Reinhardt, Walther

 

* 24. März 1872, Stuttgart

† 8. August 1930, Berlin

 

 

Walter Reinhardt war der Sohn des Generalmajors August von Reinhardt und dessen Ehefrau Emilie, geborene Widenmann. Er trat nach seiner Kadettenausbildung an der Hauptkadettenanstalt Lichterfelde am 9. Februar 1891 als Portepeefähnrich in das Württembergische Heer ein. Er wurde dabei zum 1. Württembergisches Grenadier-Regiment "Königin Olga" Nr. 119 in seiner Heimatstadt Stuttgart überwiesen. In diesem wurde er nach dem Besuch der Kriegsschule am 8. Januar 1892 zum Sekondeleutnant befördert. Sein Patent wurde dabei auf den 9. Februar 1891 datiert. Im Frühjahr 1894 gehörte er als Kompanieoffizier zur 7. Kompanie des Regiments in Stuttgart. Im Frühjahr 1895 gehörte er in gleicher Funktion zur 8. Kompanie des Regiments in Stuttgart. Im Frühjahr 1896 gehörtze er dann wieder zur 7. Kompanie seines Regiments, ebenfalls in Stuttgart. Im Frühjahr 1897 gehörte er als Kompanieoffizier zur 3. Kompanie vom 1. Württembergisches Grenadier-Regiment "Königin Olga" Nr. 119, ebenfalls in Stuttgart. Am 1. Oktober 1897 wurde er dann für seine Generalstabsausbildung zur Kriegsakademie Berlin kommandiert. Am 1. Januar 1899 wurde er währned der Ausbildung durch die Umbenennung seines Dienstgrades zum Leutnant ernannt. Etatmäßig gehörte er anfangs weiter zur 3. Kompanie. Während dieser Ausbildung wurde er dann am 16. Juli 1899 auch zum Oberleutnant befördert. Nach der Ausbildung wurde er dann etatmäßig zur 6. Kompanie vom 1. Württembergisches Grenadier-Regiment "Königin Olga" Nr. 119 versetzt. Von dort wurde er die nächsten Jahre zum Großen Generalstab kommandiert. Am 10. März 1904 wurde er zum überzähligen Hauptmann befördert. Ab dem 22. März 1904 wurde er als Hauptmann im Großen Generalstab eingesetzt. Er gehörte jetzt dort zum Generalstab der Armee. Im Frühjahr 1905 und 1906 gehörte er als 2. Generalstabsoffizier (Ib) zum Generalstab vom XV. Armeekorps in Straßburg im Elsaß. Anfang 1907 wurde er als Nachfolger von Hauptmann Timmermann zum Chef der 5. Kompanie vom 3. Württembergisches Infanterie-Regiment "Alt-Württemberg" Nr. 121 in Ludwigsburg ernannt. Im Frühjahr 1909 gab er seine Kompanie an Hauptmann Reich ab. Dafür wurde er jetzt als als Nachfolger von Hauptmann von Brandenstein als 1. Generalstabsoffizier (Ia) in den Generalstab der 1. Königlich Württembergischen 26. Division nach Stuttgart versetzt. In dieser Funktion wurde er am 10. September 1910 zum Major befördert. Im Frühjahr 1911 wurde er als solcher in den Generalstab der Armee versetzt, wo er im Großen Generalstab eingesetzt wurde. Zwischen 1912 und 1915 war Reinhardt, als Nachfolger von Major von Gleich, 1. Generalstabsoffizier (Ia) im königlich Württembergisches XIII. Armeekorps in Stuttgart. Bereits im Frühjahr 1915 wurde er dann zum Chef des Generalstabes in seinem Korps ernannt. Als solcher wurde er am 18. Juni 1915 zum Oberstleutnant befördert. 1916 wurde er dann als Chef des Generalstabes beim AOK 11 auf dem Balkan eingesetzt. 1917 wurde er dann zum Chef des Generalstabes beim AOK 7 im Westen ernannt. Am 18. April 1918 wurde er als solcher zum Oberst befördert. Im Krieg wurden ihm sehr viele Auszeichnungen verliehen. Ab dem Herbst 1918 leitete er die Demobilisierungsabteilung im preußischen Kriegsministerium. Im Jahr 1919 wurde Reinhardt dann letzter Kriegsminister Preußens. Außerdem gehörte er ohne Stimmrecht dem Reichskabinett zwischen dem 13. Februar 1919 und dem 1. Oktober 1919 an. Nachdem die Institution des preußischen Kriegsministers im September 1919 aufgelöst wurde, wurde er dann zum Chef der Heeresleitung ernannt. Dort wurde er am 14. November 1919 zum Generalmajor befördert. Damit stand er jetzt in direkter Konkurrenz zum Chef des Truppenamtes (TA) General Hans von Seeckt. Generalmajor Reinhardt versuchte die Reichswehr auf eine loyale Haltung gegenüber der Weimarer Republik festzulegen, während Seeckt der neuen Staatsform eher kritisch gegenüber stand. Nach dem Kapp-Putsch trat er aus Loyalität mit dem Reichswehrminister Gustav Noske von seinem Posten als Chef der Heeresleitung zurück. Am 16. Juni 1920 wurde er zum Generalleutnant befördert. Er wurde jetzt zum Kommandeur der 5. Division der Reichswehr in Stuttgart ernannt. Als solcher war er jetzt auch Befehlshaber vom Wehrkreis V und Landeskommandant von Württemberg. Zum Jahresende 1924 gab er sein Kommando an Generalleutnant Ernst Hasse ab. Er wurde dafür am 1. Januar 1925 als Nachfolger von General der Infanterie Arnold Ritter von Möhl zum Oberbefehlshaber vom Gruppenkommando 2 in Kassel ernannt. An diesem Tag wurde er dann auch zum General der Infanterie befördert. Am 31. Dezember 1927 wurde er aus dem aktiven Dienst verabschiedet. Sein Kommando übernahm dafür General der Artillerie Friedrich Freiherr Kreß von Kressenstein. Gleichzeitig wurde ihm die Berechtigung zum Tragen der Uniform des 13. (Württ.) Infanterie-Regiment mit den Generalsabzeichen verliehen. Außerdem führte er jetzt die so genannten "Reinhardt-Kurse" durch. Die