von Hellermann, Vollrath Friedrich Maximilian Bogislav

 

* 18. Mai 1900, Ratzeburg (Lauenburg)

† 25. August 1971, München

 

 

Vollrath von Hellermann war das älteste Kind vom späteren Regierungsdirektor Friedrich Wilhelm Vollrath von Hellermann und dessen Ehefrau Helene Gertrud Gisela, geborene von Manteuffel. Seine Eltern ließen sich später scheiden und seine Mutter wanderte 1912 in die Schweiz aus, wo sie am 12. April 1913 in Genf eine neue Ehe mit Artur Schulte-Heuthaus einging. Er selbst besuchte während des 1. Weltkrieges das Kadettenhaus in Naumburg an der Saale und von 1918 bis 1921 die Hauptkadettenanstalt in Lichterfelde. Nach seinem Abiturium hat er dann noch 5 Semester Jura in Göttingen, München und Greifswald studiert. Er trat danach am 1. März 1924 als Freiwilliger in das 100.000 Mann-Heer der Reichswehr ein. Er kam dabei als Reiter in die 1. Eskadron vom 6. (Preußisches) Reiter-Regiment nach Pasewalk. Dort wurde er am 7. April 1924 vereidigt. Am 1. Juli 1925 wurde er zum Gefreiten befördert und zum Fahnenjunker ernannt. Er absolvierte vom 2. Juli 1925 bis zum 8. Juli 1925 die Fahnenjunkerprüfung bei der Kavallerieschule Hannover. Am 1. November 1925 wurde er zum Fahnenjunker-Unteroffizier befördert. Vom 1. März 1926 bis zum 30. September 1926 wurde er zum I. Lehrgang an die Infanterieschule nach Dresden kommandiert. Dort wurde er am 1. September 1926 zum Fähnrich befördert. Am 13. September 1926 erwarb er das Deutsche Sportabzeichen in Bronze. Vom 5. November 1926 bis zum 26. August 1927 wurde er zum II. Lehrgang an die Kavallerieschule nach Hannover kommandiert. Dabei erwarb er am 18. August 1927 auch den Militär-Kraftfahr-Führerschein der Klasse 1. Am 25. August 1927 wurde er mit Wirkung vom 1. August 1927 zum Oberfähnrich befördert. Dabei wurde ihm auf dem Abgangszeugnis bestätigt, das er im ganzen sehr gute Noten hatte und insgesamt der 3. von 62 Prüflingen war. Seine allgemeine Burteilung von Oberst Arnold Preusser, Kdr. der Kavallerieschule, lautete wie folgt: "Eine vollentwickelte, ausgesprochene Persönlichkeit. Sein tadelloser Charakter, seine offene und entschiedene Art und sein Taktgefühl übten einen vortrefflichen Einfluss auf seine jüngeren Kameraden aus und machten ihn bei seinen Vorgesetzen und Kameraden gleich beliebt. Geistig gut beanlagt, mit regem militärischen Interesse hat er durchaus gute Leistungen aufzuweisen. Ganz besonders sicher und gewandt in seinem Auftreten vor der Front. Vorzügliche gesellschaftliche Umgangsformen. Ein vortrefflicher Offizierersatz. Vorgeschlagen zur Verleihung des Ehrensäbels. Bei seinem Lebensalter würde erst die Festsetzung seines Dienstalters unter Berücksichtigung seines mehrjährigen Studiums diesem hoffnungsvollen Soldaten die Aussicht auf eine nutzbringende militärische Laufbahn eröffnen. von Hellermann besitzt das Sportabzeichen und hat den Führerschein 1 für Militärkraftfahrzeuge erworben. Geeignet für die Befördderung zum Offizier." Am 16. Oktober 1927 unterzeichnete er in Demmin seinen Verpflichtungsschein als Offizier. Er gehörte damals zur 6. Eskadron vom 6. (Preuß.) Reiter-Regiment. Am 5. November 1927 erhielt er folgendes Dienstleistungszeugnis von Rittmeister Gero von Gersdorf, Chef der 6. Eskadron: "Oberfähnrich von Hellermann ist sein dem 23. September 1927 zur Eskadron kommandiert; ihm ist die Ausbildung der Rekruten und Abteilung C übertragen worden. Trotz seiner kurzen Zugehörigkeit zur Eskadron hat sich von Hellermann als eine hervorragende Stütze für den Eskadron-Chef erwiesen. Oberfähnrich von Hellermann besitzt aussergewöhnlich praktischen Sinn für den Frontdienst, tiefgehende Kenntnisse der Vorschriften und hat ein ruhiges und besimmtes Auftreten. Infolge seines geraden, lauteren Charakters, seiner Wohlerzogenheit und Kameradschaftlichkeit ist von Hellermann gleich beliebt bei Vorgesetzten und Kameraden. Durch Fürsorge und Verständnis hat er es verstanden, sich Achtung und Zutrauen bei seinen Untergebenen