Lanz, Hubert

 

* 22. Mai 1896, Entringen b. Tübingen

+ 15. August 1982, München

 

 

Hubert Lanz war der Sohn des Forstrates Otto Lanz und dessen Ehefrau Berta. Er trat nach seinem Abitur am 20. Juni 1914 als Fahnenjunker in das Infanterie-Regiment "Kaiser Friedrich, König von Preußen" (7. Württembergisches) Nr. 125 in Stuttgart ein, mit dem er im August 1914 ins Feld zog. Das Regiment wurde an der Westfront eingesetzt, wo Lanz bereits am 9. September 1914 schwer verwundet wurde. Nach mehreren Monaten im Lazarett und der Beförderung zum Leutnant am 4. Februar 1915, kam er erneut an die Westfront zurück. Bei Kriegsende war er Oberleutnant und wurde in die Reichswehr übernommen. Nach zahlreichen Lehrgängen wurde er am 1. Februar 1928 zum Hauptmann befördert. Am 1. Oktober 1932 übernahm er die 9. Kompanie des Infanterie-Regiments in Gumbinnen, wo er am 1. August 1934 zum Major befördert wurde. Anschließend wurde er 2. Generalstabsoffizier im Generalstab der Heeresdienststelle Kassel, dem späteren Generalstab des IX. Armeekorps. Am 1. März 1937 wurde er zum Oberstleutnant befördert und zum 1. Generalstabsoffizier des IX. Armeekorps ernannt. Am 10. November 1938 übernahm er in Bad Reichenhall das Kommando über das Gebirgsjäger-Regiments 100. Am 1. August 1938 wurde er zum Oberst i.G. befördert, am 26. August 1939 übernahm er die Geschäfte eines Chefs des Generalstabes beim Wehrkreiskommando V in Stuttgart. Ab dem 15. Februar 1940 war er Generalstabschef des XVIII. Armeekorps. Für seine hervorragende Stabsarbeit und seine persönlichen Leistungen wurde er am 1. Oktober 1940 mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet. Am 26. Oktober 1940 wurde er Kommandeur der 1. Gebirgsdivision, am 1. November 1940 wurde er zum Generalmajor befördert. Im Januar 1941 wurde die Division für das Unternehmen "Felix", der Eroberung Gibraltars bereitgestellt. Im April 1941 nahm die Division am Balkanfeldzug teil, ab Juni 1941 am Rußlandfeldzug. Am 1. Dezember 1942 wurde er zum Generalleutnant befördert und am 17. Dezember 1942 in die Führerreserve des OKH versetzt. Für die Erfolge der 1. Gebirgs-Division wurde er am 23. Dezember 1942 mit dem Eichenlaub ausgezeichnet. Am 28. Januar 1943 wurde er zum General der Gebirgstruppe befördert und mit der Führung der "Armeeabteilung Lanz" beauftragt. Am 26. Januar 1943 war er von Adolf Hitler bei einer Besprechung persönlich beauftragt worden, die Stadt Charkow mit den ihm unterstellten Verbänden auf jeden Fall zu verteidigen. Außerdem sollte er mit dem unterstellten SS-Panzerkorps nach Süden zur Unterstützung der Heeresgruppe Don angreifen. Obwohl Hubert Lanz überzeugt war, unmöglich beide Aufgaben erfüllen zu können, gab er schließlich, gedrängt von deren Befehlshaber Generalfeldmarschall von Manstein, am 10. Februar den SS-Truppen den Befehl zum Angriff. Somit trat die 1. SS-Panzergrenadier-Division bei Merefa südlich Charkow zum Angriff an. Trotz der Behinderung durch hohen Schnee gelang es bis zum 15. Februar, etwa 30 km weit vorzudringen und dabei starke Kräfte des russischen VI. Gardekavalleriekorps zu zerschlagen. Nach der Unterstellung der "Armeeabteilung Lanz" unter die Heeresgruppe Süd wurde der Auftrag jedoch geändert. Die Armeeabteilung sollte sich nunmehr gänzlich auf die Verteidigung Charkows konzentrieren. Die Rote Armee konnte am 13. Februar von Norden aus in die Stadt vordringen, bis zum 14. Februar 1943 konnte sie auch in die östlichen Vororte von Charkow eindringen. Auch von Süden her drangen Einheiten der Roten Armee in die Stadt ein, so dass die dort eingesetzten Truppen (Division Großdeutschland (im Westteil der Stadt), 2. SS-Panzergrenadier-Division (im Norden), verstärktes Panzergrenadierregiment der Leibstandarte (im Westteil), 320. Infanterie-Division (im Südosten)) drohten, eingekesselt