Linienschiff "Schlesien"

 

Schiffstyp:
Das Linienschiff "Schlesien" gehörte zur "Deutschland"-Klasse

Namensgebung:
Das Linienschiff wurde nach preußischen Provinz Schlesien benannt.

 

Schiffsdaten:

Kiellegung: 19. November 1904

Stapellauf: 28. Mai 1906

Indienststellung: 5. Mai 1908

Bauwerft: Schichauwerft, Danzig

Besatzung: 35 Offiziere, 708 Mann

Baukosten: 24,920 Millionen Reichsmark

Verdrängung: 13.191 t lt. Konstruktion, 14.218 t maximal

Länge über alles: 127,6 m

Breite: 22,2 m

Tiefgang: 8,25 m maximal

Maschinenanlage: 3 Dreifachexpansionsmaschinen und Dampfversorgung durch 12 kohlegefeuerte Marine-Kessel

Anzahl der Wellen: 3

Leistung an den Wellen: 18.923 PS

Höchstgeschwindigkeit: 18,5 kn

Fahrbereich: 4.800 sm bei 12 kn

Bennstoffvorrat: 1.540 t Kohle

 

Bewaffnung:

Seeziel-Artillerie: Kaiserliche Marine: 4 x 28-cm-Sk L/40 (zwei Doppeltürme), 14 x 17-cm-Sk L/40, 20 x 8,8-cm-Sk L/35, 20 x Sk 8,8-cm L/35. Reichsmarine: 4 x 28-cm-Sk L/40 (zwei Doppeltürme

Flak: Kaiserliche Marine: keine Reichsmarine: 6 x 10,5-cm Flak, 4 x 3,7-cm Flak, 4 x 2-cm Flak

Torpedos: Kaiserliche Marine: 6 x 45-cm Unterwasser-Torpedorohre Reichsmarine: keine

Wasserbomben: keine

Minen: keine

Flugzeuge: keine

Ortungsgeräte:

 

Kommandanten:

5. Mai 1908 Kapitän zur See Franz von Holleben

Juli 1908 Kapitän zur See Friedrich Schultz

September 1908 Kapitän zur See Reinhard Koch

1. Oktober 1909 Kapitän zur See Hugo Louran

Februar 1911 Kapitän zur See Hugo Langemak

4. Oktober 1911 Kapitän zur See Carl Schaumann

1. Oktober 1912 Kapitän zur See Carl Hollweg

März 1915 Korvettenkapitän Maximilian Becker (i.V.)

April 1915 Kapitän zur See Friedrich Behncke

September 1916 Kapitän zur See Ernst Ewers

Juni 1917 Korvettenkapitän Paul Globig (i.V.)

August 1917 Korvettenkapitän Günter Paschen

Oktober 1917 Kapitänleutnant der Reserve Franz Wilde (i.V.)

November 1917 Korvettenkapitän / Fregattenkapitän Hans Pochhammer

April 1918 Fregattenkapitän Max Lutter

April 1918 Kapitän zur See Gustav Luppe

Mai 1918 Fregattenkapitän Otto Döhring

September 1918 Fregattenkapitän Hugo von Waldeyer-Hartz

November 1918 Kapitänleutnant der Seewehr Heinrich Dau

November 1918 Kapitänleutnant Hermann Brunswik


1. März 1927 Kapitän zur See Werner Tillessen

28. September 1927 Fregattenkapitän / Kapitän zur See Alfred Saalwächter

1. Oktober 1928 Fregattenkapitän / Kapitän zur See Max Bastian

23. September 1929 Kapitän zur See Kurt Aßmann

1. Oktober 1923 Kapitän zur See Wilhelm Canaris

27. September 1934 Kapitän zur See Heinrich Ancker

25. September 1936 Kapitän zur See Thilo Seebach

1. Oktober 1937 Kapitän zur See Friedrich-Wilhelm Fleischer

4. August 1938 Kapitän zur See Werner Lindenau

20. April 1939 Kapitän zur See Kurt Utke

17. November 1939 Kapitän zur See Günther Horstmann

31. Juli 1940 Fregattenkapitän Arnold Oehrl

Januar 1941 Fregattenkapitän Johannes Isenlar (m.d.W.d.G.b.)

Mai 1941 Kapitän zur See Werner Lindenau


15. Januar 1942 Kapitän zur See Ernst von Studnitz

Juni 1942 Fregattenkapitän Walter Hauser (m.d.W.d.G.b.)

September 1942 Kapitän zur See Franz Frerichs

Februar 1943 Korvettenkapitän der Reserve Oscar Brödermann (m.d.W.d.G.b.)

März 1943 Korvettenkapitän Helmut von Oechelhaeuser (m.d.W.d.G.b.)

