Neßlinger, Bernhard

 

* 10. Januar 1895, Berschkallen (Ostpreußen)

† 10. Juni 1951, Kellinghusen, Kreis Steinburg

 

 

Bernhard Neßlinger war der Sohn des Evangelischen Pfarrers Franz Martin Neßlinger und dessen Ehefrau Wilhelmine Elisabeth, geborene Schlemminger. Er trat am 14. Februar 1914 als Fahnenjunker in das Königlich Preußische Heer ein. Er kam dabei zum 1. Pommersches Feldartillerie-Regiment Nr. 2. Bei diesem wurde er am 24. Dezember 1914 zum Leutnant ohne Patent befördert. Sein Patent hat er dann am 18. Juni 1915 erhalten. Am 10. August 1916 wurde er zur Feldkriegsschule kommandiert. Ab dem 27. November 1916 gehörte er zur Vermessungsabteilung. Am 30. Juli 1916 wurde er zum Adjutant der reitenden Abteilung seines Regiments ernannt. Am 4. Januar 1917 wurde er zur Feldartillerie-Schießschule versetzt. Ab dem 1. März 1917 wurde er wieder als Batterieoffizier eingesetzt. Vom 7. Mai 1917 bis zum 10. Mai 1917 besuchte er einen Flak-Kursus. Am 31. Mai 1917 wurde er zur Entfernungsmesserschule versetzt. Am 20. November 1917 wurde er zum Regimentstab vom 1. Pommersches Feldartillerie-Regiment Nr. 2 versetzt. Im Ersten Weltkrieg wurde er nicht nur verwundet, was sich in der Verleihung des Verwundetenabzeichens in Schwarz widerspiegelte. Im 1. Weltkrieg wurden ihm auch beide Eisernen Kreuze verliehen. Nach dem Krieg wurde er dann als Leutnant in das vorläufige Reichsheer übernommen. Sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. März 1915 festgelegt. Beim 200.000 Mann-Übergangsheer der Reichswehr im Frühjahr 1920 gehörte er zum Reichswehr-Artillerie-Regiment 1. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr wurde er am 1. Oktober 1920 in das 1. (Preußisches) Artillerie-Regiment übernommen. Dort wurde er dann die nächsten Jahre als Batterieoffizier eingesetzt. Am 13. November 1920 starb seine Mutter. Am 22. März 1923 absolvierte er seine Wehrkreisprüfung. Spätestens ab dem Frühjahr 1923 gehörte er für mehrere Jahre zur 5. Batterie vom 1. (Preuß.) Artillerie-Regiment in Königsberg. Am 1. Oktober 1923 wurde er als Bereiter zur Kavallerieschule nach Hannover kommandiert. Bei dieser wurde er am 1. Oktober 1924 auch zum Oberleutnant befördert. Vom 28. Februar 1927 bis zum 9. April 1927 wurde er zum Schießlehrgang für Artillerieoffiziere kommandiert. Vom 3. Oktober 1927 bis zum 15. Februar 1928 wurde er zu einem Waffenschullehrgang kommandiert. Am 1. April 1929 wurde er unter gleichzeitiger Beförderung zum Hauptmann für die nächsten Jahre in den Stab der II. Abteilung vom 1. (Preuß.) Artillerie-Regiment ebenfalls in Königsberg versetzt. Am 6. Dezember 1929 hat er Jutta Ullmer, Tochter vom Rittergutsbesitzer Ernst Ullmer, geheiratet. Am 20. Februar 1930 wurde er zum Fürsorgeoffizier seiner Abteilung ernannt. Am 15. Januar 1931 wurde er dann zum Chef der Ausbildungs-Batterie vom 1. (Preuß.) Artillerie-Regiment ebenfalls in Königsberg ernannt. Diese Funktion übte er dann zumindest die nächsten Jahre aus. Am 9. Juni 1931 wurde sein Sohn Eberhard Bernd Neßlinger geboren. Vom 2. Oktober 1931 bis zum 29. Oktober 1931 wurde er zu einem Schießlehrgang kommandiert. Am 1. April 1934 war er Chef der 6. Batterie vom 1. (Preuß.) Artillerie-Regiment ebenfalls in Königsberg. Während der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht gehörte er am 1. Oktober 1934 als Batteriechef der 2. Batterie zur Reitende Artillerie-Abteilung 5 in Insterburg. Danach wurde er Mitte Mai 1935 als Major zum Kommandeur der I. Abteilung vom Artillerie-Regiment Allenstein ernannt. Bei der Enttarnung der Verbände wurde er am 15. Oktober 1935 zum Kommandeur der I. Abteilung vom Artillerie-Regiment 11 ernannt. Am 3. Januar 1936 wurde seine Tochter Astrid Neßlinger geboren. Sein Kommando behielt er dann bis zum Beginn des 2. Weltkrieges im Sommer 1939. Dabei wurde er zum 1. April 1938 zum Oberstleutnant befördert. Am 17. Juni 1938 starb sein Vater in Insterburg. Seine Abteilung führte er bei Beginn des Krieges auch in den Polenfeldzug. Am 21. September 1939 wurde ihm die Spange zum Eisernen Kreuz 2. Klasse verliehen. Noch im September 1939 gab er sein Kommando ab. Dafür wurde er am 23. September 1939 zum Kommandeur vom Artillerie-Regiment 211 ernannt. Dieses befand sich an der Westfront. Zum Ende des Frühjahrs 1940 führte er das Regiment im Verband der 211. Infanterie-Division in der zweiten Hälfte vom Westfeldzug nach Frankreich hinein. Ende Juni 1940 wurde ihm die Spange zum Eisernen Kreuz 1. Klasse verliehen. Ab Juli 1940 wurde er mit seinem Regiment im