Stutzer, Hermann

 

* 30. Juli 1887, Wermelskirchen, Kreis Lennep

† 16. März 1968, Berlin

BArch 6/1964

BArch Pers 6/1964

 

Hermann Stutzer war ein Sohn vom Gerichtsvollzieher FriedrichWilhelm Stutzer und dessen Ehefrau Auguste, geborene Pfeiffer. Sein Vater starb am 30. November 1899. Er selbst trat nach seinem Abitur am Realgymnasium Remscheid am 14. März 1908 als Fahnenjunker in die Königlich Preußische Armee ein. Er kam dabei zur 9. Kompanie vom 8. Westfälisches Infanterie-Regiment "Herzog Ferdinand von Braunschweig" Nr. 57 in Wesel. Bei diesem wurde er am 7. April 1908 vereidigt. Am 13. Juli 1908 wurde er zum Fahnenjunker-Unteroffizier befördert. Vom 26. Juli 1908 bis zum 4 . August 1908 wurde er beurlaubt. Das Zeugnis der Reife zum Fähnrich erhielt er am 15. Oktober 1908. Am 17. Oktober 1908 erhielt er folgende Beurteilung von Hauptmann Herrlich, Chef der 9. Kompanie: "Er ist körperlich und geistig gut veranlagt, sittlich gebildet und wohlerzogen. Er hat sich recht gut geführt, in allen Zweigen des Dienstes recht gute Kenntnisse erworben und stets regen Diensteifer gezeigt. Stutzer ist nicht nur im Dienst als Gemeiner, sondern auch in den wesentlichen Zweigen des Unteroffizierdienstes ausgebildet." Seine Beförderung zum Fähnrich erfolgte am 19. November 1908 (Xx). Nach dem Besuch der Kriegsschule wurde er am 19. August 1909 zum Leutnant befördert. Sein Patent wurde dabei auf den 17. August 1907 (T2t) datiert. Anfangs wurde er als Kompanieoffizier in der 7. Kompanie seines Regiments in Wesel eingesetzt. Am 10. Oktober 1909 erhielt er folgende Beurteilung von Oberst Ernst Wagner, Kdr. seines Regiments: "Mittelgroß, schlank, kräftig und körperlich gewandt, ein wohlerzogener Offizier mit guten Anlagen und verständigem Charakter. Hat sich mit ausgezeichneten Dienstkenntnissen als fleißtreu und strebsam erwiesen und berechtigt zu guten Hoffnungen für die Zunkunft. Füllt seine Stelle aus." Am 9. Oktober 1911 erhielt er folgende Beurteilung vom Oberst Stengel, Kdr. vom Inf.Rgt. Nr. 57: "Mittelgroße, schlanke Figur. Militärisch mäßig beanlagt. Gibt sich aber große Mühe, ist körperlich gewandt und ein zuverlässiger Charakter. Füllt seine Stelle aus." 1911/12 wurde er in gleicher Funktion in die 12. Kompanie seines Regiments am gleichen Standort versetzt. Ab dem 1. März 1913 wurde er als Hilfslehrer zur Militär-Turnanstalt nach Berlin kommandiert. Etatmäßig gehörte er jetzt zur 3. Kompamie seines Regiments in Wesel. Am 9. Oktober 1913 erhielt er folgende Beurteilung vom Oberstleutnant beim Stabe: "Mittelgroße, kräftige Figur. Militärisch genügend beanlagt, gibt sich sehr große Mühe. Ein zuverlässiger Charakter. Körperlich gewandt, hat sich auf der Turnanstalt besonders bewährt. Füllt seine Stelle aus." Dazu ergänzte am 27. April 1914 Oberst Honrich, Kdr. vom Inf.Rgt. Nr. 57: "Nichts hinzuzufügen." Bei der Mobilmchung ging er am 8. August 1914 mit der 9. Kompanie vom mobilen 8. Westfälisches Infanterie-Regiment "Herzog Ferdinand von Braunschweig" Nr. 57 ins Feld. Vom 9. September 1914 bis zum 14. November 1914 führte er die 6. Kompanie seines Regiments. Das Eiserne Kreuz 2. Klasse wurde ihm am 24. September 1914 verliehen. Vom 15. November 1914 bis zum 22. November 1914 war er wegen eines Blutergußes im rechten Kniegelenk im Kriegslazarett Douai in Behandlung. Anschließend war er vom 23. November 1914 bis zum 16. Dezember 1914 im Reservelazarett Wiesbaden. Er wohnte dabei in der 2. Etage der Großen Burgstraße 16 in Wiesbaden. Am 6. Dezember 1914 erhielt er bereits ein Telegramm des Ersatz-Bataillons, dass er für das Feld-Infanterie-Bataillon 36 in Wesel