Schmidt, Rudolf

 

* 12. Mai 1886, Berlin

† 7. April 1957, Krefeld

 

Rudolf Schmidt trat am 25. September 1906 als Fahnenjunker in die Königlich Preußische Armee ein. Er kam dabei zum 3. Kurhessisches Infanterie-Regiment "von Wittich" Nr. 83. In diesem wurde er nach dem Besuch der Kriegsschule am 27. Januar 1908 zum Leutnant befördert. Sein Patent wurde dabei auf den 22. Juli 1906 datiert. Als solcher wurde er dann als Kompanieoffizier im 3. Kurhessisches Infanterie-Regiment "von Wittich" Nr. 83 eingesetzt. Im Herbst 1911 wurde er für fast ein Jahr zum Telegraphen-Bataillon Nr. 4 kommandiert. Im April 1913 wechselte er noch als Leutnant zum Telegrafen-Bataillon Nr. 5 der Telegraphentruppe. Im Mai 1914 wurde er dann für den 1. Oktober 1914 zur Kriegsakademie einberufen. Dazu sollte es wegen des Ausbruch des 1. Weltkrieges aber nicht mehr kommen. Bei Beginn des 1. Weltkrieges im August 1914 wurde er dann bei der Korps-Fernsprech-Abteilung des I. Reservekorps an der Ostfront eingesetzt. Am 28. November 1914 wurde er bei dieser zum Oberleutnant befördert. Später kam er dann zur Westfront. Im Frühjahr 1915 wurde er zum Führer der Fernsprechabteilung der 1. Landwehr-Division ernannt. Am 1. Oktober 1915 wurde er dann als Adjutant zum Stabsoffizier der Telegraphentruppe der 12. Armee eingesetzt. Am 18. Dezember 1915 wurde er zum Hauptmann befördert. Im Frühjahr 1916 wurde er dann zum Kommandeur der Garde-Fernsprech-Abteilung und zum Kommandeur des Fernsprechtrupps vom Garde-Korps ernannt. Im Frühjahr 1917 wurde er in den Generalstabsdienst übernommen. Dabei wurde er zum Stab des Chefs der Feldtelegraphen in das Große Hauptquartier kommandiert. Am 1. Juni 1917 hat er Fridel Leitholf geheiratet. Am 10. Juni 1917 kam er dann für ein halbes Jahr zum Generalstab der 28. Reservedivision. In diesem Zeitraum wurde er dann im Monat September 1917 komplett als Bataillonsführer des II. Bataillons vom Reserve-Grenadier-Regiment 110 eingesetzt. Ab dem Januar 1918 wurde er dann als Ic dem Generalstab XIV. Reservekorps und später auch noch dem Generalstab VII. Reservekorps zugeteilt. Im September 1918 wurde er dann zum Besuch des Generalstabskurses nach Sedan kommandiert. Kurz vor Kriegsende wurde er dann zum Generalstab der 4. Armee in Flandern versetzt. Im 1. Weltkrieg wurden ihm neben beiden Eisernen Kreuzen auch noch andere Auszeichnungen verliehen. Während der Novemberrevolution im Kaiserreich zog er dann mit einem Sonderbataillon in Hamburg ein. Im Dezember 1918 wurde er dann in die Garde-Nachrichten-Ersatz-Abteilung versetzt. Im März 1919 wurde er in das Preußische Kriegsministerium nach Berlin versetzt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er am 1. Oktober 1919 als Hauptmann in das Reichsheer übernommen. Dabei wurde er dann die ersten Jahre im Reichswehrministerium in Berlin verwendet. Dort blieb er auch bei der Bildung vom 200.000 Mann-Übergangsheer und des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr weiter eingesetzt. Am 1. Oktober 1923 wurde er zum Chef der 1. Kompanie in der 3. (Preuß.) Nachrichten-Abteilung in Potsdam ernannt. Am 1. Oktober 1925 wurde er erneut in das Reichswehrministerium nach Berlin versetzt. Am 1. Februar 1927 wurde er zum Major befördert. Als solcher wurde er dann als Leiter der Chiffrierstelle der Heeres-Abwehr-Abteilung (Abw) des Truppenamtes (TA) wieder im Reichswehrministerium eingesetzt. Am 1. Oktober 1928 wurde er dann in den Stab der 6. Division der Reichswehr nach Münster versetzt. Dort war er dann als