Schlemm, Alfred

 

* 18. Dezember 1894, Rudolstadt / Thüringen

† 24. Januar 1986, Lehrte-Ahlten

 

Alfred Schlemm trat am 8. März 1913 als Fahnenjunker in die Königlich Preußische Armee ein. Der Offizierssohn kam dabei zum 2. Posensches Feldartillerie-Regiment Nr. 56. Bei diesem wurde er nach dem Besuch der Kriegsschule Danzig am 19. Juni 1914 zum Leutnant befördert. Sein Patent wurde dabei auf den 23. Juni 1912 datiert. Als solcher wurde er dann als Zugführer im 2. Posensches Feldartillerie-Regiment Nr. 56 eingesetzt. Im Ersten Weltkrieg wurde er dann ab August 1914 in verschiedenen Funktionen in seinem Regiment eingesetzt. Am 16. September 1917 wurde er in diesem auch zum Oberleutnant befördert. Am 15. Oktober 1918 wurde ihm das Ritterkreuz des Königlich Preußischen Hausordens von Hohenzollern verliehen. Im 1. Weltkrieg wurde er nicht nur verwundet, was sich in der Verleihung des Verwundetenabzeichens in Schwarz widerspiegelte. Im Ersten Weltkrieg wurden ihm neben beiden Eisernen Kreuzen auch noch andere Auszeichnungen verliehen. Er wurde dann als Oberleutnant in das Reichsheer übernommen. Dabei wurde er anfangs im Grenzschutz beim Stab der Reichswehr-Brigade 5 eingesetzt. Beim 200.000 Mann-Übergangsheer im Frühjahr 1920 gehörte er dann zum Befehlshaber der Artillerie der Reichswehr-Brigade 5. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr wurde er dann in das 3. (Preuß.) Artillerie Regiment übernommen. Bei diesem wurde er dann zunächst als Batterieoffizier eingesetzt. Dann wurde er am 1. Januar 1921 zur Absolvierung seiner Führergehilfenausbildung in den Stab der 3. Division der Reichswehr nach Berlin kommandiert. Etatmäßig wurde er dafür ab dem 1. Oktober 1921 zum 14. Reiter-Regiment versetzt. Am 27. September 1921 hat er Annemarie Marggraf geheiratet. Der Ehe entsprang ein Sohn, welcher seit dem Ostfeldzug im 2. Weltkrieg als Fahnenjunker-Unteroffizier im Gebirgs-Artillerie-Regiment 28 vermisst wird. Nach seiner Führergehilfenausbildung kam er dann am 1. Oktober 1922 als Zugführer wieder zum 3. (Preuß.) Artillerie Regiment zurück. Spätestens ab dem Frühjahr 1924 wurde er als solcher bei der 8. Batterie in Jüterbog eingesetzt. Am 1. Oktober 1924 wurde er dann in die 9. Batterie vom 3. (Preuß.) Artillerie Regiment ebenfalls in Jüterbog versetzt. Von dieser wurde er in das Reichswehrministerium (RWM) nach Berlin kommandiert. Dort absolvierte er jetzt den Lehrgang III seiner Führergehilfenausbildung, welcher später als Reinhardt-Kurs bezeichnet wurde. Am 1. Juni 1925 wurde er bei der 9. Batterie zum Hauptmann befördert, blieb aber weiter ins RWM kommandiert. Am 1. Oktober 1928 wurde er dann auch in das Truppenamt (TA) vom Reichswehrministerium (RWM) versetzt. Dort wurde er jetzt in der Heeres-Abteilung (T 1) eingesetzt. Am 1. März 1930 kehrte er dann als Chef der 3. Batterie in Schweidnitz wieder zum 3. (Preuß.) Artillerie Regiment zurück. Diese Funktion übte er dann über zweieinhalb Jahre aus. Am 1. Oktober 1932 kehrte er dann wieder in das RWM zurück. Dort wurde er dann die nächsten zwei Jahre in der Heeres-Ausbildungs-Abteilung (T 4) eingesetzt. Am 1. Juni 1934 wurde er zum Major befördert. Am 1. Oktober 1934 wurde er dann bei der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht zum Generalstab des Befehlshaber im Wehrkreis III ebenfalls in Berlin versetzt. Ab der Enttarnung des Stabes gehörte er dann ab dem Frühjahr 1935 zum Generalkommando