von Ditfurth, Wolfgang Paul Franz Dietrich

 

* 28. Februar 1879, Berlin

† 22. März 1946, Riga

 

 

Wolfgang von Ditfurth trat nach einem abgebrochenen Jurastudium in Lausanne am 26. September 1898 in die kaiserliche preußische Armee ein. Der älteste Sohn des späteren Kaiserlichen Geheimen Oberregierungsrats Theodor von Ditfurth und seiner Frau Eveline Luise Helene Adelaide, geborene Meyer, kam dabei als Fahnenjunker zum Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2 in Berlin. Am 18. April 1899 wurde er zum Fähnrich befördert. Am 27. Januar 1900 wurde er bei seinem Regiment zum Leutnant befördert. Auch im Jahr 1905 gehörte er noch zum Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2 in Berlin. Am 1. Oktober 1909 wurde er für fast 3 Jahre zur Kriegsakademie kommandiert. Dort wurde er am 18. Oktober 1909 zum Oberleutnant befördert. Am 22. März 1913 wurde er zum Großen Generalstab kommandiert. Am 1. Oktober 1913 wurde er zum Hauptmann befördert. Als solcher wurde er am 22. März 1914 zum Regimentsstab vom Leibgarde-Infanterie-Regiment (1. Großherzoglich Hessisches) Nr. 115 versetzt. Mit diesem Regiment zog er bei Beginn des 1. Weltkrieges im Sommer 1914 als Kompaniechef auch ins Feld. Ende September 1914 wurde er verwundet. Erst im Februar 1915 kehrte er als Komapniechef wieder zum 1. Großherzoglich Hessisches Leibgarde-Infanterie-Regiment Nr. 115 zurück. Anfang Juli 1915 wurde er dann zum Generalstab der 2. Armee nach Saint-Quentin kommandiert. Am 16. September 1915 wurde er zum Generalstab der 4. Armee nach Tielt versetzt. Am 20. Dezember 1915 wurde er dann als Verbindungsoffizier zur bulgarischen obersten Heeresleitung versetzt. Ab dem 18. Februar 1917 wurde er dann als Verbindungsoffizier bei der 1. bulgarischen Armee auf dem Balkan eingesetzt. Am 13. Februar 1918 wurde er dann als Nachrichtenoffizier zur 11. Armee nach Prilep versetzt. Am 25. Mai 1918 wurde er dann als Nachrichtenoffzier zur Heeresgruppe Scholtz nach Ueskueb versetzt. Ende Jahr 1918 wurde er dem Chef des Generalstabs zur Verwendung zugeteilt und von diesem weiter dem Nachrichtendienst zugeteilt. Von Januar 1919 bis August 1919 wurde er als Nachrichtenoffzier beim V. Armeekorps verwendet. Von August 1919 bis 1920 wurde er dann als Nachrichtenoffzier beim VI. Armeekorps eingesetzt. Er hat am 9. Dezember 1919 die 15 Jahre jüngeren Charlotte Bode geheiratet. Im Frühjahr 1920 beim Übergangsheer zur Reichswehr gehörte er während der Bildung des 200.000 Mann Heeres dem Stab der 2. Kavallerie-Division in Breslau an. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr wurde er als Abwehroffizier zur Kommandantur Breslau versetzt. Am 1. April 1922 wurde er zum Chef der 5. Kompanie vom 7. (Preuß.) Infanterie-Regiment in Glatz ernannt. Als solcher wurde er am 1. Mai 1922 zum Major befördert. Am 1. November 1923 wurde er als solcher zum Kommandeur des II. Bataillons vom 8. (Preußisches) Infanterie-Regiment in Liegnitz ernannt. In dieser Funktion wurde er mehrere Jahre eingesetzt. Am 1. Oktober 1927 wurde er als Lehrer zur Infanterieschule nach Dresden versetzt. Dort wurde er dann für zwei Jahre eingesetzt. Am 1. Februar 1928 wurde er dort auch zum Oberstleutnant befördert. Am 1. Oktober 1929 wurde er zum Regimentsstab vom 9. (Preuß.) Infanterie-Regiment nach Potsdam versetzt. Anfang 1931 schied er aus dem aktiven Dienst der Reichswehr aus. Dabei wurden ihm die Charakter als Oberst verliehen. Angeblich war er vom 1. Februar 1931 bis zum 31. März 1932 als Kommandeur vom Wach-Regiment Berlin im Einsatz, jedoch ist er in der Rangliste vom 1. Mai 1931 nicht zu finden.

