zur Kriegsakademie nach Berlin kommandiert. Am 16. Juni 1913 wurde er dort zum Oberleutnant befördert. Kurz vor Beginn des 1. Weltkrieges gehörte er im Sommer 1914 als Oberleutnant noch immer zum 2. Westfälisches Feldartillerie-Regiment Nr. 22. Am 2. August 1914 hat er die fast viereinhalb Jahre jüngere Hedwig Pauline Engels, Tochter des Oberlandesgerichtsrat und Geheimen Justizrates Ernst Engels, in Münster geheiratet. Direkt nach der Hochzeit kam er als Regimentsadjutant zum Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 14. In dieser Funktion kam er noch Anfang August 1914 an die Front. Am 27. Januar 1915 wurde er zum Hauptmann befördert. Ab dem 7. April 1915 wurde er als Batterieführer verwendet. Am 5. Oktober 1916 wurde im Generalstab des XIII. Armeekorps eingesetzt. Am 6. April 1917 wurde er wieder zum 2. Westfälisches Feldartillerie-Regiment Nr. 22 versetzt. Ab dem 24. April 1917 fand er Verwendung als Abteilungskommandeur im Reserve-Feldartillerie-Regiment 14. Ab dem 1. Oktober 1918 wurde er als stellvertretender Regimentsführer verwendet. Im Krieg wurde er neben dem Ritterkreuz des Königlich Preußischen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern (Juli 1918) und beiden Eisernen Kreuzen noch mit anderen Orden ausgezeichnet. Nach dem Krieg wurde er ab dem 10. Januar 1919 als Führer der 4. Batterie vom 2. Westfälisches Feldartillerie-Regiment Nr. 22 eingesetzt. Noch im Jahr 1919 wurde er als Hauptmann in das vorläufige Reichsheer übernommen. Beim 200.000 Mann-Übergangsheer im Frühjahr 1920 wurde er als Hauptmann bei der schweren Artillerie-Abteilung 4 bei der Reichswehr-Brigade 4 eingesetzt. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr wurde er dann als Batteriechef in das 6. (Preußisches) Artillerie-Regiment übernommen. Am1.Juli 1922 hat er den 27. Januar 1915 als neues Rangdienstalter zugewiesen bekommen. Zwischen 1920 und 1923 wurden ihm 2 Töchter und ein Sohn geboren. Spätestens ab dem Frühjahr 1923 wurde er als Chef der 1. Batterie vom 6. (Preuß.) Artillerie-Regiment in Münster eingesetzt. Am 30. September 1926 gab er sein Kommando an Hauptmann Schröder ab. Dafür wurde er jetzt für zwei Jahre in den Stab der 6. Division der Reichswehr nach Münster versetzt. Dort wurde er am 1. April 1927 zum Major befördert. Am 1. Januar 1929 wurde er dann für die nächsten drei Jahre zum Stab der II. (Bad.) Abteilung vom 5. Artillerie-Regiment nach Ulm an der Donau versetzt. Am 20. August 1930 wurde er vom 6. Oktober 1930 bis zum 31. Oktober 1930 zum Schießlehrgang A (Stabsoffiziere) für schwere Infanterie-Waffen kommandiert. Vom 20. November 1930 bis zum 2. Dezember 1930 wurde er als Teilnehmer zum Stabsoffizierlehrgang der 5. Division kommandiert. Dieser Lehrgang wurde vom Artillerieführer V im Standortoffizierheim durchgeführt. Zwecks Vortrag bzw. Vorführung wurden Oberstleutnant Curt Haase, II./A.R.5, Oberstleutnant Kurt Sieglin, Kdtr. Stuttgart, Major Emil Reischle, I./I.R.13 und Hauptmann Freiherr von Neubeck zur Verfügung gestellt. Außerdem standen von den Offizieren des Stabes der 5. Division zur Verfügung: Oberstleutnant Alois Josef von Molo, Oberstleutnant a.D. Freiherr von Watter, Oberstleutnant a.D. Gustav