Stemmermann, Friedrich Eduard Konradin

 

* 6. April 1892, Mühlhausen im Elsaß

† 30. März 1970, Baden-Baden

 

 

Friedrich Stemmermann war der Sohn vom Infanterie-Offizier und späteren Polizei-Oberstleutnant Eduard Friedrich Stemmermann und dessen Ehefrau Amalie Pauline Lina Marie, geborene Arenz. Er trat am 5. Juli 1913 als Fahnenjunker in die Württembergische Armee ein. Er kam dabei zum Telegraphen-Bataillon Nr. 4. Am 22. März 1914 wurde er zum Fähnrich befördert. Vom 25. März 1914 bis zum 5. Dezember 1914 wurde er für seinen Offizierslehrgang zur Kriegsschule Metz kommandiert. Nach der Mobilmachung für den Ersten Weltkrieg wurde er am 4. August 1914 als Zugführer zur Korps-Fernsprech-Abteilung 21 versetzt. Bei dieser wurde er kurz nach Beginn des 1. Weltkrieges am 7. August 1914 zum Leutnant ohne Patent befördert. Am 19. Februar 1916 wurde er als Kompanieoffizier zum Fernsprech-Ersatz-Bataillon Nr. 4 versetzt. Ab dem 23. August 1916 wurde er als Zugführer in der Armee-Fernsprech-Abteilung 13 eingesetzt. Am 20. September 1916 hat er sein Patent als Leutnant vom 18. Dezember 1912 erhalten. Am 1. Oktober 1916 wurde er als Führer einer Arendt-Abteilung (Abhör-Abteilung) bei der 3. Garde-Division eingesetzt. Am 15. November 1916 wurde er zur Funkerschule Berlin kommandiert. Ab dem 10. Januar 1917 wurde er in der Funker-Rekrutierungs-Abteilung Koblenz eingesetzt. Am 26. Februar 1917 wurde er zum Führer der Gebirgs-Funk-Abteilung 6 ernannt. Am 11. Februar 1918 wurde er als Funker-Referent zum Stab vom Armee-Nachrichten-Kommandeur Nr. 11 (Akonach 11) versetzt. Am 22. März 1918 wurde er zum Oberleutnant befördert. Am 10. September 1918 wurde er zum Stab des Nachrichten-Generals 1 versetzt. Am 1. Oktober 1918 wurde er zum Divisions-Nachrichten-Kommandeur der 88. Infanterie-Division ernannt. Am 1. Dezember 1918 wurde er zum Divisions-Nachrichten-Kommandeur der 28. Infanterie-Division ernannt. Im Ersten Weltkrieg wurden ihm beide Eisernen Kreuze verliehen. Nach Kriegsende war er zu Beginn des Jahres 1919 an der Aufstellung einer Freiwilligen Nachrichten-Abteilung beteiligt. Am 1. Mai 1919 wurde er Führer der Freiwilligen Nachrichten-Abteilung beim Badischen Volksheer. Kurz darauf wurde er im Juni 1919 in das vorläufige Reichsheer übernommen. Er wurde dabei als Führer der Badischen Nachrichten-Abteilung der Reichswehr-Brigade 14 in Karlsruhe eingesetzt. Bei der Bildung des Übergangsheeres wurde er in die Nachrichten-Abteilung 13 der Reichswehr-Brigade 13 übernommen. In dieser wurde er als Zugführer eingesetzt. Am 1. Februar 1920 wurde er noch vor der Bildung vom 200.000 Mann-Heer der Reichswehr verabschiedet.

