Stingl, Karl Eduard

 

* 24. Januar 1894, München

† 26. Juni 1976, Rehlings am Bodensee bei Lindau

 

 

Karl Stingl war ein Sohn vom Postverwalter und späteren Ministerialamtmann Eduard Stingl und dessen Ehefrau Therese, geborene Ederer. Er trat nach seinem Abitur am 1. Oktober 1913 als Fahnenjunker in die Bayerische Armee ein. Er kam dabei zum 10. Königlich Bayerisches Infanterie-Regiment "Prinzregent Ludwig" nach Ingolstadt. Bei diesem wurde er anfangs der 6. Kompanie zugeteilt. Durch die Umbenennung des Regiments am 5. November 1913 gehörte er dann zum Königlich Bayerisches 10. Infanterie-Regiment "König". Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges kam er dann auch mit der 6. Kompanie im aktiven Regiment an die Front. Dort wurde er anfangs vom 8. August 1914 bis zum 19. August 1914 bei den Grenzschutzgefechten in Lothringen eingesetzt. Auch an der Schlacht in Lothringen vom 20. bis zum 22. August 1914 war er beteiligt. Danach folgte vom 22. August 1914 bis zum 5. September 1914 die Schlcht vor Nancy-Epinal. An dem 5. September 1914 wurde er bei Serres verwundet und ins Lazarett eingeliefert. Danach wurde ihm am 7. September 1914 noch das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen. Am 27. September 1914 wurde er mit einem Patent vom 19. September 1914, unter Vorbehalt der späteren Regelung ihres Ranges, zum Leutnant befördert. Am 28. Juni 1915 kehrte er wieder zum aktiven Regiment an die Front zurück. Dort kämpfte er wieder als Kompanieoffizier bei der 6. Kompanie seines Regiments auf den Maashöhen um Saint Mihiel. Am 3. Juli 1915 wurde er zum Rekruten-Depot vom Generalkommando III. bayerisches Armeekorps kommndiert. Am 31. Oktober 1915 kehrte er wieder zum Regiment an die Front vor St. Mihiel zurück und wurde als Zugführer der 10. Kompanie zugeteilt. Mit dieser wurde er erneut auf den Maashöhen eingesetzt. Im Krieg wurde sein Patent als Leutnant auf den 7. Januar 1913 festgelegt. Seine Versetzung als Zugführer zur 4. Kompanie seines Regiments erfolgte am 3. März 1916. Ab dem 20. Mao 1916 wurde er bei Bois Brule eingesetzt. Vom 21. Juni 1916 bis zum 8. August 1916 stand er bei der Schlacht bei Verdun im Einsatz. Ab dem 23. Juni 1916 wurde er dort am Tag der Erstürmung des Zwischenwerk Thiaumount als Adjutant des I. Bataillons vom 10. Infanterie-Regiment "König" verwendet. Ab diesem Tag wurde er dann bei den Kämpfen auf Kalter Erde und bei Fleury eingesetzt. Ab dem 16. Juli 1916 bis zum 8. August 1916 tobten die Kämpfe um Fleury und um das Zwischenwerk Thiaumount. Daran anschließend wurde er bei den Kämpfen um den Argonnerwald eingesetzt. Ab dem 15. September 1916 wurde er bei der Schlacht an der Somme verwendet. In dieser Funktion wurde er als Bataillonsadjutant am 27. September 1916 wieder verwundet. Vom 5. Oktober 1916 bis zum 21. November 1916 wurde er im Reservelazarett Nürnberg (Justizpalast) behandelt. Ab Ende März 1917 wurde er einige Wochen als Ordonanzoffizier im Kriegsministerium eingesetzt. Am 5. Juli 1917 wurde er wieder zum aktiven Regiment an die Front entsendet und dem I. Bataillon zugeteilt. Er wurde die nächsten Monate bei den Stellungskämpfen in französisch Flandern und dem Artois eingesetzt. Am 11. Juli 1917 wurde er mit der Stelle als Adjutant des I. Bataillons vom 10. Infanterie-Regiment "König" beliehen. Vom 21. September 1917 bis zum 11. Oktober 1917 tobte die Schlacht in Flandern. Während dieser wurde er am 4. Oktober 1917 er erneut verwundet, blieb aber bei der Truppe. Vom 12. Oktober 1917 bis zum 19. Januar 1918 stand er wieder in Stellungskämpfen im Artois im Einsatz. Vom 21. Januar 1918 bis zum 15. März 1918 wurde er bei den Stellungskämpfen in französisch Flandern verwendet. Das Eiserne Kreuz 1. Klasse wurde ihm am 10. Februar 1918 verliehen. Vom 16. März 1918 bis zum 20. März 1918 folgten Stellungskämpfe im Artois und der Aufmarsch zur Großen Schlacht in Frankreich, die am 21. März 1918 begann. Tags darauf wurde er am 22. März 1918 durch Artilleriegeschoß im Gesicht und am rechten Oberarm schwer verwundet. Vom 4. April 1918 bis zum 18. Mai 1918 wurde er im Reservelazarett VII Hannover (Crystallpalast) behandelt. Während dieser Zeit wurde er am 6. April 1918 wurde er zum Oberleutnant befördert. Danach wurde er vom 20. Mai 1918 bis zum 1. August 1918 in der Kieferstation vom Reservelazarett Nürnberg IV behandelt. Neben beiden Eisernen Kreuzen wurde ihm am 1. April 1916 auch der Königlich Bayerischer Militär-Verdienstorden 4. Klasse mit Schwertern verliehen. Ab dem 12. Mai 1919 wurde er beim Wehrregiment München eingesetzt. Damit kam er ab dem 1. Oktober 1919 bei der staatlichen Polizeiwehr München zum Einsatz. Kurz vor der Bildung des 200.000 Mann-Heeres der Reichswehr wurde er am 31. März 1920 aus dem aktiven Heeresdienst entlassen.

