Waffenamt (WA) im Reichswehrministerium

 

Das Waffenamt (WA) wurde am 8. November 1919 im Reichswehrministerium (RWM) als Nachfolgeorganisation des Waffen- und Munitions-Beschaffungsamt (WuMBA) des Kaiserreiches errichtet. Dem Amt oblag die Konstruktion, Beschaffung und der Nachschub von Waffen, Munition und Gerät. Es war die Zentralstelle für die technische Entwicklung und Fertigung von Waffen, Munition und Gerät des deutschen Heeres. In ihm wurden auch die geheimen rüstungswirtschaftlichen Maßnahmen geplant und organisiert.

Am 13. Mai 1922 wurde die Einrichtung mit Erlaß des Reichswehrministers zum Heeres-Waffen-Amt (HWA) umbenannt. Die Umbenennung wurde initiiert um die Heeres- bzw. Marinegruppen im RWM besser unterscheiden zu können.

Nach der so genannten "Entwaffnungsnote" der alliierten Mächte auf der Botschafterkonferenz vom 4. Juli 1925 erfolgte die konkrete Anweisung, dass die bisherige Inspektion für Waffen und Gerät (IWG) in das Heereswaffenamt (WaA) einzugliedern. Von der Zusammenlegung versprachen sich die Alliierten eine grundsätzliche Erschwerung der deutschen Rüstungsbemühungen. Durch die unterschiedlichen Zielsetzungen von Qualität im Prüfwesen und Quantität bei der Beschaffung sollten diese verlangsamt werden. Das Ergebnis war dann aber eher das Gegenteil, da nach der erfolgten Eingliederung das Waffengeschäft problemlos funktionierte. Dabei wurde auch die Verantwortung für die Normungsarbeiten für das Heeresgerät übertragen.

Ab dem Herbst 1925 gliederte sich das Heeres-Waffenamt (WaA) in vier Abteilungen.
1. Die aus der Inspektion für Waffen und Gerät (IWG) hervorgegangene Wa Prüf (Prüfwesen)
2. Die Abteilung Beschaffungswesen (Wa B).
3. Die Nachschubabteilung (Wa N).
4. Die Wirtschaftsabteilung (Wa Wi).

Die erste Abteilung gliederte sich in folgende Bereiche:
Wa Prüf 1 - Ballistik und Munition
Wa Prüf 2 - Infanterie
Wa Prüf 3 - Technische Z-Abteilung
Wa Prüf 4 - Artillerie
Wa Prüf 5 - Pioniergerät
Wa Prüf 6 - Motorisierung
Wa Prüf 7 - Nachrichtengerät

Die zweite Abteilung gliederte sich in folgende Bereiche:
Wa B 1 - Munition
Wa B 2 - Waffen
Wa B 3 - Pioniergerät/Kraftfahrzeuge

Die dritte Abteilung gliederte sich in folgende Bereiche:
Zeugämter mit Instandsetzungswerkstätten
Abnahmekommandos
 
Die vierte Abteilung war dagegen zuständig für:
Rohstoffe, Industrielle Vorbereitung, Wirtschaftsoffiziere, Firmenerkundung und Belegungspläne

Der Hauptsitz vom Heereswaffenamt befand sich in der Hardenbergstraße 29 in Berlin.

Das Heereswaffenamt wurde später noch mehrmals umgegliedert.

1934 wurden das Feldzeug-Amt und der Nachschubstab ausgegliedert.

Am 1. Juli 1941 gliederte sich das HWA wie folgt:

Stab: Chefgruppe Ia Planung und Organisation
         Chefgruppe Ib Planung und grundsätzliche Fragen auf dem Gebiet der Roh- und Werkstoffbewirtschaftung, zugleich: ChefHRüst und BdE Stab IIb Rüst

Zentrale Amtsgruppe (WaZ)
Amtsgruppe für Entwicklung und Prüfung (WaPrüf)
Amtsgruppe für Waffen und Gerät (Wa I Rü WuG)
Amtsgruppe für Munition (Wa I Rü Mun)
Amtsgruppe für Abnahme (WaAbn)
Amtsgruppe Chefingenieur (WaChefIng)
Amtsgruppe für Flakentwicklung (L Flak)
Dienststelle Paris