von Detten, Major Wilhelm Stemmermann, Major Herbert Geitner, Hauptmann Wilhelm Schindke, Hauptmann Karl Barlen, sowie ein Beamter des Wehrkreis-Verwaltungsamtes. Außer ihm wurden Major Wolf Schede, Stab 5. Div., Major Georg Gawantka, Stab 5. Div., Oberstleutnant Fritz Willich, II./I.R.13, Major Albert Most, II./I.R.13, Major Karl Kitzinger, I./I.R.13, Major Ruland, III./I.R.14, Major Friedrich-Carl Cranz, III./I.R.14, Major Eugen Bilharz, II./I.R.14, Major Waldemar Klepke, I./I.R.15, Major Max Dennerlein, Pi.Btl. 5, Oberstleutnant Walther Lucht, I./A.R.5, Major Georg on Kutzleben, I./A.R.5, Major Erich Schwenzer, Kdtr. Ulm, Major Rudolf Veiel, Stab 3. Kav.Div., Major Hermann Meyer-Rabingen, Stab 3. Kav.Div., Major Fritz von Brodowski, R.R.16, Major von Geldern, R.R.16, Major Ralph Winsloe, R.R.18 zu dieser Übung kommandiert. Am 1. Oktober 1931 wurde er dann unter gleichzeitiger Beförderung zum Oberstleutnant zum Regimentsstab vom 5. Artillerie-Regiment ebenfalls in Ulm versetzt. Am 31. Januar 1933 wurde er dann aus dem aktiven Dienst des Heeres verabschiedet. An diesem Tag wurden ihm auch die Charakter als Oberst verliehen.

Bereits ab dem 1. Februar 1933 wurde er als char. Oberst beim Landesschutz im Reichswehrministerium (RWM) in Berlin angestellt. Am 1. Oktober 1933 wurde er als Oberstleutnant a.D.* zu den Landesschutzoffizieren überführt. Anfang 1935 wohnte er in der Lutherstraße 25 in Berlin-Lankwitz. Am 5. März 1935 wurde er als Oberst (E) in das Ergänzungsoffizierskorps übernommen. Am 15. Oktober 1935 wurde er im Zuge der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht als Oberst wieder reaktiviert. Sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. Oktober 1935  festgelegt. Er wurde jetzt zum Inspizient der Artillerie-Geräte-Inspektion in Berlin ernannt. Am 12. Oktober 1937 wurde er zum Inspekteur der zum Artillerie-Geräte-Inspektion 2 in Berlin ernannt. In der Lutherstraße 25 in Berlin-Lankwitz hatte er spätestens ab 1938 die Telefonnummer 738681. Am 31. Mai 1939 wurde er erneut aus dem aktiven Dienst verabschiedet.

Bei der Mobilmachung für den 2. Weltkrieg wurde er am 26. August 1939 als Oberst z.V. mobil gemacht. Er wurde anfangs in der Führerreserve OKH eingesetzt. Am 25. Oktober 1939 wurde er zum Kommandeur vom Artillerie-Ersatz-Regiment 4 in Dresden ernannt. Ende Januar 1940 gab er sein Kommando an Oberst z.V. Hermann-Erich Voigtländer-Tetzmer ab. Am 27. Januar 1940 wurde er dann dafür zum Kommandeur vom neuen Artillerie-Regiment 219 ernannt. Dieses führte er dann zum Ende des Frühjahrs 1940 während des Westfeldzuges im Verband der 183. Infanterie-Division. Ab August 1940 wurde er dann mit seinem Regiment als Besatzungstruppe im Protektorat Böhmen und Mähren eingesetzt. Im Herbst 1940 wurde er dann durch die Umbenennung seines Regimentsstabes zum Kommandeur vom Artillerie-Regiment 327 ernannt. Dieses Regiment führte er dann im Verband der 327. Infanterie-Division im Wehrkreis XVII. Ab Mai 1941 wurde er dann an der Demarkationslinie in Frankreich eingesetzt. Zum 1. August 1941 wurde er als Oberst wieder in den aktiven Dienst der Wehrmacht übernommen. Sein Ragdienstalter wurde dabei auf den 1. Oktober 1935 