zu verschaffen. Sein ausserdienstliches Auftreten ist gewandt und einwandfrei. Oberfähnrich von Hellermann verspricht ein vorzüglicher Offizier zu werden." Sein Regimentskommandeur, Oberstleutnant Walter Braemer, bat am 9. November 1927 unter Befürwortung des Divisionskommandeurs, Generalmajor Ulrich von Henning auf Schönhoff, um Vorpatentierung als Leutnant. Dem wurde nicht zugestimmt, aber eine frühere Beförderung zum Oberleutnant in Aussicht gestellt. Kurz darauf folgte am 20. Dezember 1927 mit Wirkung vom 1. Dezember 1927 die Beförderung zum Leutnant. Am 21. März 1929 stellte er den Antrag auf Erteilung der Heiratserlaubnis. Am 1. April 1929 wurde er als solcher in der 6. Eskadron vom 6. (Preuß.) Reiter-Regiment verwendet. Am 4. April 1929 erhielt er die Erlaubnis zur Verheiratung. Am 5. Juli 1929 heiratete er die über fünfeinhalb Jahre jüngere Luise Anna Cäcilie Müller-Kulenkampff, Tochter vom Kaufmann und Firmeninhaber Alfred Henry Müller-Kulenkampff, in Bremen. Zwischen dem 1. Oktober 1929 und dem 7. Dezember 1929 wurde er als Teilnehmer zum XXII. Lehrgang für Leibesübungen nach Wünsdorf kommandiert. Am 10. Dezember 1929 erwarb er den Grund- und Prüfungsschein der Deutschen-Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Am 1. April 1930 wurde er in der 3. Eskadron des gleichen Regiments eingesetzt. Am 7. Juni 1930 wurde sein ältester Sohn Vollrath von Hellermann in Bremen geboren. Am 10. September 1930 wurde er mit Wirkung vom 1. September 1930 zum Oberleutnant befördert. Am 1. April 1932 wurde er immer noch in der 3. Eskadron vom 6. (Preuß.) Reiter-Regiment verwendet. Im März 1934 absolvierte er seine Wehrkreisprüfung. Am 17. April 1934 wurde seine älteste Tochter Luitgarde Elisabeth Cäcilie von Hellermann in Schwedt an der Oder geboren. Am 2. August 1934 wurde er auf den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler neu vereidigt. Am 30. August 1934 erwarb er das Deutsche Sportabzeichen in Silber. Bei der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht wurde er am 1. Oktober 1934 zum Reiter-Regiment Stolp versetzt. Den Militär-Kraftfahr-Führschein der Klasse 3 erwarb er am 10. April 1934. Am 20. April 1935 wurde er mit Wirkung vom 1. Mai 1935 zum Rittmeister befördert. Bei der Enttarnung der Einheiten wurde er am 15. Oktober 1935 zum Chef der 2. Eskadron vom Reiter-Regiment 5 ernannt. Am 9. März 1936 wurde seine jüngste Tochter Roswitha Barbara Luise von Hellermann in Stolp geboren. Bei der Umbenennung seines Regiments zum Kavallerie-Regiment 5 am 6. Oktober 1936 blieb er weiter Chef der 2. Schwadron. Am 12. Oktober 1937 gab er dieses Kommando ab und wurde zum Stab des Höherer Kavallerie-Offizier 4 versetzt. Am 8. April 1938 wurde sein jüngster Sohn Christoph von Hellermann in Hannover geboren. Mit der Mobilmachung wurde er dann als Adjutant bei der 5. Armee eingesetzt. Ab dem 13. Oktober 1939 gehörte er zum Stab vom Oberkommando vom Grenzabschnitt Mitte. Bei dessen Umbenennung Anfang November 1939 wurde er dann als Adjutant (IIa) zum Armeeoberkommando der 18. Armee in Köln versetzt. Am 16. Dezember 1939 wurde er mit Wirkung vom 18. Dezember 1939 zum Kommandeur der Aufklärungs-Abteilung 158 ernannt. Mit dieser verlegte er Ende Januar 1940 bis März 1940 auf den Truppenübungsplatz Ohrdruf. Nach der Rückkehr der Abteilung zur Westfront folgte im Frühjahr 1940 der Einsatz im Westfeldzug. Anfangs noch der 34. Infanterie-Division unterstellt kam die Abteilung erst am 19. Mai 1940 wieder in den Divisionsverband der 58. Infanterie-Division zurück. An diesem 19. Mai 1940 wurde ihm das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen. Seine Mutter ist bereits am 14. Mai 1940 im Krankenhaus Hubertus in Berlin-Nikolassee gestorben. Am 1. Juli 1940 wurde er auch noch mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Am 14. September 1940 wurde er mit Wirkung vom 1. Oktober 1940 zum Major befördert. Am 5. Oktober 1940 wurde er mit Wirkung vom 30. September 1940 