Petersen, Rudolf Jesper

 

* 15. Juni 1905, Atzerballig / Dänemark

+ 2. Januar 1983, Flensburg
 

 

Rudolf Petersen war der Sohn eines Pfarrers und trat am 16. November 1925 als Matrose in die Reichsmarine ein. Bis zum 31. Juli 1925 absolvierte er bei der Schiffsstammdivision der Ostsee seine Grundausbildung und anschließend auf dem Segelschulschiff "Niobe" seine Bordausbildung, die ab dem 19. Januar 1926 auf dem Schulkreuzer "Hamburg" fortgesetzt wurde. Am 16. November 1925 war er auf der "Niobe" zum Seekadetten und am 1. April 1926 auf der "Hamburg" zum Gefreiten befördert worden. Ab dem 27. März 1927 besuchte er die Marineschule in Mürwick, wo er am 1. April 1927 zum Fähnrich zur See und am 1. Juni 1928 zum Obermaat befördert wurde. Ab dem 2. April 1928 folgten Lehrgänge an der Torpedo- und Nachrichtenschule, an der Sperrschule, der II. Abteilung der Schiffsstammdivision der Ostsee und der Schiffsartillerieschule. Am 4. Februar 1929 wurde Rudolf Petersen zur II. Torpedobootsflottille versetzt und am 1. Juni 1929 zum Oberfähnrich zur See befördert. Ab dem 28. September 1929 tat er auf dem Linienschiff "Schlesien" Dienst, auf dem er am 1. Oktober 1929 zum Leutnant zur See befördert wurde. Am 8. März 1930 folgte seine Versetzung auf den Kreuzer "Karlsruhe" und ab dem 21. Dezember 1930 seine Verwendung als Kompanieoffizier bei der I. Abteilung der Schiffsstammdivision der Nordsee. Am 1. Juli 1931 wurde er zum Oberleutnant zur See befördert. Am 26. September 1931 wurde Rudolf Peters Wachoffizier auf dem Vermessungsschiff "Meteor" und am 1. April 1932 Kommandant des Peilbootes V. Aufgabe der beiden Boote war die Vermessung der Küste und des Wattenmeeres sowie von Flussmündungen, Fahrtrinnen und Verlandungen. Am 29. September 1933 wurde er als Wachoffizier auf das Torpedoboot "Jaguar" versetzt, am 26. September 1934 kam er als Adjutant auf das Torpedoboot "Tiger". Am 1. September 1935 wurde er zum Kapitänleutnant befördert und am 28. September 1935 Kommandant des am 22. Januar 1934 bei der Lürssen-Werft in Vegesack vom Stapel gelaufene Schnellboot "S 9". Am 21. September 1936 gab er das Kommando über das Boot wieder ab, um als Kompanieoffizier zur II. Abteilung der Schiffsstammdivision der Ostsee versetzt zu werden. Vom 5. Oktober 1937 bis 6. August 1938 besuchte er die Marine-Akademie und wurde anschließend Chef der neu aufgestellten 2. Schnellboot-Flottille. Bei Kriegsbeginn 1939 lag die Flottille mit den Booten "S 9", "S 10", "S 14", "S 15", "S 16" und "S 17" und dem Schnellbootbegleitschiff "Tanga" im U-Boothafen von Helgoland. Die Flottille unternahm Ausbildungsfahrten in der Ostsee. Im Zuge der U-Boot-Sicherung für die Schweren Kreuzer "Admiral Hipper" und "Blücher" wurde in der westlichen Ostsee, dem Großen und Kleinen Belt und im Öresund vergeblich nach polnischen U-Booten gesucht. Mit dem Einsetzen der Vereisung der Ostsee verlegten die Boote zurück in die Nordsee. Am 1. Januar 1940 wurde Petersen zum Korvettenkapitän befördert. Am 4. August 1940 wurde ihm das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Ab 20. Oktober 1941 bereitete er sich als Admiralstabsoffizier beim Führer der Torpedoboote auf seine bevorstehende Aufgabe als Führer der Schnellboote (FdS) vor, die er am 20. April 1942 übernahm und bis zum Kriegsende innehatte. Am 1. April 1944 wurde er zum Kapitän zur See befördert. Am 13. Juni 1944 wurde ihm das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Er wurde am 23. September 1944 zum Kommodore befördert. Er wurde allerdings wiederholt von seinen Vorgesetzten wegen angeblicher Erfolglosigkeit gerügt. Als sich die letzte Reichsregierung unter Karl Dönitz zum Kriegsende nach Flensburg-Mürwik absetzte, verlegte auch Rudolf Petersen seine Dienststelle in den dortigen Sonderbereich Mürwik. Rudolf Petersen versammelte die verbliebenen Schnellboote Anfang Mai 1945 in der Geltinger Bucht vor Flensburg. Dort war er am 9. Mai 1945 Gerichtsherr über den Fahnenflucht-Prozess eines Militärgerichts gegen vier junge Soldaten. Drei der Soldaten wurden zum Tode verurteilt und am 10. Mai 1945 auf dem Schnellbootbegleitschiff "Buea" erschossen; Milderungsgründe erkannte das Gericht bei einem Soldaten, der zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Die Hinrichtung der drei Soldaten erfolgte zwei Tage nach der deutschen Gesamtkapitulation. Dies geschah, obwohl Petersen einerseits bereits am 8. Mai die Seekriegsflagge auf den ihm unterstellten Schiffen einholen ließ und andererseits als Gerichtsherr beim Prozess von seinem Begnadigungsrecht hätte Gebrauch machen können. Die vier jungen Soldaten hatten – im Vertrauen auf die Teilkapitulation vom 4. Mai 1945 – versucht, am 6. Mai von ihrer Unterkunft in Svendborg auf der Insel Fünen zum deutschen Festland zu gelangen. Dabei waren sie von einem dänischen Hilfspolizisten aufgegriffen und an den Ortskommandanten der deutschen Truppe überstellt worden. In drei Prozessen wurden Petersen und die Mitglieder des Kriegsgerichts 1953 durch das Landgericht Hamburg (nach Revision des Bundesgerichtshofs) vom Vorwurf des Totschlags und der Rechtsbeugung freigesprochen. Petersen arbeitete später als Handelsvertreter und beim Militärischen Abschirmdienst (MAD) der Bundeswehr. Als er am Sylvesterabend 1982 seine Tür öffnete erlitt er einen schweren Schock und eine Hirnbluting, als Jugendliche Böller in sein Gesicht warfen. Er starb zwei Tage später an den Folgen.

 

Ritterkreuz (4. August 1940) Eichenlaub (13. Juni 1944)

Literatur und Quellen:
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 4 Bände, Bad Friedrichshall, 1996 / 1997
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 9 Bände, 4. überarbeitete Auflage, Bad Friedrichshall 2010 / 2011