Graf von Rothkirch und Trach, Ernst Georg Edwin

 

* 1. November 1888, Militsch in Schlesien

† 29. Juli 1980, Rettershof bei Königstein im Taunus

 

 

Edwin Graf von Rothkirch und Trach trat nach seiner Kadettenausbildung am 1. März 1908 als Fähnrich in die Königlich Preußische Armee ein. Er wurde dabei von der Hauptkadettenanstalt Groß-Lichterfelde zum 1. Großherzoglich Mecklenburgisches Dragoner-Regiment Nr. 17 nach Ludwigslust überwiesen. 1909 wurde er nach dem Besuch der Kriegsschule zum Leutnant befördert. Sein Patent wurde dabei auf den 19. Juni 1908 datiert. Als solcher wurde er jetzt die ersten Jahre bei der 4. Eskadron vom Regiment als Eskadronoffizier eingesetzt. Vor Beginn des Ersten Weltkrieges gehörte er noch immer zur 4. Eskadron vom 1. Großherzoglich Mecklenburgisches Dragoner-Regiment Nr. 17. Zu Beginn des Krieges im Sommer 1914 kam er Anfang August 1914 mit diesem an die Front. Ab dem 1. Januar 1915 wurde er als Regimentsadjutant in seinem Regiment verwendet. Am 25. Februar 1915 wurde er zum Oberleutnant befördert. Ab dem 24. März 1915 wurde er als stellvertretender Adjutant der 17. Kavalleriebrigade eingesetzt. Ab dem 1. März 1916 wurde er als Eskadronführer verwendet. Ab März 1917 wurde er als Ordonnanzoffizier zum Generalstab der Armee-Abteilung D versetzt. Am 25. Juni 1917 wurde er zum Generalstab der 91. Infanteriedivision versetzt. Am 16. September 1917 wurde er dann bereits zum Rittmeister befördert. Als solcher wurde er Anfang Dezember 1917 zum Generalstab der 1. Kavalleriedivision versetzt. Ab dem 17. September 1918 diente er dann im Generalstab des XIII. Armeekorps. Im 1. Weltkrieg wurden ihm beide Eisernen Kreuze und einige andere Orden verliehen. Nach Kriegsende wurde er ab Ende Januar 1919 wieder als Eskadronführer eingesetzt. Diesmal im Freikorps Görlitz unter Oberst Wilhelm Faupel. Dort blieb er bis zum Jahr 1920. Im Frühjahr 1920 wurde er in das vorläufige Reichsheer übernommen. Bei der Bildung vom 200.000 Mann Heer der Reichswehr Mitte Mai 1920 wurde er beim Reichswehr-Schützen-Regiment 7 der Reichswehr-Brigade 4 in Magdeburg eingesetzt. Später wurde er als Verbindungsoffizier bei der Heeresfriedenskommission eingesetzt. Ab dem 27. September 1920 kurz vor der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr kam er dann zum 16. Reiter-Regiment. Bei diesem wurde er dann spätestens ab Herbst 1921 als Eskadronchef eingesetzt. Am 16. September 1922 hat er die vierzehn Jahre jüngere Albertine von Hanau-Horovice Gräfin von Schaumburg in Oberurff geheiratet. Am 1. Februar 1923 wurde er zum Stab vom Gruppenkommando 2 nach Kassel versetzt. Am 1. Oktober 1923 wurde er als Nachfolger von Rittmeister Alfons Rüggenmann zum Chef der 6. Eskadron vom 16. Reiter-Regiment in Kassel ernannt. Am 27. Dezember 1923 wurde sein Sohn Thilo Karl August Leopold Graf von Rothkirch und Trach in Kassel geboren, der es später bis zum Leutnant bei der Panzertruppe der Wehrmacht und Oberst der Reserve bei der Bundeswehr brachte. Er wurde dann noch mehrere Jahre als Chef der 6. (Preuß.) Eskadron vom 16. Reiter-Regiment in Kassel eingesetzt. Am 1. Oktober 1925 wurde er als Nachfolger von Rittmeister Winckler zum Chef der 1. Eskadron vom 8. (Preußisches) Reiter-Regiment in seiner Heimatstadt Militsch ernannt. Seine Eskadron, die jetzt in Erfurt stationiert war, wurde von Rittmeister Gustav von Vaerst übernommen. Er behielt das Kommando in Militsch für mehrere Jahre. Im Jahr 1928 wurde er zu einem Studienaufenthalt an die italienische Kavallerieschule in Pinerolo kommandiert: Es ging um die Aneignung des italienischen Springstils nach dem Lehrkonzept von Caprilli. Capitano Federico Caprilli, Ausbilder der italienischen Kavallerieschulen, galt als Pionier des sogenannten leichten Springsitzes. Seine 1. Eskadron vom 8. (Preuß.) Reiter-Regiment in Militisch übernahm dafür Rittmeister Friedrich von Hertell. 