Kleiner Kreuzer »Niobe«

 

 

Kreuzertyp:
Der kleine Kreuzer "Niobe" gehörte zur "Gazelle"-Klasse

Namensgebung:
Der kleine Kreuzer "Niobe" wurde nach der Tochter des Zeussohnes Tantalos der griechischen Mythologie benannt.

 

Schiffsdaten:

Kiellegung: 30. August 1898

Stapellauf: 18. Juli 1899

Indienststellung: 25. Juni 1900

Bauwerft: AG Weser, Bremen

Besatzung: (bei Indienststellung): 14 Offiziere, 248 Mann

Baukosten: 4,534 Millionen Reichsmark

Verdrängung: 2.643 t Konstruktionsverdrängung, 2.963 t Maximalverdrängung

Länge über alles: 105 m

Breite: 12,2 m

Tiefgang: 5,31 m maximal

Maschinenanlage: Acht Thornycroft-Kessel, zwei 4-Zylinder Verbundmaschinen

Anzahl der Wellen: 2

Leistung an den Wellen: 8.113 PS

Höchstgeschwindigkeit: 22,1 kn

Fahrbereich: 2.400 sm bei 19 kn / 5.000 sm bei 12 kn

Bennstoffvorrat: 500 t Kohle

Bewaffnung:

Seeziel-Artillerie: 10 x 10,5-cm SK L/40, 13 x 3,7-cm MK / Reichsmarine: 10 x 10,5-cm Utof

Flak: keine

Torpedos: 2 x 45-cm Torpedorohre seitlich unter Wasser / Reichsmarine: 2 x 50-cm Torpedorohre

Wasserbomben:

Minen:

Flugzeuge:

Ortungsgeräte:

 

Kommandanten:

25. Juni 1900 Korvettenkapitän Heinrich Bredow
 

11. April 1901 Korvettenkapitän Reinhard Scheer

27. Juni 1901 Korvettenkapitän Joachim von Oriola

1. Oktober 1901 Kapitänleutnant Felix Schultz (bei reduzierter Besatzung)

1. April 1902 Korvettenkapitän Reinhard Scheer

2. Juli 1902 Fregattenkapitän Carl Schönfelder

September 1902 Korvettenkapitän Heinrich Saß

April 1903 Korvettenkapitän Franz Hipper

Juni 1903 Korvettenkapitän Heinrich Saß

Oktober 1903 Korvettenkapitän Christian Schütz

Oktober 1903 Kapitänleutnant Adalbert Kinel (i.V.)

November 1903 Kapitänleutnant Karl Heuser (i.V.)

Januar 1904 Korvettenkapitän / Fregattenkapitän Fritz Hoffmann

19. Juni 1906 Korvettenkapitän / Fregattenkapitän Max Witschel

Juli 1907 Korvettenkapitän Hugo Langemak

September 1908 Fregattenkapitän Freiherr Gottfried von Dalwigk zu Lichtenfels

November 1908 Fregattenkapitän Carl Hollweg


2. August 1914 Fregattenkapitän Max Kühne

Mai 1915 Kapitän zur See Ernst Ewers

8. September 1915 Kapitänleutnant Fritz Gruenhagen (bei reduzierter Besatzung)

Januar 1916 Oberleutnant zur See Karl Seydel (bei reduzierter Besatzung)

Dezember 1917 Korvettenkapitän Wilhelm Prentzel (bei reduzierter Besatzung)

Januar 1918 Korvettenkapitän Edgar Angermann (bei reduzierter Besatzung)

August 1918 unbekannt (bei reduzierter Besatzung)

 

Beschreibung des Bootes:

Die leichten Kreuzer der "Gazelle"-Klasse waren die ersten modernen Kleinen Kreuzer der Kaiserlichen Marine und entstanden als Vermehrungsbauten aufgrund des ersten Flottengesetzes von 1898. Als Schiffsklasse besaßen sie keine Vorgänger, sondern wurden in Anlehnung an die Avisos der Meteor-Klasse (1890/92) sowie des Einzelschiffs SMS Hela (1895) konstruiert. Von der Hela wurde die Generalspezifikationen und der Linienriss übernommen und der Schiffskörper in der Breite vergrößert, so dass eine stärkere Bewaffnung eingebaut werden konnte. Die Klasse ist der Urahn einer Reihe weiterer Klassen Kleiner Kreuzer, die mit der Kolberg-Klasse von 1910 ihren Abschluss fand. Die folgenden Kleinen Kreuzer der Magdeburg-Klasse wurden nach moderneren Prinzipien entworfenen. Die Schiffe waren mit gehärtetem Nickelstahl gepanzert: Die Decks horizontal 20 - 25 mm, die Böschung 50 mm, der Leitstand horizontal 20 mm und vertikal 80 mm, die Geschützschilde 50 mm.

