von Hanneken, Hermann Konstantin Albert Julius

 

* 5. Januar 1890, Gotha

† 22. Juli 1981, Herford

 

 

Hermann von Hanneken war der Sohn von Oberst Hermann Ferdinand Sidney von Hanneken und dessen fünf Jahre jüngerer Ehefrau  Emilie Caroline Hertha, geborene von der Lancken. Sein Vater starb noch vor seinem zehnten Geburtstag. Er trat nach seiner Kadettenausbildung am 19. März 1908 als Fähnrich in die Preußische Armee ein. Der Offizierssohn kam dabei zum Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4. Bei diesem wurde er nach dem Besuch der Kriegsschule am 19. August 1909 zum Leutnant befördert. Als solcher wurde er anfangs in der 9. Kompanie seines Regiments alsKompanieoffizier eingesetzt. Bereits im Herbst 1910 wurde er für mehrere Jahre zur 1. Kompanie vom Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4 versetzt und dort ebenfalls als Kompanieoffizier verwendet. Im Herbst 1911 hat er die zwei Jahre jüngere Anna-Maria Margareta Julia Gräfin von Hacke, Tochter vom Hauptmann a.D. Kurt Bogislav Graf von Hacke, in Dessau geheiratet. Seine Frau starb aber bereits am 9. November 1911 in Berlin-Charlottenburg, wodurch er zum Witwer wurde. Am 1. Oktober 1913 wurde er als Leutnant zum Oldenburgisches Infanterie-Regiment Nr. 91 nach Oldenburg versetzt. Bei diesem wurde er jetzt als Kompanieoffizier in der 11. Kompanie verwendet. Am 12. Februar 1914 starb seine Mutter in Hannover. Bei der Mobilmachung für den 1. Weltkrieg kam er dann zu einem Reserve-Infanterie-Regiment. Mit diesem rückte er dann als Bataillonsadjutant ins Feld. Am 3. Januar 1915 wurde er zum Regimentsadjutant ernannt. Am 25. Juni 1915 heiratete er die anderthalb Jahre jünge Celia Cieita Marie Johanne Elisabeth von Soest, Tochter des Kaufmanns Karl Louis Heinrich von Soest, in Berlin. Er war zu jener Zeit noch Regimentsadjutant. Am 24. Juli 1915 wurde er zum Oberleutnant befördert. Am 30. Mai 1916 wurde sein Sohn Hermann von Hanneken geboren. Ab dem 10. Juli 1916 wurde er als Führer der MG-Kompanie 260 verwendet. Ab dem 16. November 1916 kam er als stellvertretender Adjutant zur 37. Infanteriedivision. Am 11. Dezember 1916 wurde er zum Stab der 78. Reservedivision versetzt. Später wurde er nach einer Verwundung im Generalstab eingesetzt. Ab dem 17. April 1917 wurde er beim Generalstab zum Chef des Generalstabes des Feldheeres eingesetzt. Am 12. Juni 1918 wurde seine Tochter Alexandra Paula Adele Margarethe von Hanneken geboren. Beim Generalstab des Feldheeres wurde er am 15. Juli 1918 zum Hauptmann befördert. Als solcher wurde er am 24. September 1918 zum Generalstab der 88. Infanteriedivision als Generalstabsoffizier versetzt. Im Ersten Weltkrieg wurden ihm neben beiden Eisernen Kreuze noch einige andere Auszeichnungen verliehen. Nach dem Krieg wurde er dann als Hauptmann in das vorläufige Reichsheer übernommen. Er wurde dort anfangs im Reichswehrministerium (RWM) eingesetzt. Anfang 1920 gehörte er als Hilfsoffizier zum Stab der 2. Kavallerie-Division. Bei der Bildung des 200.000 Mann Heeres der Reichswehr Mitte Mai 1920 wurde er in gleicher Eigenschaft zum Wehrkreiskommando VI nach Münster versetzt. Dadurch kam er dann bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr als Hilfsoffizier zum Stab der 6. Division der Reichswehr nach Münster. Am 1. Oktober 1921 wurde er dann in das wieder in das RWM versetzt. Anfang 1922 wurde er dann in den Stab der 7. Division der Reichswehr nach München versetzt, bevor er Ende 1922 zum Generalstab vom Infanterieführer VII in München versetzt wurde. Am 1. Mai 1924 wurde er dann wieder in das RWM nach Berlin versetzt. Dort wurde er jetzt im Heeres-Waffenamt (WaA) eingesetzt. Am 1. Oktober 1925 wurde er in die 4. Eskadron vom 14. Reiter-Regiment nach Schleswig versetzt, blieb aber zum Heeres-Waffenamt im Reichswehrministerium kommandiert. Im Sommer 1926 wurde er auch wieder dorthin versetzt. Am 1. Juli 1927 wurde er dann für die nächsten Jahre zum Chef der 1. Kompanie vom 6. Infanterie-Regiment in Schwerin ernannt. Als solcher wurde er am 1. Februar 1930 zum Major befördert. Das Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. Dezember 1928 festgelegt. Am 1. November 1930 wurde er wieder in das RWM versetzt. Dort wurde er wieder im Heeres-Waffenamt, diesmal bei der Wirtschaftsgruppe (Wa Wi) eingesetzt. Am 1. April 1933 wurde er unter gleichzeitiger Beförderung zum Oberstleutnant zum Kommandeur des III. Bataillons vom 7. (Preuß.) Infanterie-Regiment in Breslau ernannt. Bei der Erweiterung der Reichswehr wurde er dann am 1. Oktober 1934 zum Kommandeur vom Infanterie-Regiment Breslau ernannt. Ende 1934 wurde er dann wieder in das Heeres-Waffenamt versetzt, wo er jetzt zum Chef des Stabes ernannt wurde. Als solcher wurde er am 1. April 1935 zum Oberst befördert. Im Sommer 1937 wurde er von Hermann Göring zum Bevollmächtigten für die Eisen- und Stahlbeschaffung für den 4-Jahresplan ernannt. Als solcher wurde er dann unter gleichzeitiger Beförderung zum Generalmajor am 1. Februar 1938 in das Reichswirtschaftsministerium versetzt. Dort wurde er parallel zu seiner Stellung als Bevollmächtigter für Eisen- und Stahl auch zum Leiter der Hauptabteilung II (Industrie) ernannt. Sein Rangdienstalter wurde später auf den 1. Juni 1938 festgelegt. Er lebte damals in der Brückenallee 31 in Berlin NW 87 mit der Telefonnummer 393110. Am 18. Oktober 1938 hat seine Tochter Alexandra den acht Jahre älteren Oberleutnant Kurt Friedrich Alexander