Kessel, Karl Hans

 

* 11. August 1889, Luckau / Niederlausitz

† 8. Mai 1979, Tübingen

 

 

Hans Kessel war der älteste Sohn vom Justizrat Berthold Kessel und dessen Ehefrau Magarethe Dorothea, geborene Matusch. Er trat am 2. Mai 1908 als Fahnenjunker in die Königlich Preußische Armee ein. Er kam dabei zum 3. Brandenburgisches Infanterie-Regiment "Graf Tauentzien von Wittenberg" Nr. 20 in Wittenberg. Nach dem Besuch der Kriegsschule wurde er am 19. November 1909 zum Leutnant befördert. Als solcher wurde er anfangs als Kompanieoffizier in der 7. Kompanie seines Regiments in Wittenberg eingesetzt. 1911 gehörte er in gleicher Funktion zur 12. Kompanie seines Regiments. Am 20. Juli 1912 wurde er in das 7. Westpreußisches Infanterie-Regiment Nr. 155 versetzt. Bei diesem wurde er jetzt anfänglich als Kompanieoffizier in der 4. Kompanie in Ostrowo eingesetzt. Im Jahr 1913 wurde er in gleicher Funktion der MG-Kompanie seines Regiments zugeteilt. Vom 3. November 1913 bis zum 10. Dezember 1913 wurde er zum MG-Instandsetzungskurs kommandiert. Vom 2. Mai 1914 bis zum 23. Mai 1914 wurde er zum Lehrgang der MG-Kompanie der Infanterie-Schießschule kommandiert. Bei seinem Regiment wurde er zum Beginn des 1. Weltkrieges am 2. August 1914 zum Zugführer ernannt. Am 18. September 1915 folgte die Beförderung zum Oberleutnant. Am 26. Februar 1916 wurde Hans Kessel als Oberleutnant in der 7. Kompanie vom 7. Westpreußisches Infanterie-Regiment Nr. 155 im Feld verwundet und in ein Lazarett eingeliefert. Nach seiner Genesung wurde er 1917 zum MG-Offizier von seinem Regiment ernannt. 1918 wurde er dann Führer des III. Bataillons vom 7. Westpreußisches Infanterie-Regiment Nr. 155 und am 30. März 1918 erneut verwundet, dieses Mal schwer. Wieder mußte er ins Lazarett. Am 18. Oktober 1918 wurde er kurz vor Ende des Krieges noch zum Hauptmann befördert. Nach dem Krieg wurde er in das vorläufige Reichsheer übernommen. Dort wurde er am 12. August 1919 als Kompaniechef im Reichswehr-Schützen-Regiment 9 eingeteilt. Bei der Bildung des 200.000 Mann Heeres der Reichswehr Mitte Mai 1920 gehörte er noch immer zum Reichswehr-Infanterie-Regiment 9 der Reichswehr-Brigade 5. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr am 1. Oktober 1920 übernahm er als Chef die 9. Kompanie vom 1. (Preußisches) Infanterie-Regiment. Am 1. April 1923 wurde er zum Chef der 8. (MG.) Kompanie vom 1. (Preuß.) Infanterie-Regiment in Tilsit ernannt. Seine bisherige Kompanie übernahm Hauptmann Egon Müller als Chef. Vom 28. April 1924 bis zum 17. Mai 1924 besuchte er einen MG-Lehrgang. Am 1. Dezember 1924 wurde er als Chef der 15. Kompanie des Ausbildungs-Bataillons vom 9. (Preußisches) Infanterie-Regiment nach Wünsdorf versetzt. Seine bisherige Kompanie übernahm Hauptmann Arndt. 1926 wurde er zum Chef der 8. (MG) Kompanie vom 9. (Preuß.) Infanterie-Regiment in Berlin-Lichterfelde ernannt. Am 1. Oktober 1928 gab er seine Kompanie an Hauptmann Georg Zwade ab. Dafür wurde er an diesem Tag als Hauptmann beim Stabe in den Stab des I. Bataillons seines Regiments nach Potsdam versetzt. Vom 2. Oktober 1928 bis zum 1. November 1928 besuchte er einen Kampfschullehrgang. Am 1. Oktober 1929 wurde er in den Stab der 2. Kavallerie-Division nach Breslau versetzt. Am 9. Oktober 1929 hat er die zehneinhalb Jahre jüngere Anna Marie Emma Lucie Devens, Tochter vom verstorbenen Oberstleutnant a.D. Max Devens und dessen Ehefrau Ottony, geborene von Hagen, in Berlin-Charlottenburg geheiratet. Er selbst wohnte damals in der Hortensienstraße 27 in Berlin-Lichterfelde. Am 28. Juni 1930 wurde seine Tochter Ursula Kessel in Breslau geboren. In Breslau wurde er am 1. März 1932 zum Major befördert. Am 1. Oktober 1933 wurde er in das 7. (Preuß.) Reiter-Regiment versetzt. Am 2. Januar 1934 wurde seine Tochter Marie Kessel ebenfalls in Breslau geboren. Am 15. März 1934 wurde er zum Kommandeur des I. (Jäger) Bataillons vom 2. (Preußisches) Infanterie-Regiment in Ortelsburg ernannt. Bei der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht wurde er am 1. Oktober 1934 zum Kommandeur des I. (Jäger) Bataillon vom Infanterie-Regiment Allenstein in Ortelsburg ernannt. Am 1. November 1934 wurde Kessel in dieser Funktion zum Oberstleutnant befördert. Bei der Enttarnung der Einheiten wurde er am 15. Oktober 1935 zum Kommandeur des I. (Jäger) Bataillons vom Infanterie-Regiment 2 in Ortelsburg ernannt. Am 6. Oktober 1936 gab er sein Kommando ab. Dafür wurde er an diesem Tag zum Heeres-Geräteinspizient A.1 für Infanteriewaffen ernannt. Am 1. August 1938 wurde er zum Oberst befördert. Kurz nach Beginn des 