1928 wurde auf Initiative des späteren Oberlandstallmeisters Dr. agr. h.c. Gustav Rau an der Kavallerieschule Hannover ein Spring- und ein Vielseitigkeitsstall errichtet. Mit dem Schulstall zur Turnierabteilung zusammengefasst, erlangen sie im folgenden Jahrzehnt Weltruf. Rittmeister Graf von Rothkirch und Trach  wurde jetzt mit der Aufstellung des Springstalles an der Kavallerieschule Hannover beauftragt und behielt danach auch die Leitung. Am 1. Oktober 1928 wurde er dann dafür zum Regimentsstab vom 11. (Preuß.) Reiter-Regiment nach Neustadt in Oberschlesien versetzt. Nach etwas mehr als einem Jahr wechselte er dann am 1. Januar 1930 für die nächsten Jahre in den Stab vom 14. Reiter-Regiment in Ludwigslust. Bei diesem wurde er jetzt als Fürsorgeoffizier eingesetzt. Als solcher wurde er am 1. Dezember 1930 zum Major befördert. Er absolvierte etwa zu dieser Zeit auch das Sportabzeichen in Silber. Als Springreiter nahm er angeblich vom 30. Juli 1932 bis zum 12. August 1932 an den X. Olympischen Sommerspielen in Los Angeles teil. Da er im Teilnehmerverzeichnis nicht auftaucht, könnte es auch möglich sein, dass er als Ausbilder oder Trainer zur Mannschaft gehörte. 1932 begann er seine zweite Leidenschaft, das Filmen zu entdecken. 1933 erhielt er folgende Beurteilung von Oberst Leo Reichsfreiherr Geyr von Schweppenburg, Kdr. des 14. Reiter-Regiments: "Der Mensch kalt, außer für Weib, Sippe und Eigenbesitz. Sprachkenntnisse bescheiden. Gesellschaftlich hervorragend geeignet. Als Soldat für praktische Tagesfragen ausreichend. Generalstabstauglich nicht genügend." Am 1. Mai 1933 wurde er zur Kommandantur Berlin versetzt. Von dort wurde er zur Verfügung des Chefs der Heeresleitung gestellt. Von dem wurde er zum Reichskuratorium für Jugendertüchtigung kommandiert. Am 1. Juli 1933 wurde er dann beim Chef des Ausbildungswesens der SA (Chef AW), SA-Gruppenführer Friedrich-Wilhelm Krüger, eingesetzt. Diese Diensstelle wurde durch den Chef des Ministeramtes Oberst Walther von Reichenau gefördert. Er wurde dort für die Ausbildung von SA- und SS-Offizieren an der Waffe und im Reiten abgestellt. Von diesem Zeitpunkt an scheint ein enger Kontakt von ihm zur NSDAP und SS bestanden zu haben. Am 1. Mai 1934 wurde er zum Oberstleutnant befördert. Als solcher wurde er bei der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht am 1. Oktober 1934 zum Kommandeur vom Reiter-Regiment Paderborn in Paderborn ernannt. Am 29. August 1935 ist seine Ehefrau an einer Blutvergiftung in Höchst am Main gestorben, er zog seinen Sohn danach alleine auf. Bei der Enttarnung der Einheiten wurde er am 15. Oktober 1935 zum Kommandeur vom Reiter-Regiment 15 in Paderborn ernannt. Als Regimentskommandeur wurde er am 1. April 1936 zum Oberst befördert. Vom 1. August 1936 bis zum 16. August 1936 war er Betreuer der japanischen Springreiter-Mannschaft bei den XI. Olympischen Sommerspielen in Berlin. Am 6. Oktober 1936 wurde er dann durch die Umbenennung seines Regiments während der Umgliederung zum Kommandeur vom Kavallerie-Regiment 15 in Paderborn ernannt. Am 1. März 1938 gab er sein Kommando an Oberstleutnant Albrecht Baron Digeon von Monteton ab. Dafür wurde er an diesem Tag als Nachfolger von Generalmajor Rudolf Veiel zum Kommandeur der 2. Schützen-Brigade in Meiningen ernannt. Damit befand er sich eigentlich auf direktem Weg zum direkten Aufstieg in die Generalsränge in der noch im Aufbau befindlichen jungen Panzertruppe. Mit seiner Brigade wurde er im März 1938 beim Anschluss Österreichs