Rieger, Leopold Ernst

 

* 20. Januar 1890, Grünbach im Vogtland

† 12. November 1965,

 

 

Leopold Rieger war der Sohn des Revierforstverwalters Emil Rieger und dessen Ehefrau Marie, geborene Schneider. Am 15. März 1910 trat er als Fahnenjunker in die Königlich Sächsische Armee ein. Er kam dabei in das 6. Königlich Sächsische Feld-Artillerie-Regiment Nr 68 in Riesa. Hier wurde er am 3. Dezember 1910 zum Fähnrich befördert. Als solcher gehörte er zur 5. Batterie seines Regiments. Nach dem Besuch der Kriegsschule wurde er am 23. September 1911 zum Leutnant befördert. Sein Patent wurde dabei auf den 22. September 1909 datiert. Als solcher wurde er anfangs als Batterieoffizier in der 3. Batterie seines Regiments eingesetzt. Zu Beginn des 1. Weltkrieges zog er am 9. August 1914 mit seinem 6. Königlich Sächsische Feld-Artillerie-Regiment Nr. 68 ins Feld. Eingesetzt wurde das Regiment an der Westfront. Bis November 1916 war er Führer verschiedener Batterien in seinem Regiment. Am 16. Dezember 1915 wurde er im 6. Königlich Sächsische Feld-Artillerie-Regiment Nr 68 zum Oberleutnant befördert. Am 3. November 1916 wurde er schwer verwundet und zur Genesung in die Heimat verlegt. Anschließend kehrte er als Batterie-Führer in das Königlich Sächsische 6. Feld-Artillerie-Regiment Nr 68 zurück. Nach einer Gasvergiftung am 30. September 1917 wurde er erneut in die Heimat versetzt. Am 21. Januar 1918 wurde er zum Führer der Königlich Sächsischen Feld-Artillerie-Batterie 983 ernannt. Am 1. Oktober 1918 musste er krankheitsbedingt das Kommando über die Batterie wieder abgeben. Er wurde in die Ersatz-Abteilung vom Königlich Sächsischen 6. Feld-Artillerie-Regiment Nr 68 versetzt, wo er das Kriegsende erlebte. Im 1. Weltkrieg wurde er nicht nur mehrmals verwundet, was sich in der Verleihung des Verwundetenabzeichens in Silber widerspiegelte. Im Ersten Weltkrieg wurde er neben beiden Eisernen Kreuzen noch mit anderen Orden ausgezeichnet. Am 26. März 1919 trat er in das Freiwilligen Landjägerkorps in Berlin ein. Am 18. Juli 1919 wurde er in das vorläufige Reichsheer übernommen. Dabei kam er zuerst zum Stab des leichten Reichswehr-Artillerie-Regiments 19. Auch bei der Bildung des 200.000 Mann Heeres der Reichswehr Mitte Mai 1920 verblieb er weiter im Reichswehr-Artillerie-Regiment 19 der Reichswehr-Brigade 19. Bei der Bildung des 100.000 Mann Heeres der Reichswehr wurde er am 1. Oktober 1920 in das 4. (Preußisch-Sächsische) Artillerie-Regiment übernommen. Bei diesem wurde er im Stab der II. Abteilung in Bautzen eingesetzt. Hier erfolgte am 20. April 1921 seine Beförderung zum Hauptmann. Sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 20. September 1918 festgelegt. Am 20. August 1921 wurde er dann zum für mehrere Jahre zum Chef der 4. Batterie vom 4. Artillerie-Regiment in Bautzen ernannt. Am 2. September 1923 heiratete er Luise Friedrich, Tochter vom Geheimsekretär Paul Friedrich. Am 15. Februar 1924 wurde er zum Stab der II. Abteilung versetzt. Seine 4. Batterie übernahm dafür Hauptmann Karl Werner Freiesleben. Am 22. November 1924 wurde seine Tochter Margit Rieger geboren. Am 1. Oktober 1925 wurde er als Nachfolger von Hauptmann Gerhard Körner zum Chef der Ausbildungs-Batterie vom 4. Artillerie-Regiment in Dresden ernannt. Ab dem 1. Februar 1927 wurde er als Nachfolger von Major Walter Baumbach zum Chef der 8. (Sächs.) Batterie vom 4. Artillerie-Regiment in Dresden ernannt. Am 1. April 1929 folgte seine Versetzung in den Stab der III. Abteilung vom 3. (Preußisches) Artillerie-Regiment, die als Lehrtruppe auf dem Truppenübungsplatz Jüterbog eingesetzt war. Vom 15. Juli 1929 bis zum 20. Juli 1929 besuchte er eine Flotten-Artillerie-Schießübung. Am 8. Juni 1930 wurde seine Tochter Sabine Rieger geboren. Vom 20. November 1930 bis zum 30. November 1930 besuchte er einen Gasschutzlehrgang. Am 19. Januar 1931 folgte seine Versetzung zur Kommandantur vom Truppenübungsplatz Jüterbog. Dort wurde er im Ausbildungsstab 1 der Inspektion der