Juni 1943 Kapitän zur See Alfred Roegglen

November 1944 Kapitän zur See Hans-Eberhard Busch

 

2. Werdegang

Das Linienschiff SMS "Schlesien" war das vierte und vorletzte Schiff der Deutschland-Klasse der Kaiserlichen Marine. Es lief am 28. Mai 1906 vom Stapel, wurde in Kiel endgültig ausgerüstet und am 5. Mai 1908 in Dienst gestellt. SMS "Schlesien" wurde dem I. Geschwader zugeteilt und nahm mit diesem an Verbands- und Flottenmanövern sowie an Auslandsreisen teil. Im April 1910 verlegte das Schiff mit dem Geschwader nach Wilhelmshaven. Am 3. Oktober 1911 wurde SMS "Schlesien" dem II. Geschwader zugeteilt und verlegte zu diesem nach Kiel. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde sie zum Sicherungs- und Vorpostendienst in der Deutschen Bucht eingesetzt. Es nahm an den Flottenunternehmen am am 15. / 16. 12. 1914, am 17. / 18. 4., 21. / 23. 4., 17. / 18. 5. und 23. / 24. 10 1915 teil. Im März 1916 war SMS "Schlesien" als Zielschiff für U-Boote eingesetzt und nahm am 24. / 25. April wieder an einem Flottenunternehmen teil. Am 31. Mai / 1. Juni 1916 nahm das Schiff an der Skagerrak-Schlacht teil. Zusammen mit den fünf Schiffen der Deutschland-Klasse (SMS "Deutschland", "Pommern", "Schleswig-Holstein, "Hessen", "Hannover") bildete sie das II. Geschwader am Ende der Hochseeflotte. Die sechs Schiffe waren die einzigen Vor-Dreadnought-Linienschiffe auf beiden Seiten. Die Schiffe hatten Mühe, die Geschwindigkeit des Verbandes der Hochseeflotte zu halten und waren bei Gefechtsbeginn zurückgefallen. Die vom Flottenchef Reinhard Scheer befohlene erste Gefechtskehrtwendung, bei der alle Schiffe gleichzeitig um 180° wendeten, sollte auch sicherstellen, dass die alten Schiffe nicht zurückblieben. Tatsächlich gerieten sie dann im weiteren Verlauf der Schlacht mehr in die Mitte der deutschen Schlachtreihe. Gegen 21 Uhr 25 geriet das Geschwader unter Beschuss der britischen Schlachtkreuzer, ohne seinerseits den Gegner eindeutig zu sichten. Nur die SMS Hessen, Hannover und Deutschland scheinen mit 20, 8 und 4 Schuss das Feuer beantwortet zu haben. Ab 0:50 Uhr gerieten Schlesien und Schleswig-Holstein als letzte Schiffe noch weiter achteraus, da sie dem torpedierten Kleinen Kreuzer SMS Rostock ausweichen mussten. In den Morgenstunden erfolgten Angriffe britischer Zerstörer, die das weiter vorn fahrende Schwesterschiff Pommern mit Torpedos versenkten, die mit ihrer gesamten Besatzung von 839 Mann verloren ging. Die schwere Artillerie von SMS "Schlesien" kam die ganze Zeit vor allem mangels erkennbarer Ziele überhaupt nicht zum Einsatz. Nach dieser Schlacht wurde das Schiff weiter zum Vorposten- und Sicherungsdienst eingesetzt. Im Winter 1917 wurde das schiff zum Eisnotdienst im Sund eingesetzt. Am 27. Juli 1917 schied das Schiff aus dem II. Geschwader aus und wurde vom 20. August 1917 bis zum 16. April 1918 als Rekrutenausbildungs- und Heizerschulschiff in der Ostsee eingesetzt. Ab Ende April 1918 wurde SMS "Schlesien" zum Seekadettenschulschiff umgebaut. Hierzu wurde die schwere und mittlere Artillerie ausgebaut und durch 10,5-cm und 8,8-cm Geschütze ersetzt. Nach mehreren Ausbildungsfahrten lag das Schiff bei Ausbruch der Matrosenunruhen in Kiel. Am 5. November 1918 verließ das Schiff Kiel, ehe sich der Kieler Matrosenaufstand an Bord ausbreiten konnte. Als das Schiff vor Flensburg ankerte, erlaubte der Kommandant den Besatzungsangehörigen, die sich zur Revolution bekannten, das Schiff zu verlassen. Es blieb weniger als die Hälfte der Besatzung und nur wenig Maschinenpersonal. Zwischen dem 6. und 9. November legte die Schlesien eine Irrfahrt durch die Ostsee zurück, um den revolutionären Kräften zu entgehen. Die an Bord befindlichen Seekadetten der Offiziercrew VII/18 ersetzten das Maschinenpersonal und bezeichneten ihre Crew fortan als „Schlesien-Crew“. Am 10. November 1918 wurde das Schiff in Swinemünde außer Dienst gestellt. Anschließend verlegte das Schiff bis Ende November 1918 nach Kiel.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde SMS "Schlesien" von der Reichsmarine übernommen. Es lag zunächst in Reserve und wurde in den Jahren 1926 / 1927 in der Marinewerft Wilhelmshaven modernisiert und neu armiert. Am 1. März 1927 wurde "Schlesien" schließlich in der Reichsmarine in Dienst gestellt. Liegehafen war Wilhelmshaven.
