Artillerie-Regiment 76

 

Feldpostnummern ab der Mobilmachung: Die Einheiten wurden als Teile vom Artillerie-Regiment 76 in der Feldpostübersicht eingetragen. Anfang 1940 wurde das Musik-Korps gestrichen. Die III. Abteilung wurde 1940/41 durch Umbenennung der Artillerie-Abteilung 605 eingetragen. Ebenfalls 1940/41 wurde die Stabsbatterie eingetragen. 1940/41 wurde auch die I. Abteilung in I. Abteilung vom Artillerie-Regiment 16 umbenannt. Dafür wurde die III. Abteilung zur neuen I. Abteilung umbenannt. 1942 wurden die Einheiten in Panzer-Artillerie-Regiment 76 umbenannt. Dabei wurden die Kolonne und die Stabsbatterie endgültig gestrichen. Letztere wurde beim Regimentsstab eingetragen. Auch die einzelnen Batterien wurden gestrichen und unter den Nummern der Abteilungsstäbe zusammengefasst.

Einheit Feldpostnummer
Regimentsstab 26254
Stabsbatterie ab 40/41 22336 gestr. 1942
Musikkorps 27072 gestr. 1940
Stab I. Abteilung 23161 bis 40/41

ab 40/41 15683

1. Batterie 10304 bis 40/41

ab 40/41 22956

2. Batterie 18305 bis 40/41

ab 40/41 23464

3. Batterie 05465 bis 40/41

ab 40/41 24048

Stab II. Abteilung 11699
4. Batterie 12798
5. Batterie 15396
6. Batterie 17079
Stab III. Abteilung ab 40/41 11673
7. Batterie ab 40/41 28527
8. Batterie ab 40/41 04351
9. Batterie ab 40/41 08137
Kolonne ab 40/41 02197 gestr. 40/41

ab 40/41 02197

Das Artillerie-Regiment 76 wurde am 15. Oktober 1935 in Sagan und in Sprottau, beide Orte im Wehrkreis VIII aufgestellt. Zuerst wurde nur eine I. Abteilung aus der reitende Artillerie-Abteilung 3 aufgestellt. Diese Abteilung wurde nach der Aufstellung der 2. Kavallerie-Division unterstellt. Der Regimentsstab wurde erst am 6. Oktober 1936 aufgestellt.  Der Hauptstandort der Einheit war Sagan in Schlesien. Die erste Einheit die aufgestellt wurde, wurde aus der V. reitenden Abteilung des Artillerie-Regiment 3 aufgestellt. Sie trug seit Herbst 1934 die Tarnbezeichnung reitende Abteilung Sagan. Dazu gehörten jeweils 2 reitende Batterien in Sagan und Sprottau und Stab in Sagan. Diese Abteilung unterstand der 2. Kavallerie-Division in Breslau. Die Besonderheit der reitenden Abteilung war, dass bei ihr auch die Kanoniere beritten waren. Die 16. reitende Batterie in Sagan trug die Tradition der niederschlesischen Feldartillerie-Regimenter 5 und 41 in denen viele Saganer Dienst getan hatten. In den 20er Jahren wurde in Erinnerung an beide Regimenter ein Gedenkstein in der Groß-Görschen-Kaserne eingeweiht. Nach der Aufstellung des Regiments übernahm die 1. Batterie die Tradition und ließ den Gedenkstein in ihrem Kasernenvorgarten aufstellen. Bei der Verlegung wurde der Stein mit überführt, auf Antrag des Batteriechefs Hauptmann Aschoff. 

