Winsloe, Ralph Martin

 

* 17. Oktober 1883, Kassel

† 17. oder 21. Oktober 1964, Darnstadt

 

 

Ralph Winsloe war der Sohn vom Kavallerieoffizier und späteren Oberstleutnant a.D. Arthur Winsloe und dessen Ehefrau Catharina Elisabeth, geborene Scherz. Seine Mutter starb bereits am 20. Oktober 1900 im Alter von 41 Jahren in Darmstadt. Er selbst trat 1907 als Fahnenjunker in die Königlich Preußische Armee ein. Er kam dabei zum Brandenburgisches Husaren-Regiment "von Zieten" Nr. 3 in Rathenow. Bei diesem wurde er am 18. Juni 1908 zum Fähnrich befördert. Nach dem Besuch der Kriegsschule wurde er am 27. Januar 1909 zum Leutnant befördert. Sein Patent wurde dabei auf den 28. Januar 1907 (A3a) datiert. Danach wurde er anfangs als Eskadronoffizier in der 2. Eskadron vom Brandenburgisches Husaren-Regiment "von Zieten" Nr. 3 in Rathenow eingesetzt. Im Herbst 1909 wurde er von dieser zur Offizier-Reitschule nach Paderborn kommandiert. Nach seiner Rückkehr gehörte er mehrere Jahre weiter zur 2. Eskadron seines Regiments. 1913/14 wurde er als Nachfolger von Oberleutnant Graf von Blücher zum Adjutant seines Regiments ernannt. Als solcher wurde er am 22. März 1914 (D4d) zum Oberleutnant befördert. Bei der Mobilmachung wurde er für den 1. Weltkrieg wurde er als Adjutant beim I. Halb-Regiment eingeteilt. Am 18. Juni 1915 (P16p) wurde er zum Rittmeister befördert. Im Ersten Weltkrieg wurden ihm neben beiden Eisernen Kreuzen noch andere Auszeichnungen verliehen. Nach dem Krieg wurde er im Jahr 1919 als Rittmeister in das vorläufige Reichsheer übernommen. Ab dem Februar 1920 war er Chef der 2. Eskadron vom Reiter-Regiment 3 in Rathenow. Sowohl bei der Bildung des 200.000 Mann-Heeres der Reichswehr Mitte Mai 1920 als auch bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr im Herbst 1920 blieb er weiter Chef dieser Eskadron. Diese erhielt auch die Tradition seines alten Regiments zugeteilt. 1922 hat er ein neues Rangdienstalter als Rittmeister vom 18. Juni 1918 (18) erhalten. Auch danach war er noch Chef der 2. Eskadron vom 3. (Preußisches) Reiter-Regiment in Rathenow. Am 1. Oktober 1923 wurde er von Rittmeister Hans von Boineburg-Lengsfeld als Eskadronchef abgelöst und trat zum Regimentsstab vom 3. (Preuß.) Reiter-Regiment über. Am 1. Februar 1924 wurde er von diesem in den Stab vom Gruppenkommando 1 nach Berlin versetzt. 1925/26 wurde er in das Reichswehrministerium (RWM) nach Berlin versetzt. Dort wurde er die nächsten Jahre als Referent in der Inspektion der Kavallerie (In 3) eingesetzt. Am 24. Januar 1928 starb sein Vater im Alter von 78 Jahren in seiner Wohnung in der Seminarstraße 13 in Karlsruhe. Er selbst wohnte damals in der Werftstraße 21 in Berlin NW40. Nur wenige Tage später wurde er am 1. Februar 1928 (19) zum Major befördert. 