Den Amtsgruppen fielen folgende Aufgaben zu:

Amtsgruppe für Zentralaufgaben (WaZ): Die Tätigkeit der WaZ erstreckte sich auf alle Aufgaben wirtschaftlicher und organisatorischer Art, die eine einheitliche Lenkung oder Bearbeitung für den Gesamtbereich des Amtes notwendig machten. Hierzu gehörten vor allem Fragen der inneren Organisation einschließlich Festsetzung des Personaletats, Angelegenheiten des Haushalts, der Vertrags-, Preisprüfungs- und Rechtsangelegenheiten.

Amtsgruppe für Entwicklung und Prüfung (WaPrüf): Sie erhielt die Forderungen für die Entwicklung und Prüfung neuer Waffen, Gerät und Munition von den Waffeninspektionen. Diese Forderungen wurden in die entsprechenden technischen Anforderungen zur Entwicklung der Erzeugnisse bei den Firmen der Industrie umgearbeitet, die unter Führung des WaA in enger Zusammenarbeit mit diesen erfolgte. Die Prüfung von Vorschlägen geschah in Bezug auf Funktionssicherheit, Vereinfachung der Fertigung, Verwendung von Werkstoffen geringer Güte, Leistungssteigerung der Geräte, grundsätzliche Neuerungen (Erfindungen). Nach der Prüfung wurden die gefertigten Objekte mit entsprechender Begutachtung den Waffeninspektionen zur Entscheidung vorgeführt. Die Prüfung erfolgte auf den dem WaA nachgeordneten Versuchsplätzen Kummersdorf, Sperenberg-Klausdorf, Grulich, Hillersleben, Rügenwalde, St. Johann in Tirol, Mittersill und Berka.

Amtsgruppe Chef-Ingenieur (WaChefIng): Der ChefIng hatte die technischen Belange im gesamten Amt wahrzunehmen. Er war beauftragt, die neuesten Errungenschaften der Technik und Erkenntnisse der Wissenschaften bei der Konstruktion und Massenfertigung zu berücksichtigen. Mit den ihm unterstellten Abteilungen wirkte er bereits während der Entwicklungsphase auf die Schaffung einwandfreier Fertigungsunterlagen ein. Hierzu gehörte auch die Überwachung des Rohstoffeinsatzes.

Amtsgruppen Industrielle Rüstung, Waffen und Gerät sowie Munition (WaIRüWuG und WaIRüMun): Sie bereiteten aufgrund der Anforderungen des AHA die Massenfertigung vor und erteilten die Aufträge an die Industrie. Als technische Grundlage dienten die Zeichnungen des WaChefIng und die technischen Lieferbedingungen von WaPrüf. Die WaIRüWuG hatten im Frieden die Aufträge nach den für ein Jahr zugewiesenen Haushaltsmitteln durchzuführen und im Kriege eine vom AHA geforderte Monatsleistung sicherzustellen.

Amtsgruppe Abnahme (WaAbn): Die Waffen, Geräte und Munition wurden durch die Dienststellen der WaAbn in den Werken abgenommen. Die Festlegung der Abnahmebedingungen erfolgte in engem Zusammenwirken mit den Amtsgruppen WaPrüf und WaChefIng auf der Grundlage der technischen Zeichnungen und Lieferbedingungen. Die Abnahme erstreckte sich von der Übereinstimmung der Fertigungsmaße mit den Zeichnungsmaßen, Materialprüfungen bis zur praktischen Funktions- oder Beschussprüfung. Zur Unterstützung der Amtsgruppe für die Prüfungen wurden staatliche Einrichtungen und auch die Technischen Hochschulen herangezogen. Zur Durchführung der Abnahme unterstanden dem WaA Abnahme-Inspizienten und Abnahmekommandos.

