von Seeckt, Johannes Friedrich Leopold

 

* 22. April 1866, Schleswig

† 27. Dezember 1936, Berlin

 

 

Hans von Seeckt war der zweite Sohn des späteren Generals der Infanterie Richard August von Seeckt und dessen Ehefrau Emma Auguste Johanna Caroline, geborene von Seeckt. Er selbst trat kurz nach seinem Abitur 1885 in die Königlich Preußische Armee ein. Am 18. September 1886 wurde er im Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 zum Sekondeleutnant befördert. Anfänglich wurde er als Kompanieoffizier in der 9. Kompanie seines Regiments eingesetzt. Im Frühjahr 1889 gehörte er in gleicher Funktion zur 7. Kompanie seines Regiments in Berlin. Zum Ende des Frühjahr 1889 verkaufte er einen 9 Jahre alten Fuchswallach. Seine private Anschrift war damals die Alexanderstraße 56 in Berlin C. Anfang 1890 gehörte er als Kompanieoffizier zur 2. Kompanie seines Regiments in Berlin. Anfang 1891 wurde er in gleicher Funktion bei der 12. Kompanie verwendet. Im Herbst 1891 wurde er als Nachfolger von Sekondeleutnant von Kemnitz zum Adjutant des I. Bataillons vom Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 in Berlin ernannt. Am 3. Juni 1893 heiratete er die sechseinhalb Jahre jüngere Nanni Elsbeth Dorothee Antonia Fabian, seit Dezember 1877 Adoptivtochter des Rentiers Gottlieb Heinrich Georg Fabian, Tochter des verstorbenen Regierungsrats Emil Heinrich Leopold Jacobson, in Berlin. Am 1. Oktober 1893 wurde er für seine Generalstabsausbildung zur Kriegsakademie in Berlin einberufen. Sein Nachfolger als Bataillonsadjutant wurde Sekondeleutnant von Hahnke. Etatmäßig gehörte er im ersten Jahr zur 1. Kompanie seines Regiments. Im zweiten und dritten Jahr an der Kriegsakademie gehörte er etatmäßig zur 3. Kompanie seines Regiments. Nach dem Abschluß der Kriegsakademie, was ihm als einem der Besten gelang, wurde er in das neue Garde-Grenadier-Regiment Nr. 5 versetzt. Er wurde aber von dort zum Generalstab der Armee kommandiert. Etatmäßig gehörte er im Frühjahr 1897 zur 1. Kompanie seines Regiments. Seine Kommandierung wurde am 1. April 1898 wieder um ein Jahr verlängert. Etatmäßig gehörte er jetzt zur 4. Kompanie vom Garde-Grenadier-Regiment Nr. 5 in Spandau. Am 1. Januar 1899 wurde er durch die Umbenennung seines Dienstgrades zum Oberleutnant ernannt. Er wurde als solcher auch in den Generalstab der Armee aggregiert. Am 27. Januar 1900 wurde er zum Hauptmann befördert. Im Jahr 1900 wurde er zum Generalstab des XVII. Armeekorps nach Danzig versetzt. 1902 wurde er zum Niederrheinisches Füsilier-Regiment Nr. 39 nach Düsseldorf aggregiert. Am 22. April 1902 wurde er in diesem Regiment als Nachfolger von Hauptmann Mellinghoff zum Chef der 1. Kompanie ernannt. 1904/05 wurde er in den Generalstab der 4. Division nach Bromberg versetzt. Dort wurde er als Nachfolger von Major von Hippel als 1. Generalstabsoffizier (Ia) eingesetzt. Sein Nachfolger als Chef der 1. Kompanie in Düsseldorf wurde Hauptmann Teschner. Am 17. November 1906 wurde er zum Major befördert. Als solcher wurde er wieder in den Generalstab der Armee versetzt und dem Großen Generalstab zugeteilt. Sein Nachfolger als Ia der 4. Division in Bromberg wurde Hauptmann von Legat. Am 15. März 1909 starb sein Vater. Noch im Frühjahr 1909 wurde er als Nachfolger von Major Snethlage als Ia in den Generalstab des II. Armeekorps nach Stettin versetzt. Sein 2. Generalstabsoffizier wurde Eduard von Westhoven. 1911/12 wurde er als Nachfolger von Oberstleutnant von Amelunxen zum Kommandeur des II. Bataillons vom 1. Badisches Leib-Grenadier-Regiment Nr. 109 in Karlsruhe ernannt. Sein Nachfolger als Ia in Stettin wurde Major von Frankenberg und Proschlitz. Am 4. April 1913 wurde er unter Beförderung zum Oberstleutnant und gleichzeitiger Versetzung in den Generalstab der Armee zum Chef des Generalstabes des III. Armeekorps in Berlin ernannt. Auch kurz vor dem 1. Weltkrieg wurde er noch als Chef des Generalstabes vom III. Armeekorps in Berlin eingesetzt. Am 27. Januar 1915 wurde er zum Oberst befördert. Als solcher leitete er als Generalstabsoffizier der 11. Armee Einsätze an der Ostfront und auf dem Balkan. Bereits am 26. Juni 1915 wurde er zum Generalmajor befördert. Als solcher wurde er dann zum Chef des Generalstabes im Heereskommando Mackensen ernannt. Er gilt als mitverantwortlich für den strategisch wichtigen Sieg von Gorlice-Tarnów. Am 27. November 1915 wurde ihm bereits das Eichenlaub zum Pour le merité verliehen. Dieses erhielt er  für seine Leistungen beim Feldzug gegen Serbien. Im Ersten Weltkrieg wurden ihm außerdem noch viele andere Auszeichnungen verliehen, darunter auch beide Eisernen Kreuze. Nach dem Krieg wurde er in das vorläufige Reichsheer übernommen. Er wurde am 1. Oktober 1919 zum Chef vom Truppenamt (TA) ernannt. Am 26. März 1920 wurde er abgelöst. Während Seeckt der neuen Staatsform der Weimarer Republik eher kritisch gegenüber stand, versuchte Generalmajor Walther Reinhardt als Chef der Heeresleitung die Reichswehr auf eine loyale Haltung gegenüber der Weimarer Republik festzulegen. Während des Kapp-Putsches im Jahr 1920 riet Seeckt davon ab, die Reichswehr zur Niederschlagung des gegen die demokratische Weimarer Republik gerichteten Putsches einzusetzen. Trotzdem wurde er nach dem Scheitern des Putschversuchs im Juni 1920 und dem Rücktritt von Generalmajor Reinhardt zum Chef der Heeresleitung der Reichswehr ernannt. Am 18. Juni 1920 wurde er zum Generalleutnant befördert. Am 18. Dezember 1920 wurde er dann bereits zum General der Infanterie befördert. Das Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. Oktober 1920 festgelegt. Seeckt war außenpolitisch für eine Zusammenarbeit mit der Sowjetunion, da er mit einem baldigen neuen Krieg gegen Frankreich und Polen rechnete. Angesichts der chaotischen politischen Verhältnisse der Weimarer Republik entwickelte Seeckt das Konzept einer Überparteilichkeit der Reichswehr. Damit war er entscheidend verantwortlich für die Ausbildung der Funktion der Reichswehr als Staat im Staate. Im Frühjahr 1923 begegnete er erstmals Adolf Hitler. Über dieses Treffen sagte er später: "Im Ziel waren wir uns einig; nur in den Wegen dorthin unterschieden wir uns". Vom 8. November 1923 bis 28. Februar 1924 war Seeckt Inhaber der Exekutivgewalt zur Sicherung des Reiches gegen innere Unruhen und für die Niederschlagung des Hitler-Ludendorff-Putsches verantwortlich. Während dieser Zeit verbot er am 23. November 1923 die NSDAP, die KPD und die Deutschvölkische Freiheitspartei. Trotzdem äußerte er immer wieder deutliche Sympathie für konservative Republikgegner von rechts. Am 1. Januar 1926 wurde er zum Generaloberst befördert. Im Oktober 1926 wurde er vom damals amtierenden Reichskanzler Wilhelm Marx entlassen. Anlass war die von ihm genehmigte Teilnahme des Prinzen Wilhelm von Preußen, dem ältesten Sohn des Hohenzollern-Kronprinzen, an Reichswehrübungen vom 9. (Preuß.) Infanterie-Regiment. Das war ein Verstoß gegen den Versailler Vertrag. Nach seiner Entlassung wurde ihm das Recht verliehen, die Uniform vom 9. (Preuß.) Infanterie-Regiment mit den Generalsabzeichen zu tragen.