Maximilian von Rannow-Boettcher, von der Panzertruppenschule Wünsdorf. Am 29. Mai 1939 starb seine fünfzehn Jahre ältere Schwester Margarethe Bertha Julie Ida Mathilde, welche 1897 in Colmar den Leutnant im Magdeburgischen Jäger-Bataillon Nr. 4, Carl Heinrich Vogt, geheiratet hatte, der es bis zum Major und Bataillonskommandeur beim Infantere-Regiment von Goeben Nr. 28 brachte. Sie war seit dem 5. Oktober 1914 Witwe gewesen, nachdem ihr Mann am 8. September 1914 bei Vitry-le-Francois schwer verwundet wurde. Im August 1939 gründete er gemeinsam mit den Industriellen Hermann Röchling und Otto Wolff die Doggererz AG. Anfang 1940 wurde er zum Unterstaatssekretär ernannt. Am 1. Juli 1940 wurde er zum Generalleutnant befördert. Am 18. Februar 1941 erhielt er folgende Beurteilung von General der Infanterie Georg Thomas, Chef vom Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt:"Leitet mit Tatkraft gewerbliche Wirtschaft im Reichswirtschaftsministerium. Bewertung: Füllt sehr gut aus. Empfehlung: Nach Bewährung als Divisionskommandeur auch Kommandierender General." Im Frühjahr 1941 gehörte er auch zum Wirtschaftsführungsstab Ost. Sein Schwiegersohn Major Kurt von Sannow-Boettcher gilt seit November 1941 als Stabsoffizier beim Deutschen Afrika Korps als vermisst. Am 1. Dezember 1941 wurde er zum General der Infanterie befördert. Am 26. März 1942 erhielt er folgende Beurteilung  von General der Infanterie Georg Thomas, Chef vom Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt:"Energische, tätige Persönlichkeit. Weiterhin voll bewährt als Unterstaatssekretär beim Reichswirtschaftsministerium. Kameradschaftlicher Mitarbeiter auf dem Gebiet der Versorgung der Wehrmacht mit Rohstoffen. Bewertung: Füllt sehr gut aus. Empfehlung: Hat Eignung zur nächsthöheren Verwendung. Besonders geeignet zum Kommandierenden General oder Befehlshaber eines rückwärtigen Heeresgebietes." Er konnte aber die immer häufigeren Engpässe in seiner Verantwortung nicht mehr verbergen und wurde im Frühjahr 1942 von den Aufgaben des Bevollmächtigten entbunden. In der Folge wurden viele Aufgaben seiner Hauptabteilung anderen Referaten zugeteilt. Im Sommer 1942 ging von Hanneken auf Urlaub. Im September 1942 wurde er als Nachfolger von General der Infanterie Erich Lüdke zum Befehlshaber der deutschen Truppen in Dänemark ernannt. Am 24. März 1943 erhielt er folgende Beurteilung von Generaloberst Friedrich Fromm, Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres: "Kluge, viel wissende, vielseitig gebildete und sehr gewandte Persönlichkeit. Starkes persönliches Geltungsbedürfnis. Steht in schwieriger Position, da die Weisungen die er für seine Geschäftsführung erhalten hat, im Widerspruch stehen zu den Richtlinien, dener der politische Vertreter in Dänemark zu folgend hat. Weiß diesen Schwierigkeiten mit Takt aus dem Wege zu gehen. Die Vorbereitung der Verteidigung Dänemarks führt er zielklar und sicher mit guten taktischen Verständnis. Empfehlung: Wehrkreisbefehlshaber oder wehrwirtschaftliche Stellung." Am 29. August 1943 verhängte er über Dänemark den militärischen Ausnahmezustand. In der Folge löste er das Heer und die Flotte vom besetzten Dänemark auf.Während des Ausnahmezustands erhielt der Deutsche Reichsbevollmächtigte in Dänemark den Auftrag, die Deportation dänischer Juden durchzuführen. General von Hanneken erhob zwar Einwände dagegen, diese wurden aber vom Chef des Wehrmachtsführungsstabes, General der Artillerie Alfred Jodl, als Geschwätz abgelehnt. Mitte November 1943 wurde er durch die Umbenennung des Stabes zum Wehrmachtsbefehlshaber Dänemark ernannt. Am 12. Februar 1944 wurde ihm das Deutsches Kreuz in Gold verliehen. Am 28. März 1944 erhielt er folgende Beurteilung von Generaloberst Friedrich Fromm, Chef der Heeresrüstung und BdE: "Ich beziehe mich auf meine vorjährige Beurteilung. Die politischen Schwierigkeiten, denen er ohne seine Schuld ausgesetzt war, sind inzwischen behoben. Das Schwergewicht seiner Tätigkeit liegt auf der Ausbildung der Truppe und auf der Vorbereitung für ihren Einsatz an der Küste. Auf beiden Gebietenleistet er sehr Gutes und ist mit Energie bemüht,die Verteidigungsfähigkeit Jütlands immer weiter zu steigern. Bewertung: Aufgrund seiner vielseitigen Vorbildung über dem Durchschnitt. Empfehlung: Belassung." Dazu ergänzte am31. März 1944 Generalfeldmarschall Keitel, Chef vom Oberkommendo der Wehrmacht (OKW): "Energisch, zielbewußte Persönlichkeit, seiner Aufgabe organisatorisch und taktisch voll gewachsen. Ein vorzüglicher Wehrmachtbefehlshaber. Bewertung: Über Durchschnitt. Empfehlung: Belassung." Am 21. Dezember 1944 wurde er mit dem Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes mit Schwertern ausgezeichnet. Wegen Korruptionsvorwürfen wurde er Ende Januar 1945 von seinem Kommando abberufen. Er wurde am 27. Januar 1945 in die Führerreserve OKH versetzt. Seinen Dienst regelte der Wehrkreis IV. Er wohnte jetzt in Kollm über Niesky in der Oberlausitz mit der Telefonnummer Niesky 234. Am 12. April 1945 verurteilte ihn das Reichskriegsgericht zu acht Jahren Gefängnis sowie Rangverlust. Bereits am 17. April 1945 wurde er als Major wieder angestellt beim Heer. Nach der Kapitulation wurde er verhaftet und in Dänemark mehrmals vor Gericht gestellt. 1948 wurde er zu 8 Jahren Gefängnis verurteilt. Im Frühjahr 1949 wurde er durch das Landgericht Kopenhagen endgültig freigesprochen und noch im Sommer des Jahres wieder freigelassen.