Er trat jetzt als Oberleutnant der Polizei in den Polizeidienst über. Dabei wurde er als Führer des Nachrichtenzuges der badischen Schutzpolizei in Karlsruhe eingesetzt. Bereits am 1. März 1921 wurde er zum Hauptmann der Polizei befördert. Ab dem 1. Mai 1921 wurde er als Adjutant der Polizeischule Karlsruhe eingesetzt. Am 1. Februar 1922 übernahm er die Führung einer Polizei-Hundertschaft. Am 6. September 1924 heiratete er die dreieinhalb Jahre ältere geschiedene Mina Elisabeth Kohler, geborene Kollmar, Tochter des Kommerzienrates Dr. Kollmar. Diese brachte den am 13. Juli 1907 geborenen Sohn Paul Hans Kohler, den am 13. April 1914 geborenen Sohn Heinz Kohler und due an 12. Juni 1916 geborene Liselotte Kohler mit in die Ehe. Am 29. November 1925 wurde seine Tochter Hannelore Stemmermann geboren. Am 6. April 1932 wurde er zum Leiter des Polizeidienstes in Lörrach ernannt. Am 1. Oktober 1933 wurde er Verbindungs-Offizier der Badischen Landespolizei zur 5. Division der Reichswehr. Bei der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht wurde er am 1. Oktober 1934 als Major in das Heer übernommen. Sein Rangdienstalter wurde auf den 1. August 1934 festgelegt. Vom 15. Oktober 1934 bis zum 12. Dezember 1934 besuchte er den Offizierslehrgang an der Heeres-Nachrichten-Schule in Jüterbog. Am 1. Dezember 1934 wurde er auch zur Nachrichten-Abteilung Dresden versetzt. Dort erhielt er seine Einweisung als Abteilungs-Kommandeur. Bei der Enttarnung der Einheiten wurde er am 15. Oktober 1935 zum Kommandeur der Nachrichten-Abteilung 5 in Ulm ernannt. Als solcher wurde er am 1. März 1937 zum Oberstleutnat befördert. Am 10. November 1938 gab er das Kommando über seine Abteilung ab. Dafür wurde er an diesem Tag zum Kommandeur der Nachrichtentruppe V in Stuttgart ernannt. Bei der Mobilmachung für den 2. Weltkrieg wurde er am 26. August 1939 zum Kommandeur vom Armee-Nachrichten-Regiment 558 ernannt. Als Regimentskommandeur wurde er am 1. Februar 1940 zum Oberst befördert. Während des Westfeldzuges wurde er am 19. Juni 1940 zum Armee-Nachrichtenführer der 7. Armee ernannt. Nur wenige Tage später wurde ihm die Spange zum Eisernen Kreuz 2. Klasse verliehen. Ende Juli 1940 wurde ihm bereits die Spange zum Eisernen Kreuz 1. Klasse verliehen. Am 22. November 1940 (standesamtlich) und 23. November 1940 (kirchlich) heiratete seine Stieftochter Liselotte Stemmermann den anderthalb Jahre älteren Oberleutnant Herbert Mack von der 1. Kompanie der Nachrichten-Abteilung 25 aus Cannstatt, Sohn vom Dipl. Ing. Martin Mack, in Stuttgart. Am 22. Februar 1941 erhielt er folgende Beurteilung von Oberst Werner Richter, Chef des Generalstabes der 7. Armee: "Offener, einwandfreier Charakter. Beherrscht sein umfangreiches Arbeitsgebiet. Gibt einwandfreie und klare Richtlinien für Verwendung und Ausbildung der Nachrichtentruppen. Vor dem Feinde bewährt. Bewertung: Füllt sehr gut aus. Empfehlung: Höherer Nachrichtenkommandeur bei einem Heeresgruppenkommando bei Erreichung entsprechenden Alters." Am 2. März 1941 ergänzte dazu Generaloberst Friedrich Dollmann, OB der 7. Armee: "In allen Lagen bewährter Armee-Nachrichten-Führer." Am 1. April 1942 erhielt er folgende Beurteilung von Generalmajor Werner Richter, Chef des Generalstabes der 7. Armee: "wie Vorjahr !" Am 8. April 1942 ergänzte dazu Generaloberst Friedrich Dollmann, OB der 7. Armee: "Von mir als Mensch und in seinem Arbeitsgebiet hoch geschätzt." Am 1. März 1943 erhielt er folgende Beurteilung von Generalmajor Friedrich Sixt, Chef des Generalstabes AOK 7: "Ruhige, ausgeglichene Persönlichkeit, offener anständiger Charakter. Gute soldatische Grundeinstellung. Gutmütig, kameradschaftlich, humorbegabt. Feste nationalsozialistische Haltung. Vor dem Feinde bewährt. Füllt die Stelle des Armee-Nachrichten-Führers sehr gut aus. Verbindet gutes allgemeines militärisches Wissen mit voller Beherrschung seines Fachgebietes. Hat Verständnis für die großen Zusammenhänge. Geistig und körperlich gut veranlagt. Sehr rührig und gewissenhaft. Bewertung: Durchschnitt. Empfehlung: Eignung zum Nachrichtenführer bei einem Heeresgruppen-Kommando. Vorschlag Armee-Nachrichtenführer im Osten." Am 15. März 1943 wurde er zum Armee-Nachrichtenführer der 2. Armee ernannt. Zur letzten Beurteilung ergänzte am 12. April 1943 Generaloberst Friedrich Dollmann, OB der 7. Arme: "Ein famoser Mensch, ein ausgezeichneter Armee-Nachrichtenführer, den ich nur ungern verliere." Als Nachrichtenführer beim AOK 2 wurde er am 1. August 