Nach anderen Angaben wurde er erst am 31. Mai 1920 verabschiedet. Er trat jetzt zur staatlichen Polizeiwehr Bayern über. Zumindest 1919 bis 1927 wohnte er noch in der Wohnung seiner Eltern in der 2. Etage der Pestalozzistraße 10 in München. Ab September 1920 gehörte er zur staatlichen Ordnungspolizei, die ab November 1920 Bayerische Landespolizei hieß. Am 1. Dezember 1924 wurde er zum Polizei-Hauptmann befördert. Als solcher wurde er am 1. August 1925 als Nachfolger von Polizei-Hauptmann Wilhelm von Stubenrauch zum Führer der Stations-Verstärkung West 4 ernannt. 1928 und 1929 wohnte er in der 3. Etage der Oettingenstraße 16 in München, seine Eltern in der 1. Etage unter dieser Adresse. Ab 1930 ist er wie seine Eltern ebenfalls in der 1. Etage gelistet. Sein Vater starb am 29. Februar 1932 in München. Auch nach dem Tod des Vaters wohnte er mit seiner Mutter in der 1. Etage der Oettingenstraße 16 in München. Am 15. April 1933 wurde er zum Staatsministerium des Inneren kommandiert. Ab dem 1. September 1934 war er im Stab des SS-Oberabschnitts Süd tätig. Er wurde noch im gleichen Monat zum Major der Landespolizei befördert. Ab dem 18. Juni 1935 wurde er als Referent im Stab der I. Abteilung der Landespolizei eingesetzt. Bei der Enttarnung der Einheiten nach der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht wurde er am 15. Oktober 1935 als Major in das Heer übernommen. Sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. September 1934 (36b) festgelegt. Er wurde anfangs beim Regimentsstab vom Gebirgsjäger-Regiment 100 in Bad Reichenhall verwendet. Am 6. Oktober 1936 wurde er als Nachfolger von Major Hermann Kreß zum Kommandeur des II. Bataillons vom Gebirgsjäger-Regiment 100 in Lenggries ernannt. Als solcher wurde er zum 1. März 1937 (60) zum Oberstleutnant befördert. Am 1. Juli 1937 wurde er als Nachfolger von Oberstleutnant Wilhelm Haverkamp zum Kommandeur des I. Bataillons vom Infanterie-Regiment 63 in Ingolstadt ernannt. Am 24. November 1938 wurde sein Bataillon zur Aufstellung vom Infanterie-Regiment 72 abgegeben. Bei diesem wurde er jetzt zum Kommandeur des III. Bataillons vom Infanterie-Regiment 72 in Mies ernannt. Bei Beginn des 2. Weltkrieges im Spätsommer 1939 wurde er mit seinem Bataillon im Verband der 46. Infanterie-Division im Polenfeldzug eingesetzt. Am 5. Februar 1940 wurde er mit Wirkung vom 6. Februar 1940 zum Kommandeur vom Infanterie-Regiment 520 ernannt. Mit seinem Regiment gehörte er zur 296. Infanterie-Division. Zum 1. März 1940 (25) wurde er zum Oberst befördert. Mit dieser kam er dann zum Ende des Frühjahres 1940 auch noch im Westfeldzug zum Einsatz. Danach verlieb er mit seinem Regiment als Besatzungstruppe in Frankreich. Ab Ende Februar 1941 verlegte er in den Osten. Zum Sommerbeginn 1941 führte er