festgelegt. Am 16. September 1941 gab er sein Kommando über das Artillerie-Regiment 327 ab. Dafür wurde er jetzt in die Führerreserve OKH versetzt. Seinen Dienst regelte die Heeresgruppe Mitte. Dort wurde er für elf Wochen zum Artillerie-Kommandeur 134 (Arko 134) kommandiert. Dort erhielt er dann eine Einweisung in diese Funktion. Am 21. Dezember 1941 wurde er erneut in die Führerreserve OKH versetzt. Anfang April 1942 wurde er zum neuen Artillerie-Kommandeur 153 (Arko 153) ernannt. Mit seinem Stab unterstand er dem Generalkommando LI. Armeekorps im Südabschnitt der Ostfront. Zum 1. Juni 1942 wurde er zum Generalmajor befördert. Mit diesem nahm er dann ab dem Sommer 1942 am Angriff auf Südrussland teil. Ab dem Spätsommer befand sich das Korps dann beim Angriff auf Stalingrad. Dort wurde er mit seinem Stab im Herbst 1942 eingekesselt. Am 1. Januar 1943 wurde er auch noch nebenbei mit der Wahrnehmung der Geschäfte als Artillerie-Kommandeur 144 (Arko 144) beauftragt. Ende Januar 1943 geriet er in Stalingrad in sowjetische Kriegsgefangenschaft. In dieser wurde er in verschiedenen Lagern gefangen gehalten. Dazu gehörten die NKWD-Lager Nr. 27 in Krasnogorsk, Nr. 160 in Suzdal, Nr. 74 in Oranki und Nr. 48 in Černcy, Leževo. Aber auch das Gefängnis-Lager Nr. 1 in Stalingrad. Am 30. Mai 1950 wurde er vom Militärtribunal Nordkaukasus routinemäßig zu 25 Jahren Aarbeitslager verurteilt. Am 28. September 1953 wurde er wieder nach Deutschland repatriiert. Spätestens ab 1957 bis mindestens 1963 wohnte er in der Blumenstraße 13 in Heidelberg. Nur wenige Jahre später ist er auch in Heidelberg gestorben. Am 23. April 1883 wurde seine älteste Schwester Frieda Sophie Alwine Vassoll in Fritzlar geboren. Er hatte einen am 8. Dezember 1884 in Fritzlar geborenen älteren Bruder Wilhelm Karl Louis Hermann Vassoll. Dieser starb bereits am 20. Januar 1904 als Fahnenjunker-Unteroffizier an einer Gehirnhautentzündung in Cleve. Er hatte einen am 8. August 1887 in Fritzlar geborenen jüngeren Bruder Otto Georg Johannes Vassoll. Ein weiterer jüngerer Bruder war der am 7. Juni 1891 in Cleve geborene Walther Wilhelm Vassoll. Auch dieser schlug eine Militärlaufbahn ein. Am 18. Juni 1915 wurde er zum Oberleutnant befördert. Als Hauptmann (E) und Wehrbezirksoffizier wohnte er 1937 in der Laugemannstiege 1 in Burgsteinfurt und hatte die Telefonnummer 407. 1949 lebte sein Bruder Walther Vassoll als Hauptmann a.D. in der Woldemarstraße 27 in Detmold.

 

*Ausgeschiedene ehemalige Offiziere wurden oft als zivile Angestellte der (schwarzen) Reichswehr in "Landesschutzangelegenheiten" beschäftigt (L-Angestellte). Ab dem 1. Oktober 1933 taten diese als sog. L-Offiziere (L = Landsschutz; nicht Landwehr) Dienst in Kommandostellen der Reichswehr, trugen weiterhin Zivil und hatten an ihrem Rang ein "a.D." Das war wie eine eigene Laufbahn mit eigener Besoldung neben dem aktiven Offizierskorps. Am 5. März 1935 erfolgte die Umbenennung in E-Offiziere für Ergänzungsoffizierskorps. Hier trugen die Ränge dann ein (E) als Zusatz. Diese Offiziere wurden nur in bestimmten Bereichen, meist Innendienst eingesetzt und machten während der Aufrüstung aktive Offiziere frei für andere Verwendungen.