 

Literatur und Quellen:
Krug, Ottomar Deutsche Generale 1918-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/10853
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Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1911, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1911
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1912, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1912
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1913, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1913
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1914, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1914
Dienstaltersliste der Offiziere der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich  Württembergischen) Armeekorps 1917, Mittler und Sohn 1917
Dienstaltersliste der Offiziere der bisherigen Preußischen Armee und des XIII. (bisherigen Württembergischen) Armeekorps 1919, Mittler und Sohn 1919
Stellenbesetzung im Reichsheer 16. Mai 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1921, Biblio-Verlag 1968
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1923, Berlin, Mittler und Sohn 1923
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1924, Berlin, Mittler und Sohn 1924
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin, Mittler und Sohn 1925
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1927, Berlin, Mittler und Sohn 1927
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1928, Berlin, Mittler und Sohn 1928
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1929, Berlin, Mittler und Sohn 1929
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1930, Berlin, Mittler und Sohn 1930
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1931, Berlin, Mittler und Sohn 1931
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1932, Berlin, Mittler und Sohn 1932
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. Mai 1933
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. April 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 1. Oktober 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 15. Oktober 1935
Stellenbesetzung Wehrmacht 6. Oktober 1936
Stellenbesetzung des Heeres mit Stand vom 12. Oktober 1937
Stellenbesetzung des Heeres 1938
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955 
Wolfgang Keilig: Die Generale des Heeres und die Sanitätsoffiziere im Generalsrang, Podzun-Verlag 1983