Divisionsverband als Besatzungstruppe in der Bretagne eingesetzt. Zum 1. April 1941 wurde er dort zum Oberst befördert. Auch zum Beginn des Ostfeldzuges im Sommer 1941 blieb er weiter dort eingesetzt. Anfang 1942 wurde er dann mit seinem Regiment im Verband der 211. Infanterie-Division an die Ostfront verlegt, um dort im Mittelabschnitt bei Brjansk eingesetzt zu werden. Zum Jahreswechsel 1942/43 gab er sein Kommando ab. Am 3. Januar 1943 erhielt er folgende Beurteilung von Generalleutnant Richard Müller, Kdr. der 211. Infanterie-Division: "Ein passionierter Offizier, der sein Regiment reiterlich und in der Gefechntsausbildung sehr gut gefördert hat. Nationalsozialist. Vor dem Feind bewährt. Versteht es, sein Können auf seine unterstellten Einheiten zu übertragen. In allen Lagen gewandter Artillerist, hervorragender Reiter. Zum Artillerie-Kommandeur voll geeignet. Bewertung: Über Durchschnitt." Am 3. Januar 1943 wurde er dafür zum Artillerie-Kommandeur 35 (Arko 35) ernannt. Diesen Stab führte er jetzt beim Generalkommando XXXIX. Panzerkorps unter der 9. Armee im Mittelabschnitt der Ostfront. Am 1. März 1943 erhielt er folgede Beurteilung von General der Artillerie Robert Martinek, KG vom XXXIX. Panzerkorps: "Schneidiger Offizier mit guten Führungseigenschaften. Einwandffrei nationalsozialistisch eingestellt. Vor dem Feind voll bewährt. Hat als Artillerie-Kommandeur ab dem 3. Januar 1945 gut entsprochen. Voll leistungsfähig. Bewertung: Durchschnitt." Am 20. März 1943 ergänzte dazu Generalleutnant Max Lindig, HArko 307: "Frischer, wendiger Artillerie-Kommandeur. Bei weiterer Bewährung als Artillerie-Kommandeur später geeignet als Höherer Artillerie-Kommandeur." Am 21. Juli 1943 gab er sein Kommando als Arko 35 an Oberst Horst Kadgien ab und wurde dafür in die Führerreserve OKH versetzt. Seinen Dienst regelte jetzt der Wehrkreis I. Am 1. Dezember 1943 wurde er zum Artillerie-Kommandeur 148 (Arko 148) ernannt. Diesen Stab führte er jetzt beim LIII. Armeekorps unter der 3. Panzerarmee im Mittelabschnitt der Ostfront. Am 7. März 1944 erhielt er folgende Beurteilung von General der Infanterie Friedrich Gollwitzer, KG vom LIII. Armeekorps: "Einsatzfreudig, unerschrocken. Vor dem Feind vielfach bewährt. Erfahrener Artillerist. Hat die Artillerie des Korps in schwierigen Kampflagen in den beiden Schlachten um Witebsk straff, sicher und mit kampfentscheidenen Erfolg geführt. Guter Organisator, erfahrener Artillerist. Bewertung: Durchschnitt. Empfehlung: Höherer Artillerie-Kommandeur." Dazu ergänzte am 11. März 1944 Generalleutnant John Ansat, HArko 313: "Nichts hinzuzufügen." Ende Juni 1944 gab er sein Kommando als Arko 148 nach dem Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte und der dabei erfolgten Zerschlagung des LIII. Armeekorps ab und wurde daraufhin in die Führerreserve versetzt. Am 1. August 1944 wurde er zum Artillerie-Kommandeur 112 (Arko 112) ernannt. Diesen Stab führte er jetzt beim XXIII. Armeekorps unter der 2. Armee im Mittelabschnitt der Ostfront. Zum Ende des Jahres wurde er mit seinem Stab bei diesem Korps am Narew eingesetzt. Im Februar 1945 war der Stab an der Weichsel im Einsatz. Er behielt sein Kommando als Arko 112 bis zum Ende des 2. Weltkrieges im Mai 1945. Zum 1. April 1945 wurde er auch noch zum Generalmajor befördert. Nach dem Krieg war er noch als 1. Vorsitzender der Reit- und Fahrschule Kellinghusen aktiv. 1951 ist er an den Folgen eines Reitunfalls gestorben. Er hatte noch vier Brüder. Zwei davon waren ebenfalls Offiziere bei der Artillerie. Der 1885 in Rucken, im Kreis Tilsit, geborene Franz Erich Neßlinger starb bereits am 30. August 1889 in Groß Berschkallen im Alter von 3 Jahren und 11 Monaten. Sein am 23. Juli 1887 in Groß Berschkallen geborener Bruder trug den Namen Otto Walther Neßlinger. Dieser starb am 19. August 1915 als Oberleutnant und Angehöriger der 3. Batterie vom 1. Lithauisches Feldartillerie-Regiment "Prinz August von Preußen" Nr. 1 im Alter von 28 Jahren in Gansowka-Skwarki in Rußland an seiner bei Lapy am 17. August 1915 erlittenten Verwundung durch Bauchschuß. Am 23. Juni 1893 wurde seine Schwester Frida Magdalena Neßlinger in Groß Berschkallen geboren. Am 17. Oktober 1896 wurde sein Bruder Georg Martin Alfred Neßlinger in Georgenburg, Kreis Insterburg, geboren. Am 3. Februar 1902 wurde sein Bruder Gottfried Gerhard Neßlinger in Georgenburg, Kreis Insterburg, geboren. Er hatte noch eine Schwester mit dem Namen Gertrud Neßlinger. Beide Schwestern lebten als ledige Rentnerinnen 1965 in Celle.