eingesetzt. Danach blieb er mit der gesamten Division in Österreich. Vom 18. März 1938 bis zum Juni 1938 war er zugleich auch Kommandant von Wien. Etwas muss seinen Aufstieg aber abrupt gebremst haben. Es könnte einen Zusammenhang mit seiner Teilnahme an der Besetzung des Sudetenlandes im Oktober 1938 zu tun haben, aber es war vielleicht auch etwas Privates. Am 10. November 1938 gab er sein Kommando über die 2. Schützen-Brigade an Generalmajor Georg Gawantka ab. Er wurde dafür an diesem Tag zum Kommandeur der Befestigungen bei Breslau ernannt. Bei der Mobilmachung für den zweiten Weltkrieg im Sommer 1939 wurde er dann zum Chef des Stabes vom Grenzschutz-Abschnitt-Kommando 14 ernannt, welches aus der Kommandantur der Befestigungen bei Breslau gebildet wurde. Noch Anfang September 1939 wurde er durch die erneute Umbenennung seines Stabes zum Chef des Generalstabes vom Generalkommando Gienanth ernannt. Vom 27. September 1939 bis zum 10. Oktober 1939 war er zugleich auch Kommandeur der Brigade Rothkirch. Diese wurde aus dem Stab vom Grenzwacht-Abschnitt 88 und bestehend aus dem Grenzwacht-Regiment 14, gebildet am 5. September 1939 aus den Grenzwacht-Abschnitten 88 und 98, und dem Landwehr-Infanterie-Regiment 183, gebildet. Die Brigade wurde am 10. Oktober 1939 aufgelöst. Nach dem Feldzug schimpfte Rothkirch gegenüber Philipp von Boeselager, damals junger Leutnant, offen über „Schweinereien“, die die Nationalsozialisten zu verantworten hätten. Boeselager urteilte über Rothkirch: „Er gehörte schon innerlich zumindest zum Widerstand, wenn er auch keine Möglichkeit hatte, sich aktiv zu beteiligen.“ Bereits am 19. Oktober 1939 wurde der als Generalkommando Gienanth bezeichnete Stab erneut umbenannt. Dadurch wurde er jetzt zum Chef des Generalstabes vom Höheres Kommando z.b.V. XXXVI ernannt. Der Stab wurde aber auch als Grenzabschnitt Mitte bezeichnet. Am 25. Oktober 1939 wurde er abgelöst und mit der Führung vom neuen Divisionsstab z.b.V. 442 beauftragt. Am 30. Oktober 1939 traf er in Köln ein, wo der Stab durch die Wehrersatzinspektion Köln aufgestellt wurde, der er bis Anfang November 1939 auch unterstellt blieb. Mit seinem Stab bezog er mit den unterstellten Truppen Räume am Niederrhein, wo er dem Kommandanten für das rückwärtige Armeegebiet 580 (Korück 580) unterstellt wurde. Am 1. März 1940 wurde er zum Generalmajor befördert. Damit wurde er jetzt auch offiziell zum Kommandeur der 442. Division z.b.V. ernannt. Am 10. Oktober 1940 wurde er abgelöst. Er wurde jetzt als Nachfolger von Generalmajor Konrad Haase zum Kommandant der Oberfeldkommandantur 365 (OFK 365) in Tarnow im Generalgouvernement ernannt. Während dieses Kommandos lernte er die junge verheiratete polnische Adelige Klementyna Mankowska kennen und lieben. Sie erhielt wichtige militärische Informationen für die polnische Untergrundbewegung und gehörte zum Widerstandskreis "Die Musketiere", der sich hauptsächlich aus polnischen Aristokraten zusammensetzte. Am 15. Februar 1941 erhielt er folgende Beurteilung von General der Kavallerie Curt Ludwig Freiherr von Gienath, Militärbefehlshaber im Generalgouvernement: "Geistig und militärisch sehr gut beanlagt, widerspruchsvoller Charakter, gewandt und energisch, starke kritische Ader. Sehr passionierter Soldat. Erfahrener Ausbilder. Bewertung: Füllt sehr gut aus. Empfehlung: Divisionskommandeur." Dazu ergänzte am 26. Februar 1941 General Fedor von Bock, OB der Heeresgruppe B: "Sehr guter Soldat, ob zum Divisionskommandeur geeignet, ist noch nicht zu beurteilen." Ab November 1941 wurde er mit seinem Stab in Lemberg eingesetzt. Sein letzter Brief an Klementyna Mankowska vom 16. November 1941 ist erhalten geblieben. Darin schreibt er: "Ich bin