2. Weltkrieges im Spätsommer 1939 übernahm Kessel am 21. September 1939 das Kommando über das neue Infanterie-Regiment 289. Am 18. Januar 1940 wurde ihm die Spange zum Eisernen Kreuz 2. Klasse verliehen. Er führte sein Regiment im Frühjahr 1940 im Verband der 98. Infanterie-Division in den Westfeldzug. Dabei wurde er am 10. Juni 1940 schwer verwundet und er musste sein Kommando abgeben. Für seinen persönlichen Einsatz wurde ihm am 22. Juni 1940 die Spange zum Eisernen Kreuz 1. Klasse verliehen. Am 1. August 1941 folgte seine Beförderung zum Generalmajor. Am 6. August 1941 wurde er als Nachfolger von Generalmajor Heinrich Recke zum Kommandeur der 332. Infanterie-Division ernannt. Diese befand sich damals als Besatzungstruppe in Frankreich an der Kanalküste. Am 1. April 1942 erhielt er folgende Beurteilung von General der Infanterie Karl Ritter von Prager, KG vom XXV. Armeekorps: "Feste, energische Persönlichkeit, paktischer, zielsicherer Truppenführer. Als Regimentskommandeur besonders bewährt. Bewertung: Füllt gut aus." Dazu ergänzte am 16. April 1942 Generaloberst Friedrich Dollmann, OB der 7. Armee: "Erster Eindruck sehr gut." Am 27. April 1942 ergänzte dazu noch Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben: "Einverstanden." Am 1. November 1942 folgte die Beförderung zum Generalleutnant und am 17. Dezember 1942 gab er das Kommando über die 332. Infanterie-Division während der Umgliederung der Division ab. Er wurde erneut in die Führerreserve versetzt und seinen Dienst regelte jetzt der Wehrkreis III. Er wohnte damals privat in der Goßlerstraße 9 in Berlin-Friedenau und hatte die Telefonnummer 838308. Am 20. Dezember 1942 erhielt er folgende Beurteilung von General der Panzertruppe Adolf Kuntzen, KG vom LXXXI. Armeekorps: "Zuverlässige, von Berufsideal erfüllte Persönlichkeit, die sich voll für den heutigen Staat einsetzt. Lebensbejahend. Hat sich im Westfeldzug vor dem Feind bewährt. Guter Ausbilder und Erzieher seiner Division. Körperlich und geistig frisch. Volle Eignung zum Kommandeur einer Kampfdivision im Osten. Sehr fürsorglich für seine Truppe. Bewertung: Guter Durchschnitt. Empfehlung: Es ist bedauerlich, daß er seine von ihm geführte und ausgebildete Division nicht im Ostfeldzug führen darf. Zum Kommandierenden General noch nicht geeignet. Für jede seinem Dienstgrad entsprechende Stellung in der Front, als Oberfeldkommandant pder im Ersatzwesen. Kommandeur einer Kampfdivision." Dazu ergänzte am 3. Januar 1943 General der Panzertruppe Heinrich von Vietinghoff, OB der 15. Armee: "Mir nicht mehr bekannt geworden." Dazu ergänzte am 18. Januar 1943 Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt, OB West und OB  Heeresgruppe D: "Einverstanden." Vom 1. Februar 1943 bis zum 10. Februar 1943 besuchte er einen Lehrgang für das Kriegsgefangenenwesen. Am 1. März 1943 wurde er zum Kommandeur der Kriegsgefangenen im Wehrkreis V ernannt. Am 21. April 1943 erhielt er folgende Beurteilung von General der Infanterie Erwin Oßwald, KG vom Stellv. Generalkommandos V. Armeekorps: "Noch nicht genügend bekannt. Verweise auf Beurteilung General Kuntzen. Erster Eindruck günstig." Am 1. März 1944 erhielt er folgende Beurteilung von General der Panzertruppe Rudolf Veiel, KG vom Stellv. Generalkommandos V. Armeekorps: "Geistig voll ausreichend beanlagt. Beweglich. Hat sich im Westfeldzug vor dem Feind bewährt. Leistet als Kommandeur der Kriegsgefangenen Gutes. Meistert die mannigfachen Schwierigkeiten in der Durchführung der ihm obliegenden Aufgaben. Bewertung: Durchschnitt. Empfehlung: Geeignetheit zum Divisionskommandeur besteht weiterhin. Belassung." Dazu ergänzte am 12. April 1944 Generaloberst Friedrich Fromm, Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres: "Einverstanden." Am 29. April 1944 erhielt er in seiner Karteikarte eine Bemerkung von Generalleutnant Wilhelm Burgdorf, Chef vom Heeres-Personalamt: "Eine Verwendung als Kommandeur einer Frontdivision ist wegen Alter und Mangel an Kriegserfahrung nicht mehr beabsichtigt." Seinen Posten als Kommandeur der Kriegsgefangenen im Wehrkreis V behielt er bis zum 21. Dezember 1944. An diesem Tag wurde er in die Führerreserve OKH versetzt und seinen Dienst regelte jetzt der Wehrkreis V. Am 31. Dezember 1944 wurde er verabschiedet. Er starb 1979 in Tübingen und wurde auf dem dortigen Bergfriedhof begraben. Seine Frau starb erst 1998 und wurde im gleichen Grab beerdigt. Seine jüngeren Brüder hießen Konrad Arthur, Günther Georg, Ernst Adolf und seine Schwester Gertrud. Sein jüdischer Vater war auf Wunsch seiner Frau zum evangelischen Glauben konvertiert.