Artillerie in Jüterbog eingesetzt. Hier wurde Leopold Rieger am 1. Februar 1932 zum Major befördert. Am 1. Mai 1933 wurde er zur Artillerieschule versetzt. Dort wurde der Asta I (Vorschriftenstelle des Kommandos der Artillerieschule) jetzt als Teil der Schießschule eingesetzt. Dieser Stab war zuständig für die Offiers-Ausbildungslehrgänge und die Versuchsschießen. Am 1. Dezember 1933 wurde er zum Kommandeur der I. (Preuß.) Abteilung des 4. Artillerie-Regiment in Halberstadt ernannt. Am 1. Oktober 1934 wurde er zum Oberstleutnant befördert. Als solcher wurde er jetzt bei der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht zum Kommandeur der I. Abteilung vom Artillerie-Regiment Halberstadt ernannt. Bei der Enttarnung der Einheiten wurde er am 15. Oktober 1935 zum Kommandeur der I. Abteilung vom Artillerie-Regiment 13 ernannt. Am 6. Oktober 1936 gab er seine Abteilung ab. Dafür wurde er an diesem Tag zum Kommandeur vom Artillerie-Regiment 8 in Oppeln ernannt. Dieser Stab wurde an diesem Tag neu aufgebaut. Anfangs unterstand seinem Regimentsstab auch nur eine einzige Abteilung in Gleiwitz. Privat wohnte er jetzt in der Königstraße 18 in Oppeln. In der Funktion als Regimentskommandeur wurde er am 1. April 1937 zum Oberst befördert. Im Oktober 1937 wurde auch eine II. Abteilung von seinem Regiment in Oppeln aufgestellt. Am 10. April 1938 gab er sein Kommando über das Artillerie-Regiment 8 in Oppeln an Oberstleutnant Harry von Webern ab. Er wurde dafür als Sonderoffizier zur Verfügung des Oberbefehlshaber des Heeres gestellt. Am 25. Juli 1938 wurde er zum Leiter der Heeres-Feldzeugverwaltung XIII in Nürnberg ernannt. Durch die Umbenennung der Dienststelle wurde er am 1. September 1938 zum Kommandeur vom Feldzeug-Kommandos XIII in Nürnberg ernannt. Diese Funktion übte er auch noch nach der Mobilmachung für den 2. Wetkrieg Ende August 1939 weiter aus. Kurz nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Leopold Rieger am 1. Oktober 1939 zum Kommandeur des Feldzeugstabes beim Militärbefehlshaber Posen in Krakau ernannt. Einen Monat später wurde er ab dem 1. November 1939 wieder als Kommandeur vom Feldzeug-Kommandos XIII in Nürnberg eingesetzt. Am 9. November 1939 gab er dieses Kommando ab und wurde in die Führerreserve OKH versetzt. Dabei wurde er dem Wehrkreis XIII zugeteilt. Am 23. November 1939 wurde er als Nachfolger von Oberst Hellmut Hiepe zum Kommandeur vom Artillerie-Ersatz-Regiment 17 in Nürnberg ernannt. Am 31. März 1940 gab er sein Kommando über den Ersatztruppenteil wieder an Oberst Hellmut Hiepe ab. Am 1. April 1940 wurde er als Nachfolger von Oberst Karl Burdach zum Kommandeur vom Artillerie-Regiment 194 ernannt. Sein Regiment führte er dann im Verband der 94. Infanterie-Division im Frühjahr 1940 im Frankreich-Feldzug. Danach wurde das Regiment im August 1940 beurlaubt. Er führte aber stellvertretend die Division, nachdem der Kommandeur, General der Infanterie Hellmuth Volkmann sich bei einem Autounfall am 4. August 1940 schwer verletzt hatte. Am 1. Februar 1941 wurde sein Regiment wieder aufgerufen und verlegte zur Ausbildung nach Frankreich. An diesem Tag erhielt er folgende Beurteilung von Generalmajor Georg Pfeiffer, Kommandeur der 94. Infanterie-Division: "Offen, gerade, wohlwollend, nach außen etwas bedächtig wirkend, vor dem Feind als tatkräftiger Führer bewährt, reiche artilleristische Kenntnis, gutes taktisches Verständnis. Bewertung: Füllt gut aus. Empfehlung: Arko." Am 14. Februar 1941 ergänzte dazu General der Infanterie Erich Wöllwarth, KG vom Stellv. Generalkommando IV. Armeekorps: "Hat längere Zeit die Division geführt und diese erforderlichen Massnahmen für eine Urlaubsdivision mit Umsicht und Tatkraft getroffen." Am 1. Juni 1941 wurde er zum Generalmajor befördert. Anfang Juli 1941 erfolgte dann die Verlegung an die Ostfront, wo er sein Regiment wieder im Divisionsverband der 94. Infanterie-Division im Südabschnitt der Ostfront führte. Am 1. Oktober 1941 wurde er als Nachfolger von