327. Infanterie-Division

 

 

 

1. Einsatz und Unterstellung:

 

Mit dem 15. November 1940 beginnt die Aufstellung als bodenständige Division im Rahmen der 13. Welle im Wehrkreis XVII aus Abgaben des Feldheeres zu je 2 Bataillonen der 183. und 198. ID (7. Welle) sowie 2 Bataillonen der 297. ID (8. Welle) für die Infanterie-Regimenter. Auch die Bildung des Artillerie-Regiments sowie des Pionier-Btl. erfolgt aus Abgaben von Stab und Abteilungen sowie Batterien der genannten Divisionen. Aufstellung und Ausbildung erfolgen im Raum Wien in den Standorten St. Pölten, Krems, Horn u. a. bis zum 4. April 1941. Ab dem 5. April verlegt die Division dann via Pilsen und Budweis bis zum 15. April nach Frankreich als Besatzungstruppe. Erster Einsatzraum ist die Gegend um Besançon (Divisionsgefechtsstand). Bis zum 3. November 1941 sichert die Division die Demarkationslinie und betreibt weitere Ausbildung in den Orten Belfort, Pontarlier, Morez, Montbeliard, Arbois und Salis-les-Bains.


Vom 4. – 7. November 1941 verlegt die Division dann in den Westen Frankreichs nach Angers. Bis zum Ende des Monats verbringt die Truppe in den Räumen um Saumur, Le Mans, Laval und Nantes die Zeit mit Besatzungsaufgaben und Verteidigungsübungen. In den ersten beiden Dezemberwochen verlegt die Division dann in den Raum von Niort, um dort die 81. ID abzulösen und deren Küsten-Verteidigungsabschnitt (KVA) zu übernehmen. Dieser KVA umfasste die Gegend von Rochefort und weiter nach Norden über La Rochelle, Niort bis nach les Sables d´Olonnes und La-Roche-Sur-Yon. Die Division verbleibt in diesem Gebiet mit Besatzungsaufgaben, Küsten- und Hafensicherung, Abwehr einer Landung von feindlichen Fallschirmspringern bei Lège (23. Juni 42), Ernteeinsätzen sowie ständiger Ausbildung bis zum 15. Oktober 1942. In dieser Zeit erfolgen auch einige Umbildungen innerhalb der Division. Mit Befehl der OrgAbt (I) 4664 geh.Kdos. vom 5. Oktober 1942 wird sie in eine Felddivision (Volldivision) für den Osten umgegliedert mit Aufstellung der 13. und 14. Kp für die Infanterie-Regimenter sowie Erweiterung der Artillerie-Abteilungen auf 3 Batterien u. a.


Vom 15. – 24. Oktober 1942 erfolgt dann die Übernahme des KVA durch die 15. ID und die 327. ID verlegt als Armeereserve (ab 28. Oktober) in den Raum von Bordeaux (Divisionsstabquartier in Libourne). Es folgt die Vorbereitung auf das „Unternehmen Anton“ (= Einmarsch in das bislang unbesetzte Frankreich), welches für die Division am 11. November 1942 mit der Überschreitung der Grenze um 17:00 Uhr durch ein Regiment im Eisenbahntransport beginnt. Der neue Einsatzraum ist die Küste um den Golfe du Lion mit Divisionsstabquartier in Béziers. Die Ablösung von Teilen der 7. Panzer-Division (20. - 22. November) und die darauf folgende Entwaffnung des französischen Übergangheeres (20. - 28. November) verläuft unproblematisch. Die Division ist wieder bis Mitte Januar 1943 im Küstenschutz eingesetzt. Nach zweiwöchiger Vorbereitungszeit beginnt dann am 1. Februar der Abtransport von Montpellier in den Osten, welcher mit 62 Zügen erfolgt und am 13. Februar mit Abfahrt des letzten Zuges beendet ist.


