Freiherr Kreß von Kressenstein, Friedrich Siegmund Georg

 

* 24. April 1870, Nürnberg

† 16. Oktober 1948, München

 

 

Friedrich Freiherr Kreß von Kressenstein war der Sohn vom Justizrat und Rechtsanwalt Georg Friedrich Mathelin Carl Christoph Freiherr Kress von Kressenstein und dessen Ehefrau Amalie Eleonore Magdalena, geborene Freiin Haller von Hallerstein. Er trat nach seinem Abitur am 8. März 1889 als Fähnrich in die Königlich Bayerische Armee ein. Am 6. März 1890 wurde er nach dem Besuch der Kriegsschule zum Sekondeleutnant befördert. Am 1. Oktober 1891 wurde er für anderthalb Jahre zur Artillere- und Ingenieurschule kommandiert. Am 1. Oktober 1893 wurde er zum Adjutant der neu errichteten IV. Abteilung vom Königlich Bayerisches 4. Feldartillerie-Regiment "König" in Fürth ernannt. Am 1. Oktober 1895 wurde er für seine Generalstabsausbildung zum 28. Lehrgang an der Kriegsakademie kommandiert. Anfänglich gehörte er etatmäßig zur 10. Batterie seines Regimets. Am 17. März 1897 wurde er während des Lehrgangs zum Premierleutnant befördert. Etatmäßig gehörte er 1897 zur 11. Batterie seines Regiments. Im Sommer 1898 schloß er den Lehrgang gemeinsam mit Otto von Lossow ab. Dabei wurde ihm die Eignung für den Generalstab und das Lehrfach ausgesprochen. Durch die Umbenennung seines Dienstgrades wurde er am 1. Januar 1899 zum Oberleutnant ernannt. Ab November 1899 wurde er vom Königlich Bayerisches 4. Feldartillerie-Regiment "König" zum Bayerischen Generstab nach München kommandiert, wo er der Zentralstelle zugeteilt wurde. Etatmäßig gehörte er anfangs weiter zur 8. Batterie seines Regiments. Beim Generalstab wurde er am 19. September 1900 à la suite seines Regiments gestellt und als Nachfolger von Hauptmann Ignaz Freiherr von Godin zum Adjutant des Kriegsministers ernannt. Dort wurde er am 13. September 1901 auch zum Hauptmann befördert. Am 21. September 1904 wurde er in das 6. Königlich Bayerisches Feldartillerie-Regiment „Prinz Ferdinand von Bourbon, Herzog von Kalabrien“ nach Fürth versetzt. Bei diesem wurde er jetzt als Nachfolger von Hauptmann Stephan Wolfgang Schneider zum Chef der 2. Batterie des Regiments in Fürth ernannt. Sein Nachfolger als Adjutat des Kriegsministers wurde sein zwei Jahre jüngerer Bruder Gustav Christian Walfried Freiherr Kreß von Kressenstein. Ab 1906 gehörte er dann der Zentralstelle im Bayerischen Generalstab in München an. Sein Patent als Hauptmann im Generalstab wurde dabei auf den 29. Oktober 1904 datiert. Von September 1910 bis Oktober 1911 wurde er als 1. Generalstabsoffizier (Ia) im Generalstab der 5. bayerischen Infanterie-Division in Nürnberg eingesetzt. Am 1. März 1911 starb sein Vater in Nürnberg. Im Frühjahr 1911 wurde er in dieser Funktion zum Major befördert. Als solcher kam er dann wieder im bayerischen Kriegsministerium zum Einsatz. 1912 war er als Major einer von zwei deutschen Offizieren die türkische Truppen im Balkan-Krieg kommandierten. Ende Januar 1914 trat er "zur Disposition" aus dem bayerischen Heer aus. Er trat jetzt in die türkische Armee ein. Dort wurde er von Februar 1914 bis Juni 1914 als Kommandeur der Feldartillerie-Schießschule verwendet. Anschließend fungierte er bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs als Chef der Mobilmachungsabteilung im Generalstab der Osmanischen Armee. Bei Beginn vom Ersten Weltkrieg wurde er zum Stabschef des VIII. türkischen Armeekorps ernannt. Als solcher wurde er am 30. November 1914 zum Oberstleutnant befördert. Als einer der Planer und Befehlshaber des missglückten Angriffs der vierten türkischen Armee auf den Suezkanal im Januar 1915 trug er die Hauptverantwortung für deren militärisches Desaster. Durch Erfolge bei der Verteidigung von Gaza im Jahr 1917 konnte er seinen Ruf wieder aufwerten. Am 4. September 1917 wurde Freiherr von Kressenstein der Orden Pour le mérite verliehen. Am 14. Dezember 1917 wurde er zum Oberst befördert. Nachdem er am 5. November 1917 als Oberkommandierender von Gaza abgelöst wurde, befehligte er die 8. türkische Armee zur Sicherung der Küstenlinien. Im Sommer 1918 wurde ihm dann das Kommando einer deutschen Militärmission im Kaukasus übertragen. Dabei sollte er mit schwachen Verbänden die Unabhängigkeit von Georgien sichern und deren Aufbau einer eigenen Armee unterstützen, damit diese im Süden des ehemaligen russischen Reiches im deutschen Interesse aktiv werden konnte. Nach der Kapitulation von Deutschland musste er Georgien verlassen. Dabei kam er in englische Kriegsgefangenschaft. Im 1. Weltkrieg wurden ihm sehr viele weitere Orden verliehen. Nach seiner Entlassung kam er im Sommer 1919 wieder nach Deutschland. Er wurde dann als Oberst in das vorläufige Reichsheer übernommen, obwohl er eigentlich 1918 bereits zum Generalmajor befördert wurde. Dabei wurde er in das Reichswehrministerium (RWM) nach Berlin versetzt. Dort wurde er am 1. Oktober 1919 zum Chef vom Waffen-Amt ernannt. Im Juli 1920 wurde er zum Chef vom Wehramt ernannt. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr wurde er am 1. Oktober 1920 noch immer als Chef des Wehramtes verwendet. Am 1. Oktober 1921 war er dann als Oberst Chef des Stabes der Heeresleitung. Als solcher wurde er dann 1922 zum Generalmajor befördert. Das Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. Juli 1921 festgelegt. Am 1. Februar 1922 wurde er dann als Nachfolger von Oberst Erich Freiherr von Botzheim zum Artillerieführer VII in München ernannt. Am 1. Oktober 1923 wurde er als solcher zum Generalleutnant befördert. Am 31. Dezember 1923 gab er sein Kommando an Oberst Georg Freiherr Löffelholz von Colberg ab. Ende März 1924 wurde er als Nachfolger von Generalleutnant Otto von Lossow zum Kommandeur der 7. Division der Reichswehr in München ernannt. Damit wurde er auch automatisch zum Landeskommandant von Bayern ernannt. Dieses Kommando behielt er dann für mehrere Jahre. Am 31. Dezember 1927 gab er sein Kommando an Generalleutnant Adolf Ritter von Ruith ab. Er wurde dafür am 1. Januar 1928 als Nachfolger von General der Infanterie Walter Reinhardt zum Oberbefehlshaber vom Gruppenkommando 2 in Kassel ernannt. An diesem Tag wurde er auch zum General der Artillerie ernannt. Am 30. November 1929 gab er sein Kommando an General der Kavallerie Hugo von Kayser ab. An diesem Tag wurde er auch aus dem aktiven Dienst der Reichswehr entlassen. In der Folge schrieb er autobiografische Artikel für das deutsche Heeresarchiv und das britische Royal United Services Institute. Am 11. Juni 1933 bestieg er in Bremen den Dampfer Sierra Nevada der Norddeutschen Loyd für eine Reise nach Buenos Aires, wofür er eine Kabine der 1. Klasse gebiucht hatte. Am 22. November 1934 bestieg er in Hamburg den Dampfer Hamburg in Richtung New York via Cherbourg/Southhampton. Bei Kriegsende des 2. Weltkrieges wurde er ausgebombt. Er starb wenige Jahre nach Kriegsende in München. Sein am 18. April 1872 geborener Bruder Gustav Christian Walfried Freiherr Kreß von Kressenstein schied nach dem 1. Weltkrieg mit dem Charakter als Oberst aus und wurde später Bankdirektor. Sein am 4. Februar 1874 in Nürnberg geborener Bruder Karl Friedrich Christoph Kress von Kressenstein starb bereits am 25. August 1931 in Aisch als Oberregierungsrat.

 

Literatur und Quellen:
Krug, Ottomar: Deutsche Generale 1867-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/109845
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 20. Februar 1889, 34. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 1. Dezember 1893, 36. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 23. Dezember 1895, 37. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 1. Dezember 1897, 38. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 11. April 1900, 39. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 28. Oktober 1901, 40. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 16. April 1903, 41. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 15. Mai 1905, 42. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 10. April 1907, 43. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 8. Juni 1909, 44. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 1. Juni 1911, 45. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 6. Februar 1913, 46. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 16. Mai 1914, 47. Auflage, München
Stellenbesetzung im Reichsheer 16. Mai 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1921, Biblio-Verlag 1968
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1923, Berlin, Mittler und Sohn 1923
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1924, Berlin, Mittler und Sohn 1924
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin, Mittler und Sohn 1925
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1927, Berlin, Mittler und Sohn 1927
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1928, Berlin, Mittler und Sohn 1928
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1929, Berlin, Mittler und Sohn 1929
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1930, Berlin, Mittler und Sohn 1930