vorgesehen war. Daraufhin antwortete er am 8. Dezember 1914 folgendes: "Ich bin bei fortschreitender Besserung meines Leidens frühestens am 16. Dezember 1914 garnisondienstfähig. Es ist vorläufig noch gänzlich unbestimmt, wann ich wieder Felddienst tun kann. Dieses bitte ich gehorsamt dem Feld-Infanterie-Bataillon 36 Wesel mitteilen zu wollen." Am 16. Dezember 1914 wurde er dem Ersatz-Bataillon seines Regiments nach Wesel überwiesen. Nach seiner kompletten Erholung kam er er am 23. Januar 1915 wieder zum mobilen Regiment ins Feld. Dort wurde er ab dem 26. Januar 1915 wieder als Führer der 6. Kompanie bei den Stellungskämpfen in Flandern eingesetzt. Seine Beförderung zum Oberleutnant erfolgte am 27. Janur 1915. Seine Führung über die 6. Kompanie gab er am 16. März 1915 wieder ab. Vom 16. März 1915 bis zum 21. April 1915 war er wegen eines Blutergußes im rechten Kniegelenk zur Behandlung im Feldlazarett 1 des VII. Armeekorps in Seclin. Bald darauf wurde er am 23. April 1915 als Beobachter zur Fliegertruppe versetzt. Dabei wurde er der Flieger-Ersatz-Abteilung 1 (Fea 1) in Döberitz zugeteilt. Während der Ausbildung wohnte er im Offizierswohnungsheim Zimmer 4 vom Flugplatz Döberitz. Ab dem 9. Juni 1915 war er als Beobachter bei der Feldfliegerabteilung 57, der späteren Flieger-Abteilung (A) 256, in Galizien an der Ostfront im Einsatz. Ab Oktober 1915 wurde er mit der Abteilung in Serbien eingesetzt. Zwischen Dezember 1915 bis Ende März 1916 wurde er im Bereich der griechischen Grenze eingesetzt. Ende April 1916 kam er mit seiner Abteilung an die Westfront, wo sie im Bereich Ypern verwendet wurde. Das Eiserne Kreuz 1. Klasse wurde ihm am 24. Juni 1916 verliehen. Im Juni 1916 litt er an Gonorrhoe. Am 31. August 1916 wurde er der Inspektion der Fliegertruppe zur Verfügung gestellt. Es folgte am 18. September 1916 zur Flieger-Ersatz-Abteilung 5 (Fea 5) versetzt. Am 10. Oktober 1916 wurde er zum Armee-Flugpark 1 versetzt. Vom 22. Oktober 1916 bis zum 23. November 1916 wurde er wegen Ischias-Rheuma und Muskulaturrheumatismus im Reservelazarett Baden-Baden in der I. Abteilung Badischer Hof und der 5. Abteilung Darmstädter Hof (Offizierslazarett) behandelt. Am 23. Oktober 1916 wurde er offiziell zum Kommando Waffen der Inspektion der Flieger versetzt. Er wurde jetzt mit der Aufstellung der Waffenmeisterschule der Fliegertruppe beauftragt. Am 28. Dezember 1916 (X) wurde er zum Hauptmann befördert. Im Frühjahr 1917 wurde er am 15. März 1917 zum Kommando der Schulen versetzt. Es folgte am 23. März 1917 seine Versetzung als Lehrgangsleiter zur Flieger-Beobachtungs-Schule West nach Diest in Belgien. Am 13. Mai 1917 erhielt er folgende Beurteilung von Hauptmann Bernhardt, Kommandeur der Fliegerbeobachtungs-Schule West in Diest: "Hauptmann Stutzer, seit 23.4.1915 in der Fliegertruppem am 28.12.1916 zum Hauptmann befördert, kam am 23. März 1917 als Kompanieführer und Lehrgangsleiter zur Fliegerbeobachtungsschule West zur Ausbildung als Beobachterschüler und hat in dieser Stellung, begünstigt durch seine Erfahrungen und Kenntnisse als Beobachter mit grossem Fleiß und Geschick gearbeitet, er hat es verstanden, sich schnell einzuarbeiten und hat bereits den Lehrgang N. theoretisch und praktisch sehr gut für die Front vorbereitet. Sein Auftreten ist sehr bestimmt und tatkräftig, übt einen guten Einfluß auf jüngere Kameraden aus. Ein angenehmer lieber Kamerad, besonnen und ruhig. Ich halte ihn zum Führer einer Feldfliegerabteilung für ganz besonders geeignet. Ist als Führer für Fliegerabteilung West vorgesehen." Dazu ergänzte Oberstleutnant Wilhelm Siegert, Inspekteur der