Wagner-Hohenlobbesse, Joachim Friedrich Ernst

 

* 17. September 1894, Breslau-Elbing

† 14. Juli 1958, Bremen

 

 

Joachim Wagner war der Sohn vom früheren Leutnant vom 5. Brandenburgisches Infanterie-Regiment "von Stülpnagel" Nr. 48, Olympia-Sportschützen (1908) und Facharzt für Frauenkrankheiten und Geburtshilfe Ernst Adolf Albert Ferdinand Wagner-Hohenlobbese und dessen Ehefrau Editha, geborene von Brause. Am 1. Februar 1909 änderte die gesamte Familie durch Verfügung des Regierungspräsidenten von Merseburg den Namen zu Wagnerhohenlobbese. Er trat bei Ausbruch des 1. Weltkrieges am 2. August 1914 als Fahnenjunker in die Königlich Preußische Armee ein. Er kam dabei zum Ersatztruppenteil vom 1. Elsässische Pionier-Bataillon Nr. 15. Am 11. Oktober 1914 rückte er zur 2. Kompanie vom 1. Elsässische Pionier-Bataillon Nr. 15 ins Feld. Anfang November 1914 wurde er als Fahnenjunker-Gefreiter bei der 2. Feldkompanie vom I. Pionier-Bataillon Nr. 15 im Raum Zandvoorde-Zellebeke schwer verwundet. Er wurde am 22. März 1915 zum Leutnant befördert. Nach seiner Genesung besuchte er im Mai 1916 einen Granatwerfwerkurs. Ab dem 12. Oktober 1916 wurde er in der Kavallerie-Pionierabteilung eingesetzt. Vom 12. März 1917 bis zum 17. März 1917 wurde er zur Heeresgasschule kommandiert. Am 19. Oktober 1917 wurde er zum Stab vom 1. Elsässische Pionier-Bataillon Nr. 15 versetzt. Ab dem 15. November 1917 wurde er in diesem als Bataillonsadjutant verwendet. Sein Patent als Leutnant wurde 1918 auf den 11. September 1913 datiert. Im Ersten Weltkrieg wurde er mit beiden Eisernen Kreuzen ausgezeichnet. Nach Kriegsende wurde er anfangs als Führer der Pionier-Kompanie der Freiwilligen-Division Gerstenberg im Raum Bremen verwendet. Im Juni 1919 wurde er als Leutnant in das vorläufige Reichsheer übernommen. In dieser wurde er ab Juni 1919 im Reichswehr-Pionier-Bataillon 4 der Reichswehr-Brigade 4 in Magdeburg eingesetzt.