III. Armeekorps. Bei diesem wurde er am 1. September 1935 zum Oberstleutnant befördert. Am 1. Oktober 1936 wurde er dann für ein Jahr zur Wehrmachtsakademie ebenfalls in Berlin kommandiert. Am 1. Oktober 1937 wurde er dann zum Reichsluftfahrtministerium (RLM) ebenfalls in Berlin kommandiert. Am 1. Februar 1938 wurde er dann unter gleichzeitiger Beförderung zum Oberst in die Luftwaffe übernommen. Dort wurde er anfangs im Generalstab der Luftwaffe eingesetzt. Am 1. Juni 1938 wurde er dann zum Chef des Stabes der Luftverteidigungszone West ernannt. Dieses Kommando behielt er dann auch bei Beginn des 2. Weltkrieges im Sommer 1939. Anfang Oktober 1939 wurde er dann als Nachfolger von Oberst Otto Schöbel zum Chef des Stabes vom Luftgau-Kommando XI in Hannover ernannt. Im März 1940 wurde er dann mit dem Stab vom Luftgau XI nach Hamburg verlegt. Am 1. Juni 1940 wurde er zum Generalmajor befördert. Mitte Dezember 1940 wurde er dann zum Chef des Stabes vom XI. Fliegerkorps ernannt. Bis zum Sommer 1941 wurden ihm beide Spangen zu seinen Eisernen Kreuzen verliehen. Anfang Februar 1942 wurde er abgelöst und dafür in den Bereich vom Luftgau-Kommando VIII kommandiert. Ab Mitte Februar 1942 wurde er dann als Kommandeur vom Luftwaffen-Gefechtsverband Schlemm eingesetzt. Mit diesem wurde er dann Ende April 1942 unter dem XXXX. Armeekorps (mot.) eingesetzt. Ab Anfang Mai unterstand er mit seinem auch als Gruppe Schlemm bezeichneten Verband dem LVI. Panzerkorps. Zum 1. Juni 1942 wurde er unter gleichzeitiger Beförderung zum Generalleutnant zum Kommandeur der 1. Flieger-Division ernannt. Am 25. Juni 1942 wurde ihm für seine vorherige Tätigkeit das Deutsches Kreuz in Gold verliehen. Am 1. Oktober 1942 wurde er dann im Mittelabschnitt der Ostfront zum Kommandierenden General vom II. Luftwaffen-Feld-Korps ernannt. Zum 1. Januar 1943 wurde er dann zum General der Flieger befördert. Im Herbst 1943 verlegte er dann mit seinem Stab nach Italien. Dabei verbrachte er fast den ganzen Monat Dezember 1943 im Reservelazarett Bad Warmbrunn. Durch die Umbenennung des Stabes wurde er dann im Januar 1944 zum Kommandierenden General vom I. Fallschirm-Korps ernannt. Am 29. Mai 1944 wurde er namentlich im Wehrmachtsbericht genannt: "Bei den schweren Kämpfen im Raum von Velletri haben sich die unter dem Befehl des Generals der Flieger Schlemm stehenden Truppen des Heeres und der Luftwaffe besonders ausgezeichnet." Am 11. Juni 1944 wurde ihm für die Leistungen bei der Bekämpfung des Brückenkopfes Anzio das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Ende Oktober 1944 gab er sein Kommando an General der Fallschirmtruppe Richard Heidrich ab. Dafür sollte er am 1. November 1944 als Kommandierender General vom neuen III. Fallschirm-Korps übernehmen, was aber wegen der Nichtaufstellung des Generalkommandos nicht umgesetzt wurde. Am 4. November 1944 wurde er unter gleichzeitiger Umbenennung zum General der Fallschirmtruppe zum Oberbefehlshaber der 1. Fallschirmarmee ernannt. Bei einem Fliegerangriff auf seinen Gefechtsstand bei Recklinghausen, wurde er am 21. März 1945 verwundet. Er musste daraufhin sein Oberkommando abgeben und wurde daraufhin in die Führerreserve versetzt. Bis zum Kriegsende in Europa erhielt er dann kein Kommando mehr. Bei der Kapitulation geriet er dann in westalliierte Gefangenschaft. Aus dieser wurde er im Frühjahr 1948 wieder entlassen.

 

Ritterkreuz (11. Juni 1944)