 

Werdegang:

Der leichte Kreuzer SMS "Niobe" absolvierte in der Zeit vom 25. Juni bis 22. August 1900 seine Probefahrten und trat anschließend in die Reserve zurück. Zum aktiven Einsatz wurde das Schiff ab dem 11. April 1901 herangezogen. Vom 18. April bis 26. Juni war das Schiff bei der I. Torpedoboots-Flottille als Flottillenschiff eingesetzt. Ab dem 28. Juni war SMS "Niobe" Begleitkreuzer der SMY "Hohenzollern". Nach der Norwegenreise 1901 trat der Kreuzer zum I. Geschwader und nahm am ersten Tei der Herbstübungen teil. Anschließend wurde es erneut als Begleitkreuzer eingesetzt und begleitete Kaiser Wilhelm I. bei seinem Treffen mit Zar Nikolaus am 11. - 13. September 1901. Anschließend ging der Kreuzer zu kleineren Nachbesserungsarbeiten und zur Änderung der Torpedobewaffnung in die Werft. Vom 1. Oktober 1901 bis 1. 1. April 1902 lag das Schiff mit reduzierter Besatzung in Wilhelmshaven. 1902 wurde der Kreuzer wieder von April bis Juni bei der I. T-Flottille eingesetzt. 1903 trat er nach Einsatz von April bis Juni bei der I. T-Flottille zum neu geschaffenen Verband der Aufklärungsschiffe, nachdem ein erwogener Einsatz vor Venezuela abgesagt worden war. Das Schiff nahm an der Norwegenreise und den folgenden Manövern teil. 1904 gab es erneut eine Reise nach Norwegen sowie weitere Manöver im Verband der Aufklärungsschiffe. Nach den Herbstmanövern wurde SMS "Niobe" am 28. September 1904 außer Dienst gestellt.
In der Zeit der Außerdienststellung wurde der leichte Kreuzer grundüberholt und am 19. Juni 1906 wieder in Dienst gestellt. Das Schiff wurde zum Kreuzergeschwader nach Ostasien überführt. Sie verließ Wilhelmshaven am 9. Juli 1906 und erreichte das Ostasien-Geschwader am 8. September. Am 31. Januar 1909 trat sie von Tsingtau aus die Heimreise an, da sich Abnutzungserscheinungen bemerkbar machten. Am 21. März 1909 erreichte das Schiff Kiel und stellte am 31. März in Danzig außer Dienst.
Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde SMS "Niobe" am 2. August 1914 wieder in Dienst gestellt und zum Küstenwachschutz in der Deutschen Bucht eingesetzt. Am 5. September 1915 wurde das Schiff aus dem aktiven Einsatz herausgezogen und reduzierte am 8. September 1915 seine Besatzung. Das Schiff wurde der II. Marine-Inspektion zugeteilt und diente als Büroschiff für verschiedene Stäbe (meist der Befehlshaber der Sicherung der Nordsee). Am 3. Februar 1919 wurde SMS "Niobe" schließlich außer Dienst gestellt.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde "Niobe" von der Reichsmarine übernommen und in die Reserve versetzt. Am 24. Juni 1925 wurde das Schiff aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen. Die Bewaffnung wurde ausgebaut und das Schiff wurde nach Jugoslawien verkauft. Dort wurde es unter dem Namen "Damalcija" als Schulkreuzer in Dienst gestellt. Hierzu erhielt das Schiff 6 x 8,4-cm Flak-Geschütze, 4 x 4,7-cm Geschütze und 2 MGs. Die Besatzung betrug rund 300 Mann. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges fiel das Schiff am 17. April 1941 in Cattaro unversehrt in deutsche Hände. Im Anschluss ging das Schiff an Italien, das es als "Cattaro" wieder in Dienst stellte. Da das Schiff zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich verbraucht war, wurde es als Kanonenboot klassifiziert und der Artillerieschule in Pola zugeteilt. Zwischen 1942 und 1943 beschoss sie Stellungen jugoslawischer Partisanen und diente der Unterseebootschule sowie den italienischen Torpedofliegern aus Gorizia als Zielschiff. Am 31. Juli 1942 wurde die RN "Cattaro" südlich von Prementura von einem britischen U-Boot angegriffen, jedoch trafen die gegnerischen Torpedos das Ziel nicht, da der gegnerische Kommandant wahrscheinlich den Tiefgang oder die Geschwindigkeit