1928/29 wurde zum Stab vom 18. Reiter-Regiment nach Stuttgart-Cannstatt versetzt. Am 20. August 1930 wurde er vom 6. Oktober 1930 bis zum 31. Oktober 1930 zum Schießlehrgang A (Stabsoffiziere) für schwere Infanterie-Waffen kommandiert. Vom 20. November 1930 bis zum 2. Dezember 1930 wurde er als Teilnehmer zum Stabsoffizierlehrgang der 5. Division kommandiert. Dieser Lehrgang wurde vom Artillerieführer V im Standortoffizierheim durchgeführt. Zwecks Vortrag bzw. Vorführung wurden Oberstleutnant Curt Haase, II./A.R.5, Oberstleutnant Kurt Sieglin, Kdtr. Stuttgart, Major Emil Reischle, I./I.R.13 und Hauptmann Freiherr von Neubeck zur Verfügung gestellt. Außerdem standen von den Offizieren des Stabes der 5. Division zur Verfügung: Oberstleutnant Alois Josef von Molo, Oberstleutnant a.D. Freiherr von Watter, Oberstleutnant a.D. Gustav von Detten, Major Wilhelm Stemmermann, Major Herbert Geitner, Hauptmann Wilhelm Schindke, Hauptmann Karl Barlen, sowie ein Beamter des Wehrkreis-Verwaltungsamtes. Außer ihm wurden Major Wolf Schede, Stab 5. Div., Major Georg Gawantka, Stab 5. Div., Oberstleutnant Fritz Willich, II./I.R.13, Major Albert Most, II./I.R.13, Major Karl Kitzinger, I./I.R.13, Major Ruland, III./I.R.14, Major Friedrich-Carl Cranz, III./I.R.14, Major Eugen Bilharz, II./I.R.14, Major Waldemar Klepke, I./I.R.15, Major Max Dennerlein, Pi.Btl. 5, Oberstleutnant Walther Lucht, I./A.R.5, Major Ulrich Vasoll, II./A.R.5, Major Georg on Kutzleben, I./A.R.5, Major Erich Schwenzer, Kdtr. Ulm, Major Rudolf Veiel, Stab 3. Kav.Div., Major Hermann Meyer-Rabingen, Stab 3. Kav.Div., Major Fritz von Brodowski, R.R.16, Major von Geldern, R.R.16 zu dieser Übung kommandiert. Am 1. September 1923 wurde er wieder zum RWM nach Berlin versetzt. Dort wurde er als Nachfolger von Oberst Manfred von Schwerin zum Chef des Stabes der In 3 ernannt. Diese Stelle behielt er bis 1934. Am 1. September 1934 (4) wurde er zum Oberst befördert. Bei der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht wurde er am 1. Oktober 1934 als Abteilungsleiter der Kavallerieabteilung (In 3). Durch die Umbenennung der übergeordneten Einrichtung gehörte er ab dem Mai 1935 zum Reichskriegsministerium (RKM). Bald darauf wurde er am 1. September 1935 durch Oberstleutnant Walter Krüger abgelöst. Er wurde jetzt auch aus dem aktiven Dienst der Wehrmacht verabschiedet. Nach seinem Ruhestand wohnte er in Alt-Moabit 129 in Berlin. Er heiratete am 15. Februar 1936 als Oberst a.D. die fünfzehneinhalb Jahre jüngere Hausdame Martha Auguste Gregorius in Berlin. Sein Trauzeuge war Oberst a.D. Richard Bernard aus der Lorenzstraße 8 in Berlin-Lichterfelde. Nach der Heirat zog er privat in die Reinerzstraße 39 in Berlin-Grunewald, wo er die Telefonnummer 891837. Nach dem Krieg lebte er anfangs in Schönheide im Erzgebirge. Noch vor dem Bau der Mauer wanderte er in die Bundesrepublik aus. Dort wohnte er in der Hoffmannstraße 28 in Darmstadt, wo er die Telefonnummer 27834 hatte. Nach seinem Tod lebte seine Witwe noch längere Zeit in der gemeinsamen Wohnung in Darmstadt.