Fliegertruppen: "Hauptmann Stutzer besitzt reiche fliegerische Erfahrungen als Beobachter auf den Kriegsschauplätzen im Osten, Balkan, im Westen zuletzt an der Somme. Als Führer einer Flieger-Abteilung besonders geeignet." Am 28. August 1917 wurde er zum Armeeflugpark 5 versetzt. Vom 28. August 1917 bis zum 23. September 1917 wurde er als Beobachter zur Flieger-Abteilung (A) 249 kommandiert. Am 23. September 1917 erhielt er folgende Beurteilung vom Rittmeister Bundt, Abteilungsführer der FA(A) 249: "Hauptmann Stutzer war vom 28. August 1917 bis heute als Beobachter zur Abteilung kommandiert. Auf 12 Feindflügen hat er gezeigt, dass er als Beobachter vollkommen auf der Höhe ist. Er flog als Ifl. und schoß mit Erfolg Artillerie ein. Besonders hervorzuheben sind seine Leistungen in der Lichtbilderkundung. Das Fliegen macht ihm sehr viel Freude; von Nervosität habe ich nichts bei ihm bemerkt. Außerdienstlich habe ich ihn als frischen, fröhlichen Kameraden schätzen gelernt, gleichmäßig liebenswürdig zu Kameraden und Untergebenen. Sein Auftreten ist militärisch und bestimmt. Er besitzt eine tadellose Dienstauffassung, gesunden Ehrgeiz und große Energie. Sein geringer Sprachfehler dürfte ihn beim Dienst in der Fliegertruppe nicht hinderlich sein. Ich halte ihn durchaus geeignet zum Führer einer Fliegerabteilung. Von allen Dienstzweigen hat er für Fernaufklärung mit Lichtbilderkundung das größte Interessem und hierin sowie im Fliegen im Gebirge auch die größte Erfahrung. Er dürfte sich also ganz besonders zum Führer einer AOK-Abteilung oder einer Abteilung, die im Gebirge fliegt eignen. Er eignet sich auch zur Übernahme in die Fliegertruppe." Dazu ergänzte am 25. September 1917 Major Alfred Streccius, Kommandeur der Flieger 5: "Einverstanden !" Vom 23. September 1917 bis zum 30. September 1917 folgte eine Kommandierung als Beobachter zur Flieger-Abteilung (A) 228, bei der er bis zzm 29. September 1917 in den Gefechten vor Verdun zum Einsatz kam. Am 4. Oktober 1917 erhielt er vom Hauptmann Schultze, Abteilungsführer der FA(A) 228 folgende Beurteilung: "Hauptmann Stutzer war vom 23. September 1917 bis zum 30. September 1917 bei der Abteilung kommandiert. Er war ein liebenswürdiger und beliebter Kamerad und zeigte Interesse für die Arbeiten und die Aufgaben einer Divisions-Flieger-Abteilung, die an sich insbesondere in Bezug auf das artilleristische Gebiet ihm ferner lagen. Eine Beurteilung der Persönlichkeit kann bei der Kürze des Kommandos nur als gewonnener Eindruck gewertet werden, dieser ist: Als Abteilungsführer geeignet, vorderhand noch unsicher, seine theorethischen Ansichten bedürfen der Klärung in der Praxis und wurden im grossen und ganzen von mir persönlich nicht geteilt." Dazu ergänzte am 5. Oktober 1917 Major Alfred Streccius, Kofl 5: "Die Ausbildungszeit Stutzers wurde durch seine Ernennung zum Abteilungsführer unterbrochen. Seine Leistungen und sein Können verbürgen aber, daß er ein brauchbarer Abteilungsführer wird. Zum Schlußsatz in der obigen Beurteilung ist zu bemerken, daß Hauptmann Schultze ganz bestimmte Artillerie-Ansichten vertritt, die nicht allgemein als maßgebend bezeichnet werden können." Bereits am 30. September 1917 wurde er zum Abteilungsführer der Flieger-Abteilung (A) 246 ernannt. Mit dieser war er bis zur Demobilisierung auf dem Balkan, die längste Zeit in Prilep stationiert. Von September 1918 bis November 1918 war er an den Rückzugsgefechten von Mazedonien nach Südungarn beteiligt. Zu dieser Tätigkeit erhielt er am 5. Mai 1922 folgende Beurteilung von General der Infanterie a.D. Kuno von Steuben, ehem. OB der 11. Armee: "Hauptmann