Ausbildung der Generalstabsoffiziere empfand er als zu fachlich und einseitig, weshalb er es für nötig hielt, ihren Blick für die großen Fragen der Gesamtkriegführung, wie Wirtschaft, Logistik und Geschichte zu schärfen. Dazu rief er in Berlin eine Art Hochschulkurs ins Leben. Jährlich wurden zehn Heeres- und zwei Marineoffiziere nach Reinhardts Vorschlägen zum Kurs nach Berlin kommandiert und offiziell an der Berliner Universität immatrikuliert. Dort besuchten sie Seminare, welche vom Truppenamt festgelegt wurden. Zwei weitere Seminare nach freier Auswahl blieben optional. Einmal pro Woche wurden Vorträge zu operativen, kriegsgeschichtlichen und allgemeinen Themen gehalten. An einem weiteren Tag behielt sich Reinhardt zunächst selbst Vorträge über Kriegsgeschichte und operative Grundsätze vor. Hinzu kam eine mehrwöchige Übungsreise zwischen den Semestern. Um den Gesichtskreis und die Sprachkenntnisse der Kursteilnehmer zu fördern, wurden die Offiziere zum Ende des Lehrgangs für zwei Monate auf eine Auslandsreise geschickt. Das Ziel der Reise war den Teilnehmern individuell überlassen. Das Ziel der Reinhardt-Kurse war die Förderung des kritischen Denkens in größeren Zusammenhängen, also auch im Rahmen der gesamten Reichswehr. Am 8. August 1930 ist er im Alter von 58 Jahren gestorben. Nach seinem Tod übernahm General Edmund Wachenfeld die Leitung des Kurses, der jetzt Fortbildungs-Kurs für Offiziere genannt wurde. Nach ihm wurden damals einige Kasernen bzw. Blöcke von Kasernen, unter anderem in Ludwigsburg und Neu-Ulm, benannt. Sein älterer Bruder war der Generalleutnant Ernst Reinhardt, sein Neffe der spätere Generalmajor Helmuth Reinhhard.

 

Literatur und Quellen:
Rang- und Quartierlisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1895, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1895
Rang- und Quartierlisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1896, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1896
Rang- und Quartierlisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1897, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1897
Rang- und Quartierlisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1898, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1898
Rang- und Quartierlisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1899, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1899
Rang- und Quartierlisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1900, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1900
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1901, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1901
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1902, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1902
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1903, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1903
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1904, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1904
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1905, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1905
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1906, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1906
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1907, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1907
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1908, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1908
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1909, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1909
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1910, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1910
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1911, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1911
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1912, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1912
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1913, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1913
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1914, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1914
Dienstaltersliste der Offiziere der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich  Württembergischen) Armeekorps 1917, Mittler und Sohn 1917
Dienstaltersliste der Offiziere der bisherigen Preußischen Armee und des XIII. (bisherigen Württembergischen) Armeekorps 1919, Mittler und Sohn 1919
Stellenbesetzung im Reichsheer 16. Mai 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1921, Biblio-Verlag 1968
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1923, Berlin, Mittler und Sohn 1923
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1924, Berlin, Mittler und Sohn 1924
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin, Mittler und Sohn 1925
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1927, Berlin, Mittler und Sohn 1927
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1928, Berlin, Mittler und Sohn 1928