 

Literatur und Quellen:
Krug, Ottomar Deutsche Generale 1918-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/10853
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1914, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1914
Dienstaltersliste der Offiziere der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich  Württembergischen) Armeekorps 1917, Mittler und Sohn 1917
Dienstaltersliste der Offiziere der bisherigen Preußischen Armee und des XIII. (bisherigen Württembergischen) Armeekorps 1919, Mittler und Sohn 1919
Stellenbesetzung im Reichsheer 16. Mai 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1921, Biblio-Verlag 1968
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1923, Berlin, Mittler und Sohn 1923
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1924, Berlin, Mittler und Sohn 1924
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin, Mittler und Sohn 1925
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1927, Berlin, Mittler und Sohn 1927
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1928, Berlin, Mittler und Sohn 1928
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1929, Berlin, Mittler und Sohn 1929
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1930, Berlin, Mittler und Sohn 1930
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1931, Berlin, Mittler und Sohn 1931
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1932, Berlin, Mittler und Sohn 1932
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. Mai 1933
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. April 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 1. Oktober 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 15. Oktober 1935
Stellenbesetzung Wehrmacht 6. Oktober 1936
Stellenbesetzung des Heeres mit Stand vom 12. Oktober 1937
Stellenbesetzung des Heeres 1938
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953
NARA T-78 R 890