1943 zum Generalmajor befördert. Am 3. November 1943 wurde er krank ins Reservelazarett II Baden-Baden eingeliefert. Am 19. November 1943 erhielt er folgende Beurteilung von Generalleutnant Gustav von Harteneck, Chef des Generalstabes der 2. Armee: "In sich geschlossene Persönlichkeit und gefestigter Charakter, offenes Wesen. Nach oben klar und bestimmt, setzt er sich nach unten mit Energie und Schärfe durch. Feste nationalsozialistische Haltung. Klare soldatische Einstellung. Beherrscht sein Fachgebiet und arbeitet vorausschauend in richtiger Beurteilung der großen Zusammenhänge. Rührig und vorausschauend. Bewertung: Guter Durchschnitt. Empfehlung: Geeignet zum Nachrichten-Führer einer Heeresgruppe. Vorschlag: Belassung." Dazu ergänzte am gleichen 19. November 1943 Generaloberst Walter Weiss, OB der 2. Armee: "Einverstanden ! Ein ausgezeichneter Armee-Nachrichten-Führer." Am 20. November 1943 wurde er deswegen offiziell abgelöst und in die Führerreserve OKH versetzt. Seinen Dienst regelte der Wehrkreis V. Seine private Anschrift war damals die Langestraße 105 in Baden-Baden, wo er die Telefonnummer 1565 hatte. Am 18. Februar 1944 wurde er aus dem Lazarett entlassen. Am 20. April 1944 wurde er wieder als kriegsdienstverwendungsfähig zur Verfügung gestellt. Am 5. Juni 1944 folgte eine erneute Einweisung ins Reservelazarett Baden-Baden. Dort wurde er dem Lungenteillazarett Sanatorium Dengler zugewiesen. Am 13. Juli 1944 wurde er wieder als bedingt kriegsdienstverwendungsfähig wieder zur Verfügung gestellt. Am 1. August 1944 wurde er mit der Wahrnehmung der Geschäfte als Kommandant von Frankfurt am Main beauftragt. Am 15. September 1944 wurde er zum Kommandant von Frankfurt am Main ernannt. Am 1. Februar 1945 wurde er zum Kampfkommandant von Frankfurt/Main ernannt. An diesem Tag wird der Beginn der Verdunkelung auf Sonnenuntergang vorgezogen. Die Stadt Frankfurt ist fast täglich alliierten Luftangriffen ausgesetzt. Am 11. März 1945 findet auf der Hohenzollernanlage am Ehrenmal der 81er ein Heldengedenktag zur Ehrung gefallener Deutscher statt. Für die Verteidigung der Stadt stehen ihm nur zusammengewürfelte Einheiten zur Verfügung. Dazu gehören eine Flakgruppe, ein durch Volkssturm verstärktes Landesschützen-Bataillon und eine Ausbildungskompanie, insgesamt etwa 1.000 Mann. In den Augen des OB West, Generalfeldmarschall Albert Kesselring, ist er nicht der richtige Mann zur Verteidigung, nachdem die Sprengung einer Mainbrücke in Richtung Hanau mißlang. Inzwischen war an diesem 24. März 1945 der Kommandierende General vom LXXXV. Armeekorps, General der Infanterie Baptist Kniess, in Frankfurt eingetroffen. Er soll die Sprengung aller Brücken über den Main sicher stellen. Die Sprengung der Wilhelmsbrücke, südlich des Hauptbahnhofs gelingt dabei nicht vollständig und den Amerikanern gelingt an dieser Stelle der Übergang über den Fluss. Ecke Gutleutstraße/Scharnhorststraße wird ein Stützpunkt durch die amerikanischen Angreifer eingerichtet. Auf diesen wird von General Kniess der Angriff durch den Kampfkommandanten befohlen. Dabei wird Generalmajor Stemmermann leicht verletzt. General Knieß befiehlt den Kommandeur vom, bei Marburg stehenden, Grenadier-Ersatz-Bataillon 57, Oberstleutnant Erich Löffler, als neuen Kampfkommandanten nach Frankfurt. Natürlich ohne Truppen, lediglich mit seinem neunköpfigen Stab, soll dieser die Verteidigung von Frankfurt besser organisieren. General Knieß zieht sich mit seinem Stab nach Bad Homburg zurück. Der Kommandostand in Frankfurt befand sich beiim Palais Löwenstein in der Taunusanlage 12 in der Nähe vom Frankfurter Hauptbahnhof. Kurz vor der Ablösung soll Generalmajor Stemmermann zu seinem Stellvertreter Major Umbach gesagt haben "Kommen Sie, wir gehen zum Hauptbahnhof und nehmen die amerikanischen Panzer mit unseren Pistolen unter Feuer!". Bei der Ablösung am 27. März 1945, die Amerikaner stehen schon nördlich des Mains am Hauptbahnhof, wird der neue Kampfkommandant mit einem Teil seines Stab durch eine 105mm-Granate getötet. Stemmermann selbst wird dabei schwer verletzt. Er selbst sollte in die Führerreserve OKH versetzt werden, stattdessen kommt er ins Lazarett. Dort wird er am 7. April 1945 durch die amerikanischen Besatzungstruppen inhaftiert. Seine Ehe wurde am 29. Dezember 1949 geschieden. Seine Frau lebte mit seinem Namen 1955 in der Eisenbahnstraße 23 in Pforzheim. Unter der gleichen Adresse war auch sein Stiefsohn Paul Hans Stemmermann als Dr. phil. gemeldet.

