Crasemann, Peter Eduard

 

* 5. März 1891, Hamburg

† 29. April 1950, Werl / Westfalen

 

 

Eduard Crasemann war der jüngere Sohn des Notars Dr. jur. Heinrich Max Crasemann und dessen Ehefrau Mathilde Albertine Anna Elisabeth, geborene Stienen. Er trat nach seinem Abitur an der Oberrealschule in Uhlenhorst am 11. Februar 1910 als Fahnenjunker in die Königlich Preußische Armee ein. Er kam dabei zum Niedersächsisches Feldartillerie-Regiment Nr. 46. Bei diesem wurde er am 18. Oktober 1910 zum Fähnrich befördert. Nach dem Besuch der Kriegsschule wurde er am 18. August 1911 zum Leutnant befördert. Sein Patent wurde dabei auf den 20. August 1909 (U) datiert. Danach wurde er anfangs als Batterieoffizier bei der 2. (Braunschweigischen) Batterie in Wolfenbüttel in seinem Regiment eingesetzt. Kurz vor Beginn des 1. Weltkrieges gehörte er zur 6. Batterie seines Regiments. Am Ersten Weltkrieg nahm er anfangs als Batterie-Offizier bei der 5. Batterie seines Regiments teil. Bereits am 24. August 1914 wurde er als Batterieführer eingesetzt. Das Eiserne Kreuz 2. Klasse wurde ihm am 13. September 1914 verliehen. Ab dem 11. November 1914 wurde er als Abteilungsadjutant bei der II. Abteilung seines Regiments verwendet. Am 25. Februar 1915 wurde er sogar zum Regimentsadjutant seines Regiments ernannt. Am 18. August 1915 (D3d) wurde er zum Oberleutnant befördert. Das Eiserne Kreuz 1. Klasse wurde ihm am 15. Oktober 1915 verliehen. Ab Anfang Juni 1917 wurde er für etwa einen Monat wieder als Batterieführer im Niedersächsisches Feldartillerie-Regiment Nr. 46 verwendet. Ab dem 21. September 1917 wurde er für genau zwei Monate als Kompanieführer zum 2. Hannoversches Infanterie-Regiment Nr. 77 kommandiert. Auch danach war er wieder Regimentsadjutant seines Regiments. Ende November 1917 begann er seine Genralstabsausbildung. Ab dem 17. Mai 1918 wurde er als 2. Generalstabsoffizier bei der 35. Infanterie-Division eingesetzt. Am 18. August 1918 (U) wurde er zum Hauptmann befördert. Nach dem Krieg wurde ab dem 28. November 1918 als Batterieführer wieder zum Niedersächsisches Feldartillerie-Regiment Nr. 46 versetzt. Zeitweise führte er sogar die I. Abteilung seines Regiments. Am 7. April 1919 wurde er mit Wirkung vom 30. April 1919 aus dem Dienst verabschiedet.

