Heeres-Personalamt (PA) im Reichswehrministerium

 

Das Heerespersonalamt (PA) wurde im Herbst 1919 im Reichswehrministerium (RWM) als Nachfolgeorganisation vom Militärkabinett bzw. Personalamt im Kriegsministerium errichtet. Sämtliche Offizierspersonalien wurden vom Militärkabinett übernommen. Das Amt wurde direkt dem Chef der Heeresleitung unterstellt. Infolge der Demobilisierung und Personalentlassung wurde das Heerespersonalamt bis 1920 verkleinert und ab 1920 neu organisiert. Danach unterteilte sich das Heerespersonalamt in die Personalgruppe mit dem Referat für die Offiziere im RWM und die Heeres-Personalabteilungen 1 und 2 für die Personalien der Generalstabsoffiziere bzw. für die Truppenoffiziere des Reichsheeres zugeordnet. Nach der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr umfasste das Offizierkorps eine Sollstärke von 4.000 Offizieren, sowie 300 Sanitäts- und 200 Veterinäroffizieren. Die Bewerber für die Offizierslaufbahn wurden meist zum 1. April eines Jahres eingestellt. In den Aufbaujahren deckten die Interessenten noch nicht den Bedarf. Im August 1921 wurden 250 Offiziersanwärter beim Reichsheer benötigt, es meldeten sich jedoch nur 100 Bewerber. In der Folge wurden aus politischen Gleichstellungsgründen die ersten Jahre zahlreiche Berufsunteroffiziere zu Offizieren ernannt. Erst nach 1923 nahm der Andrang auf die Offizierslaufbahn wieder zu. Aufnahmebedingung für Truppenoffiziere war das Abitur. In einigen Fällen konnten Soldaten ohne Abitur über ein System von Prüfungen im Rahmen des Reichsheeres ebenfalls an der Offiziersanwärterprüfung teilnehmen. Der normale Bewerber mit Abitur konnte dafür nach durchschnittlich 15 bis 18 Monaten beim Strammtruppenteil zugelassen werden. Die weitere Ausbildung der Anwärter fand auf kombinierten Lehrgängen je nach Truppengattung auf den Waffenschulen der Infanterie in Dresden, der Kavallerie in Hannover und der Artillerie in Jüterbog statt, wobei nach einem Jahr die Fähnrichprüfung und nach einem weiteren Jahr die Offiziershauptprüfung abzulegen war. Im Jahr 1929 standen 196 Planstellen bereits 1.600 Bewerbungen gegenüber. Neue Offiziere wurden bis zur Verkündung der Wehrhoheit am 16. März 1935 auf eine Dienstzeit von 25 Jahren verpflichtet. Die durchschnittlichen Laufzeiten des Offiziers im Reichsheer betrugen zwischen 1928 und 1932 bis zur Beförderung zum Hauptmann bzw. Rittmeister 16, zum Major 22, zum Oberst 31 und zum Generalmajor 35 Dienstjahre.

Nach der letzten Dienstalterliste des Reichsheeres vom 1. April 1933 verfügte das aktive Offizierskorps über 3.858 Offizier: 48 Generale, 704 Stabsoffiziere, 1.152 Hauptleute bzw. Rittmeister, 1.954 Oberleutnante bzw. Leutnante. Ab 1933/34 fand eine Erweiterung des Heeres-Personalamtes statt, um dem Wachstum des Offizierskorps gerecht zu werden. Dieses Wachstum wurde durch die Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht notwendig. Außerdem wurde die Wehrpflicht wieder eingeführt. Das homogene Offizierskorps der Reichswehr erhielt dabei Zugang durch Wiedereinstellung früherer Offiziere der Alten Armee vor 1920, Reaktivierung von pensionierten Offizieren und Reserveoffizieren der Reichswehr, Beförderung von Unteroffizieren, Übernahme von Polizeioffizieren aus der Landespolizei und vor allem durch Neueinstellung ungedienter freiwilliger Bewerber. Im Personalamt wurde bei den aktiven Offizieren die Laufbahnen der Truppen-, Sanitäts-, Veterinär-, Waffen- und Ingenieuroffiziere unterschieden. Innerhalb des Offizierskorps bildeten die Generalstabsoffiziere, die Truppenoffiziere, die Offiziere z.V., die Offiziere z.D. sowie auch die ab 1935 überführten Landesschutzoffizier (L-Offiziere) und die Ergänzungsoffiziere (E-Offiziere) vorläufig noch getrennte Laufbahngruppen. Einstellung neuer Offiziere fanden ab 1934 immer zum 1. April oder zum 1. Oktober statt. Durch das neue Wehrgesetzt wurde der aktive Wehrdienst für die Berufsoldaten bis zur Pensionsgrenze je nach Laufbahngruppe erweitert. Sie konnten aber jederzeit auch früher entlassen werden oder die Entlassung bei Ruhegehalt selbst beantragen. Ab dem 1. Juni 1935 unterstand das Heeres-Personalamt nicht mehr dem Reichskriegsministerium sondern direkt dem Oberbefehlshaber des Heeres Generaloberst Werner Freiherr von Fritsch. Zusätzlich reaktivierte die Wehrmacht ab 1935/36 weitere Reserveoffiziere und Generalstabsoffiziere.