Am 1. Oktober 1934 wurde er zu Beginn der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht wieder reaktiviert. Er wurde jetzt als Referent dem Reichswehrministerium (RWM) in Berlin zugeteilt. Ab 1935 gehörte er als Referent zuum Oberkommando des Heeres. Anfang 1939 gehörte er zur 3. Abteilung beim Oberquartiermeister IV, Generalmajor Kurt von Tippelskirch, eingesetzt. Am 31. März 1939 schied er wieder aus dem Dienst aus. Dabei wurden ihm die Charakter als Generalmajor verliehen.

Am 1. August 1939 trat er dann zur Verfügung des Heeres. Er wurde danach als Assistent der historischen Kriegsforschung bei der kriegsgeschichtlichen Forschungsanstalt des Heeres eingesetzt. Am 25. Oktober 1939 wurde er zum Kommandeur vom neuen Divisionsstab 403 z.b.V. ernannt. Am 1. September 1940 wurde er zum Generalmajor z.V. befördert. Durch die Umbenennung seines Stabes wurde er am 15. März 1941 zum Kommandeur der 403. Sicherungs-Division ernannt. Mit dieser wurde er dann nach Beginn des Ostfeldzuges unter dem Befehlshaber rückwärtiges Heeresgebiet Mitte eingesetzt. Unter seinem Kommando war diese Einheit in schwere Kriegsverbrechen bei der Partisanenbekämpfung verwickelt. Die Division wurde dabei auch zur Gefangennahme versprengter sowjetischer Soldaten und Kommissaren verwendet. Ab Juli 1941 wurde er dann als Kommandant von Vilnius eingesetzt. Dabei kam es unter seiner Verantwortung zu Ausschreitungen der litauischen Bevölkerung gegen Juden, bei denen ca. 3.700 Menschen getötet wurden. Auch die Einrichtung des jüdischen Ghettos fiel in seine Verantwortung. Am 1. Oktober 1941 wurde er zum Generalleutnant z.V. befördert. Im April/Mai 1942 war er ebenfalls Kommandant von Kursk. Am 15. Mai 1942 gab er sein Kommando über die 403. Sicherungs-Division an Generalleutnant Wilhelm Rußwurm ab. Er selbst wurde in die Führerreserve versetzt. Am 31. Juli 1942 wurde seine Mobilmachungsbestimmung aufgehoben und er damit endgültig verabschiedet. Anschließend war er bis Kriegsende wieder am Kriegsgeschichtlichen Forschungsinstitut in Potsdam tätig. Am 19. Mai 1945 wurde er als Zivilist in Potsdam von sowjetischen Einheiten gefangen genommen und in die Sowjetunion verschleppt. Am 26. Januar 1946 wurde er durch das Militärtribunal Baltikum wegen Kriegsverbrechen angeklagt. Die Anklage lautete dabei auf:  "Kriegsverbrechen, im Juli/August 1941 Teilnahme an Verhaftungen und Erschießungen von Sowjetbürgern durch die 403. Infanterie-Division bei Vilnius, von September 1941 bis März 1942 Aktionen im Raum Witebsk gegen die Zivilbevölkerung, von April bis Mai 1942 Aktionen als Kriegskommandant in Kursk." Am 3. Februar 1946 wurde er gemeinsam mit 9 anderen Angeklagten zum Tode durch Erhängen verurteilt. Er wurde jedoch wegen seines Gesundheitszustandens nicht am Nachmittag des selben Tages gemeinsam mit SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS und der Polizei Friedrich Jeckeln, Generalleutnant Siegfried Ruff, Generalleutnant Albrecht Baron Digeon von Monteton, Generalmajor Friedrich Werther, Generalmajor Bronislaw Pawel, Generalmajor Hans Paul Küpper und SA-Standartenführer Alexander Boecking im ehemaligen Rigaer Ghetto vor Tausenden Zuschauern hingerichtet. Er starb am 22. März 1946 eines natürlichen Todes. Als Todesursache wurde Herzinsuffizienz aufgrund von Atherosklerose, nephritischer Nephrose und Koronarinsuffizienz angegeben.


Literatur und Quellen:

BArch, MSG 109/4919: Krug, Ottomar: Deutsche Generale 1867 - 1945
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955 
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin, Mittler (1925).
Rangliste des Deutschen Reichsheeres 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926.
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953
Jutta Ditfurth: Der Baron, die Juden und die Nazis. Reise in eine Familiengeschichte. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2013
Wolfgang Keilig: Die Generale des Heeres 1939–1945. Podzun-Pallas-Verlag, Friedberg 1956
Mike Schmeitzner, Andreas Weigelt, Klaus-Dieter Müller, Thomas Schaarschmidt: Todesurteile sowjetischer Militärtribunale gegen Deutsche (1944–1947). Vandenhoeck & Ruprecht, 2015