Bei einer gemeinsamen Übung mit den reitenden Abteilungen Insterburg, Potsdam, Sagan-Sprottau und Viersen im Juni 1935 auf dem Truppenübungsplatz Jüterbog zeichneten sich grundlegende Veränderungen ab. Damals wurde bekannt das nur Insterburg eine reitende Abteilung behalten sollte. Die Abteilungen von Potsdam und Viersen sollten zu pferdebespannten fahrenden Einheiten und die von Sagan zur einer motorisierten Einheit umgerüstet werden. Zum Abschluss der Übung machten 8 reitende Batterien einen letzten Parademarsch in allen Gangarten vor dem damaligen Chef der Heeresleitung Generaloberst Freiherr von Fritsch. Die Umgliederung nahm schon bald ihren Anfang. Am 1. Oktober 1935 wurde die 1. reitende Batterie ohne Offiziere geschlossen an die reitende Abteilung Insterburg abgegeben. Der bisherige Chef, Hauptmann Dr. Aschoff, musste eine neue motorisierte Batterie aufstellen. Die drei anderen Batterien blieben im Winter 1935/1936 noch als reitende Einheit bestehen. 

Ende März 1936 wurde endgültig vom Pferd Abschied genommen. Zum letzten Mal nahm die Abteilung mit dem berittenen Trompeter-Chor, umgeben von der gesamten Bevölkerung Sagans, auf dem Marktplatz Aufstellung. Schon nach 3 Monaten Ausbildung konnte ein größeres motorisiertes Marsch-Manöver überraschend gut beendet werden. Im Sommer 1936 erhielt die Abteilung den Befehl im Zuge der Heeresvermehrung durch Teilung ein ganzes Regiment aufzustellen. Die Gliederung sah einen Regimentsstab und zwei Abteilungsstäbe mit je einem eigenen Nachrichtenzug und insgesamt 6 Batterien vor. Im Herbst 1936 konnte der dienstälteste Batterie-Chef, Hauptmann Engel, dem Regimentskommandeur, Oberstleutnant Forst, die auf dem Kasernenhof angetretenen Stammeinheiten des Regiments zum ersten Mal melden. Die neuen Abteilungskommandeure, Major Wenghoffer und Major Stoephasius waren noch nicht eingetroffen. 

Im Jahr 1937 fand im Sommer eine größere Regimentsübung auf dem Truppenübungsplatz Neuhammer statt. Im Juli fand auch eine Marschübung durch Schlesien statt. Noch in Sagan musste das Regiment im Herbst 1937 die 3. Batterie mit ihrem Batterie-Chef, Hauptmann Engel, an die I. Abteilung des Artillerie-Regiment 77 als Heerestruppe abgegeben werden. Aus allen Einheiten des Regiments wurde eine neue 3. Batterie gebildet, deren Chef Oberleutnant Friedrich von Dufving übernahm. Das Regiment wurde der im Rheinland neu aufgestellten 1. leichte Division unterstellt. Im neuen Standort Wuppertal waren die Kasernen noch nicht bezugsfertig. Im Winter 1937/1938 blieben der Regimentsstab und die I. Abteilung in der Groß-Görschen-Kaserne Sagan, während die II. Abteilung Sprottau räumen musste. Sie bezog auf dem Truppenübungsplatz Neuhammer eine Zwischenunterkunft. 