Oberst Kurt Geschwandtner zum Artillerie-Kommandeur 130 (Arko 130) ernannt. Sein Artillerie-Regiment 194 wurde dafür von Oberstleutnant Maximilian Matzke übernommen. Als Arko 130 unterstand er jetzt dem XXVII. Armeekorps im Mittelabschnitt der Ostfront. Am 7. Oktober 1941 erhielt er folgende Beurteilung zur vorherigen Tätigkeit von Generalmajor Georg Pfeiffer, Kommandeur der 94. Infanterie-Division: "Als Artillerieführer der Division bewährt, hat mit Erfolg vertretungsweise ein Infanterieregiment geführt. Bewertung: Füllt gut aus. Empfehlung: Arko." Am 1. April 1942 erhielt er folgende Beurteilung von General der Infanterie Joachim Witthöft, KG vom XXVII. Armeekorps: "Vornehmer Charakter, ruhige, etwas schwunglose Persönlichkeit. Reiche artilleristische Kenntnisse, die vielleicht mehr in Lehrtätigkeit als im Fronteinsatz zur Geltung kommen. Feindbewährt. Bewertung: Füllt gut aus. Empfehlung: Zum Divisionskommandeur nicht geeignet. Hat selbst aus gesundheitlichen Gründen die stellvertretende Führung einer Division abgelehnt. Geeignet für Lehrtätigkeit auf artilleristischen Gebiet und als Wehrersatz-Inspekteur." Am 19. April 1942 ergänzte dazu Generaloberst Walter Model, OB der 9. Armee: "Einverstanden!" Am 27. April 1942 ergänzte dazu Generalfeldmarschall Günther von Kluge, OB der Heeresgruppe Mitte: "Einverstanden!" Am 3. November 1942 erhielt er folgende Beurteilung von General der Infanterie Walter Weiß, KG vom XXVII. Armeekorps: "Füllte Stelle als Arko unter einfachen Verhältnissen gut aus. Im Großkampf behindert ihn seine Bedächtigkeit. Nach Wiederherstellung der Gesundheit geeignet zum Kommandeur einer Ersatz- oder Ausbildungsdivision, zum Wehrersatz-Inspekteur und für Lehrtätigkeit auf artilleristischen Gebiet." Am 10. Dezember 1942 folgte seine Versetzung in die Führerreserve OKH. Er wurde dabei wieder dem Wehrkreis XIII zugeteilt. Sein Stab Arko 130 wurde jetzt durch Oberst Maximilian Felzmann übernommen. Am 31. Januar 1943 erhielt er folgende Beurteilung von Generaloberst Walter Model, OB der 9. Armee: "Für Großkampfverhältnisse nicht energisch genug." Dazu ergänzte am 8. Februar 1943 Generalfeldmarschall Günther von Kluge, OB der Heeresgruppe Mitte: "Einverstanden!" Am 15. Februar 1943 folgte seine Verwendung als Wehrmacht-Kommandant von Frankfurt am Main. Seine Kommandantur befand sich in der Mainzer Landstraße. Am 1. März 1943 erhielt er folgende Beurteilung von General der Infanterie Paul Otto, KG vom Stellv. Generalkommando IX. Armeekorps: "Noch nicht näher bekannt." Am 1. März 1944 erhielt er folgende Beurteilung von General der Infanterie Otto Schellert, KG vom Stellv. Generalkommando IX. Armeekorps: "Einfache Persönlichkeit ohne große Linie und besondere Tatkraft. Etwas sprunghaft. Vor dem Feinde und als Kommandant bei allen Fliegerangriffen bewährt, für eine großen Standort jedoch zu wenig hervortretend. Geistig Durchschnitt, körperlich leistungsfähig, jugendliches Äußeres. Genauigkeit. Wenig Wendigkeit und Schwung. Bewertung: Durchschnitt. Empfehlung: Artilleristisches Lehrgebiet unter Bezug auf letzte Feldbeurteilung, Feldkommandant, Truppenübungsplatz." Am 12. April 1944 ergänzte dazu Generaloberst Friedrich Fromm, Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres: "Nichts hinzuzufügen!" Kurz nach dem Hitlerattentat am 20. Juli 1944 wurde er verhaftet. Am 27. Juli 1944 wurde er offiziell in die Führerreserve OKH versetzt und dem Wehrkreis IX zugeteilt. Er wurde dann im Zentralgefängnis Berlin in Untersuchungshaft gehalten. Er wurde vom Ehrenhof nicht aus der Wehrmacht ausgestoßen und auch nicht verurteilt im Zusammenhang mit dem Attentat. Die einzige Verbindung zum militärischen Widerstand in Berlin bestand durch seinen Ordonanzoffizier, Leutnant Sommer. Am 18. August 1944 befand er sich noch in Haft, das genaue Datum seiner Entlassung ist nicht bekannt. Am 31. Dezember 1944 wurde er aus dem Militärdienst verabschiedet. Nach dem Krieg wurde er nicht von den Besatzungstruppen interniert.