a.D. Stutzer hat der 11. Armee als Führer der Fliegerabteilung 246 in der letzten Zeit des Krieges angehört. Er hat sich dabei als zuverlässiger, umsichtiger, energischer, tatenfroher Offizier durchaus bewährt und seine Würdigkeit zur Verleihung des Charakters als Major erwiesen." Seine Mutter starb am 3. Dezember 1918 in Wermelskirchen und wurde dort am 6. Dezember 1918 beerdigt. Im 1. Weltkrieg wurden ihm neben dem Ritterkreuz des Königlich Preußischen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern (8. Oktober 1918) und beiden Eisernen Kreuze noch das Österreichische Militär-Verdienstkreuz III. Klasse mit der Kriegsdekoration (September 1915) und weitere Auszeichnungen verliehen. Von Dezember 1918 bis März 1919 war er zur Inspektion der Fliegertruppe kommandiert. Vom 7. März 1919 bis Mai 1919 gehörte er als Kompanieführer wieder zum 8. Westfälisches Infanterie-Regiment "Herzog Ferdinand von Braunschweig" Nr. 57. Am 9. April 1919 erhielt er folgende Beurteilung von Major Wülfing, Btl.Kdr. im 8. Westfälisches Infanterie-Regiment "Herzog Ferdinand von Braunschweig" Nr. 57: "Gute militärische Fähigkeiten und großer Eifer. Bestimmt und militärisch, eine frische Soldatennatur, welcher seine Leute mit fortreißt. Hauptmann Stutzer hat sich im Kriege beim Regiment jeder Zeit voll bewährt und war seinen Leuten als Führer vorbildlich. Erst kurze Zeit Kompanieführer, zeigt er viel Verständnis und Energie, sowie große Umsicht in der Behandlung seiner Leute. Geeignet als Kompanieführer bei Feldtruppen. Zur Beförderung geeignet. Außerdienstliches Verhalten einwandfrei." Dazu ergänzte am 14. April 1919 Oberst Stolz, Kdr. vom 8. Westfälisches Infanterie-Regiment "Herzog Ferdinand von Braunschweig" Nr. 57: "Einverstanden. Ausgezeichnet als Flieger. Verlobt, geringes eigenes Vermögen." Danach wurde er als Hauptmann in das vorläufige Reichsheer übernommen. Er heiratete am 17. Mai 1919 die über vier Jahre ältere Ellen Amalia Petersen, Tochter des Kaufmanns Christian-Alfred Petersen, später Inspektor in Kopenhagen (Dänemark). Anfang wurde er als Lehrer an der Militär-Turnanstalt in Wünsdorf eingesetzt. Zu dieser Tätigkeit erhielt er später folgende Beurteilung von Major Otto Billmann, Kdr. der Militär-Turnanstalt: "Herr Hauptmann Stutzer hat sich als Lehrer bei der Militär-Turnanstalt vermöge seiner langjährigen Erfahrungen auf dem Gebiete der Leibesübungen, sowie seiner ausgezeichneten persönlichen Leistungen im Turnen und Sport vorzüglich bewährt. Seine Mitarbeit an der Aufstellung der neuen Vorschrift für Leibesübungen verdient besondere Anerkennung." Bereits am 2. Februar 1920 erhielt er folgende Beurteilung von Major Otto Billmann, Kommandeur der Militär-Turnsanstalt: "Körperlich vorzüglich veranlagt. War schon vor dem Kriege Hilfslehrer bei der Militär-Turnanstalt, hat sich in den beiden Kursen als Lehrer in jeder Beziehung bewährt. Er ist auf allen Gebieten der Leibesübungen erfahren und zeichnet sich durch persönliches Können, insbesondere im Turnen aus. Sein Auftreten ist bestimmt und militärisch. Gediegener Charakter. Hauptmann Stutzer hat an der Bearbeitung der neuen Vorschrift für Leibesübungen hervorragenden Anteil und ist daher besonders geeignet, als Leiter von Sportkursen an der Übertragung derselben in die Praxis mitzuwirken und einheitliche Auffassung über die zweckmäßigen Lehrweise durch Heranbildung von tüchtigen Lehrpersonal zum Gemeingut der Truppe zu machen. Seine Nichtübernahme in das 100.000 Mann Heer würde ein nicht zu ersetzbarer Verlust." Im März 1920 wurde er als Kompanieführer zum Reichswehr-Schützen-Regiment 62 der Reichswehr-Brigade 31 eingesetzt. Bei der Bildung des 200.000 Mann-Heeres der Reichswehr Mitte Mai 1920 kam er als Kompanieführer zum IV. Bataillon vom Reichswehr-Infanterie-Regiment 13 der Reichswehr-Brigade 7. In der Stellenbesetzung gehörte er zum Schwesterregiment dem Reichswehr-Infanterie-Regiment 14. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr am 1. Oktober 1920 wurde er als Führer der 10. Kompanie zum III. (Jäger) Bataillon vom Infanterie-Regiment 17 in Goslar übernommen. Kurz vor Ende des Jahres wurde er als Teil des 150.000 Mann-Heeres zum Reichswehr-Infanterie-Regiment 20 versetzt. Am 10. Oktober 1920 wurde sein einziges Kind die Tochter Gerda Stutzer geboren. Ende November 1920 wurde er mit der 10. Kompanie vom Infanterie-Regiment 17 zum Wachregiment Berlin kommandiert. Zu der vorherigen Tätigkeit erhielt er am 20. Januar 1922 rückblickend folgende Beurteilung von Oberstleutnant Benno Pflugradt, Kdr. des III. Bataillons vom 17. Infanterie-Regiment: "Hauptmann Stutzer war ein hervorragend befähigter Offizier von großer Energie und Leistungsfähigkeit; Entschluß- und Verantwortungsfreudigkeit mit gutem militärischen Können und Wissen. Auf dem Gebiete des Militär-Sportes hat er Besonderes geleistet, und an verantwortlicher Stelle an der für Ausbildung des Heeres auf diesem Gebiet grundlegenden Vorschrift mitgearbeitet. Sein kameradschaftliches und außerdienstliches Verhalten war makellos. Ich erachte ihn für würdig zur Verleihung des Charakters als Major." Am 3. Januar 1921 wurde er mit Wirkung vom 31. Dezember 1920 aus dem aktiven Dienst verabschiedet. Er wohnte damals in der Badenschestraße 20 in Berlin-Wilmersdorf.

1921 bis 1925 war er in verschiedenen kaufmänischen Stellungen beschäftigt. Vom 1. Juli 1921 bis zum 31. August 1922 wurde er als Abteilungsleiter im Sporthaus Richard Rau in der Meineke Straße 2 in Berlin W 15 beschäftigt. Danach vom 1. September 1922 bis zum 30. Juni 1925 als Geschäftsführer im Sporthaus A. Steidel in der Tauenzienstraße 12 in Berlin C 54. Im Sommer 1925 wurde er als Landesschutzoffizier bei der 2. Division der Reichswehr in Stettin angestellt. Von diesem 1. August 1925 bis zum 6. November 1928 war er als Hauptmann a.D.* als Lehrer und später Leiter der Volkssportschule Mirow in Mecklenburg. Am 7. November 1928 wurde er als Hauptmann der Polizei wieder in den Staatsdienst übernommen. Der 171 Zentimeter große und schlanke Offizier wurde jetzt als kommissarischer Leiter der Staatspolizei von Mecklenburg-Strehlitz in Neustrelitz eingesetzt. Die Betrauung der Geschäfte erfolgte am 9. November 1928 im Dienstzimmer vom Staatsminister Freiherr von Reibnitz. Er erhielt ein monatlich im Voraus zu zahlendes Tagegeld von 20 RM, 12 RM monatliches Kleidergeld, sowie eine Einkleidungsbeihilfe von 450 RM. In dieser Funktion wurde er am 18. Februar 1929 zum Polizei-Major befördert. Als solcher wurde er direkt zum Kommandeur der Mecklenburgisch-Strelitzschen Staatspolizei ernannt. Im Frühjahr 1929 wurde er auf die Verfassung des Mecklenburgisch-Strelitzschen Freistaates vereidigt. Am 1. Juli 1929 erhielt er eine neue große Wohnung im ehemaligen Kasinogebäude. Am 21. Juni 1930 wurde ihm mit Wirkung vom 1. Juli 1930 zsl. die Leitung der Mecklenburgisch-Strelitzschen Landjägerei auftragsweise übertragen. Der bisherige Leiter, Landjägerei-Inspektor Günther, sollte am 31. Dezember 1931 in den Ruhestand gehen. Dieser sollte ihm das nächste halbe Jahr zur Seite stehen. Es war in Aussicht genommen, ihm die Landjägerei zu diesem Datum endgültig zu übertragen. Vom 9. Juni 1931 bis zum 19. Juni 1931 wurde er zu einem Kursus nach Berlin kommandiert. Am 8. Juni 