Am 15. März 1938 zogen unter Teilnahme der Bevölkerung der Regimentsstab und die II. Abteilung in die neue Garnison, die Saarburg-Kaserne in Wuppertal-Elberfeld, im Wehrkreis VI, ein. Die I. Abteilung folgte am 15. Mai 1938 nach Wuppertal, zieht aber mit Stab und 1.-3. Batterie in die Sagan-Kaserne, ebenfalls Wuppertal, ein. Das Regiment wurde jetzt der 1. leichte Brigade unterstellt. Oberstleutnant Forst setzte sich mit seinem alten Regimentskameraden vom Feldartillerie-Regiment 15, Generaloberst Ludwig Beck, in Verbindung um für das Regiment die Wahrung der Tradition ihres alten Regiments übertragen zu bekommen, was er letztlich auch erreichte. Im Spätsommer 1938 rückte das Regiment zu Divisionsübungen aus. Diese fanden in Thüringen, im Raum von Greiz und Gera statt. Diese endeten erst mit dem Einmarsch ins Sudetenland im Raum Pilsen, Plan, Heid und Mies. Für den Rückmarsch waren für das Regiment nur 2 Tage veranschlagt um Marschübungen im größeren Rahmen durchzuführen. Am ersten Tag marschierte es von Haid über Weiden, Bamberg zur Rhön, von dort über Gersfeld bis in den Raum Fulda. Den zweiten Tag ging es weiter über Gießen, Wetzlar, Dillenburg, Siegen, Olpe nach Wuppertal. Beim Einmarsch wurde dem Regiment ein begeisternder Empfang durch die Bevölkerung bereitet. Kaum in der Garnison musste das Regiment erneut Abgaben für Neuaufstellung des Artillerie-Regiment 80 in Cottbus machen. Es schieden aus dem Rahmen des Regiments folgende Verbände aus: Der Stab der I. Abteilung mit Kommandeur Major Wenghoffer, die 3. Batterie ohne Batterie-Chef, die 6. Batterie mit Batterie-Chef, Hauptmann Kassubeck. Gleichzeitig wurden versetzt, der Kommandeur der II. Abteilung, welcher Kommandeur der II. Abteilung des Artillerie-Regiment 78 in Jena wurde, Hauptmann Bartels ging als Batterie-Chef zum Artillerie-Regiment 116 nach Oppeln und Hauptmann Böttcher zur Kriegsakademie-Ausbildung. 

Im Sommer 1939 wurde Hauptmann von Metsch als Batterie-Chef nach Wien versetzt. An seiner Stelle wurde Oberleutnant Adomeit Chef der 4. Batterie, dem Oberleutnant Plecher als Führer des Regimentsnachrichtenzuges folgte. Im Sommer 1939 verlegte das Regiment auf dem Landmarsch auf den Truppenübungsplatz Jüterbog, da es in der Nähe von Wuppertal keine großen Übungsplätze gab. Dies war die letzte Einsatzübung mit scharfen Schuss vor dem Einmarsch in Polen. Am 19. August 1939 rückte das Regiment in Kriegsgliederung aus Wuppertal ab. In vier Tagesmärschen mit dreimaligem Nachtquartier, z.T. Biwak, erreichte das Regiment über Unna - Werl - Autobahn - Berliner Ring - Zossen - Sorau - Sagan - Sprottau das Lager Neuhammer - Strasus am 22. August 1939. In Sorau war am 22. August 1939 Mittagsrast eingelegt wurden. Am 24. August 1939 wurde das Regiment alarmiert und marschierte über die Autobahn bis Bunzlau. Von dort über Ohlau - Brieg in den Raum Kreuzberg, das am 25. August 1939 morgens erreicht wurde. Die Bereitstellungsräume sollen in der Nacht vom 25. zum 26. August 1939 bezogen werden, um am 26. August früh über die Grenze zu stoßen. Die Alarmbereitschaft wurde aber noch am 25. August aufgehoben. Das Regiment bezog erneut für mehrere Tage Quartier. Die I. Abteilung zog im Raum Kreuzburg unter. Am 28. August 1939 wurde in der heimatlichen Kaserne die Artillerie-Ersatz-Abteilung 76 aufgestellt, mehr dazu am Ende der Seite. Der Vormarsch ging über Wielun voran. Die II. Abteilung unterstützte hierbei den Angriff des Kavallerie-Schützen-Regiments 4 auf die Stadt um die Warthe zu überqueren. Hinter Wielun sind am 3. September 1939 bei Jakowskie keine Brücken über die Pyszna vorhanden. Der ca. 10 Meter breite, stark versumpfte Bach wird durch einen improvisierten Knüppeldamm bezwungen. Danach geht es weiter nach Widawa. Am 5. September steht das Regiment vor Widawa, die ersten stärkeren polnischen Feldbefestigungen stehen hier dem Regiment gegenüber. Diese gehören zu einem Truppenübungsplatz, der sich zwischen Widawa und Patoki erstreckt, ist mit zahlreichen Bunkern, in denen zum Teil die Geschütze eingebaut sind, bespickt. Hier stationierte Truppen verteidigen ihn. Am nächsten Tag geht es durch den zerstörten Ort weiter vorwärts Richtung Lodz. Am 21. September 1939 wurde das Regiment aus dem Einsatzraum zwischen Modlin und Warschau herausgezogen und bezog nach einem Marsch von 100 Kilometern westwärts ein Ruhequartier. Die Division sollte zuerst nach Wlodawa am Bug zur russischen Grenze verlegt werden. Dieser Befehl wurde wieder rückgängig gemacht. Das Regiment blieb vorläufig in den polnischen Ortsunterkünften. Fahrzeuge und Waffen wurden gepflegt. Die Batterien bildeten Spezialisten aus, wie Richtkanoniere, Nachrichtenleute und Rechner. Es gab auch Gelegenheit die nicht weit entfernt liegende Stadt Lodz zu besuchen. Am 11. Oktober 1939 erhielt das Regiment am Nachmittag den Befehl zum Abmarsch nach Wuppertal. Die Zugmaschinen wurden in der Nähe von Radom verladen, während die Räderteile in mehrtägigem Landmarsch die Heimatgarnison erreichten. Die letzte Übernachtung machten diese in Salzuflen. Sie zogen unter dem Jubel der Bevölkerung von Ost nach West durch die Stadt zu den Kasernen. Ab dem 18. Oktober 1939 unterstand das Regiment nun der 6. Panzer-Division. In den Heimatkasernen ging die friedensmäßige Ausbildung weiter. Weihnachten 1939 konnte noch in den Wuppertaler Kasernen gefeiert werden. 