Ziel im Osten ist Smolensk, von dort geht die Division mit Masse über Roslaw, Briansk, Navlia nach Lgov und in den ersten Einsatzraum Sudsha – südwärts Lgow. Am 16. Februar 1943 ist die Division komplett hier eingetroffen und besteht bis 8. März ihre ersten Angriffskämpfe bei Dubrawa (16.-20.2.), im Raum Bobrik-Stremouchoff (20. -25. Februar), Derewenki (1. - 5. März), Lewschinka (5. März). Es folgen Rückzugs- und Verteidigungskämpfe bis hinter die Bahnlinie Lgow – Derewenki (1. März) - Sudsha zurück in den Raum Sheptuchowka (6. März) und Tolpino (6. - 8. März). Die anschließende, rückwärtige Verlegung mit weiteren Verteidigungskämpfen (Ssemenowka 24. März) führt die Division dann bis zum 31. März von südwärts Lgow nach südwärts Rylsk zum Sejm. Hier wird die 88. ID bis zum 12. April aus der Front herausgelöst (Unternehmen „Sommerzeit“) und (neben der 340. ID) muss auch die 327. ID einen Teil deren Verteidigungsabschnitts nördlich Rylsk bei Asmolowo und Bystron übernehmen (8. April). Bis zum 26. August verbleibt dann die Division in diesem Bereich im Stellungskrieg. In dieser Zeit des Stellungskriegs hat die Division im täglichen Abnutzungskampf immer wieder Verluste an Mensch und Material durch Artillerieüberfälle und Granatwerferbeschuss sowie bei der Abwehr und Durchführung von (gewaltsamer) Aufklärung sowie beidseitig durchgeführter Stoßtruppunternehmen oder auch bei der Abwehr von feindlichen Angriffen (bis hin zur Stärke eines Regiments) zu beklagen. Die dabei immer wieder zusätzlich von Armee und Korps geforderten Abgaben und Abstellungen (u.a. auch zur Partisanenbekämpfung) sowie die Abgabe eines Bataillons (III./GR 595) zur Bildung des Sturmbataillons AOK 2 (15. Juni) sowie die Abgabe eines Regiments als Armeereserve lassen der Division bei nicht ausreichender Ersatzzuführung keine Möglichkeit der Auffrischung oder auch nur annähernd Sollstärke zu erreichen. Zudem macht sich ab Mitte Juli 1943 die russische Luftüberlegenheit durch häufige Luftangriffe mit Bombenabwurf und Bordwaffenbeschuss auch im rückwärtigen Divisionsabschnitt stark bemerkbar.
Aber auch die eigene Artillerie bekämpft immer wieder erkannte feindliche Ziele und Bereitstellungen erfolgreich und auch die Übersetzversuche des Gegners (15. Juli bei Malejewka, 10. August westwärts Shodina) über den Sejm können unter hohen Feindverlusten abgewiesen werden.


Mit Beginn der erwarteten russischen Großoffensive am 26. August 1943 im Rahmen der Belgorod-Charkow-Offensive (Operation „Rumjancev“) gegen das XIII. Armeekorps kommt dann die Division zum letzten Mal geschlossen zum Einsatz. Sie kann in ihrem Verteidigungsabschnitt alle Angriffe bis auf einen kleineren Einbruch bei Kalitschowka überall abwehren, muss sich aber dennoch in den Folgetagen unter Abgabe eines Drittels ihrer Stärke an die 82. ID und eines weiteren großen Teils an die 340. ID ebenfalls absetzen. Eine weitere Kampfgruppe (des GR 596) steht in Unterstellung zur 88. ID bei Martschischina- Buda und Gluchow (nordwärts Rylsk) im Einsatz. Diese Orte gehen dann am 29./30. August verloren. Nach weiteren Verlust der Ortschaften Krupez (31. August) und Krolowez (1. September) muss sich das gesamte XIII. AK am 2. September auf das Südufer des Sejm in der Linie Wygerowka-Nowaja Ssloboda-Schuleschowo zurückziehen. Der von hier bis zum Dnjepr bei Kiew durchgeführte Rückzug erfolgt für viele Soldaten abgesplittert von der 327. Infanterie-Division bei fremden Einheiten (88. und 208. ID), in der Masse jedoch mit einem Drittel in Unterstellung zur 82. ID sowie einem Drittel bei der 340. ID (als Gruppe Deyhle). Diese Teile erreichen in schweren Rückzugskämpfen aus dem Raum um Konotop in südwestlicher Richtung über Grigorowa (11. September) den Raum um Priluki und nordw. Jagotin (17. September). Die Gruppe Deyhle (bei 340. ID) überquert bei Kasazkoje am 20. September den Supoi. Anschließend werden die Einheiten zur Verteidigung des eigenen Brückenkopfes und Offenhaltung der Dnjepr-Übergänge in Kiew noch auf der östlichen Seite eingesetzt (21. September). Sie überqueren den Dnjepr dann in Kiew am 23. und 24. September. Der Rest der Division (nur noch als Kampfgruppe geführt), bestehend aus Divisionsstab und Versorgungseinheiten und wenigen, kleinen Kampfteilen, auch als Gruppe Lange (= Oberst Walter Lange) bezeichnet, setzt am 21. September bei Jassnogorodka (nordw. Kiew) mit Fähren über den Fluss. Alle vorgenannten Einheiten des XIII. AK beziehen sofort nach Überqueren des Dnjepr Sicherungsstellungen auf dem Westufer nordwärts Kiew in den Räumen um Ljutesch und Jassnogorodka.
Es gelingt dem Gegner am 26. September, gegen diese durch die zurückliegenden Rückzugskämpfe stark geschwächten, eigenen Sicherungen einen Brückenkopf bei Ljutesch zu gewinnen und diesen bis Mitte Oktober - trotz aller deutschen Gegenmaßnahmen - zu einer operativen Ausgangsstellung zu erweitern. Auch bei und nordwärts Jassnogorodka kann der Gegner auf das westliche Ufer des Dnjepr übersetzen. In der zweiten Oktoberhälfte (ab 15. Oktober), nach Verlust von Ljutesch und Gewinnung einiger für den Gegner guter Ausgangspositionen zum Stoß auf Kiew, werden bis auf kleinere Gefechte bei Jassnogorodka keine wesentlichen Kampfhandlungen mehr gemeldet. Die Kampfgruppe 327. ID (Gruppe Lange) – die anderen Teile der Division sind weiterhin bei 82. ID und 340. ID unterstellt – wird am 25. Oktober ebenfalls der 340. ID unterstellt. Dabei verlegt ein verkleinerter Divisionsstab nach Radomyshl und bildet am 28. Oktober einen Arbeitsstab gem. OKH-Befehl zur Auflösung und Abwicklung der 327. Infanterie-Division. Die zersplittert eingesetzten Teile der 327. ID werden z. T. aus den Frontabschnitten herausgelöst und ebenfalls bei Radomyshl gesammelt. Die kämpfenden Teile werden als Divisionsgruppe 327 unter Führung Stab GR 597 zusammengefasst und bei der 340. ID offiziell eingegliedert, wenige Teile auch der 208. ID zugeführt. Die Masse der Stäbe aber und auch die gesamten Versorgungstruppen verlegen Anfang November nach Radom und dienen zur Neuaufstellung der 357. Infanterie-Division. Am 2. November 1943 wird die Division bei der 4. PzA offiziell aufgelöst.