sein Regiment im Divisionsverband der 296. Infanterie-Division in den Ostfeldzug. Dort war er im Südabschnitt der Ostfront im Einsatz. Am 9. Oktober 1941 wurde er in die Führerreserve OKH versetzt. Seinen Dienst regelte der Wehrkreis XIII. Am 1. Januar 1942 wurde er zum Kommandeur vom Infanterie-Regiment 586 ernannt. Dieses war als Küstensicherung im Verband der 320. Infanterie-Division im Raum Dünkirchen im Einsatz. Am 30. September 1942 wurde er wieder in die Führerreserve OKH versetzt, seinen Dienst regelte auch wieder der Wehrkreis XIII. Am 17. Dezember 1942 wurde er zum Kommandeur vom Grenadier-Ersatz-Regiment 572 in Metz ernannt. Am 14. Juli 1943 erhielt er folgende Beurteilung von Generalleutnant Hans von Sommerfeld, Kdr. der Division Nr. 462: "Dienstlich der fleißiger Offizier mit starkem, etwas engen Ehrgeiz. Vom eigenen Können recht überzeugt, daher Belehrungen nicht gerne zugänglich. Charakterlich und geistig versteift, pedantisch. Über den Dienst hinaus ohne größere Interessen. Für die Belange der Truppe stets fürsorglich fehlt es ihm gelegentlich an Verständnis für die häuslichen Sorgen der Untergebenen. Gute praktische Ausbildung und Erfahrungen. Im Felde persönlich sehr tapfer. Bewertung: Durchschnitt. Empfehlung: Keine Eignung zum Divisionskommandeur. Besser Kommandant eines Truppenübungsplatz." Dazu ergänzte General der Infanterie Walther Schroth, KG vom Stellv. Generalkommando XII. Armeekorps: "Besonders erfahrener Ausbilder, vorzüglicher Praktiker, tritt in dieser Hinsich vor allen Regimentskommandeuren des Wehrkreises hervor. Als Kommandeur einer Reserve- oder Ersatz-Division insoweit durchaus geeignet. Die Bemängelungen des Divisionskommandeurs sind mir nicht bekannt geworden. Ausgang des anhängigen Verfahrens bleibt abzuwarten." Sein Regiment gab er am 1. August 1943 ab, als er erneut in die Führerreserve OKH versetzt und dem Wehrkreis XIII zugeteilt wurde. Er wurde jetzt zur Einweisung als Kommandant eines Truppenübungsplatzes zum Truppenübungsplatz Ohrdruf kommandiert. Am 15. September 1943 wurde er zum Kommandant vom Truppenübungsplatz Schwarzenborn ernannt. Zum 1. März 1944 (2) wurde er zum Generalmajor befördert. Am 1. März 1944 erhielt er folgende Beurteilung von General der Infanterie Otto Schellert, KG vom Stellv. Generalkommando IX. Armeekorps: "Persönlichkeit ohne große Linie, aber hochanständig, sehr fleißig und gewissenhaft, etwas umständlich. Vor dem Feind persönlich sehr tapfer, ohne als Führer hervorgetreten zu sein. Ist bestrebt, sich hervorzutun und viel zu leisten, konnte sich aber bei der geringen Bedeutung als Truppenübungsplatzkommandant von Schwarzenborn nicht auswirken. Geistig Durchschnitt, körperlich zäh und leistungsfähig. Leistungswillen. Schwerblütige Natur. Die in der vorjährigen Beurteilung