1933 wurde er mit Wirkung vom 13. Juni 1933 beurlauben. Er sollte sich über die mecklenburg-schweriner Polizeiverhältnisse informieren und seine Dienstgeschäfte an seinen Stellvertreter Major Becker übergeben. In Schwerin sollte er sich bei Polizei-Oberstleutnant Hans Heidemann zur Beschäftigung im Schweriner Polizeidienst melden. Am 7. Juli 1933 wurde er mit Wirkung vom 1. August 1933 und damit noch vor der Zusammenlegung der Mecklenburgisch-Strelitzschen Polizei und der Mecklenburgisch-Schwerinischen Polizei, zum Stab des Kommandeurs der Landespolizei nach Schwerin versetzt. Sein Nachfolger als Kommandeur der Staatspolizei in Neustrelitz wurde Major der Landespolizei Becker. Er wohnte dann in der der Kaiser-Wilhelm-Straße 75 c in Schwerin. Am 3. September 1934 erhielt er folgende Beurteilung von Oberst der Landespolizei Hans Heidemann, Kdr. der Meckl. Landespolizei: "Aus der alten Armee als Offizier hervorgegangen, fand er vor und nach dem großen Kriege in dieser zeitweise als Lehrer an der Militärturnanstalt Verwendung. Während des Krieges war Stutzer in der Front und als Flieger tätig. Überall gut beurteilt. Von 1933 an war Major Stutzer in meinem Stab tätig- Ich habe ihn als fleißigen und gewissenhaften Mitarbeiter kennen und schätzen gelernt. Er besitzt ein gewandtes und bestimmtes Auftreten, ist besonnen und ruhig, sowie von gutem Einfluß auf die jüngeren Kameraden. Seine Verwendung in der Fliegertruppe kann von hier aus warm empfohlen werden. Gesellschaftlich gewandt, guter Kamerad, Familienverhältnisse einverstanden." Er beantragte seine Wiedereinstellung in den aktiven Dienst. Als Leumundszeugen gab er bei seinem Antrag an: Generalmajor Walther von Reichenau, Major a.D. Lobach und Oberst a.D. Oskar von dem Hagen. Während der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht ist er am 30. November 1934 aus der Mecklenburgischen Landespolizei ausgeschieden. Am 1. Dezember 1934 wurde er als Major in die Luftwaffe übernommen. Sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. August 1933 festgelegt. Anfänglich wurde er zu den Sonstigen Offizieren im Reichsluftfahrtministerium (RLM) zugeteilt. Am 12. Dezember 1934 wurde er auf 5 Jahre zum ehrenamtlichen Mitglied beim Volksgerichtshof ernannt. Am 1. August 1935 wurde er zum Oberstleutnant befördert. Sein Rangdienstalter wurde auf den 1. Februar 1935 (2) festgelegt. Für einen Monat wurde er jetzt beim Stab vom Luftkreiskommando II in Berlin verwendet. Vom 1. September 1935 bis zum 1. April 1937 wurde er in der Zentralabteilung vom RLM eingesetzt. Vom 13. Juli 1936 bis zum 27. Juli 1936 wurde er zur Information zur Fliegerschule Braunschweig kommandiert. Am 19. Februar 1937 bat er darum zum 1. April 1937 beim Reichskriegsgericht Verwendung zu finden, wohin er zu diesem Datum auch versetzt wurde. Am 20. April 1937 wurde er mit Wirkung vom 1. April 1937 (2) zum Oberst befördert. Als solcher wurde er am 16. Dezember 1937 zum Offiziersrichter beim Reichskriegsgericht ernannt. Am gleichen Tag wurden mit ihm Generalmajor Oskar Bertram, Oberst Richard Veith, Oberst Hans Krieger, Major Erich Büscher (Heer), Kapitän zur See Heino von Heimburg (Marine) und Oberst Ernst Cabanis (Luftwaffe) auf Grund von §44 (1) der Militärstrafgerichtsordnung für die Dauer von mindestens zwei Jahren, vom Tage der Versetzung in eine Planstelle vom Reichskriegsgerichts, ebenfalls zu Offiziersrichtern ernannt. Anfang April 1939 wurde ihm durch Oberst Karl Barlen mitgeteilt, dass zum 1. April 1939 zwar zur Beförderung zum Generalmajor heransteht, auf Grund seiner Leistungen und Beurteilungen aber nicht die Eignung zu diesem