Er zog sich jetzt nicht völlig zurück, sondern gründete einen Kulturzirkel der kulturelle Veranstaltungen für das liberale Bildungsbürgertum im Berliner Hotel Kaiserhof veranstaltete. Daraus entstand sogar später eine Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus. Später zog er dann sogar als Mitglied der DVP in den Reichstag ein. In den Jahren 1930 bis 1932 und 1934/35 diente er in der Republik China als Berater von General Chiang Kai-shek. Nach der Erweiterung der Reichswehr wurde er dann im Herbst 1935 noch zum Chef vom Infanterie-Regiment 67 ernannt. Ende 1936 ist er gestorben und wurde daraufhin auf dem Invalidenfriedhof in Berlin beigesetzt. Seine ältere Schwester war die am 2. Februar 1862 in Düsseldorf geborene Maria Charlotte Rudolfine von Seeckt. Diese heiratete am 2. August 1889 den fünf Jahre älteren und späteren Landrat Ernst Ludwig Maximilian von Rothkirch-Trach in Posen. Sein älterer Bruder der am 27. Juli 1863 in Düsseldorf geborene Friedrich von Seeckt, starb bereits am 3. November 1871 im Alter von acht Jahren in Berlin. Sein am 15. Dezember 1874 in Detmold geborener jüngerer Bruder Friedrich Wilhelm von Seeckt starb bereits am 12. November 1876 in Detmold.