 

Literatur und Quellen:
Krug, Ottomar: Deutsche Generale 1867-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/10851 Ple-Sac
Dienstaltersliste der Offiziere der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich  Württembergischen) Armeekorps 1917, Mittler und Sohn 1917
Dienstaltersliste der Offiziere der bisherigen Preußischen Armee und des XIII. (bisherigen Württembergischen) Armeekorps 1919, Mittler und Sohn 1919
Stellenbesetzung im Reichsheer 16. Mai 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1921, Biblio-Verlag 1968
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1923, Berlin, Mittler und Sohn 1923
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1924, Berlin, Mittler und Sohn 1924
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin, Mittler und Sohn 1925
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1927, Berlin, Mittler und Sohn 1927
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1928, Berlin, Mittler und Sohn 1928
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1929, Berlin, Mittler und Sohn 1929
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1930, Berlin, Mittler und Sohn 1930
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1931, Berlin, Mittler und Sohn 1931
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1932, Berlin, Mittler und Sohn 1932
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. Mai 1933
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. April 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 1. Oktober 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 15. Oktober 1935
Stellenbesetzung Wehrmacht 6. Oktober 1936
Stellenbesetzung des Heeres mit Stand vom 12. Oktober 1937
Stellenbesetzung des Heeres 1938
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955 
Wolfgang Keilig: Die Generale des Heeres und die Sanitätsoffiziere im Generalsrang, Podzun-Verlag 1983
NARA T-78 R-892