Ende Januar 1940 wurde das Regiment auf das Westufer des Rheins in die Eifel verlegt. Ab März 1940 wurde dem Regiment die schwere Heeres-Artillerie-Abteilung 605 zugeteilt. Sie war eine aus Reservisten in Sachsen aufgestellte Einheit. Sie wurde später als III. Abteilung dem Regimentsverband fest zugeordnet. Dadurch wurde die Feuerkraft des Regiments erheblich verstärkt. Die Abteilung hatte drei Batterien, zwei mit 15-cm-Haubitzen und eine mit 10,5-cm-Kanonen. Mit der Kanone wurde die Reichweite des Regiments deutlich vergrößert. Im Polenfeldzug war sie selbstständig eingesetzt gewesen. Anfang März verlegte das Regiment in den Raum westlich von Limburg an der Lahn, in den Westerwald. Die Einheiten bezogen Ortsunterkünfte und werteten die Erfahrungen aus dem Polenfeldzug aus. Das Führungspersonal wurde mit dem Kartenmaterial der Westfront vertraut gemacht. Dem voraussichtlichem Einsatzraum entsprechend wurde im Lahntal das Überwinden eines tief eingeschnittenen Flusstales geübt. Dies war die perfekte Übung für den späteren Einsatz bei Montherme. Alle Tage wurden mit Beobachtungs-, Nachrichten-, Vermessungs- oder Einsatzübungen genutzt. Der Verpflegungsoffizier des Regiments war zu dieser Zeit Hauptmann der Reserve Dabringhaus, dieser ist später als Kommandeur einer Heeres-Artillerie-Abteilung am 23. Februar 1943 vor Simferopol gefallen. Zu Beginn des Frankreichfeldzuges machte das Regiment den Vormarsch der Panzergruppe von Kleist mit. Am 13. Mai 1940 erreichte das Regiment das Maas-Tal bei Montherme. Nur eine Strasse führt diesseits in den Ort hinunter, gut einzusehen von den gegenüberliegenden Gebäuden. So konnten im Laufe des Tages höchstens einzelne Fahrzeuge ihr Glück versuchen. Die leichten Batterien marschierten mit der Division zusammen noch am 13. Mai 1940 auf. Die II. Abteilung bezog bis 17:00 Uhr Stellung bei Les Valeries. 2 Eigene Flugzeuge luden ihre gesamte Bombenlast über den Batterien ab, dabei gab es bei der 4. Batterie 14 Tote, 16 Verwundete, sowie 2 Geschütze und 2 Zugmaschinen wurden zerstört. Auch bei der 8. Batterie entstanden mit 6 Toten und 10 Verwundeten durch Fliegerbeschuss bereits vor dem Angriff großer Schaden. Während das Regiment die feindlichen VB's durch Nebelschießen fast ausschaltete, gelang dem III. Schützen-Regiment 4 noch bei Helligkeit auf Floßsäcken die ersten Teile überzusetzen. Noch in der Nacht wurde ein kleiner Brückenkopf gebildet und auf 2 Fähren wurden noch ein Teil der schweren Infanterie-Waffen und einzelne Panzer übergesetzt. Für 17:00 Uhr war am folgenden 14. Mai 1940 der Angriff auf die Bunkerlinie vorgesehen. Die infanteristischen Kräfte reichten aber nicht aus und der Kommandeur des Schützen-Regiment 4, Oberst Ravenstein, hatte bereits mit dem Regimentskommandeur diese Befürchtungen gehegt und diesen gebeten, sich Munitionsreserven für einen Angriff am nächsten Morgen zu behalten. Als dann am 15. Mai 1940 ab 4:30 Uhr der Angriff erneut begann, waren über eine durch Pioniere des Pionier-Bataillon 57 erbaute Brücke, bereits mehr Waffen der Infanterie und auch Panzer über den Fluss gebracht. Bei der Befragung des französischen Artillerie-Kommandeurs kam heraus, das beim Angriff am Tag zuvor, der französische Abschnittskommandeur und ein paar seiner Offiziere in einen Feuerüberfall des Regiments geraten waren und ums Leben kamen. Die wichtigste Fernsprechvermittlung war ebenfalls zerstört wurden. Der Aufbau einer neuen Befehlsstruktur war deshalb bis zum Morgen noch nicht vollzogen gewesen, so dass der Angriff gut durchschlug. Das Regiment wurde weiter in Richtung Liart nach Montcornet befohlen, was immerhin 80 Kilometer entfernt war. Am 17. Mai sind die Spitzen des Regiments bereits bei Cambrai eingetroffen. Am 