Runge, Wilhelm Richard

 

* 23. Mai 1888, Torgau

† 27. August 1954, Lager Woikowo

 

 

Wilhelm Runge war der Sohn des Majors a.D. Richard Runge und dessen Ehefrau Käthe, geborene Schumann. Am 15. März 1910 trat er als Fahnenjunker in die Königlich Preußische Armee ein. Er kam dabei in das Eisenbahn-Regiment Nr. 2 in Hanau, wo er am 16. November 1910 zum Fähnrich befördert wurde. Nach dem Besuch der Kriegsschule wurde er am 18. August 1911 zum Leutnant befördert wurde. Sein Patent wurde dabei auf den 20. August 1909 datiert. Als solcher wurde er in den ersten Jahren als Zugführer bei der 6. Kompanie seines Regiments in Hanau eingesetzt. Im Mai 1914 gehörte er als Zugführer zur 5. Kompanie vom Eisenbahn-Regiment Nr. 2 in Hanau. Am 3. August 1914 wurde er in die Reserve-Eisenbahn-Baukompanie 15 versetzt, ab dem 25. Oktober 1914 diente er im Reserve-Infanterie-Regiment 2. Am 8. März 1915 wurde er an der Front verwundet. Nach seiner Genesung wurde er am 26. April 1915 in das Ersatz-Bataillon des Grenadier-Regiments "König Friedrich Wilhelm IV" (1. Pommersches) Nr. 2 versetzt. Am 26. Juni 1915 heiratete er Ruth Pagel, Tochter vom Kaufmann Gustav Pagel. Ab dem 13. Juli 1915 diente er im Ersatz-Bataillon des Eisenbahn-Regiments Nr. 2, wo er am 18. August 1915 zum Oberleutnant befördert wurde. Zwischen dem 28. August und dem 9. November 1915 war er als Lehrer zum Fahnenjunker-Kursus Döberitz kommandiert. Ab dem 13. November 1915 war er Adjutant beim Verkehrs-Offizier vom Platz Lüttich und am 25. März 1916 wurde er in das Ersatz-Bataillon des Eisenbahn-Regiments Nr. 4 versetzt. Zwischen dem 29. Mai 1916 und dem 30. Juni 1917 war er mehrfach als Lehrer zum Fahnenjunker-Kursus Döberitz kommandiert. Am 15. Februar 1917 wurde seine Tochter Ruth Runge geboren. Am 16. Juli 1917 folgte seine Versetzung in die Eisenbahn-Baukompanie 17, ab dem 4. August 1917 war er Kompanieführer in der Eisenbahn-Baukompanie 3. Am 9. März 1918 wurde er Adjutant bei der Militär-Eisenbahn-Direktion 8 in Kurland-Litauen. Am 20. September 1918 wurde Wilhelm Runge zum Hauptmann befördert. Am 19. Oktober 1918 ist seine erste Frau Ruth verstorben. Im Sommer 1919 wurde er in das vorläufige Reichsheer übernommen. Am 20. September 1919 wurde er Führer der überplanmäßigen Eisenbahn-Baukompanie. Ab dem 20. Februar 1920 war er Führer der 2. Kompanie des Reichswehr-Pionier-Bataillons 1. Auch bei der Bildung des 200.000 Mann Heeres der Reichswehr Mitte Mai 1920 gehörte er noch zum Reichswehr-Pionier-Bataillon 1 der Reichswehr-Brigade 1. Bei der Bildung des 100.000 Mann Heeres der Reichswehr wurde er am 1. Januar 1921 zum Chef der 2. Kompanie vom 1. (Preußisches) Pionier-Bataillon in Königsberg ernannt. Am 12. Mai 1921 heiratete er Frieda Feyerabend, Tochter vom Kaufmann Gustav Feyerabend. Am 28. Mai 1921 wurde er Chef der Brückenkolonne des Bataillons. Vom 17. November 1921 bis zum 14. Dezember 1921 absolvierte er einen Unterführerkurs. Am 17. August 1922 wurde sein Sohn Wolfgang Runge geboren. Am 1. Oktober 1922 wurde er in den Stab vom 1. (Preuß.) Pionier-Bataillon versetzt. Ab dem 1. Juli 1923 wurde er als Fürsorgeoffizier verwendet. Am 1. Februar 1925 wurde er als Nachfolger von Hauptmann Ecke zum Chef der 2. Kompanie vom 1. (Preuß.) Pionier-Bataillon ernannt. Vom 27. November 1925 bis zum 19. Dezember 1925 besuchte er einen Maschinen- und Motorenkurs. Am 1. Februar 1927 folgte seine Versetzung in den Stab der Kommandantur Cuxhaven. Oberleutnant Gause übernahm dafür seine 2. Kompanie. Vom 7. März 1928 bis zum 14. März 1928 besuchte er den Gasschutzlehrgang F. Am 1. November 1928 wurde er in den Stab des 6. (Preußisches) Pionier-Bataillons nach Minden versetzt. Vom 25. November 1929 bis zum 14. Dezember 1929 besuchte er einen Lehrgang an der Pionierschule. Am 1. Februar 1932 wurde er zum Major befördert. Am 1. Oktober 1932 wurde er in das 6. (Preußisches) Artillerie-Regiment in Minden versetzt und zum Versuchskommando der Kommandantur Pillau kommandiert. Am 1. April 1933 wurde er zur Kommandantur Pillau versetzt und lief damit auf den Marinehaushalt. Am 1. Mai 1933 wurde er als Sonstiger Offizier zur Verfügung des Chefs der Heeresleitung gestellt.Am 28. Oktober 1933 verstarb seine zweite Ehefrau. Vom 12. März 1934 bis zum 24. März 1934 besuchte er wieder einen Lehrgang an der Pionierschule. Bei der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht wurde er am 1. Oktober 1934 unter gleichzeitiger Beförderung zum Oberstleutnant zum Kommandeur vom Pionier-Bataillon Glogau ernannt. Am 10. Dezember 1934 heiratete er Ruth Arndt, Tochter vom Brauereibesitzer Max Arndt. Bei der Enttarnung der Einheiten wurde er am 15. Oktober 1935 durch die Umbenennung seines Bataillons zum Kommandeur vom Pionier-Bataillon 18 in Glogau ernannt. Am 17. Juni 1936 wurde sein Sohn Christian Runge geboren. Am 20. April 1937 folgte seine Beförderung zum Oberst, sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. April 1937 festgelegt. Am 10. November 1938 wurde er zum Pioniergeräteinspizient 1 (PGJ 1) im OKW ernannt. Mit Beginn der deutschen Mobilmachung am 26. August 1939 wurde