nach Berlin beordert worden und muss heute Abend nach Deutschland fliegen. Das sich ankündigende Übel ist eingetroffen. SS und Gestapo haben die Macht in der Provinz Lemberg übernommen. Die Schreckensherrschaft wird beginnen. Man wirft uns vor, zu milde zu sein. Ich fordere Sie auf, sofort nach Frankreich zurückzukehren. Ich werde darauf warten, dass sich unsere Wege ein drittes Mal kreuzen. Ich träume davon. Von ganzem Herzen und für immer Ihre Notaufnahme. P.S. Vernichten Sie diesen Brief sofort nach dem Lesen!" Anfang Januar 1942 gab er sein Kommando über die OFK 365 ab, sein Nachfolger wurde später Generalleutnant Kurt Beuttel. Er wurde dafür an diesem Tag als Nachfolger von Generalleutnant Karl Graf zum Kommandeur der 330. Infanterie-Division ernannt, die gerade erst aufgestellt war. Mit dieser wurde er dann bereits nach kurzer Zeit an die Ostfront verlegt. Bei der Verlegung kam es durch das Winterklima zum Verlust von etwa der Hälfte aller Fahrzeuge der Division. Sofort nach Übernahme eines Frontabschnitts wurde er mit einem Teil seiner Division eingekesselt. Diese Einkesselung konnte nach kurzer Zeit wieder durchbrochen werden. Für diesen Einsatz erhielt er die Spange zum Eisernen Kreuz beider Klassen. Am 1. März 1942 wurde er zum Generalleutnant befördert. Am 20. März 1942 erhielt er folgende Beurteilung vom General der Infanterie Kurt von der Chevallerie, KG vom LIX. Armeekorps: "Seit Ende Januar im Osten eingesetzt. Hat sich in dem eingeschlossenen Demidow durch vorbildliche Haltung und feste Führung der Verteidigung wesentliche Verdienste erworben. Formt Division nach seinem Willen mit viel Verständnis, Pflichteifer und sichtbarem Erfolg. Bewertung: Füllt aus." Dazu ergänzte Generaloberst Georg-Hans Reinhardt, OB der 3. Panzerarmee: "Einverstanden. Hat sich als Verteidiger von Demidow voll bewährt." Am 25. April 1942 ergänzte dazu Generalfeldmarschall Günther von Kluge, OB der Heeresgruppe Mitte: "Einverstanden." Die Division machte sich dann im Herbst 1942 einen Ruf bei den Kämpfen um Welish. Am 7. Oktober 1942 wurde ihm das Verwundetenabzeichen in Schwarz verliehen. Am 5. November 1942 wurde ihm das Deutsche Kreuz in Gold verliehen. Am 27. Februar 1943 gab er sein Kommando über die 330. Infanterie-Division im Bereich der 9. Armee ab. Er wurde dafür nach Smolensk zum Hauptquartier der Heeresgruppe Mitte befohlen, wo ihm eröffnet wurde, dass er als Kommandierender General ein Korps Rothkirch aus einem Teilstab vom XXXXI. Panzerkorps bilden sollte. Mit diesem Korps sollte er die Führung einer Kampfgruppe am rechten Flügel der 2. Armee übernehmen. Das Korps Rothkirch bestand aus der 57. Infanterie-Division, der 255. Infanterie-Division und der 332. Infanterie-Division. Am 28. Februar 1943 sollte er mit seinem Stab im Lufttransport zum AOK 2 verlegt werden. Wegen des schlechten Wetters, wurde der Stab ab dem 1. März 1943 im Eisenbahntransport dorthin verlegt. Am 1. März 1943 erhielt er folgende Beurteilung von General der Infanterie Hans Jordan, KG vom VI. Armeekorps: "Gediegener, im Gemüt ernste, nicht aufgeschlossene Persönlichkeit. Vor dem Feinde voll bewährt. Als Divisionskommandeur tatkräftig und unermüdlich, fürsorglich. Eine gewisse Unausgeglichenheit im Wesen und der Neigung, Schwierigkeiten zu sehen, erschweren es ihm, trotz gutem Willen und eigenen Temperament belebend auf die Truppe zu wirken. Bewertung: Durchschnitt. Empfehlung: Divisionskommandeur." Die Führung über seine Kampfgruppe sollte dann nach wenigen Tagen bereits vom Generalkommando LII. Armeekorps übernommen werden. Er selbst sollte mit seinem Stab am 10. März 1943 im Lufttransport nach Brjansk abfliegen. Am 10. März 1943 ergänzte Generaloberst Walter