18. Mai 1940 fällt der Kommandeur der I. Abteilung, Oberstleutnant Polzer, durch Panzerbeschuss. Vom 23. bis 26. Mai marschiert die II. Abteilung über Hallines, Wizernes, Arques nach St. Omer. Im Chateau von Arques war für einige Stunden der Gefechtsstand der II. Abteilung. In harten Kämpfen wird am 26. und 27. Mai 1940 Cassel genommen. In der Stadt saß das englisch-französische Oberkommando und sie war mit Waffen und Truppen vollgestopft. Über Cassel und St. Omer erreichte die II. Abteilung die Unterkunft Setques, nach der Schlacht um Flandern. Hier wurden am 1. und 2. Juni 1940 die Fahrzeuge und das Gerät instandgesetzt. Am 3. Juni 1940 stand das Regiment marschbereit und verlegte bis zum 5. Juni in Nachtmärschen. Dies geschah, um die feindliche Aufklärung zu erschweren, parallel zur Vormarschrichtung zurück über Arras, Cambrai, Le Cateau nach Montcornet, wo die Alarmbereitschaft mehrere Tage andauerte. Bis zum 10. Juni 1940 konnte das Regiment genügend Zeit zur Erholung finden. Nachdem der Feindwiderstand an der Aisne gebrochen und eine breite Bresche geschlagen war, wurde die Division durch diese Frontlücke nach Süden in die tiefe Flanke des Gegners geworfen, der noch fest in der Maginot-Linie saß. Im "Negerwald" bei Montplonne hatte sich am 15. Juni 1940 der Vormarsch der Division nach dem Stoß durch die Champagne und über den Rhein-Marne-Kanal festgefahren Der Wald beiderseits der Straße war voller Kolonialtruppen der französischen Armee. Noch einmal wurde ein langer Marsch über 180 Kilometer angetreten. Über St. Dizier und Langres ging es vom 16. bis 18. Juni 1940 über Bains les Bains weiter nach Xertigny, das in hartem Straßenkampf genommen wurde. Die Einnahme dieser Stadt ist mit dem heldenhaften Einsatz des Leutnant Danzer vom Pionier-Bataillon 57 verbunden, der im letzten Augenblick, schon schwer verwundet, die Zündschnur einer Brückensprengladung zerriss. Lt. Danzer starb an den schweren Verletzungen, er erhielt posthum das Ritterkreuz. Der Feldzug in Frankreich endete am 22. Juni 1940 mit Annahme der Waffenstillstandsbedingungen. Die letzte Kampfhandlung für das Regiment war die Einnahme von Besancson. Vom 24. bis 30. Juni 1940 blieben die Einheiten in der Umgebung von Besancon. Am 29. Juni 1940 fand eine Feldparade vor dem Divisionskommandeur auf einem Feldflughafen bei Besancon statt. Dazu wurde das Trompeterkorps des Regiments wieder zusammengestellt. Am selben Tag wurde bekannt das das Regiment wieder in seine Garnison zurückkehren sollte. Um 4 Uhr am 1. Juli 1940 setzte sich das Regiment in Marsch und erreichte am 3. Juli 1940 nach zwei Zwischenquartieren die Kaserne am Freudenberg. Zum vierten Mal und letztem Mal zog das Regiment unter dem Jubel der Bevölkerung in die Garnisonsstadt ein. Ein festlicher Empfang im Rathaus von Elberfeld krönte den Tag des Einzugs. Nach der Beendigung des Frankreichfeldzuges wurde am 3. August 1940 die I. Abteilung zur Neuaufstellung des Artillerie-Regiment 16 der 16. Panzer-Division abgegeben. Dafür wurde die III. Abteilung des Artillerie-Regiment 16 nur personell ohne Geschütz und Gerät dem Regiment zugeführt. Für die bespannten Einheiten begann die Zeit der Umschulung. Der Aufenthalt in Wuppertal war nicht von langer Dauer. Mit der Verlegung der Division in den Osten, kamen der Regimentsstab, die I. und III. Abteilung nach Thorn, die II. Abteilung nach Löbau. Die Unterbringung erfolgte in Kasernen und Privatquartieren. Neben dem Ausbildungsdienst machten viele fröhliche Stunden den Aufenthalt in Westpreußen zu einem unvergesslichen Zeitabschnitt. Die III. Abteilung verlegte noch in die Gegend von Rosenberg und Deutsch-Eylau. Die ganze Zeit war das Regiment dem Festungsstab Allenstein unterstellt.   