er zum Kommandeur vom Pionier-Regimentsstab z.b.V. 617 ernannt. Am 15. März 1940 wurde er zum Höherer Pionier-Offizier 1 ernannt. Am 1. Februar 1941 erhielt er durch Generalleutnant Hermann Hopf, Inspekteur der Pioniere und Eisenbahnpioniere beim BdE folgende Beurteilung: "Kein Feldherr, aber ein Offizier mit großer Passion und sehr guten militärischen Kenntnissen. Im Felde bewährt. Bewertung: Füllt sehr gut aus. Empfehlung: Armeepionierführer." Dazu ergänzte am 1. April 1942 Generaloberst Ernst Busch, OB der 16. Armee: "Hopf urteilt: Kein Feldherr, aber ein Offizier der mit tiefer innerer Passion seine sehr guten militärischen Kenntnisse auf Untergebene überträgt und diesen ein vortrefflicher Erzieher ist. Runge hat sich sehr schnell und mit großer Tatkraft in seine neue Stellung eingearbeitet und verspricht. auch diese auszufüllen. Hopf urteilt: Nach Werdegang auch für Eisenbahn-Pioniere gut geeignet." Am 1. Juni 1941 wurde er zum Generalmajor befördert. Als solcher wurde er am 7. Februar 1942 zum Kommandeur vom Oberbaustab 21 ernannt. Am 5. November 1942 wurde ihm das Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern verliehen. Am 1. März 1943 erhielt er folgende Beurteilung von Generalmajor Fritz Hildemann, Pionierführer 16. Armee: "Vor dem Feinde bewährt. Gewandt im organisieren. Füllt Stelle als Kommandeur eines Oberbaustabes aus. Nicht sehr schwungvoll. Durchschnitt." Dazu ergänzten General der Artillerie Christian Hansen, KG vom X. Armeekorps und Generalfeldmarschall Ernst Busch, OB der 16. Armee:: "Einverstanden." Am 20. April 1943 wurde ihm das Kriegsverdienstkreuz 1. Klasse mit Schwertern verliehen. Am 15. August 1943 wurde er zum Kommandant der Standortkommandantur Gomel ernannt. Dabei handelte es sich eigentlich um die Feldkommandantur 551 (FK 551), die auch als Wehrmacht-Standort-Verwaltung Gomel bezeichnet wurde. Am 10. September 1943 erhielt er folgende Beurteilung von Generalleutnant Gerhard Medem, General der Pioniere der Heeresgruppe Nord: "Hat zuletzt mit Umsicht und guten technischen Kenntnissen den Bau einer größeren rückwärtigen Stellung erfolgreich geleitet. Guter Organisator. Wenig schwungvoll. Bewertung: Durchschnitt. Empfehlung: Feldkommandant." Dazu ergänzte am 20. September 1943 Generalfeldmarschall Georg von Küchler, OB der Heeresgruppe Nord: "Einverstanden." Ab Ende 1943 war er mit seinem Stab als Kommandant von Lida im Einsatz. Am 9. März 1944 erhielt er folgende Beurteilung von Generalmajor Gerhard Poel, OFK 400: "Hat als Standortkommandant mit großem Eifer und Verständnis sich in seine vielseitigen Aufgaben eingearbeitet und gute Leistungen gezeigt, gute organisatorische Fähigkeiten. Bewertung: Durchschnitt. Empfehlung: Belassung." Dazu ergänzte am 14. März 1944 General der Kavallerie Edwin Graf Rothkirch und Trach, KG und Befehlshaber der Sicherungstruppen Weißruthenien: "Nichts hinzuzufügen." Am 17. April 1944 erhielt er folgende Ergänzung von General der Kavallerie Walter Braemer, Wehrmachtbefehlshaber Ostland: "Mir nicht näher bekannt geworden." Am 24. August 1944 erhielt er folgende Beurteilung von Generalmajor Albert Newiger, Kdr. der 52. Sicherungs-Division: "Offener Charakter mit ruhigem verbindlichen Wesen, körperlich frisch. Guter Nationalsozialist. Hat seine Aufgabe als Standortkommandant gewissenhaft erfüllt. Bewertung: Durchschnitt. Empfehlung: Belassung." Am 8. Oktober 1944 sollte er in die Führerreserve OKH versetzt werden. Seine private Anschrift zu jener Zeit war Plienitz bei Schneidemühl. Die Versetzung wurde jedoch nicht wirksam und er blieb weiter Kommandant der FK 551. Zum Ende des Jahres 1944 war er Kommandant von Kestelly am Plattensee. 1945 wurde er noch als Feldkommandant 551 (FK 551) in Budweis in Südböhmen in der Slowakei eingesetzt. Als letzter Standort ist Rosenberg in der Böhmischen Schweiz als Standort seines Stabes bekannt. Am 9. Mai 1945 geriet er in Prerau in Mähren in amerikanische Gefangenschaft. Am 12. Mai 1945 wurde er an die Rote Armee übergeben und von dieser in die Sowjetunion verschleppt. Dort wurde er dann in den Folgejahren in verschiedenen NKWD-Gefangenenlagern (Nr. 168/Minsk, 362/Stalingrad, 476/Swerdlowsk, 48/Cherntsy, Ležnevo), Gefängnissen (Gefängnis Nr. 1 Brest-Litowsk, Gefängnis Nr. 1 Iwanowo) und dem Gulag Ozernyj (Lager Taischet) gefangen gehalten. Am 20. Mai 1949 wurde er durch das Militärtribunal im Gebiet Minsk zu 25 Jahren Erziehungslager verurteilt, die er im Laher Woikowo verbrachte. Am 27. August 1954 verstarb er in der Haft an eitriger Darmtuberkulose. Er wurde dann auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Tschernzy (Cherntsy) beigesetzt. Dort ruhte er dann auf einem kleinen Friedhof unter anderem mit dem General der Infanterie Karl-Wilhelm Specht, dem General der Infanterie Hans Boekh-Behrens, dem General der Artillerie Max Pfeffer, dem General der Infanterie Friedrich Hochbaum, dem General der Polizei Otto Ullmann, den Generalleutnanten Rainer Stahel, Heinrich Deboi, Gerhard Medem, Friedrich Bayer, Paul Stoewer und den Generalmajoren Anton Eberth, Rudolf Noack, Gerd von Below und Louis Tronnier.