des alten Kreuzers unterschätzt hatte. Nach dem Zusammenbruch des faschistischen Italien 1943 wurde der Kreuzer im Hafen von Pola am 9. September 1943 von deutschen Truppen erbeutet und als "Niobe" in den Dienst der deutschen Kriegsmarine übernommen. Der Kreuzer wurde mit einer deutsch-kroatischen Besatzung von der Kriegsmarine in der Adria zu Geleitzugsicherungen eingesetzt. "Niobe" lief in der Nacht vom 17. auf den 18. Dezember 1943 mit den Torpedobooten TA 21 und TA 22 aus Triest aus, um am 18. Dezember 1943 abends an der Südspitze von Pasman zu stehen und mit Beginn der Landungen nördlich und südöstlich von Korcula zu operieren. Das, ebenfalls für diesen Verband vorgesehene Torpedoboot TA 20 mußte wegen eines Lecks im Vorschiff zunächst in Triest zurückbleiben. Am 19. Dezember 1943 wurde die Operation „Herbstgewitter II“ wegen Mangel an ausreichenden Jagdschutz – es waren nur 2 (!) Jagdmaschinen einsatzbereit und die Heranführung von 14 weiteren Jagdflugzeugen wurde durch die Wetterlage verhindert – erneut verschoben, vorerst auf unbestimmt Zeit. Dennoch sollten alle Seestreitkräfte weiterhin in Bereitschaft bleiben. Am späten Nachmittag des 19. Dezember 1943 landeten dann stärkere Partisanenverbände mit bis zu fünf Landungsbooten von der Nordküste Brac´s kommend auf dem Festland bei Dugi Rat. Auf diese Feindbewegungen wurde der "Niobe"-Verband angesetzt, aber um 19.00 Uhr lief der alte Kreuzer an der Südspitze von Silba, 27 sm nordwestlich von Zara, auf einen Unterwasserfelsen auf. "Niobe" saß mit dem Steuerbordvorschiff fest, machte Wasser, konnte aber vorerst gehalten werden. Nachdem TA 20 vergeblich versuchte, das Schiff wieder frei zu schleppen, wurden aus Fiume und vermutlich auch aus Triest die Schlepper "Nettuno", "Parenco" oder "Parenzo" und "Constante", sowie das Motorschiff "Martha" zur Hilfsleistung angefordert.
Noch ehe aus Mali Losinj Schlepper zu Hilfe eilen konnten, hatten Partisanen von einem Turm (Toretta) aus bemerkt, was geschehen war  verständigten die Engländer über Funk, die alsbald hinter den 'Grebini-Inseln' mit Torpedobooten auftauchten. Um 13.00 Uhr erfolgte ein ergebnisloser Bombenangriff von 24 Feindflugzeugen auf "Niobe", wobei einer der Angreifer abgeschossen wurde. Ebenfalls am 20. Dezember 1943 wurde der endgültige Beginn der Operation „Herbstgewitter II“ für den 22. Dezember 1943 festgelegt. An größeren Marineeinheiten standen nach dem Ausfall von "Niobe" und auch von TA 21 aber nur noch TA 20 und TA 22 zur Verfügung. Die, vermutlich von Partisanen herbeigerufenen, britischen Schnellboote MTB 298 und MTB 276 konnten sich unbemerkt der "Niobe" nähern und am 22. Dezember 1943 um 02.05 Uhr trafen sie den Kreuzer mit zwei Torpedos und den längsseits liegenden Schlepper "Parenzo" mit einem weiteren. "Niobe" brach in zwei Teile auseinander, diese blieben jedoch auf dem Unterwasserfelsen liegen. Daher blieben der Kommandant, Kapitänleutnant von Hoffmeyer-Zlottnik, und 20 Mann zur Bewachung und zum Ausbau der Artillerie zunächst an Bord. Die beiden Torpedotreffer hatten 17 Tote und 16 Verwundete auf der "Niobe" zur Folge. Die restliche Besatzung des Schiffes wurde nach Pola gebracht. "Parenzo" hingegen sank sofort mit der gesamten Besatzung von 19 Mann. Zwei Motortorpedoboote MTB 276 und MTB 298 zerstörten das im Flachwasser festsitzende Schiff am 22. Dezember 1943. Neunzehn gefallene Seeleute wurde beim Leuchtturmwärterhaus beigesetzt.
 

Literatur und Quellen:

Hans H. Hildebrand, Albert Röhr, Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart. Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford

Dr. Z. Freivogel: Marine-Arsenal Band 40 – Kriegsmarine in der Adria 1941–45

http://www.forum-der-wehrmacht.de/index.php/Thread/22445-Flak-Kreuzer-Niobe/