Er war anfangs in der Landwirtschaft tätig und dachte darüber nach ein eigenes Gut zu erwerben. 1920 wurde er Angestellter der Reederei Hugo Stinnes GmbH in Hamburg an und organisierte bei dieser die Kohletransporte auf Alster und Elbe. Wenigen Monate später erhielt er eine leitende Position in einem auf den Eisenhandel spezialisierten Großunternehmen in Hannover. Am 10. November 1921 heiratete er die wenige Monate jüngere Elise Friederike Johanna Gertrud Winter, Tochter des Fabrikanten Theodor Oskar Robert Winter. Sein ältester Sohn Horst Crasemann wurde am 18. November 1922 geboren. Sein Vater starb am 28. Februar 1925 in Hamburg. Sein jüngster Sohn Hans Crasemann wurde am 25. Januar 1928 geboren. Ende der 1920er Jahre belegte er Kurse an der Technischen Hochschule Hannover. Seine Mutter starb am 7. April 1929 ebenfalls in Hamburg. Nach dem Studium wurde er Teilhaber der in Hannover ansässigen Firma Owin Radioapparatefabrik. Von 1931 bis 1936 war er auch deren kaufmännischer Leiter. Im Mai 1933 trat Crasemann in die NSDAP ein, anscheinend eher aus Opportunitätsgründen als aus echter Überzeugung. Sein Unternehmen war nicht besonders erfolgreich, obwohl es 1933 ebenfalls mit der Produktion des Volksempfängers begonnen hatte. Im März 1936 ging das Unternehmen in Konkurs, im Juli 1936 wurde es abgewickelt. Daraufhin kam er am 1. August 1936 als E-Offizier-Anwärter zur 1. Abteilung des Generalstabes des Heeres im Reichskriegsministerium (RKM). Am 1. November 1936 wurde er als Hauptmann (E) bei dieser Dienststelle auch angestellt. Sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. Dezember 1933 (18a) festgelegt. Am 12. Oktober 1937 wurde er in die 10. Abteilung (Abteilung Landesverteidigung) versetzt. Am 1. Juni 1938 (20) wurde er dort zum Major (E) befördert. Bei dieser wurde er am 15. Februar 1939 mit einem Rangdienstalter als Major vom 1. März 1937 (39b) auch in den aktiven Truppendienst überführt und zum Artillerie-Regiment 73 versetzt. Dort erfolgte als Nachfolger von Hauptmann Wagner am 1. April 1939 seine Ernennung zum Chef der 5. Batterie des Regiments. Er nahm mit dieser im Spätsommer 1939 am Polenfeldzug teil. Dabei wurde ihm die Spange zum Eisernen Kreuz 2. Klasse am 30. September 1939 verliehen. Danach wurde er am 2. November 1939 zum Kommandeur der Artillerie-Ersatz-Abteilung 65 in Mühlhausen in Thüringen ernannt. Anschließend wurde er am 1. Februar 1940 zum Kommandeur der II. Abteilung vom Artillerie-Regiment 73 ernannt, die er im Frühjahr 1940 im Wesfeldzug führte. Dabei wurde ihm die Spange zum Eisernen Kreuz 1. Klasse am 1. Juni 1940 verliehen. Am 1. August 1940 (34) zum Oberstleutnant befördert, wurde er am 10. Mai 1941 als Nachfolger vom gefallenen Oberst Max Eichstädt zum Kommandeur vom Artillerie-Regiment 33 in Nordafrika ernannt. Das Verwundetenabzeichen in Gold wurde ihm am 23. Dezember 1941 verliehen. Für seine kampfentscheidenden Leistungen beim Kampf um Tobruk wurde er am 26. Dezember 1941 mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Zum 1. Februar 1942 (210a) zum Oberst befördert, übernahm er am 26. Mai 1942 für den verwundeten Generalmajor Gustav von Vaerst die stellvertretende Führung der 15. Panzer-Division und stieß mit dieser bis nach El Alamein vor. Am 7. Juli 1942 wurde er von General Rommel für einen Einbruch bei seiner Division verantwortlich gemacht, und deshalb abgelöst und von Oberst Erwin Menny ersetzt. Nach dessen Erkrankung am 18. Juli 1942 wurde er noch einmal bis zum Ende des Monats mit der stellvertretenden Führung der 15. Panzer-Division beauftragt, die er dann an Generalmajor Heinz von Randow abgegeben hat. Wegen einer längeren Erkrankung wurde er am 17. Januar 1943 in die Führerreserve OKH versetzt. Seinen Dienst regelte der Wehrkreis III. Nach der Genesung war er ab dem 20. April 1943 Kommandeur vom Panzerartillerie-Regiment 116 der 5. Panzer-Division. Ab dem 1. September 1943 war er Artilleriekommandeur 143 (Arko 143) beim XXIV. Panzerkorps, wurde als solcher am 1. November 1943 mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet. Am 5. April 1944 wurde er wieder in die Führerreserve OKH versetzt und seinen Dienst regelte wieder der Wehrkreis III. Vom 1. Mai 1944 bis zum 3. Juni 1944 wurde er zum 11. Divisionsführerlehrgang nach Hirschberg kommandiert. Am 1. Juli 1944 wurde er als Führerreserve für Divisonskommandeure bestimmt. Daraufhin übernahm er am 10. Juli 1944 als Nachfolger von Generalleutnant Smilo Freiherr von Lüttwitz die Führung der 26. Panzer-Division in Italien. Die Division befand sich auf dem Rückzug entlang des Era-Tals, zwischen den Flüssen Cecina und Arno. In der zweiten Augusthälfte 1944, als die Division im Begriff stand, an die Adria-Front verlegt zu werden, befahl Crasemann dem Kommandeur der Aufklärungs-Abteilung, Rittmeister Josef Strauch, die Durchkämmung der Sümpfe von Fucecchio "Padule di Fucecchio". In der Überzeugung, dass sich dort zahlreiche Partisanen aufhielten, ordnete Oberst Crasemann an, die Aktion "bewusst hart" durchzuführen. Jedes mögliche Hindernis für die Bewegung seiner Division sollte beseitigt werden. Tatsächlich wurden aber nur wenige verdächtige Partisanen, dafür viele Zivilpersonen, darunter auch Frauen und Kinder, ermordet. Insgesamt wurden 175 Menschen bei der Aktion getötet. Am 1. Oktober 1944 (24) zum Generalmajor befördert, wurde er gleichzeitig auch zum Kommandeur der 26. Panzer-Division ernannt. Am 24. November 1944 wurde er namentlich im Wehrmachtsbericht genannt. Für die Abwehrleistungen seiner Division am 18. Dezember 1944 mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Am 29. Dezember 1944 erhielt er 20 Tage Urlaub, zu seinem Vertreter wurde Oberst Carl Stollbrock bestimmt. Seine Urlaubsanschrift war das Hotel Märkischer Hof in Neuruppin. Am 29. Januar 1945 wurde er mit der Führung des XII. SS-Armeekorps beauftragt und gleichzeitig mit einem Rangdienstalter vom 1. Oktober 1944 (4) zum Generalleutnant befördert. Er übernahm das Generalkommando im Februar 1945 von Generalleutnant Fritz Bayerlein. Sein Rangdienstalter als Generalleutnant wurde später auf den 1. Dezember 1942 (24) verbessert. Am 16. April 1945 geriet er im Ruhrkessel in britische Gefangenschaft, wurde aber danach am 20. April 1945 noch zum General der Artillerie befördert und gleichzeitig zum Kommandierenden General vom XII. SS-Armeekorps ernannt. Von der britischen Armee wurde er zuerst im Island Farm Special Camp 11 n Wales inhaftiert. Nach Kriegsende ermittelte die britische Militärjustiz zum Massaker in den Sümpfen von Fucecchio. Während Crasemann auf seinen Prozess wartete, wurde er im Oktober 1946 nach London in das Verhörzentrum Kensington Palace verlegt, das als London District Cage bekannt wurde. Er wurde im Februar 1947 als Zeuge im Prozess gegen Generalfeldmarschall Albert Kesselring in Venedig vorgeladen. Anschließend fand vom 13. Mai 1947 bis zum 22. Mai 1947 in Padua der Prozess gegen ihn selbst wegen des Massakers in den Sümpfen von Fucecchio statt. Er wurde in dem Verfahren von einem britischen Gericht zu zehn Jahren Haft verurteilt. In dieser ist er am 29. April 1950 im damaligen britischen Militärgefängnis im westfälischen Werl verstorben. Seine Witwe ist am 4. Juli 1960 in Hannover verstorben.