 

Literatur und Quellen:
Krug, Ottomar Deutsche Generale 1918-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/10853
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1912, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1912
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1913, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1913
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1914, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1914
Dienstaltersliste der Offiziere der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich  Württembergischen) Armeekorps 1917, Mittler und Sohn 1917
Dienstaltersliste der Offiziere der bisherigen Preußischen Armee und des XIII. (bisherigen Württembergischen) Armeekorps 1919, Mittler und Sohn 1919
Stellenbesetzung im Reichsheer 16. Mai 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1921, Biblio-Verlag 1968
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1923, Berlin, Mittler und Sohn 1923
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1924, Berlin, Mittler und Sohn 1924
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin, Mittler und Sohn 1925
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1927, Berlin, Mittler und Sohn 1927
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1928, Berlin, Mittler und Sohn 1928
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1929, Berlin, Mittler und Sohn 1929
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1930, Berlin, Mittler und Sohn 1930
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1931, Berlin, Mittler und Sohn 1931
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1932, Berlin, Mittler und Sohn 1932
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. Mai 1933
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. April 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 1. Oktober 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 15. Oktober 1935
Stellenbesetzung Wehrmacht 6. Oktober 1936
Stellenbesetzung des Heeres mit Stand vom 12. Oktober 1937
Stellenbesetzung des Heeres 1938
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955 
Wolfgang Keilig: Die Generale des Heeres und die Sanitätsoffiziere im Generalsrang, Podzun-Verlag 1983
NARA Akte T-78 R-892