Später folgten dann weitere Umgliederungen im Heeres-Personalamt um den durch den Krieg weiter steigenden Personalanforderungen gerecht zu werden.

Chef vom Heeres-Personal-Amt:

Generalmajor Johannes Ritter und Edler von Braun Aufstellung - 31. März 1922

Generalleutnant Wilhelm Heye 1. April 1922 - 30. September 1923

Generalleutnant Hermann Reinicke 1. Oktober 1923 - 31. Januar 1927

Generalmajor Joachim von Stülpnagel 1. Februar 1927 - 1. Oktober 1929

Oberst Günther Freiherr von Hammerstein-Equord 1. Oktober 1929 - 30. September 1930

Generalleutnant Erich Freiherr von dem Bussche-Ippenburg 1. November 1930 - 30. September 1933

General der Infanterie Viktor von Schwedler 1. Oktober 1933 - Februar 1938

General der Infanterie Bodewin Keitel 1. März 1938 - 30. September 1942

General der Infanterie Rudolf Schmundt 1. Oktober 1942 - 20. Juli 1944

General der Infanterie Wilhelm Burgdorf 20. Juli 1944 - 1. Mai 1945

Generalleutnant Ernst Maisel 1. Mai 1945 - 7. Mai 1945

 

Personalgruppe (höchster Offizier):

Major Kurt von Einem (1923) - 31. Januar 1926

Major Viktor von Schwedler 1. Februar 1926 - 31. Januar 1929

Major Hans-Jürgen Stumpff 1. Februar 1929 - Umwandlung zu P 3

 

Leiter der Heeres-Personalabteilung 1 (P 1):

Generalmajor Hermann Reinicke (1923) - 30. September 1923

Oberst Hans Petri 1. Oktober 1923 - 30. September 1927

Oberst Günther Freiherr von Hammerstein-Equord 1. Oktober 1927 - 30. September 1929

Oberstleutnant Max von Viebahn 1. Oktober 1929 - 30. September 1932

Oberstleutnant Hans-Jürgen Stumpff 1. Oktober 1932 - 30. Juni 1933

Oberst Adolf-Friedrich Kuntzen 1. Juli 1933 - 12. Oktober 1937

Oberst Wilhelm Schwartz 12. Oktober 1937 - 31. März 1939

Generalleutnant Viktor von Drabich-Wächter 1. Oktober 1940 - 30. September 1942

 

Leiter der Heeres-Personalabteilung 2 (P 2):

Oberstleutnant Georg Graf zu Waldeck und Pyrmont (1923) - 30. September 1923

Oberst Nikolaus Schemmel 1. Oktober 1923 - 31. Januar 1927

Oberst Kurt Schreiber 1. Februar 1927 - 31. Januar 1930

Oberst Leo Geim 1. Februar 1930 - 30. September 1931

Oberst Werner Pinckvoß 1. Oktober 1931 - (1934)

Generalmajor Friedrich-Carl Cranz 1. August 1936 - 26. August 1939

 

Leiter der Heeres-Versorgungsabteilung 3 (P 3):

Generalmajor Walter Tillmanns (1923) - (1926)

 

Leiter der Personalgruppe (P 3):

Oberstleutnant Hans-Jürgen Stumpff (1930, 31, 32)

Oberst Friedrich Hoßbach 4. August 1934 - 28. Januar 1938

 

 

Leiter der Heeres-Personalabteilung 4 (P 4):

Oberst Hans Behlendorff 1934 - 4. Februar 1938

Oberstleutnant Axel Michelmann 4. Februar 1938 - (1939)