Am 17. September 1919 als Polizeileutnant in die Sicherheitspolizei Hamburg ein. Dort wurde er am 16. Dezember 1919 zum Polizei-Oberleutnant befördert. 1920 wechselte er zur Sicherheitspolizei Bremen. Dort wurde er ab dem 1. Mai 1920 als Zugführer und Sport-Offizier eingesetzt. Anfänglich wohnte er in der Otto-Gildemeisterstraße 17 in Bremen. Die komplette Familie änderte am 28. Februar 1921 durch Verfügung des Justizministers den Nachnamen zu Wagner-Hohenlobbese. Noch im gleichen Jahr heiratete er am 23. August 1921 Margarete Paul. Danach wohnte er privat für einige Jahre im Osterdeich 23 in Bremen. Am 21. April 1922 wurde er zum Polizei-Hauptmann befördert. Er wurde dann auch als Hundertschaftsführer eingesetzt. Am 18. März 1929 ließ er sich von seiner ersten Frau scheiden. Am 22. März 1930 heiratete er Alice Witte, Tochter eines Zollamtsassessors. Er wohnte jetzt in den Fedelhören 72 in Bremen. Am 22. Mai 1931 wurde seine Tochter Birgit Wagner-Hohenlobesse in Bremerhaven geboren. Ab Anfang 1934 gehörte er dann zur  Landespolizei Bremen. Ab dem 1. Juli 1934 war er Maschinengewehroffizier bei der Landespolizei Bremen. Er wohnte jetzt im Osterdeich 92a in Bremen. Am 16. April 1935 wurde er zum Kommandeur der Landespolizei Bremen ernannt. Als solcher wurde er am 20. April 1935 zum Major der Landespolizei befördert. Am 31. August 1935 wurde seine Tochter Ulla Wagner-Hohenlobesse geboren. Am 28. März 1935 starb sein Vater in Görlitz. Am 16. März 1936 trat er als Major von der Landespolizei in das Heer über. Er kam dabei durch die Umbenennung der technischen Landespolizeiabteilung bei der Überführung zur Wehrmacht zum Pionier-Bataillon 35. Sein Rangdienstalter wurde dann noch auf den 1. Februar 1935 festgelegt. Am 15. Mai 1936 wurde er zum Kommandeur vom Pionier-Bataillon 35 in Germersheim ernannt. Am 6. Oktober 1936 gab er sein Kommando an Major Dr. Meise ab. Dafür wurde er an diesem Tag zum Kommandeur vom Pionier-Bataillons 32 in Stettin ernannt. Privat wohnte er jetzt in der Arndtstraße 31 in Stettin, wo er die Telefonnummer 31242 hatte. Mit seinem Bataillon wurde er innerhalb des nächsten Jahres nach Schwedt an der Oder verlegt. Am 1. Januar 1938 wurde er als Bataillonskommandeur auch zum Oberstleutnant befördert. Zum Beginn des 2. Weltkrieges führte er sein Bataillon im Spätsommer 1939 im Verband der 2. Infanterie-Division (mot.) in den Polenfeldzug. Dabei wurde ihm am 15. September 1939 die Spange zum Eisernen Kreuz 2. Klasse verliehen. Am 31. Oktober 1939 wurde er noch mit der Spange zum Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Am 20. Mai 1940 wurde er zum Kommandeur vom neuen Pionier-Regimentsstab z.b.V. 680 ernannt. Zum 1. November 1940 wurde er zum Generalmajor befördert. Am 17. Oktober 1942 wurde er Höherer Pionier-Offizier 1 ernannt. Am 25. März 1943 wurde er mit dem Deutschen Kreuz in Silber ausgezeichnet. 1943 wurde noch sein Sohn Ulf Wagner-Hohenlobbese geboren. Am 14. September 1943 erhielt er folgende Beurteilung von Generalleutnant Martin Dehmel, Inspekteur der Pioniere und Eisenbahn-Pioniere: "Energische, starke, zielbewußte Persönlichkeit. Vor dem Feind voll bewährt. Sehr gute Leistungen und Erfahrungen auf allen Gebieten des Pionierdienstes. hat uneingeschränkte Eignung zum Truppenführer und ihm wird die uneingeschränkte Eignung zum Divisionskommandeur nach Besuch eines Divisionsführerlehrgangs gegeben. Bis auf weiteres noch nicht kriegsdienstverwendungsfähig." Dazu ergänzte am 15. September 1943 General der Pioniere Walter Kuntze, Chef des Ausbildungswesens im Ersatzheer: "Einverstanden. Dem Verwendungsvorschlag trete ich bei." Am 1. Dezember 1943 wurde er zum Pionier-Führer der 14. Armee ernannt. Am 31. Januar 1944 erhielt er folgende Beurteilung von General Martin Dehmel, Inspekteur der Pioniere und Eisenbahn-Pioniere: "Schwungvolle Persönlichkeit. Ernergisch. Vor dem Feind voll bewährt. Sehr