nächsthöheren Dienstgrad besitzt. Er sollte jedoch weiterhin im Truppendienst gehalten werden. Bei Ausbruch des 2. Weltkrieges im Spätsommer 1939 blieb er weiter beim Reichskriegsgericht. Am 29. Januar 1940 wurde er auf Erlaß des Führers auf weitere 5 Jahre zum ehrenamtlichen Mitglied vom Volksgerichtshof wiederernannt. Am 30. November 1940 wurde er mit Wirkung vom 1. Dezember 1940 (1) zum Generalmajor befördert. Privat wohnte er in der Pfalzburger Straße 82 in Berlin W15. Sein zuständiges Wehrbezirkskommando war das Wehrbezirkskommando Berlin VII in der Krausenstraße 67 in Berlin W8. Vom 17. Juli 1941 bis zum 25. Juli 1941 war er mit dem 3. Senat des Reichskriegsgerichtes in Klagenfurt. Senatspräsident war Generalstabsrichter Dr. jur. Karl Schmauser, Mitglieder waren neben ihm noch Generalleutnant Georg Bertram und Oberst Otto Deindl; Vertreter der Anklage war Dr. Fischer, Urkundsbeamter war Gerichtsrat Stutzer. Das Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern wurde ihm am 30. Januar 1942 verliehen. Am 6. Juni 1942 war er unter Reichskriegsgerichtsrat Dr. Walther Biron, dem Ankläger Kriegsgerichtsrat Dr. Speckhardt und Oberkriegsgerichtsrat Beringer bei einer Verhandlung gegen norwegische Widerstandskämpfer beteiligt. Mit ihm verurteilten die Mitglieder Oberst Dr. Grobholz und Oberst Graf von Pfeil und Klein-Ellguth 14 der 34 Angeklagten (Roald Alvaer, Asbörn Andersen, Nils Danielsen, Johan Nils Foyen, Odd Grövlen, Ivar Högseth, Konrad Knutsen-Jo, Kaare Moe, Rognals Olsen, Lorents Strandenes, Nils Tangedal, Haakon Suleng, Reidar Suleng, Adolf Zeiffert) zum Tode. Weitere 20 (Sverre Asbjörn Brun, Zakarias Bryn, Nils Brynjulvsen-Iden, Sigurd Brynjulvsen-Iden, Georg Christensen, Kaspar Christensen, Erik Danielsen, Erling Halstensen, Sverre Helgesen, Anthon Klewe, Brynjulf Knutsen-Jo, Johan Kolaas, Haakon Naevdal, Helge Pedersen, Willi Smith, Olav Bjarne Standal, Johannes Vefring, Sigurd Wick, Arne Waage und Per Waage) erhalten zum Teil lange Haftstrafen. Am 10. September 1942 war er unter Reichskriegsgerichtsrat Dr. Eugen Schmitt, dem Ankläger Kriegsgerichtsrat Dr. Konrad Lenski und Oberkriegsgerichtsrat Stutzer erneut an einer Verhandlung beteiligt. Mitglieder waren neben ihm Generalleutnant Oskar Bertram und Oberst Enno-Erich von Limburg. Dieses Mal verurteilten sie 11 von 14 (Johan Stijkel, Jan Gude, Cornelis Drupsteen, Jan Frederik Helmers, Willem Helmers, Stephan Hasselman, Jan Baud, Pieter Mulder, Maarten Hoek, Arie van der Plas u. Willem van der Plas) zum Tode, 2 weitere Angeklagte erhalten lange Haftstrafen. Am 30. November 1942 wurde er aus dem aktiven Dienst verabschiedet und gleichzeitig z.V. gestellt. Bis zum 31. Mai 1943 war er noch weiter als Generalmajor z.V. beim Reichskriegsgericht tätig. In seiner Eigenschaft als Richter war Stutzer an zahlreichen Todesurteilen während des Zweiten Weltkriegs beteiligt, so auch an den Urteilen gegen Mitglieder der Roten Kapelle. So beim Urteil gegen den ehemaligen Legationsrat Rudolf von Scheliha und die Schriftleiterin Ilse Stöbe wegen Landesverrats in der Sitzung des 2. Senats vom Reichskriegsgericht am 14. Dezember 1942. Die Angeklagten wurden wegen Landesverrats zum Tode und zum dauernden Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Verhandlungsleiter war Senatspräsident Dr. Alexander Kraell, Vertreter der Anklage war Oberstkriegsgerichtsrat Dr. Roeder, Urkundsbeamter war Heeresjustizinspektor Güldner. Neben ihm waren noch General der Flieger Walter Musshoff und Vizeadmiral Theodor Arps als Richter beteiligt. Nur wenige Tage später war er am 19. Dezember 1942 erneut unter Senatspräsident