Während der Auslandsreise 1927 besuchte die Flotte Spanien und Portugal. Die Flottenreise 1928 führte mit insgesamt vier Linienschiffen, zwei Kreuzern, einem Tender, vierzehn Torpedobooten und sechs Minensuchern nach Norwegen. Im Winter 1929 wurde "Schlesien" zum Eisnotdienst in der Ostsee eingesetzt. Die Flottenreise 1929 ging erneut nach Spanien und im Spätsommer nach Stockholm. Vom 2. April bis zum 18. Juni wurde die Flottenreise nach Spanien und ins Mittelmeer durchgeführt. Im Sommer 1931 ging die Flottenreise nach Norwegen, 1932 folgte nur eine kurze Auslandsreise nach Oslo. Die 1933 geplante Auslandsreise nach Spanien fiel für die Flotte aus. Die Sommerreise 1934 führte "Schleswig-Holstein" nach Oslo und in den Hardangerfjord. Vom 18. Februar bis 8. Aprul 1935 wurde "Schlesien" zum Kadettenschulschiff umgebaut und schied am 30. September 1935 aus dem Flottenverband aus. Es wurde der Inspektion des Bildungswesens der Marine unterstellt und absolvierte mehrere Auslandsreisen. Bei Beginn des Zweiten Weltkrieges unterstützte "Schlesien" deutsche Truppen vom 21. - 27. September 1939 durch den Beschuss polnischer Artilleriestellungen bei Hela und Heisternest. Anschließend wurde es wieder als Ausbildungsschiff eingesetzt. Während des Unternehmens "Weserübung", der Besetzung Dänemarks und Norwegens im April 1940 sicherte "Schlesien" die Minensuchstreitkräfte im Kleinen Belt. Aus Personalmangel wurde das Schiff am 2. August 1940 still gelegt, lediglich ein Wachkommando verblieb an Bord. Im Winter 1941 wurde das Schiff erneut als Eisbrecher eingesetzt und am 31. März 1941 in Gotenhafen als Ausbildungshulk stillgelegt. Zu Beginn des Rußlandfeldzuges im Juni 1941 wurde "Schlesien" reaktiviert, um ein Durchbrechen russischer Flotteneinheiten nach England zu verhindern. nachdem es zu keinem Ausbruchsversuch kam, wurde das Schiff ab Oktober 1941 in Gotenhafen wieder als Ausbildungshulk verwendet. Auch im Winter 1942 wurde das Schiff wieder als Eisbrecher eingesetzt. Dem Chef des Ausbildungsverbandes der Flotte unterstellt, wurde das Schiff im Anschluß mit reduzierter Besatzung zu Ausbildungszwecken eingesetzt. Vom 15. bis 21. März 1945 wurde das Schiff zur Beschießung von Landzielen im Raum Danzig / Gotenhafen / Zoppot eingesetzt. Ende März 1945 lief sie mit rund 1.000 Verwundeten zum aufmunitionieren nach Swinemünde. Am 2. Mai 1945 wurde es zum Schutz der Peenebrücke Wolgast - Usedom entsandt, lief aber am 3. Mai 1945, 3.01 Uhr, südöstlich der Greifswalder Oie auf eine britische Luft-Grundmine. Der Minentreffer ereignete sich im Bereich des Vorschiffs und beschädigte das Schiff schwer. 2 Seeleute wurden getötet. Die Schlesien wurde von Z-39 auf die Reede von Swinemünde geschleppt, wo sie mit ihrer Flugabwehr der Evakuierung von Usedom sicherte. Am 4. Mai 1945 wurde "Schlesien" hier gesprengt. Da nach dem Sprengen die Aufbauten noch über Wasser herausragten, wurde zusätzlich Feuer gelegt. Mit der Verschrottung wurde vier Jahre nach Kriegsende begonnen. Die Arbeiten zogen sich sehr in die Länge, und erst 1970 waren die Überreste des Schiffs größtenteils abgewrackt. Noch im Jahre 1980 waren Reste zu sehen, welche in den folgenden Jahren abgebrochen wurden.

 

Literatur und Quellen:

Erich Gröner, Dieter Jung, Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945. Band 1. München 1982

Hans Hildebrand, Albert Röhr, Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien - ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart. Band 8. Mundus Verlag, Ratingen o.J.

Gerhard Koop, Klaus-Peter Schmolke: Die Linienschiffe der Brandenburg- bis Deutschland-Klasse. Schiffsklassen und Schiffstypen der deutschen Marine. Band 10. Bonn: Bernard & Graefe 2001