zu werden. In dieser bedrängten Situation und angesichts von Berichten über Aufstände bewaffneter Zivilisten in Charkow, drohte der Führer des SS-Panzerkorps Paul Hausser seinem Befehlshaber Hubert Lanz, bis 16:30 Uhr eigenständig aus Charkow abzuziehen, sollte dieser nicht einen entsprechenden Befehl geben. Erst nach einem zweimal wiederholten ausdrücklichen Befehl Lanz’ und Mansteins, dem Führerbefehl gemäß Charkow zu verteidigen, erklärte sich Hausser um 21:30 Uhr bereit, die Stellungen in Charkow zu halten. Während die Rote Armee den "Flaschenhals" aus Charkow immer weiter zuschnürte, hatten am Morgen des 15. Februar 1943 mehrere Einheiten der 2. SS-Panzergrenadier-Division eigenmächtig ihre Stellungen am Nordrand der Stadt verlassen, die daraufhin unverzüglich von Kräften der sowjetischen 69. Armee besetzt wurden. Ebenso gelang es dem russischen XV. Panzerkorps, am Ostrand der Stadt weiter vorzudringen. In dieser Situation gab Paul Hausser wiederum eigenmächtig den Befehl zum Rückzug aus Charkow. Die deutsche Verteidigung brach daraufhin zusammen und bis zum Mittag des 16. Februar war die Stadt fest in der Hand der Roten Armee. Obwohl er offensichtlich gegen einen Führerbefehl verstoßen hatte, wurde letztendlich nicht Hausser für den Verlust des Prestigeobjektes Charkow zur Verantwortung gezogen, sondern General Lanz, der am 20. Februar 1943 durch General der Panzertruppe Werner Kempf ersetzt und in die Führerreserve versetzt wurde, obwohl er darauf bestanden hatte, dass Haussers SS-Panzerkorps den Kampf um die Stadt fortsetzte. Am 25. Juni 1943 erhielt Hubert Lanz sein nächstes Kommando und wurde mit der Führung des XXXIX. Gebirgskorps beauftragt wurde. Am 20. August 1943 wurde er Kommandierender General des XXII. Gebirgskorps in Griechenland und später auf dem Balkan. Unter seinem Kommando kam es auf den Inseln Korfu und Kefalonia im September 1943 zu schweren Kriegsverbrechen an den dort stationierten Soldaten der italienischen Division Acqui, bei denen auf Kefalonia mindestens 5.170 gefangen genommene Italiener erschossen wurden. Auf Korfu wurden am 24. September 1943 von den 280 auf der Insel befindlichen italienischen Offiziere 28 sofort nach ihrer Gefangennahme erschossen, am Folgetag auf Befehl von Lanz auch die restlichen Offiziere. Die Leichen der Offiziere wurden auf Befehl von Lanz „mit dem Schiff auf das Meer hinausgefahren und beschwert an mehreren Stellen versenkt“. Nach der Ermordung eines deutschen Offiziers durch Angehörige einer griechischen Widerstandsgruppe forderte Lanz eine schonungslose Vergeltungsaktion in 20 km Umkreis von der Mordstelle. Das Dorf Lingiades wurde daraufhin am 3. Oktober 1943 mit Artillerie beschossen, beim folgenden Massaker wurden 82 Bewohner getötet, darunter 34 Kinder bis 11 Jahren. Im April 1945 stand das XXII. Gebirgskorps in den Alpen. Am 8. Mai 1945 geriet er in amerikanische Gefangenschaft und wurde 1947 im "Südost-Generale-Prozess" wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 12 Jahren Haft verurteilt. Nach nur drei Jahren Haft wurde er wieder entlassen. Er trat in die FDP ein und war in der Partei als Berater für militär- und sicherheitspolitische Fragen tätig. 1952 wurde er Ehrenvorsitzender des Kameradenkreises der Gebirgstruppe und Vorsitzender im Traditionsverband der 1. Gebirgs-Division.


Ritterkreuz (1. Oktober 1940 ) Eichenlaub (23. Dezember 1942)

Literatur und Quellen:
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 4 Bände, Bad Friedrichshall, 1996 / 1997
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 9 Bände, 4. überarbeitete Auflage, Bad Friedrichshall 2010 / 2011
Dermont Bradley, Markus Rövekamp, Ernes Henriot: Deutschlands Generale und Admirale: Teil IV /Band 7: Die Generale des Heeres 1921-1945. Knabe - Luz, Biblio-Verlag