LXXXVIII. Armeekorps (88.)

 

1. Einsatz und Unterstellung:

Das Generalkommando LXXXVIII. Armeekorps wurde am 8. Juni 1942 in der Niederlande aufgestellt. Der Stab wurde dabei aus dem Stab der 240. Infanterie-Division z.b.V. gebildet. Das Armeekorps fungierte bis Juli 1944 auch als Befehlshaber der Truppen des Heeres in den Niederlanden und als Stab der Küstenverteidigung beim Wehrmachtsbefehlshaber Niederlande. Aufgabe des Korps war der Küstenschutz in den Niederlanden. Das Generalkommando des Korps lag in Utrecht. Bis in den Spätsommer 1944 blieb es im Bereich des Korps ruhig. Im Zuge des alliierten Vormarsches nach dem Ausbruch aus der Normandie stießen die alliierten Truppen Ende August 1944 in die Niederlande vor. Am 4. September stand das Korps in schweren Abwehrkämpfen in Antwerpen, die Stadt ging bis Tagesende verloren. Bis zum 5. September konnte das Korps eine Abwehrfront am Albert-Kanal aufbauen. Von Antwerpen bis Herenthals wurden alle Brücken gesprengt. Am 12. September verlief die Frontlinie des Korps nördlich des Albert-Kanals von Fort Merxem über Gheel Moll - Kanalkreuzung nordöstlich von Sluis - Südrand Bergeyk - Schaft - Ostrand Lille - St. Hubert - Ostrand Waterloo - Eisenbahnbrücke westlich Maeseyck - Opglabbeek - nördlich Hasselt. Das Korps stand im schweren Abwehrkampf. Am 14. September konnten alliierte Verbände den Maas-Schelde-Kanal bei Mecnelen überqueren, auch bei Neerpelt wurde ein Brückenkopf gebildet. Am 17. September begann die Operation "Market Garden", die Landung alliierter Luftlandeverbände im Rücken der deutschen Frontlinie und der Vormarsch der Alliierten durch Holland. An diesem Tag brachen alliierte Verbände aus dem Brückenkopf Neerpelt nach Norden aus und erreichten Valkenswaard. Aus dem Raum nördlich von Maastricht angreifender Feind konnte weitere Einbrüche in die Front des Korps (Division Nr. 176) erzielen. Am Folgetag musste die Front der Division Nr. 176 auf die Linie nördlich Lankaer - Obbicht - Nieuwstadt - Hillensburg - Brunssum zurückgenommen werden. Am 19. September stellten die von Süden angreifenden Amerikaner die Verbindung mit der 101. amerikanischen Luftlande-Division bei St. Oedenrode (Luftlandezone Eindhoven)  her und drangen über Vechel bis in den Raum Grave vor. Die zur Unterstützung zugeführte 59. Infanterie-Division konnte gegen die luftgelandeten Einheiten nördlich von Eindhoven bei Best einige Erfolge erzielen, erlitt dabei aber schwere Verluste. Am 21. September stand das Korps westlich und südwestlich von Eindhoven im Abwehrkampf. Am 23. September setzten sich das LXVII. Armeekorps und das LXXXVIII. Armeekorps auf den Kanal Anvers - Turnhout bis 9 Kilometer nordöstlich Turnhout ab. Am Nachmittag landeten weitere Lastensegler zur Verstärkung der bei Eindhoven stehenden amerikanischen Luftlandekräfte. Der Ort Middelbeers ging verloren. Am 26. September kam es zu schweren Kämpfen um Raevels. Nach dem Ende der Operation "Market Garden" stand das LXXXVIII. Armeekorps am 1. Oktober 1944 in einem Frontbogen von Turnhout über den Raum westlich und nordwestlich von Eindhoven bis nach s-Hertogenbosch. Bis Mitte Oktober 1944 blieb es im Korpsabschnitt weitestgehend ruhig. Im Zuge der Schlacht um die Scheldemündung stießen britische Truppen am 15. Oktober 1944 auf Woensdrecht und die Landenge zur Halbinsel Walcheren vor. Am 22. Oktober setzten die Briten ihren Vormarsch nach Norden fort und das Korps ging auf die Linie Loenhout - Meer - Ulicoten - Alphen - Goirle - Moergestel - Schijadel zurück. Am 24. Oktober gingen die Orte Hal und Esch verloren. Im Südost-Teil von s-Hertogenbosch versuchten britische Kräfte, über den Kanal über zu setzen. Am 26. Oktober gelang den alliierten Truppen zwischen Tilburg uns s-Hertogenbosch ein Durchbruch durch die HKL des Korps, so dass Tilburg am Folgetag aufgegeben werden musste. Am 27. und 28. Oktober kam es zu schweren Kämpfen um den Ort Loon op Zand, am 29. Oktober griffen britische Einheiten von Süden aus die gesamte Korpsfront an und warfen die Truppen des Korps nach Norden. Bis zum 1. November 1944 war die Frontlinie des Korps auf eine Linie nördlich von Breda - nördlich s-Hertogenbosch - nördlich Wamel an die Maas zurückgedrängt worden. Diese Stellung konnte im Großen und Ganzen in den folgenden Monaten gehalten werden. Hierzu wurde das Vorfeld der eigenen HKL großflächig überflutet. Erst im April 1945 kam es wieder zu größeren Kampfhandlungen im Bereich des Korps Am 3. April 1945 konnten britische Einheiten den Twentekanal auf der östlichen Flanke des Korps bei Delden überschreiten. Im Anschluß drangen britische Verbände nach Norden vor. Weiter im Westen gingen Zutphen und Deventer verloren. Die britischen Verbände stießen bis an die Nordsee vor und schnitten das Korps in den Niederlanden vom Reichsgebiet ab. Die deutsche Front verlief bei Kriegsende an der Waal und dann bei Rhenen nach Norden bis nach Mersfoort.