 

1940

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
15. November in Aufstellung     WK XVII/Wien
Dezember in Aufstellung     WK XVII/Wien

 

1941

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar in Aufstellung     WK XVII/Wien
4. April im Antransport 1. Armee D Besancon
12. April XXVII 1. Armee D Demarkationslinie
21. September XXXXV 1. Armee D Demarkationslinie
Oktober XXXXV 1. Armee D Demarkationslinie
4. November z. Vfg. 7. Armee D im Antransport
10. November XXV 7. Armee D Angers, Bretagne
11. Dezember LIX 7. Armee D Atlantikküste

 

1942

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
1. Januar LIX 7. Armee D Atlantikküste
4. Januar XXXI 7. Armee D Atlantikküste
Februar XXXI 7. Armee D Atlantikküste
28. Mai LXXX 1. Armee D Atlantikküste
Juni LXXX 1. Armee D Atlantikküste
24. Oktober LXXX 1. Armee D Armeereserve
18. Dezember LXXXIII Armeegr. Felber D Mittelmeer

 

1943

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
1. Januar LXXXIII Armeegr. Felber D Mittelmeer
9. Februar z. Vfg. Antransport D  
13. Februar XIII 2. Armee Mitte westwärts Kursk
März XIII 2. Armee Mitte westwärts Kursk (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)
6. Juli VII 2. Armee Mitte westwärts Kursk
19. Juli XIII 2. Armee Mitte westwärts Kursk (Lagekarte)
4. September (Kgr.) XIII 4. Panzerarmee Süd westwärts Kursk (Lagekarte)
10. September XXIV Pz 4. Panzerarmee Süd ostwärts Kiew
12. September Korück 595 4. Panzerarmee Süd Kiew
17. September XIII 4. Panzerarmee Süd Kiew (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)
2. November (Reste) Auflösung 4. Panzerarmee Süd Shitomir

 

2. Divisionskommandeure:

Generalleutnant Wilhelm Rupprecht 15. November 1940

Generalmajor Theodor Fischer Oktober 1942

Generalleutnant Rudolf Friedrich 30. Oktober 1942 - 10. August 1943

Oberst Walter Lange m.d.F.b. ab 10. August 1943

 

3. Gliederung:

Infanterie-Regiment 595

Infanterie-Regiment 596

Infanterie-Regiment 597

Artillerie-Regiment 327

Pionier-Bataillon 327

Feldersatz-Bataillon 327

Panzerjäger-Abteilung 327

Radfahr-Abteilung 327

Divisions-Nachrichten-Abteilung 327

Divisions-Nachschubführer 327

 

4. Literatur und Quellen:

- BAMA RH 26-15/14


- Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 9. Die Landstreitkräfte 281 – 370, Biblio-Verlag, Bissendorf 1974


- K. Mehner „Die geheimen Tagesberichte der deutschen Wehrmachtsführung“ Bd 1.1, 1.2., 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 Biblio-Verlag, Bissendorf


- NARA, unit history


- NARA, T78 R 399, R 431


- NARA, T 313 R381 (Lagekarten)


- MGFA (div Autoren), Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd 8, dva, München 2007


- Sammlung Millmann: Zeitzeugenberichte, DRK-Gutachten u. VBL, Nachlässe, Auszüge KTB zur 377. und 340. I.D. von Karl Herdener u.a.


- W. Conze, Die Geschichte der 291. ID


- P. Carell, Verbrannte Erde