erwähnten Mängel sind hier nicht aufgetreten. Bewertung: Durchschnitt. Empfehlung: Feldkommandant." Am 20. März 1944 wurde er zum Militärbefehlshaber Südost zur Einweisung als Feldkommandant kommandiert. Zur letzten Beurteilung ergänzte am 12. April 1944 Generaloberst Friedrich Fromm, Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres: "Nichts hinzuzufügen." Am 10. Mai 1944 erhielt er folgende Beurteilung von Generalmajor Walter Vierow, Kommandant der FK 599: "Sehr bestimmt in seinen Anordnungen. Fast kleinlich, gewissenhaft in Ausübung des Dienstes. Hat mit viel Umsicht und Tatkraft die Feldkommandantur 599, gleichzeitig Wehrmacht-Standort-Kommandantur Belgrad, fast 4 Wochen vertretungsweise geführt und aus Erfahrung zweier schwerer Bombenangriffe den örtlichen Luftschutzleiterdienst mustergültig aufgezogen. Körperlich widerstandsfähig. Durch Kieferverletzung im Stimmgebrauch gehemmt. Zur Feindbewährung bestand keine Gelegenheit. Bewertung: Durchschnitt. Empfehlung: Geeignet als Feld- und Stadtkommandant. bedingt kv., für Osteinsatz geeignet." Am gleichen 10. Mai 1944 wurde er zur Heeresgruppe Südukraine zur Verwendung als Kommandant eines Festen Platzes kommandiert. Am 18. Mai 1944 wurde er zur Verwendung als Stadtkommandant von Jassy zur 8. Armee kommandiert. Bei dem Zusammenbruch der rumänischen Front geriet er Ende August 1944 in sowjetische Gefangenschaft. Zu einer vorherigen Beurteilung ergänzte am 29. August 1944 General der Infanterie Otto Wöhler , OB der Armeegruppe Wöhler: "(Zusatz zur Beurteilung vom 1. März 1944) Hat sich in dem kruzen Kampf um Jassy als Kampfkommandant durch Organisation und Tapferkeit voll bewährt." Dazu ergänzte am 23. September 1944 Generaloberst Johannes Frießner, OB der Heeresgruppe Südukraine: "Mir nicht bekannt geworden."In dieser wurde er in die Sowjetunion verschleppt und dort viele Jahre in verschiedenen Lagern gefangen gehalten. Am 21. April 1950 wurde er gemeinsam mit Bernhard Stiller über das Lager Nr. 69 Frankfurt an der Oder wieder repatriiert.

 

Literatur und Quellen:
Krug, Ottomar Deutsche Generale 1918-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/10853
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 16. Mai 1914, 47. Auflage, München
Stellenbesetzung im Reichsheer 16. Mai 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung Reichsheer 1. Oktober 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 15. Oktober 1935
Stellenbesetzung Wehrmacht 6. Oktober 1936
Stellenbesetzung des Heeres mit Stand vom 12. Oktober 1937
Stellenbesetzung des Heeres 1938
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955 
Wolfgang Keilig: Die Generale des Heeres und die Sanitätsoffiziere im Generalsrang, Podzun-Verlag 1983
Pers 6/301013
Militär-Wochenblatt
Kriegsstammrollen