Becker, Prof. Dr. ing. Dr. phil. h.c. Karl Heinrich Emil

 

* 14. Dezember 1879, Speyer

† 8. April 1940, Berlin (Selbstmord)

 

Karl Becker trat am 16. Juli 1898 als Fahnenjunker in die Bayerische Armee ein. Er kam dabei zum 2. Königlich Bayerisches Fußartillerie-Regiment. In diesem wurde er nach dem Besuch der Kriegsschule München am 7. März 1900 zum Leutnant befördert. Am 1. Oktober 1906 wurde er an die Militärtechnische Akademie kommandiert. Dort wurde er von Carl Cranz ausgebildet. Am 1. Oktober 1909 wurde er dorthin versetzt. Am 7. März 1910 wurde er zum Oberleutnant befördert. Im Frühjahr 1911 kam er dann zur Preußischen Artillerie-Prüfungskommission. Im Herbst 1913 wurde er dann in die Preußische Armee versetzt. Er kam dabei zum 1. Pommersches Fußartillerie-Regiment „von Hindersin“ Nr. 2, blieb aber weiter zur Kommission kommandiert. Bei der Prüfkommission wurde er am 27. Januar 1914 zum Hauptmann befördert. Bei Beginn des 1. Weltkrieges kam er dann bei der Marineartillerie mit einer 42-cm-Batterie an die Front. Im Sommer 1916 kam er dann wieder zur Artillerie-Prüfungs-Kommission, bei der er dann bis zum Kriegsende tätig war. Im Ersten Weltkrieg wurde er mit beiden Eisernen Kreuzen ausgezeichnet. Während des Krieges war er an der Herausgabe der "Soldaten-Mathematik" beteiligt, nach der Offiziere und Angehörige höhere Lehranstalten mathematisch-physikalische Methoden der Entfernungsschätzung der äußeren Ballistik erlernen sollten. Nach dem Krieg wurde er in das vorläufige Reichsheer übernommen. Dabei kam er dann zur Inspektion für Waffen und Gerät. Diese war direkt dem Chef der Heeresleitung unterstellt. Von 1919 bis 1922 absolvierte er nebenbei noch sein Chemiestudium. Auch bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr blieb er bei seiner Inspektion. Dort wurde er 1922 zum Major befördert. Das Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. Juni 1921 festgelegt. Im Jahr 1922 erhielt er auch sein Diplom und seinen Doktortitel als Ingenieur. Am 1. April 1926 wurde er dann bei der Umstrukturierung in das neue Heeres-Waffenamt (Wa A) versetzt. Damit leitete er auch die Projekte unter der Führung des Chemikers Gerhard Jander in Göttingen zur chemischen Kriegsführung an. Am 1. April 1927 wurde er dort zum Oberstleutnant befördert. Anfang 1929 wurde erhielt er von der Universität Königsberg die Ehrendoktorwürde verliehen. Er wurde in diesem Jahr auch mit der Leitung der Forschungsstelle beauftragt, wodurch er maßgeblichen Anteil an der deutschen Raketenforschung hatte. Am 1. April 1930 wurde er zum Oberst befördert. 1930/31 wurde er zum Leiter der Ballistische- und Munitionsabteilung (Wa Prw 1) ernannt. Als solcher erhielt er im Frühjahr 1932 den Titel als Professor. Ebenfalls 1932 wurde er zum Leiter des gesamten Prüfwesens. Am 1. Februar 1933 wurde er zum Generalmajor befördert. Ab Frühjahr 1933 war er auch als Honorar-Professor für Wehrwissenschaft an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin tätig. 1933 spielte er auch eine entscheidende Rolle bei der Vertreibung von Fritz Haber aus dem Kaiser-Wilhelm-Institut. Die physikalische Chemie und Elektrochemie wurde dort dann von Gerhard Jander übernommen. Im Sommer 1933 wurde er dann an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg zum ordentlichen Professor für allgemeine Heerestechnik ernannt. Am 1. Oktober 1934 wurde er zum Generalleutnant befördert. Er wurde dann im Herbst 1935 auch Dekan der Wehrtechnischen Fakultät an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg. Am 1. Oktober 1936 wurde er zum General der Artillerie befördert. 1937 wurde er zum ersten Präsidenten des Reichsforschungsrates ernannt. Im Februar 1938 wurde er im Zuge der Blomberg-Fritsch-Affäre zum Chef vom Heeres-Waffenamt (Wa A) ernannt. Eine seiner Hauptaufgaben war bei Munitionsfragen neue Wege aufzuzeigen. Als mit dem Beginn des 2. Weltkrieges die Munitionsfrage mehr zu einer Munitionskrise ausartete, geriet er immer mehr unter Druck. Sein Bestreben mit einem zentralen Wehrmachtswaffenamt, die Forschung der einzelnen Waffengattungen unter einer Aufsicht zu konzentrieren, wurden immer wieder torpediert. Mitte März 1940 wurde der Peenemünder Raketenforschung die Dringlichkeitsstufe entzogen. Am 8. April 1940 beging General Becker Selbstmord. Die Gründe dafür liegen im Dunkeln. Am 12. April 1940 erhielt er ein Staatsbegräbnis bei dem Hitler persönlich anwesend war.