Lehrgangsleiter und Taktiklehrer bei der Führergehilfenausbildung im Einsatz. Ab dem 1. Oktober 1929 wurde er dann als Lehrgangsleiter für Führergehilfenausbildung im Stab der 3. Division der Reichswehr in Berlin eingesetzt. Am 1. April 1931 wurde er als solcher zum Oberstleutnant befördert. Etwa zur gleichen Zeit wurde er dann zum Chef des Stabes der Inspektion der Nachrichtentruppen (In 7) ernannt. Angeblich am 1. Juli 1932 wurde er durch Generalleutnant Wilhelm Adam zum Kommandeur der Offiziers-Lehrgänge an die Kriegsakademie berufen. Am 1. Oktober 1933 wurde er als solcher zum Oberst befördert. Am 15. August 1934 wurde er zum Kommandeur des 13. (Württ.) Infanterie-Regiment in Ludwigsburg ernannt. Er trat damit die Nachfolge von Oberst Ruoff an. Am 30. Juni 1935 gab er das Kommando über sein Regiment wieder an Oberstleutnant Friedrich Zickwolff ab. Er kam dafür jetzt zum neuen Reichskriegsministerium in Berlin. Dort wurde er zum Oberquartiermeister II im Generalstab des Heeres ernannt. Als solcher wurde er am 1. Oktober 1936 zum Generalmajor befördert. Am 1. Oktober 1937 übernahm er das Kommando über die 1. Panzer-Division in Weimar. Damit wurde er Nachfolger von Generalleutnant von Weichs. Als solcher wurde er am 1. Juni 1938 zum Generalleutnant befördert. Seine Division führte er dann bei Ausbruch des 2. Weltkrieges an die Front. Für die Führung seiner Division im Polenfeldzug wurden ihm beide Spangen zu seinen Eisernen Kreuzen verliehen. Am 1. Februar 1940 übernahm er als Kommandierender General das neue Generalkommando XXXIX. Armeekorps. Dieses befehligte er dann zuerst im Westfeldzug. Dabei führte er die Kapitulationsverhandlungen um die Stadt Rotterdam. Er selbst versucht mit einem Funkspruch an die Luftflotte 2 die Bombardierung der Stadt noch zu stoppen. Am 1. Juni 1940 wurde er zum General der Panzertruppe befördert. Für die Erfolge des Korps wurde General Schmidt am 3. Juni 1940 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Am 10. Juli 1941 wurde ihm das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Ende Juli 1941 schrieb Schmidt an General Paulus in einer Bilanz über die bisherigen sehr harten Kämpfe, dass der Blutzoll seines Korps erheblich und das Material total auf den Hund sei. Er bemängelte dabei auch die Scheu der Heeresgruppe Mitte. Am 7. November 1941 wandte sich Schmidt direkt an die Heeresgruppe Nord und meldete: "Die Truppe hat seit Tagen keine Ruhe, leidet unter der großen Kälte, sie ist am Ende ihrer Kräfte". Am 13. November 1941 schrieb Schmidt erneut an General Paulus und machte ihn ohne Schönfärberei auf die so scheußliche Lage seines Verbandes aufmerksam. Er beklagte sich über die mangelnde Voraussicht und Fürsorge durch das Ausbleiben von Winterkleidung. Er beschwerte sich außerdem über die Zersplitterungstaktik der 16. Armee, welche sich seiner Meinung nach wieder viel zu viel vorgenommen hatte. Er schrieb ihm weiter, dass die Meldungen des Ic der 16. Armee nach oben alle gefärbt wären, um Führungsfehler verblassen zu lassen. Seine personellen Stärken wären derart zusammengeschmolzen, dass das Korps für einen weiteren Angriff vor Auffüllung der Fehlstellen nicht mehr in der Lage sei. Er schrieb noch: "Aber einmal hören eben die Kräfte der Truppe auf und da kann auch der schärfste Befehl nichts mehr nützen. Und soweit sind wir jetzt." Am 15. November 1941 wurde er mit der Führung der 2. Armee für den erkrankten Generaloberst von Weichs beauftragt. Am 21. Dezember 1941 legte Schmidt der Heeresgruppe eine