Dr. Alexander Kraell, Vertreter der Anklage war erneut Oberkriegsgerichtsrat Dr. Manfred Roeder. Auch die Mitglieder waren neben ihm General der Flieger Walter Musshoff und Vizeadmiral Theodor Arps. Außerdem war noch Reichskriegsgerichtsrat Dr. Eugen Schmitt beteiligt. Dieses Mal werden Harro und Libertas Schulze-Boysen, Dr. Arwid Harnack, Kurt und Elisabeth Schumacher, Hans Coppi, Kurt Schulze, Johannes Graudenz, Herbert Gollnow und Horst Heilmann zum Tode und weitere Angeklagte zu langen Haftstrafen verurteilt. Am 21. April 1943 gehörte er erneut zu einer Verhandlung unter Reichskriegsgerichtsrat Dr. Eugen Schmitt, dem Ankläger Oberkriegsgerichtsrat Dr. Kleint und Oberkriegsgerichtsrat Beringer. Mitglieder waren neben ihm Generalmajor Dr. rer.pol. Franz-Josef Grobholz und Oberst Friedrich-Albrecht Graf von Pfeil und Klein-Ellguth. Dieses Mal wurden die angeklagten belgischen Widerstandskämpfer Henri Renard, Geschwister Maria Viktorine und Hubert de Munter, Jean Pierre Portzenheim, Desiré Leopold Hènoumont, Jules Baptiste Gewelt, Paul Lescornez, Paul Adolphe Casimir, Emile Gislaine Hubert und Marcel Jonckheere zum Tode verurteilt. Zum 31. Mai 1943 schied Stutzer endgültig aus dem Militärdienst und wurde in den Ruhestand verabschiedet. Bei Kriegsende geriet Stutzer in sowjetische Kriegsgefangenschaft, in der er bis zu seiner Entlassung Ende April 1950 verblieb. Nach einer anderen Quelle endete seine Kriegsgefangenschaft schon im Jahr 1949.

 

*Ausgeschiedene ehemalige Offiziere wurden oft als zivile Angestellte der (schwarzen) Reichswehr in "Landesschutzangelegenheiten" beschäftigt (L-Angestellte). Ab dem 1. Oktober 1933 taten diese als sog. L-Offiziere (L = Landsschutz; nicht Landwehr) Dienst in Kommandostellen der Reichswehr, trugen weiterhin Zivil und hatten an ihrem Rang ein "a.D." Das war wie eine eigene Laufbahn mit eigener Besoldung neben dem aktiven Offizierskorps. Am 5. März 1935 erfolgte die Umbenennung in E-Offiziere für Ergänzungsoffizierskorps. Hier trugen die Ränge dann ein (E) als Zusatz. Diese Offiziere wurden nur in bestimmten Bereichen, meist Innendienst eingesetzt und machten während der Aufrüstung aktive Offiziere frei für andere Verwendungen.

 

Literatur und Quellen:
Krug, Ottomar Deutsche Generale 1918-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/10853
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1910, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1910
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1911, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1911
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1912, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1912
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1913, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1913
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1914, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1914
Dienstaltersliste der Offiziere der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich  Württembergischen) Armeekorps 1917, Mittler und Sohn 1917
Dienstaltersliste der Offiziere der bisherigen Preußischen Armee und des XIII. (bisherigen Württembergischen) Armeekorps 1919, Mittler und Sohn 1919
Stellenbesetzung im Reichsheer 16. Mai 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1921, Biblio-Verlag 1968
Pers 6/1964
Günther Wieland: Das war der Volksgerichtshof. Ermittlungen, Fakten, Dokumente. Centaurus Verlagsgesellschaft mbH 1989
Josef Folttmann und Hanns Möller-Witten: Der Opfergang der Generale, Bernard & Graefe Verlag, Bremen 1959
Hans Coppi und Sabine Kebir: Ilse Stöbe: Wieder im Amt