Ende Juni 1941 ging das Regiment in den Bereitstellungsraum um Tauroggen. Die III. Abteilung hatte ihren Bereitstellungsraum bei Tilsit. Seit Mai 1941 war dem Regiment eine Beobachtungsbatterie unter der Führung von Oberleutnant Walter Kohlstock angegliedert. Die Batterie verfügte über je einen Vermessungs-, Licht- und Schallmesszug. Auf den Durchbruch durch die russischen Grenzstellungen und die Panzerschlacht von Rossienie folgte Ende Juni 1941 der Vorstoß über die Düna bis nach Litauen und Lettland. Danach folgten Anfang Juli 1941 die Kämpfe um die Stalin-Linie im Raum Opotschka-Ostrow an der estnisch-russischen Grenze. Am 6. Juli 1941 versuchten russische Panzer aus Richtung Pleskau Gauri zu nehmen. Nachdem die Gegner abgewiesen wurden und die Stalin-Linie genommen wurde, ging der Vormarsch zur Luga Mitte Juli 1941 weiter. Der Ort Iwanowskaja war im Luga-Brückenkopf hart umkämpft. In der Kirche hatten sich die VB's der 4. und 6. Batterie festgesetzt. Bei einem Bombenangriff auf die Stellungen im Luga-Brückenkopf gab es bei der II. Abteilung am 22. Juli 1941 4 Gefallene zu beklagen. Von Ende August bis Ende September 1941 unterstützte das Regiment den Einbruch in die Befestigungen vor Leningrad. In der 2. Hälfte des September 1941 wurde der Angriff auf Leningrad eingestellt und die Division erhielt den Abmarschbefehl zur Heeresgruppe Mitte. Beim letzten Angriff vor Leningrad fällt Major Wehmeier, der Kommandeur der I. Abteilung. Über Witebsk ging es in den neuen Einsatzraum. Im Oktober 1941 ging es noch zügig vorwärts. Der Gegner erlitt im Kessel von Wjasma starke Verluste. Ein starker Regen verwandelte die Nachschubwege in Schlammbäder. Mit dem Vormarsch war es am Moskwa-Kanal vorbei. In der Nacht zum 7. Dezember 1941 begann bei 45 Grad Kälte der Rückzug. Das erste Vierteljahr des Jahres 1942 sah die gesamte Division in härtesten Winterkämpfen. Die Fahrzeuge des Regiments streikten oftmals bei der Kälte und viele Artilleristen wünschten sich wieder die Pferde zurück. Viele Fahrzeuge blieben auf den Rückzugsstrassen für immer liegen. Oftmals waren die Panjepferde der letzte treue Helfer für die stolzen Panzerfahrer von einst. Im Raum ostwärts von Gshatsk war die Division zunächst an der Festigung der Auffangstellung beteiligt. Unter anderem bei Obnraschnoje waren die Artilleristen des Regiments im infanteristischen Einsatz. Dann wechselte die Front um 180 Grad um die Rollbahn Smolensk - Wjasma gegen den vorrückenden Gegner zu schützen. Alle Einheiten der Panzerdivision stellten Fußbataillone für den Kampf bei der sogenannten "Schneckenoffensive" oder "Hackmaschine" im Raum westlich Sytschewka und Rshew. Im Februar 1942 wird die 5. Batterie bei Korschi gesammelt. Der letzte Diesel-LKW war ausgefallen, er wurde im März abgeschleppt und lief ab dem 23. September 1942 wieder bei der Batterie. Die Batterie machte sich dann an der Autobahn auf dem Wege von Korschi nach Krasnibor. 