Er hatte mehrere Geschwister:
Sein älterer Bruder war der 26. November 1878 in Rathenow an der Havel geborene Arthur Richard Hermann Winsloe. Dieser starb als Gymnasiast bereits am 17. Februar 1894 in in Darmstadt.
Seine jüngere Schwester war die am 23. Dezember 1888 in Darmstadt geborene Kate Christa Winsloe. Diese wurde vom Vater 1903 in das Kaiserin-Augusta-Stift nach Potsdam, ein Internat für Offizierstöchter geschickt. Die Mädchen wurden dort mit militärischem Drill und sehr strengen Regeln erzogen. Diese Zeit wurde für Christa Winsloe ein Albtraum, der sie für ihr Leben prägte und sich auch in ihrem späteren Werk niederschlug. Später konnte sie ein Höhere-Töchter-Internat in der Schweiz besuchen. Im Jahr 1909 zog sie nach München, da sie als eine von wenigen Frauen Bildhauerei an der Königlichen Kunstgewerbeschule erlernen wollte. Sie modellierte am liebsten Tiere. 1913 heiratete sie den ungarischen Zuckerfabrik-Erben, Schriftsteller und Literaturkritiker Baron Lajos Hatvany und zog mit diesem nach Ungarn. Als der Erste Weltkrieg im Sommer 1914 ausbrach, befanden sich die beiden auf ihrer Hochzeitsreise in Paris und fuhren daraufhin zurück nach Ungarn. Winsloe arbeitete dort weiter als Bildhauerin und hatte Kontakte zu literarischen Kreisen. Dort lernte sie auch die US-amerikanische Auslandskorrespondentin Dorothy Thompson kennen, die später ihre Freundin und Partnerin werden sollte. 1922 trennten sich Winsloe und Hatvany und Winsloe kehrte zurück nach Deutschland, wo sie sich in Berlin niederließ und ein Atelier einrichtete. Nach ihrer Scheidung 1924 kaufte Winsloe ein großes Haus im Münchner Viertel Schwabing und lebte dort mit ihren Tieren zusammen, die sie modellierte. Sie begann nun auch zu schreiben und veröffentlichte erste Artikel außerdem gehörte sie zur Münchner Bohème. Als Autorin schrieb sie ein Werk, welches erst als Schauspiel und später als Mädchen in Uniform mit großem Erfolg verfilmt wurde. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten begab sich Winsloe, die seit ihrer Heirat ungarische Staatsbürgerin war, mehr und mehr auf Reisen. Gemeinsam mit Dorothy Thompson, mit der sie eine leidenschaftliche Liebe verband, ging sie erst nach Italien und später in die Vereinigten Staaten. Auch dort war sie schriftstellerisch tätig. Hollywood konnte sie aber nicht erobern und schließlich kehrte Christa Winsloe nach Europa zurück, wo sie sich in Cluny im Tal der Rhone in Südfrankreich niederließ. Hier lebte sie mit ihrer Lebensgefährtin, der Schweizer Übersetzerin Simone Gentet, zusammen. Um der Armut, Einsamkeit und Perspektivlosigkeit in ihrem Exil zu entkommen, hatte Winsloe seit 1942 versucht, ein deutsches Visum zur Durchreise nach Ungarn zu erhalten. Bevor sie die nach langer Wartezeit genehmigte Reise im Sommer 1944 antreten konnte, entführte eine Gruppe Franzosen sie und Gentet in den von der Résistance kontrollierten Wald von Cluny und erschoss beide am 10. Juni 1944 nur wenige Tage nach der Invasion. Über die Hintergünde der Tat besteht Unklarheit. Zum Tod gab es später einen Prozeß, in dem aber alle 4 Angeklagten 1948 freigesprochen wurden. Als Begründung war es ausreichend, dass das Verhalten der Frauen Argwohn geweckt habe. Die beiden wurden also Opfer eines Irrtums. Der Haupterbe ihres Vermögens war ihr Bruder Ralph.

 

Literatur und Quellen:
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1904, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1904
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1905, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1905
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1906, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1906
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1907, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1907
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1908, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1908
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1909, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1909
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1910, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1910
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1911, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1911
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1912, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1912
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1913, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1913
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1914, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1914
Dienstaltersliste der Offiziere der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich  Württembergischen) Armeekorps 1917, Mittler und Sohn 1917
Dienstaltersliste der Offiziere der bisherigen Preußischen Armee und des XIII. (bisherigen Württembergischen) Armeekorps 1919, Mittler und Sohn 1919
Stellenbesetzung im Reichsheer 16. Mai 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1921, Biblio-Verlag 1968
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1923, Berlin, Mittler und Sohn 1923
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1924, Berlin, Mittler und Sohn 1924
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin, Mittler und Sohn 1925
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1927, Berlin, Mittler und Sohn 1927
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1928, Berlin, Mittler und Sohn 1928
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1929, Berlin, Mittler und Sohn 1929
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1930, Berlin, Mittler und Sohn 1930
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1931, Berlin, Mittler und Sohn 1931
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1932, Berlin, Mittler und Sohn 1932
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. Mai 1933
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. April 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 1. Oktober 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 15. Oktober 1935
Militär-Wochenblatt