 

Literatur und Quellen:
Krug, Ottomar Deutsche Generale 1918-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/10853
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Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1901, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1901
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1902, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1902
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1903, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1903
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1904, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1904
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1905, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1905
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1906, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1906
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1907, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1907
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1908, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1908
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1909, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1909
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1910, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1910
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1911, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1911
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1912, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1912
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1913, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1913
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1914, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1914
Dienstaltersliste der Offiziere der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich  Württembergischen) Armeekorps 1917, Mittler und Sohn 1917
Dienstaltersliste der Offiziere der bisherigen Preußischen Armee und des XIII. (bisherigen Württembergischen) Armeekorps 1919, Mittler und Sohn 1919
Stellenbesetzung im Reichsheer 16. Mai 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1921, Biblio-Verlag 1968
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1923, Berlin, Mittler und Sohn 1923
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1924, Berlin, Mittler und Sohn 1924
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin, Mittler und Sohn 1925
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1927, Berlin, Mittler und Sohn 1927
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1928, Berlin, Mittler und Sohn 1928
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1929, Berlin, Mittler und Sohn 1929
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1930, Berlin, Mittler und Sohn 1930
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1931, Berlin, Mittler und Sohn 1931
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1932, Berlin, Mittler und Sohn 1932
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. Mai 1933
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. April 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 1. Oktober 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 15. Oktober 1935
Stellenbesetzung Wehrmacht 6. Oktober 1936
Stellenbesetzung des Heeres mit Stand vom 12. Oktober 1937
Stellenbesetzung des Heeres 1938
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955
NARA\T-78 R-888
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