Das Regiment wurde am 6. März 1942 in Panzer-Artillerie-Regiment 76 umbenannt.

Für die Ersatzgestellung des Regiments war die leichte Artillerie-Ersatz-Abteilung 76 (motorisiert) am 28. August 1939 in der Sagan-Kaserne in Wuppertal aufgestellt wurden. Sie wurde nicht mit nach Westpreußen verlegt. Von Zeit zu Zeit setzte die Ersatzabteilung Rekruten oder auch Genesene zum Regiment in Marsch. Am 1. November 1941 wurde die Abteilung in I. Artillerie-Ersatz-Abteilung (motorisiert) 76 umbenannt. Zur gleichen Zeit wurde ebenfalls in Wuppertal die II. Artillerie-Ersatz-Abteilung (motorisiert) aufgestellt. Zur Aufstellung wurden der Stab der schweren Artillerie-Ersatz-Abteilung 42 aus Dortmund, die 4. und 5. Batterie der Artillerie-Ersatz-Abteilung 76 und die 3. Batterie der Artillerie-Ersatz-Abteilung 227 aus Bonn herangezogen. Die II. Abteilung wurde am 1. Oktober 1942 aufgelöst und das Personal der I. Abteilung zugeschlagen. Diese Ersatzabteilung wurde am 1. Oktober 1942 geteilt in Artillerie-Ersatz-Bataillon 76 und Artillerie-Ausbildungs-Bataillon 76. Am 10. April 1943 wurden die beiden Einheiten dann vereinigt zum Artillerie-Ersatz- und Ausbildungs-Bataillon (motorisiert) 76. Am 1. Juli 1943 verlegte die Einheit nach Detmold und am 1. März 1944 nach Dortmund. Im September 1944 wurde die Ersatzabteilung herangezogen um eine Walküreeinheit aufzustellen. Diese ist in der Feldpostübersicht verzeichnet als Reserve-Artillerie-Abteilung I./76 mit 5 Batterien bei der 526. Reserve-Division. Diese Einheit gab dann auch Teile für die Wiederaufstellung der IV. Abteilung des Artillerie-Regiment 347 der 347. Infanterie-Division ab. Die Abteilung war außerdem auch noch für die Artillerie-Regimenter der 16. Panzer-Division und der 116. Panzer-Division und für Sturmartillerieeinheiten als Ersatzabteilung zuständig. Dem Stammpersonal der Ersatzabteilung gehörten fronterfahrene Ausbilder an, die das Regiment im Austausch zur Verfügung stellte. Es wurden Fahrlehrerlehrgänge in der Zugkraftwagen-Geländefahrschule auf dem Übungsgelände Scharpenack am Barmer Stadtrand durchgeführt.   