Model, OB der 9. Armee, zur letzten Beurteilung: "Einverstanden. Gesamteindruck: gut." Sein Korps scheint dann wieder aufgelöst wurden zu sein. Er scheint dann aber noch das Generalkommando LII. Armeekorps geführt zu haben, so ist es in der nächsten Beurteilung auch zu lesen. Am 25. März 1943 ergänzte dazu Generalfeldmarschall Günther von Kluge, OB der Heeresgruppe Mitte: "Rothkirch hat unter besonders schwierigen Verhältnissen zunächst eine Gruppe Rothkirch und dann das LII. Armeekorps geführt. Der Armeeführer sagt: "Unter schwierigsten Verhältnissen ohne ausreichende Führungsmittel hat Rothkirch sicher, klar und erfolgreich geführt. Besitzt, soweit in der kurzen Zeit zu beurteilen, Eignung zum Kommandierenden General" Rothkirch hat sich mithin in der Führung eines Korps im Angriff bewährt. Seine charakterlichen Schwierigkeiten sind immer vorhanden gewesen. Entscheidend bleibt der Erfolg. Er hat ihn gehabt, und damit seine Geeignetheit zum Kommandierenden General bewiesen. Ich schlage ihn zur Verwendung hiermit vor." Im Sommer 1943 wurde er von Rittmeister Eberhard von Breitenbuch, Ordonnanzoffizier bei Generalfeldmarschall Günther von Kluge, dem Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte, informiert, das täglich 1200 bis 1500 Juden am Eisenbahnknotenpunkt Malkinia ermordert würden. Rothkirch hielt dies in seinem Befehlsbereich für ausgeschlossen, aber seine Nachforschungen ergaben, dass dies doch zutraf. Rothkirch schrieb Berichte über die Mordaktionen und wandte sich mehrfach an Kluge. Der Eisenbahnknotenpunkt Malkinia ist heute als Vernichtungslager Treblinka bekannt. Am 8. Oktober 1943 gab er sein Kommando über die 330. Infanterie-Division ab. Dafür wurde er am 8. Oktober 1943 mit der Wahrnehmung der Geschäfte als Kommandierender General und Befehlshaber der Sicherungstruppen Weißruthenien beauftragt. Am 10. Oktober 1943 erhielt er folgende Beurteilung zur vorherigen Tätigkeit als Divisiosnkommandeur von General der Infanterie Hans Schmidt, KG vom IX. Armeekorps: "Hat sich in den schweren Septemberkämpfen durch tapferen persönlichen Einsatz ausgezeichnet. Durch sein häufiges persönliches Eingreifen in vorderer Linie litt jedoch die Gesamtführung der Division. Zu wenig bekannt, um für künftige Verwendung vorzuschlagen." Am 17. Oktober 1943 ergänzte dazu Generaloberst Gotthard Heinrici, OB der 4. Armee: "Einverstanden." Am 27. November 1943 ergänzte dazu Generalfeldmarschall Ernst Busch, OB der Heeresgruppe Mitte: "Mir als Divisionskommandeur nicht bekannt geworden." Am 1. Januar 1944 wurde er zum General der Kavallerie befördert. Damit wurde er jetzt auch offiziell zum Kommandierender General und Befehlshaber der Sicherungstruppen Weißruthenien ernannt. Am 1. März 1944 erhielt er folgende Beurteilung von Generalfeldmarschall Ernst Busch, OB der Heeresgruppe Mitte: "Charakter mit Eigenarten. Hat es im Winter 1943/44 verstanden, trotz erheblicher Schwierigkeiten das ihm neu übertragene Gebiet straff zu organisieren, Gegensätze zu beseitigen und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den zahlreichen Dienststellen in seinem Bereich sicherzustellen. Den besonders in seinem Gebiet sehr umfangreichen Bandenkampf führte er umsichtig, hart und tapfer im persönlichen Einsatz. Seine nationalsozialistische Haltung ist einwandfrei. Bewertung: Füllt gut aus. Rücksichtsloser, persönlicher Einsatz, unermüdlich in Arbeit und Tätigkeit. Charakterliche Schwierigkeiten. Durchschnitt. Empfehlung: Belassung." Durch die erneute Umbenennung seines Stabes wurde er Mitte April 1944 zum Wehrmachtbefehlshaber Weißruthenien ernannt. Vom 1. Mai 1944 bis zum 3. Juni 1944 erhielt er Urlaub. Seine Privatanschrift war Oberurf Post Borken (Hessen) mit der Telefonnummer Jesberg bei Kassel 69. Im. Juli 1944 wurde sein Stab dann zum Generalkommando Rothkirch umbenannt und er zu dessen Kommandierenden General ernannt. Ende Oktober 1944 wurde seine Generalkommando Rothkirch aufgelöst und er wurde daraufhin in die Führerreserve versetzt. Seinen Dienst regelte der OB der Heeresgruppe Mitte. Am 10. November 1944 wurde er dann in der Führerreserve OKH dem Wehrkreis VIII zugeordnet. Mitte November 1944 wurde er damit beauftragt das neue LIII. Armeekorps zu bilden. Nach der Aufstellung wurde er dann auch am 15. November 1944 zu dessen Kommandierenden General ernannt. Mit diesem Stab wurde er dann an die Westfront verlegt. Am 21. November 1944 erhielt er folgende Beurteilung von Generaloberst Erhard Raus, OB der 3. Panzerarmee: "War während der Zeit meiner Kommandoführung mit keiner taktischen Führung beauftragt. Ihm oblag die Erkundung der rückwärtigen Stellung, die Überwachung des richtigen Ausbaus vom taktischen Gesichtspunkt aus gesehen und fallweise der Einsatz und die Leitung aller Ordnungsdienste im Armeebereich. Ferner war ihm die Bandenbekämpfung übertragen. Er hat sich in dieses Arbeitsgebiet hineingefunden, seine vielseitigen Aufgaben klar überblickt und mit Energie und Umsicht durchgeführt. Er verstand es sehr schnell vertrauensvolle Zusammenarbeit mit allen Dienststellen herzustellen. Persönlich sehr regsam und unermüdlich tätig. Die in der Beurteilung vom 1. März 1944 bemängelten charakterlichen Schwierigkeiten sind nicht in Erscheinung getreten. Über seine taktischen Fähigkeiten vermag ich aus Gründen seiner Verwendung kein Urteil abzugeben, doch habe ich den Eindruck, dass seine geistigen und körperlichen Eigenschaften ihn zur Führung eines Armeekorps befähigen." Am 27. November 1944 ergänzte dazu Generaloberst Georg-Hans Reinhardt, OB der Heeresgruppe Mitte: "Mir als Divisionskommandeur und zuletzt im Einsatz als Führer in einem breiten Frontabschnitt an der Memel südlich Kauen bekannt. Tatkräftiger Führer, persönlich tapfer. Zum Kommandierenden General geeignet." Danach nahm er dann an der Ardennenoffensive der Heeresgruppe B teil. Als Reserve eingesetzt befand sich sein Hauptquartier in Trier. Am 22. Dezember 1944 verlegte er sein Quartier nach Wiltz. Er übernahm jetzt mit seinem Korps auch den Schutz der nördlichen Flanke der 7. Armee. Danach führte er sein Korps beim Rückzug der deutschen Front. Am 6. März 1945 geriet er zwischen Neunkirchen und Daun in der Eifel, nordöstlich von Bitburg, in amerikanische Gefangenschaft. In seinen Karteikarten wird sowohl der 5. März 1945 als auch der 8. März 1945 als richtiges Datum dafür angegeben. Die US-Armee überstellte ihn an die Briten und diese brachten ihn auf die Insel, wo er am 9. März 1945 im Gefangenlager Trent Park interniert wurde. In einem abgehörten Gespräch im Lager Trent Park hat Generalleutnant Friedrich Freiherr von Broich geäußert, dass er Graf von Rothkirch und Trach für einen äußerst gewissenlosen Menschen halte, der eng mit Partei und SA verbunden gewesen sei, so dass wir, gemeint war das Heer, ihn nicht los werden konnten. Auch nach dem Kriegsende im Frühjahr 1945 blieb er die nächsten Jahre weiter in Gefangenschaft. In der Nachkriegszeit ist er am Wiederaufbau des Pferdesports in Westdeutschland beteiligt. Am 21. Oktober 1959 hat er die elf Jahre jüngere Hertha geborene vom Rath, verwitwete von Richter-Rettershof, in Frankfurt am Main geheiratet. Ihr Mann, Major a.D. Felix von Richter-Rettershof, war 1958 gestorben. Von 1960 bis 1973 war er Senior des Familienverbandes. Das von ihm 1978 gestiftete "Graf-Rothkirch-Stipendium" fördert jährlich junge, überdurchschnittlich begabte und erfolgreiche Vielseitigkeitsreiter. 1980 ist er auf dem Rettershof bei Königstein im Taunus gestorben. Er wurde dann auf Oberurf im Bezirk Kassel begraben.

 