Er hatte mehrere ältere Brüder:
Sein ältester Bruder war der am 14. Januar 1883 in Hamburg geborene Eduard Reinhard Crasemann. Dieser stieg in die Fußstapfen des Vaters und studierte Jura. Er promovierte und heiratete als Landrichter am 23. September 1912 die etwas über sieben Jahre jüngere Laetitia Emilie Toni Moll, Tochter vom Kaufmann Eduard Gustav Moll, in Hamburg. Am 29. April 1914 wurde seine älteste Tochter Ruth Emily Laetitia Crasemann in Hamburg geboren. Der einzige Sohn Joachim Crasemann wurde am 6. September 1915 ebenfalls in Hamburg geboren. Dem Paar wurde am 2. März 1919 noch die jüngste Tochter Laetitia Elisabeth Crasemann geboren. Sein Bruder starb am 23. August 1952 in Hamburg. Seine Witwe starb am 17. Juni 1969 in Wohltorf.
Ein weiterer älterer Bruder war der am 20. Juni 1884 in Hamburg geborene Friedrich Max Crasemann. Dieser heiratete als Kaufmann am 28. Januar 1917 die fast zwölfeinhalb Jahre jüngere Alice Strack, Tochter des Rechtsanwaltes Dr. jur. Arthur Heinrich Leberecht Strack, in Hamburg. Er starb noch vor dem 2. Weltkrieg am 5. April 1939 in Berlin-Wilmersdorf.
Ein weiterer älterer Bruder war der am 24. August 1886 in Hamburg geborene Ferdinand Crasemann. Dieser schlug auch die militärische Laufbahn bei der Infanterie ein. Er kam dabei im Jahr 1906 als Fahnenjunker zum 3. Hannoversches Infanterie-Regiment "von Voigts-Rhetz" Nr. 79. Bei diesem wurde er am 17. November 1906 zum Fähnrich befördert. Nach dem Besuch der Kriegsschule wurde er am 27. Januar 1908 (D) zum Leutnant befördert. Danach diente er die ersten Jahre als Kompanieoffizier in der 6. Kompanie seines Regiment. Im Herbst 1912 wurde er in gleicher Funktion die 10. Kompanie seines Regiments versetzt. Kurz vor Beginn des 1. Weltkrieges gehörte er noch immer zur 10. Kompanie vom 3. Hannoversches Infanterie-Regiment "von Voigts-Rhetz" Nr. 79. Am 27. Januar 1915 (E57e) wurde er zum Oberleutnant befördert. Am 18. April 1917 (A3a) wurde er zum Hauptmann befördert. Seine zweite Ehe ging er am 20. Oktober 1918 als Adjutant der 38. Landwehr-Infanterie-Brigade mit Hertha Luise Dorothea Maria Agnes Rößler in Göttingen ein. Am 9. September 1919 wurde deren älteste Tochter Renate Crasemann in Göttingen geboren, die aber bereits am 13. Mai 1927 als Kind wieder starb. Die mittlere Tochter Helga Dorothea Alberta Anneliese Crasemann wurde am 21. März 1921 in Braunschweig geboren. Die jüngste Tochter Hassi Hertha Christa Erika Crasemann wurde am 8. Dezember 1923 in Braunschweig geboren. Ferdinand Crasemann starb als Syndikus bereits am 20. September 1926.

 

Ritterkreuz (26. Dezember 1941) Eichenlaub (18. Dezember 1944)

 

Literatur und Quellen:
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 4 Bände, Bad Friedrichshall, 1996 / 1997
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 9 Bände, 4. überarbeitete Auflage, Bad Friedrichshall 2010 / 2011