gute Kenntnisse und Erfahrung auf allen Gebieten des Pionierdienstes. Geistig gut beanlagt, körperlich voll leistungsfähig. Guter Ausbilder und Lehrer. Bewertung: Über Durchschnitt. Empfehlung: Armee-Pionierführer, Divisionskommandeur." Am 8. März 1944 erhielt er folgende Beurteilung von Generaloberst Eberhard von Mackensen, OB der 14. Armee: "Einwandfreier, offener Charakter. Gewandte Persönlichkeit. Guter Nationalsozialist. Vor dem Feinde bewährt. Guter Armee-Pionierführer mit sehr guten Fachkenntnissen. Geistig gut veranlagt, körperlich voll leistungsfähig. Guter Organisator, Ausbilder und Lehrer. Bewertung: Durchschnitt. Empfehlung: Erhielt in seiner letzten Beurteilung durch den Inspekteur der Pioniere und Eisenbahnpioniere die Eignung zum Divisionskommandeur; Armee-Pionierführer." Dazu ergänzte am 21. März 1944 Generalleutnant Fritz Hildemann, General der Pioniere beim Oberbefehlshaber Südwest: "Sehr frischer, immerpositiv eingestellter Offizier, der nie um Aushilfen verlegen ist. Hat eine besponders glückliche Art mit den Pionier-Bataillons-Kommandeuren umzugehen." Am 15. November 1944 wurde er zum General der Pioniere bei der Heeresgruppe G ernannt. Am 18. Dezember 1944 wurde er in die Führerreserve OKH versetzt. Seinen Dienst regelte der Wehrkreis III. Er wohnte damals noch in der Schloßfreiheit 26 in Schwedt/Oder und hatte die Telefonnummer 251. Am 23. Dezember 1944 erhielt er folgende Beurteilung von General der Panzertruppe Hermann Balck, OB der Heeresgruppe G: "Gerader, offener Charakter. Gewandt im Auftreten. Gute Kenntnisse und Erfahrungen in seinem Fachgebiet. Hat sich während der schweren Abwehrkämpfe im Elsass den schwierigen Aufgaben, die sich aus der Zusammenarbeit der verschiedenen militärischen und Parteidienststellen ergaben, nicht voll gewachsen gezeigt. Es fehlt ihm die nötige Stosskraft und Organisationsgabe. Bewertung: Durchschnitt. Empfehlung: Höherer Pionier-Offizier für Festungsbereich in bodenständigen Verhältnissen." Am 5. Januar 1945 ergänzte dazu Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt, OB West: "Während der kurzen Zugehörigkeit zur Heeresgruppe G mir nicht näher bekannt geworden. Es wird sich zeigen, ob Generalmajor Wagner-Hohenlobbese seiner Aufgabe bei der Heeresgruppe H gewachsen ist." Ab dem 25. Januar 1945 war er General der Pioniere bei der Heeresgruppe H. Am 12. April 1945 wurde er zum General der Pioniere beim Führungsstab der Nordküste ernannt. Nach der Kapitulation wurde er am 11. Mai 1945 als General der Pioniere bei der Armeegruppe Müller unter Friedrich-Wilhelm Müller eingesetzt. Ab dem 1. Juni 1945 befand er sich offiziell in britischer Kriegsgefangenschaft. Am 8. Juli 1947 wurde er aus dieser wieder entlassen. Nach der Entlassung war er Arbeiter, Angestellter, Abteilungsleiter und vereidigter Sachverständiger für Kraftfahrwesen. Sein privater Wohnsitz war über viele Jahre der Admiral-Brommy-Weg 6 im Bremer Ortsteil Lessum.

Sein jüngerer Bruder war der am 9. Juni 1898 in Halle an der Saale geborene Eberhard Hans Ferdinand Wagner.

 

Literatur und Quellen:
Krug, Ottomar Deutsche Generale 1918-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/10853
Dienstaltersliste der Offiziere der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich  Württembergischen) Armeekorps 1917, Mittler und Sohn 1917
Dienstaltersliste der Offiziere der bisherigen Preußischen Armee und des XIII. (bisherigen Württembergischen) Armeekorps 1919, Mittler und Sohn 1919
Stellenbesetzung Reichsheer 15. Oktober 1935
Stellenbesetzung Wehrmacht 6. Oktober 1936
Stellenbesetzung des Heeres mit Stand vom 12. Oktober 1937
Stellenbesetzung des Heeres 1938
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955 
Wolfgang Keilig: Die Generale des Heeres und die Sanitätsoffiziere im Generalsrang, Podzun-Verlag 1983
Personalakte im Bundesarchiv / Militärarchiv in Freiburg
Pers 6/301226