 

1942

Datum Armee Heeresgruppe Ort
Juli   D Utrecht (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)

1943

Datum Armee Heeresgruppe Ort
Januar   D Utrecht
Juli Wehrmachtsbefehlshaber Niederlande D Utrecht

1944

Datum Armee Heeresgruppe Ort
Januar Wehrmachtsbefehlshaber Niederlande D Utrecht
Mai Wehrmachtsbefehlshaber Niederlande B Utrecht (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)
September 1. Fallschirmarmee B Arnheim (Lagekarte)
Oktober 15. Armee B Niederlande (Lagekarte) (Lagekarte)
10. November 15. Armee H Niederlande (Lagekarte)
Dezember 25. Armee H Niederlande

1945

Datum Armee Heeresgruppe Ort
Januar 25. Armee H Niederlande (Lagekarte) (Lagekarte)
April 25. Armee OB Nordwest Niederlande (Lagekarte)

 

2. Kommandierende Generale:

General der Infanterie Hans-Wolfgang Reinhard Aufstellung - 22. Dezember 1944

General der Infanterie Felix Schwalbe 22. Dezember 1944 - Kapitulation

 

Chef des Generalstabes:

Oberst i.G. Curt von Eichert-Wiersdorff 26. Juni 1942 - 30. September 1944

Oberstleutnant i.G. Karl-Heinz von Prittwitz-Gaffron 30. September 1944 - 31. Januar 1945

Major i.G. Kelch 1. Februar 1945 - 1945

 

1. Generalstabsoffizier (Ia):

Oberstleutnant i.G. Dr. Richard von der Osten (10. Dezember 1943) - Januar 1944

Major i.G. Rudolf Siefart 28. Januar 1944 - 10. November 1944

Major i.G. Kelch 10. November 1944 - 1. Februar 1945

 

3. Gliederung:

a) Korpstruppen

Arko 119, ab November 1944 Arko 488

Korps-Nachrichten-Abteilung 488

Panzer-Kompanie 222

Panzerjäger-Kompanie 613

Festungs-Stammtruppen LXXXVIII

 

b) unterstellte Divisionen

7. Juli 1943

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen

347. Infanterie-Division

16. Luftwaffen-Feld-Division

719. Infanterie-Division

unbekannt

Arko 119

 

26. Dezember 1943

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen

347. Infanterie-Division

16. Feld-Division (L)

719. Infanterie-Division

unbekannt

Arko 119

 

16. September 1944

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen

719. Infanterie-Division

85. Infanterie-Division

84. Infanterie-Division (Reste)

89. Infanterie-Division (Reste)

6. Fallschirmjäger-Division

Division Nr. 176

353. Infanterie-Division (Reste)

unbekannt

Arko 119

 

5. November 1944

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
256. Volks-Grenadier-Division

712. Infanterie-Division

59. Infanterie-Division

10. SS-Panzer-Division "Frundsberg" (1 Regiment)

unbekannt

Arko 488

 

1. März 1945

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
331. Infanterie-Division (Stab)

2. Fallschirmjäger-Division (Masse)

unbekannt

Arko 488

Korps-Nachrichten-Abteilung 488

 

4. Ersatz:

Für die Ersatzgestellung des Stabes war das Infanterie-Ersatz-Bataillon 18, später Grenadier-Ersatz-Bataillon 18, zuständig.

 

5. Literatur und Quellen:

Kurt Mehner: Die geheimen Tagesberichte der Deutschen Wehrmachtsführung im Zweiten Weltkrieg 1939 - 1945, Biblio-Verlag, Osnabrück 1984, Band 11 und 12
Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 6. Die Landstreitkräfte 71 – 1302. Auflage. Biblio-Verlag, Bissendorf 1979