Stellungnahme zu Hitlers Haltebefehl vor, welche an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ: "Starr durchgeführt, führt der Befehl zu ganz großen Gefahren. Wir stehen in dünnster Front, Reserven fehlen. Der Russe ist überlegen." Er warnte auch ausdrücklich vor der "Vernichtung der Armee vor Herankommen der in Aussicht stehenden Reserven". Er wies "im vollen Bewusstsein meiner Verantwortung" auf die Folgen einer starren wörtlichen Durchführung des Führerbefehls hin und bat, den Befehl flexibel auslegen zu dürfen. Er beließ es jedoch nicht bei diesen Worten. Als sich die Lage seiner schwachen, nur aus 8 Divisionen bestehenden Armee zuspitzte, entschloss er sich am 24. Dezember 1941 die umkämpfte Stadt Livny auf eigene Verantwortung und ohne höhere Genehmigung zu räumen. Einen Tag darauf befehl er "im Einverständnis mit Generaloberst Guderian" auch dem XXXXVIII. Armeekorps das Ausweichen. Auf den Hinweis Generalfeldmarschall Kluges, "das auf Grund des Führerbefehls zunächst unter allen Umständen gehalten werden müsse", antwortete er, "ein solcher Befehl komme zu spät. Er muss zurück." Dadurch, dass von Kluge dieses Verhalten im Gegensatz zu Guderian hinnahm, wurde vermutlich durch Hitler und Halder nichts weiter gegen ihn unternommen. Am 26. Dezember 1941 wurde er dann auch noch mit der Führung der 2. Panzerarmee beauftragt. Am 1. Januar 1942 wurde Schmidt zum Generaloberst befördert. Damit wurde er dann auch zum Oberbefehlshaber der 2. Panzerarmee ernannt. Am 15. Januar 1942 übergab er dann die 2. Armee wieder an Generaloberst von Weichs. Am 11. April 1943 wurde er von seinem Posten abberufen, nachdem er die Gesamtkriegsführung offen und scharf kritisiert hatte. Er wurde in die Führerreserve OKH versetzt und sollte sich vor dem Reichskriegsgericht verantworten. Man hatte seinen Bruder wegen Hoch- und Landesverrats verhaftet und dabei diskreditierende Briefe des Generaloberst bei ihm gefunden. Sein Bruder wurde der aktiven Spionage für den französischen Geheimdienst überführt. Er selbst wurde jedoch nicht vom Reichskriegsgericht verurteilt. Generalstabsrichter Sack empfahl die Einweisung in eine psychiatrische Anstalt. Er versuchte später über eine Empfehlung Himmlers wieder in den aktiven Dienst zurückgeholt zu werden. Hitler lehnte dieses Ansinnen aber im September 1944 ab. 1947 wurde er in der sowjetischen Besatzungszone verhaftet. Er wurde dann als angeblicher Kriegsgefangener von der Roten Armee nach Russland verschleppt. Dort wurde er zum Tode verurteilt, später jedoch begnadigt. Er kam erst am 7. Januar 1956 gemeinsam mit General der Infanterie Kurt Röpke, Generalleutnant Hermann Boettcher, Generalleutnant Werner Schmidt-Hammer, Konteradmiral Wolff-Ehrenreich von Arnswaldt, Generalmajor Karl-Richard Koßmann, Generalmajor Hellmuth Nickelmann und Generalmajor Otto Rauser als einer der letzten Generale wieder nach Deutschland zurück. Lediglich Generalleutnant Paul Klatt und Generalleutnant Kurt-Jürgen Freiherr von Lützow sollen noch wenig später in die Heimat zurückgekommen sein. Die Generale General der Artillerie Max Pfeffer, Generalleutnant Rainer Stahel und General der Artillere Hellmuth Weidling starben noch vor der verspäteten Repatriierung.

 

Ritterkreuz (3. Juni 1940) Eichenlaub (10. Juli 1941)

 

Literatur und Quellen:
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 4 Bände, Bad Friedrichshall, 1996 / 1997
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 9 Bände, 4. überarbeitete Auflage, Bad Friedrichshall 2010 / 2011