Sein älterer Bruder war der General der Artillerie Wilhelm Stemmermann.
Sein am 8. August 1888 in Rastatt geborener Bruder Friedrich Wilhelm Eduard Stemmermann schlug ebenfalls die Offizierslaufbahn ein. Als Fahnenjunker trat er in die Württembergische Armee ein. Er kam dabei zum Badisches Fußartillerie-Regiment Nr. 14. Am 22. März 1907 wurde er mit einem Patent vom 25. Februar 1907 zum Fähnrich befördert. Nach dem Besuch der Kriegsschule wurde er am 18. November 1907 zum Leutnant befördert. Sein Patent wurde dabei auf den 22. Mai 1906 datiert. Anfangs wurde er als Kompanieoffizier in der 2. Kompanie vom Badisches Fußartillerie-Regiment Nr. 14 in Straßburg im Elsaß eingesetzt. Spätestens im Frühjahr 1910 wurde er in gleicher Funktion zur 7. Kompanie seines Regiments in Straßburg im Elsaß versetzt. Im Frühjahr 1911 gehörte er zur 8. Kompanie seines Regiments in Straßburg. Am 1. Oktober 1911 wurde er für mehrere Jahre zur Militärtechnischen Akademie kommandiert. Am 8. November 1914 wurde er zum Oberleutnant befördert. Am 18. Dezember 1915 wurde er zum Hauptmann befördert. 1920 nahm er seinen Abschied und erhielt die Charakter als Major. Er heiratete am 25. September 1920 die fast viereinhalb Jahre ältere Cärmer Kalmän, Tochter vom Morris Kalmän, in Baden-Baden.
Seine am 2. August 1890 Schwester Paula Luise Auguste Henrietta Stemmermann heiratete am 15. Januar 1918 den knapp zwölf Jahre älteren Großherzoglichen Finanzamtmann Ludwig Otto Peter Piazolo, Sohn des Kaufmanns Otto Piazolo, in Karlsruhe.