als Adjutant zum Stab der 1. Kavallerie-Division versetzt. Am 3. November 1941 wurde er dann zum Kommandeur der I. Abteilung vom Reiter-Regiment 22 ernannt. Am 17. Dezember 1941 hat er ein verbessertes Rangdienstalter als Major vom 1. Februar 1940 erhalten. Bei der Umgliederung des Regiments wurde er Anfang Januar 1942 automatisch zum Kommandeur des I. Bataillons vom Schützen-Regiment 26 bei der 24. Panzer-Division. Am 25. März 1942 musste er mit Wirkung vom 6. März 1942 dieses Kommando abgeben. Er übernahm jetzt als Kommandeur das Kradschützen-Bataillon 4. Als solcher wurde er am 16. März 1942 mit Wirkung vom 1. April 1942 zum Oberstleutnant befördert. Am 29. August 1942 hat er das Verwundetenabzeichen in Schwarz erhalten. Am 28. September 1942 wurde er mit Wirkung vom 1. September 1942 zum Kommandeur vom Panzer-Grenadier-Regiment 21 ernannt. Am 20. September 1942 wurde ihm das Deutsches Kreuz in Gold verliehen. Bereits am 1. Oktober 1942 gab er sein Kommando wieder ab und wurde in die Führerreserve OKH versetzt. Seinen Dienst regelte der Chef vom Heeres-Personalamt (HPA). Seine private Anschrift war die Prinz Heinrichstraße in Schwedt an der Oder, wo er die Telefonnummer 637 hatte. Am 11. Oktober 1942 hat er das Panzerkampfabzeichen in Bronze erhalten. Am 16. Oktober 1942 wurde er für die Dauer von voraussichtlich unter 4 Monaten zum OKH kommandiert und der Amtsgruppe P4 bei der 1. Abteilung zugeteilt. Am 21. November 1942 wurde ihm das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Am 8. Januar 1943 wurde er per Fernschreiben mit Wirkung vom 1. Januar 1943 friedensmäßig zu den Offizieren zur Verfügung des Oberbefehlshaber des Heeres (Sonstige Offiziere) am Standort Berlin versetzt und damit war sein Umzug durchzuführen, die Order dazu kam erst am 24. Februar 1943. Ab dem 1. Januar 1943 wurde er als Abteilungsleiter 1. Abteilung P4 im HPA eingesetzt. Damit war er für den Heeres-Nachwuchs zuständig. Am 15. Februar 1943 wurde er mit Wirkung vom 1. Februar 1943 zum Oberst befördert. Am 1. April 1943 wurde befohlen, dass er die Uniform vom Kavallerie-Regiment 5 trägt. Am 30. März 1944 erhielt er folgende Beurteilung von Generaloberst Friedrich Fromm, Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres: "Auf den Arbeitsgebieten, auf dene der Oberst von Hellermann mir unterstanden hat, hat er mit bemerkenswerter Frischer und regen eigenen Gedanken sehr Gutes geleistet. Macht den Eindruck einer geschlossenen, charaktervollen soldatischen Persönlichkeit. Bewertung: Über Durchschnitt. Empfehlung: Zunächst Belassung, alsdann Regimentskommandeur an der Front." Am 1. Oktober 1944 wurde er zum Generalmajor befördert. An diesem Tag wurde er unter Beibehaltung seiner Stellung als Leiter P4 vom HPA auch zum Generalinspekteur für den Führernachwuchs des Heeres ernannt. Am 15. Oktober 1944 wurde er von der Aufgabe als Chef der Abteilung P4 entbunden. Diese Position als Generalinspekteur für den Führernachwuchs des Heeres behielt er bis zum Kriegsende. Am 8. Mai 1945 geriet er in alliierte Kriegsgefangenschaft. Aus dieser wurde er 1947 wieder entlassen. Zwischen Januar 1952 und Juni 1954 war er Vorsitzender der Gesellschaft für Wehrkunde. Sein Nachfolger wurde Generaloberst a.D. Georg-Hans Reinhardt. Zwischen Juni 1964 und August 1971 war er auch Bundesgeschäftsführer dieser Gesellschaft. Vertretungsweise war er von Mai bis Juni 1964 noch einmal Vorsitzender der Gesellschaft.

Aus der zweiten Ehe seiner Mutter hatte er einen Halbbruder. Der am 25. Juni 1920 in Kolberg geborene Krafft Wennemar Konrad Erich Karsten Schulte-Heuthaus. Dieser ist als Gefreiter und Angehöriger der 3. Kompanie der Panzer-Aufklärungs-Abteilung 8 am 22. April 1941 um 9:30 Uhr bei Mustafabey/Thermopylen durch Kopfschuss gefallen. Er wurde in Wardates in der Nähe des Wäldchens mit Kapelle beigesetzt. 1942 wurde er durch den Gräberoffizier 26 auf den Deutschen Kriegerfriedhof Lamia umgebettet.

 

Ritterkreuz (21. November 1942)