Forschungsabteilung (WaF): Sie hatte die Verbindung mit den anderen Forschungsstätten des Reiches herzustellen sowie Grundlagen und auch Zweckforschung durchzuführen, soweit dies nicht im Rahmen der Tätigkeit anderer Institute realisiert werden konnte. Sie hatte ein Forschungslaboratorium in Gottorp, wo z.B. die Hohlladung entwickelt und zur Einsatzreife gebracht wurde.

Amtsgruppe für Flakentwicklung (GL/Flak-E): Die GL/Flak-E war eine Amtsgruppe des Reichsluftfahrtministeriums. Sie zeichnete verantwortlich für die Entwicklung der Flakbewaffnung einschließlich der Flak-Panzer. Ihr Amtsgruppenchef unterstand dem Chef des WaA bis zur Bildung der Dienststelle "Chef der Technischen Luftrüstung" am 20. Juni 1944.

Die Amtsgruppen gliederten sich in folgende Abteilungen:

Amtsgruppe für Zentralaufgaben (WaZ):
Abteilung Wa.Z. 1: Organisation, Ausbildung, Verbindung
Abteilung Wa.Z. 2: Verträge, Finanzierung
Abteilung Wa.Z. 3: Montanindustrie G.m.b.H. und Betriebswirtschaft
Abteilung Wa.Z. 4: Zeichnungen, Fertigungsunterlagen, technische Druckvorschriften (Verwaltung)
Abteilung Wa.Z. 5: Sparstoffe (Einsparung von Rohstoffen)
Abteilung Wa.Z. 6: Unterbringungs- und Luftschutzangelegenheiten

Amtsgruppe für Entwicklung und Prüfung (WaPrüf):
Abteilung Prüf. 1: Ballistik und Munition
Abteilung Prüf. 2: Infanterie (kleinkalibrige Waffen bis 2 cm)
Abteilung Prüf. 4: Artillerie (großkalibrige Waffen von 2 cm an)
Abteilung Prüf. 5: Minen- und Pioniergerät
Abteilung Prüf. 6: Kraftfahrzeuge und Kampfwagen
Abteilung Prüf. 7: Nachrichtengerät
Abteilung Prüf. 8: Optik-, Beobachtungs- und Vermessungsgerät
Abteilung Prüf. 9: Gasabwehr, Nebel, Kampfstoffe
Abteilung Prüf. Fest: Befestigungswesen
Abteilung Prüf. 11: Raketen
Abteilung Prüf. 12: Versuchsplätze

Amtsgruppe Chef-Ingenieur (WaChefIng):
Abteilung Chef.Ing. 1: Technische Grundlagen (Patente, Rohstoffe, Normen usw., heerestechnisches Büro)
Abteilung Chef.Ing. 2: Maschinen, Vorrichtungen, Lehren
Abteilung Chef.Ing. 3: Halbzeuge und fabrikat. Vorbereitungen dazu
Abteilung Chef.Ing. 4: Fabrikat, Vorbereitungen für Waffen und Gerät
Abteilung Chef.Ing. 5: Fabrikat, Vorbereitungen für Munition

Amtsgruppen Industrielle Rüstung, Waffen und Gerät sowie Munition (WaIRüWuG und WaIRüMun):
Abteilung WuG 1: Allgemeine Heer- und Gasschutzgerät
Abteilung WuG 4: Waffen und Optisches Gerät
Abteilung WuG 5: Gerät für Pioniere, Eisenbahnpioniere und Festungen
Abteilung WuG 6: Räder- und Raupenkraftfahrzeuge
Abteilung WuG 7: Nachrichtengerät
Abteilung WuG 8: Optisches Gerät
Abteilung WuG 10: Flüssigraketen
Abteilung WuG 12: Räderkraftfahrzeuge
Abteilung Mun. 1: Geschoßhülsen
Abteilung Mun. 2: Zünder
Abteilung Mun. 3: Pulver, Sprengstoffe und Zündmittel
Abteilung Mun. 4: Kleinkalibrige Munition und Hülsen
Abteilung Mun. 5: Packgefäße
Abteilung Mun. 6: Nebel- und Kampfstoffe

