Truppenübungsplatz Ohrdruf

 

1890 richtete die Stadt Ohrdruf eine Bitte an das preußische Kriegsministerium, das Gelände nahe der Stadt, welches seit 1871 als Manövergelände genutzt wurde, offiziell zu einem Truppenübungsplatz zu erweitern. Doch erst im Jahr 1906 wurde die Einrichtung des Truppenübungsplatzes vom Reichstag beschlossen. 1908 wurde mit dem Bau von Truppenunterkünften begonnen und am 18. Mai 1908 traf das I. Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 95 als erste Übungstruppe auf dem neuen Truppenübungsplatz ein, der hauptsächlich vom XI. Armeekorps genutzt wurde. In den folgenden Jahren wurden die baulichen Einrichtungen des Platzes stetig erweitert. 1913 wurde der erste von 9 Beobachtungstürmen errichtet. Während des ersten Weltkrieges wurden auf dem Platz eine Reihe von Linien-, Reserve- und Landsturmverbände aufgestellt, außerdem diente er in größerem Rahmen als Kriegsgefangenenlager, in dem bis zu 17000 Gefangene untergebracht wurden.

Am 9. November 1918 wurde auf dem Übungsplatz ein Arbeiter- und Soldatenrat gegründet, der auch die Kommandantur des Platzes übernahm. Im Januar 1919 wurde auf dem Truppenübungsplatz der Hessen-Thüringer-Waldeck'sche Freikorps aufgestellt, das den Platz im Mai 1919 in Richtung München verließ. Ebenfalls Anfang 1919 wurde auf dem Platz ein Demobilisierungsamt eingerichtet. Bereits am 17. Februar 1919 wurde der Schießbetrieb auf dem Platz wieder aufgenommen.

Im Mai 1934 wurde der Stab und die Kader der I. Abteilung "Kraftfahr-Lehrkommando II - Ohrdruf" gebildet. Gleichzeitig wurden zwei Mannschafts-Einheitsbaracken als Unterkünfte für eine Kraftfahr-Abteilung in Ohrdruf gebildet. Am 1. Juli 1934 wurde das Kraftfahr-Lehrkommando II (später Teile der Panzer-Regimenter 1 und 2) mit zwei Abteilungen gebildet und mit der verdeckten Ausbildung begonnen. Am 15. Oktober 1935 entstanden auf dem Truppenübungsplatz eine größere Anzahl motorisierter Verbände (Panzer-Regimenter 1 und 2, Artillerie-Regiment 73, 74 und 75).

1936 begann auf dem Truppenübungsplatz eine geheime Fernmelde-Führungs-Anlage der Reichspost. 1936 entstand auf dem Platz das Panzer-Regiment 7. 1937 begann der Neubau einer Kaserne im Nord-West-Bereich des Lagers, ab 1939 wurde auch der Ausbau des Luft- und Gasschutzes im Truppenlager ausgebaut. Zwischen August und November 1940 erfolgte auf dem Platz die Umgliederung der 16. Infanterie-Division in 16. Panzer-Division. 1941/42 wurde ein kleines Lager für russische Kriegsgefangene eingerichtet. Im Herbst 1944 wurden Teile des Lagers von der SS übernommen. Diese richtete auf dem Lagergelände ein Außenlager des KZ Buchenwald ein.

Am 5. April 1945 wurde der Platz von der 4. amerikanischen Panzer-Division erobert. Die Amerikaner richteten auf dem Platz ein Durchgangslager für entlassene russische Kriegsgefangene ein. Durch diese kam es zu zahlreichen Übergriffen auf die umliegende Zivilbevölkerung. Ab 1947 nutzten die Russen dann den Truppenübungsplatz bis 1991, als der Platz an das Bundesverteidigungsministerium übergeben wurde. Am 22. Dezember 1993 wurde der Platz dann von der Bundeswehr übernommen.

Bilder vom Truppenübungsplatz Ohrdruf

Kommandanten des Übungsplatzes: 

Günther von Goeckel 1. August 1936 - 30. November 1943