Einsatzskizze des Regiments 1941-1945.
Quelle: Panzer-Artillerie-Regiment 76 1939 - 1945 Bildband, Stemmler-Verlag

 

Kommandeure:

Oberst Walter Petzel Aufstellung 1934 - 31. Oktober 1936

Oberst Werner Forst Oktober 1936 - 3. November 1939

Oberst Karl Fischer 3. November 1939 - 1. Februar 1940 m.F.b. (übernahm AR 677)

Oberst Werner Forst 1. Februar 1940 - 30. November 1940

Oberstleutnant Dr. Ing. Alexander von Grundherr zu Altenthan und Weyerhaus 1. Dezember 1940 - September 1943

Abteilungskommandeure des AR76   

I. Abteilung   Anmerkung (VS=versetzt)
Major Walter Wenghoffer Oktober 1936 - Oktober 1938 VS zum AR (mot.) 80 in Cottbus
Oberstleutnant Viktor Polzer Oktober 1938 - Mai 1940 gef. 18.5.1940 bei Cambrai
Major Walter Glemann Mai 1940 - August 1940 VS mit der Abt. zum AR 16
Oberstleutnant d.R. Hans Wehmeyer August 1940 - September 1941 gef. 10.9.1941 vor Leningrad
Hauptmann Heinz Neubert i.V. September 1941 kommandiert zum Stab der 6.Pz.Div.
Major d.R. Willi Schulz Oktober 1941 - März 1943 VS als Kdr. III./PAR76
II. Abteilung    
Major Helmut Stoephasius Oktober 1936 - Oktober 1938 VS zum AR (mot.) 79 in Jena
Oberstleutnant Gottfried Fröhlich November 1938 - November 1939 VS als Kdr. zum AR 78 (7.Pz.Div.)
Major Dr. Albrecht Aschoff November 1939 - Februar 1942 VS zum OKW, Abt. Wirtsch./Rüst.
Major d.R. Dr. Ernst Herrmann März 1942 - Oktober 1942 verwundet auf Transport bei Bobruisk
III. Abteilung    
Major d.R. Ernst Graf März 1940 - März 1943 versetzt zur Führerreserve

 

Literatur:

Panzer-Artillerie-Regiment 76 1939 - 1945 (Bildband) - Karl-Heinz Ganns, Stemmler-Verlag, Köln 1962