Amtsgruppe Abnahme (WaAbn):
Abteilung Abn. 1: Waffen und Gerät
Abteilung Abn. 2: Munition
Abteilung Abn. 3: Allgemein und Lehren

Forschungsabteilung (WaF): S

Amtsgruppe für Flakentwicklung (GL/Flak-E):

 

 

Dem Versuch, das Heereswaffenamt als Wehrmacht-Waffenamt neu zu gliedern, war im Februar 1945 kein Erfolg mehr beschieden; diese Maßnahme erfolgte nur auf dem Papier, da bereits die Verlegung des Heereswaffenamtes in Teilen nach Norden bzw. Süden Deutschlands begonnen hatte. Zur Umsetzung des Befehles wurde allerdings noch das Amt aus der Unterstellung des Oberbefehlshabers des Ersatzheeres herausgelöst und dem Chef der Heeresrüstung unmittelbar zugeordnet. Die Auflösung des Wehrmacht-Waffenamtes begann am 27. April 1945 auf Befehl des Chefs der Wehrmachtrüstung und wurde am 2. Mai 1945 abgeschlossen.

Chef vom Waffenamt:

Oberst Friedrich Freiherr Kress von Kressenstein 1. Oktober 1919 - 1. Juli 1920

Generalleutnant Ludwig Wurtzbacher 1. Juli 1920 - 31. Januar 1926

Generalleutnant Erich Freiherr von Botzheim 1. Februar 1926 - 28. Februar 1926

Generalleutnant Max Ludwig 1. März 1926 - 31. Mai 1929

General der Artillerie Alfred von Vollard-Bockelberg 1. Juni 1929 - 31. Dezember 1933

General der Infanterie Kurt Liese 1. Januar 1934 - 28. Februar 1938

General der Artillerie Karl Becker 1. März 1938 - 8. April 1940

General der Artillerie Emil Leeb 16. April 1940 - 31. Januar 1945

General der Infanterie Walther Buhle 1. Februar 1945 - Kriegsende

 

Adjutant:

Major Walter von Seydlitz-Kurzbach (1930)

 

Chef des Stabes:

Oberst Hans Mohs (1919, 1920)

Oberstleutnant Mentzell (1923, 1924) - 31. März 1925 (ausgeschieden)

Oberstleutnant Crolwin Senftleben 1. April 1925 - 31. Oktober 1927 (ausgeschieden)

Generalmajor Theodor Endres 1. November 1927 - 31. Oktober 1930

Oberst Hermann von Hanneken Ende 1934 - Sommer 1937

Oberst Kurt Waeger Sommer 1937 - 15. Februar 1941

 

Leiter Heeres-Waffen- und Munitionsabteilung (Wa2):

Oberst Kurt Scharf 1. Oktober 1921 - 31. Januar 1926

 

Leiter Heeres-Geräteabteilung (Wa3):

Oberst Konrad Krause (1923, 24, 25)

 

Leiter Heeres-Zeugamtsabteilung (Wa4):

Oberst Wolf von Klewitz 1922 - 31. Januar 1927

 

Leiter des Prüfwesens (Wa Prüf):

Generalleutnant Erich Freiherr von Botzheim 1925 - 30. April 1927

Generalmajor Oskar Buchholz 1. Mai 1927 - 31. März 1929

Generalmajor Erich Karlewski 1. April 1929 - 30. September 1932

 

Leiter des Beschaffungswesens (Wa B):

Oberst Erich Soldan (1930, 31, 32)

 

Leiter der Heeres-Nachschubabteilung (Wa N):

Oberst Otto Stobbe 1. Oktober 1922 - 31. Januar 1927

Oberst Walter Knoblauch 1. Februar 1927 - 30. September 1931

Oberst Franz Barckhausen 1. Oktober 1931 - 31. März 1934

 

Leiter der Witschaftsgruppe (Wa Wi): (1. April 1933 zur Wirtschaftsabteilung ausgebaut)

Oberstleutnant Erich Stud 1. Februar 1929 - Sommer 1934

Major Walter Warlimont Sommer 1934 - November 1934