Literatur und Quellen:
BArch, MSG 109/10853: Krug, Ottomar: Deutsche Generale 1867-1945
BArch, MSG 2/3409: Bericht von Generalleutnant Graf Rothkirch über die Kämpfe der 330. Infanterie- Division bei Demidow im Februar 1942
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1909, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1909
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1910, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1910
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1911, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1911
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1912, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1912
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1913, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1913
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1914, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1914
Deutsche Rangliste umfassend das gesamte aktive Offizierkorps 1913
Dienstaltersliste der Offiziere der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich  Württembergischen) Armeekorps 1917, Mittler und Sohn 1917
Dienstaltersliste der Offiziere der bisherigen Preußischen Armee und des XIII. (bisherigen Württembergischen) Armeekorps 1919, Mittler und Sohn 1919
Stellenbesetzung im Reichsheer 16. Mai 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1921, Biblio-Verlag 1968
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1923, Berlin, Mittler und Sohn 1923
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1924, Berlin, Mittler und Sohn 1924
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin, Mittler und Sohn 1925
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1927, Berlin, Mittler und Sohn 1927
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1928, Berlin, Mittler und Sohn 1928
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1929, Berlin, Mittler und Sohn 1929
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1930, Berlin, Mittler und Sohn 1930
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1931, Berlin, Mittler und Sohn 1931
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1932, Berlin, Mittler und Sohn 1932
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. Mai 1933
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. April 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 1. Oktober 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 15. Oktober 1935
Stellenbesetzung Wehrmacht 6. Oktober 1936
Stellenbesetzung des Heeres mit Stand vom 12. Oktober 1937
Stellenbesetzung des Heeres 1938
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955
Wolfgang Keilig: Die Generale des Heeres und die Sanitätsoffiziere im Generalsrang, Podzun-Verlag 1983
NARA Akte T-78 R-892
NARA T-314 R-987
Eberhard von Breitenbuch: Erinnerungen eines Reserveoffiziers 1939–1945. Books on Demand, Norderstedt 2010
Sönke Neitzel: Abgehört. Deutsche Generäle in britischer Kriegsgefangenschaft 1942–1945. Propyläen, Berlin 2005
Klementyna Mankowska: Odyssee einer Agentin. Ein Frauenschicksal im Zweiten Weltkrieg. dbm-Media-Verlag, Berlin 1995
Dieter Pohl: Die Herrschaft der Wehrmacht. Deutsche Militärbesatzung und einheimische Bevölkerung in der Sowjetunion 1941–1944. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2011
Graf Rothkirch: Kavallerie-General, Springreiter und Dokumentarfilmer auch bezeichnet als "Graf Rothkirchs Krieg" ist eine Dokumentation des NDR, welche hauptsächlich aus seinen privaten Aufnahmen erstellt wurde. Teile sind auf youtube zu finden