von Reinersdorff-Paczensky und Tenczin, Otto Emil Georg Dietrich

 

* 29. November 1877, Ober Stradam in Schlesien (heute Stradomia Wierzchnia in Polen)

† 10. August 1975, Gut Hainhausen, Kreis Höxter

 

 

Dietrich von Reinersdorff-Paczensky und Tenczin war der Sohn des Rittmeisters a.D. und Fideikommißbesitzers Gottlob Friedrich Wilhelm Georg von Reinersdorff-Paczensky und Tenczin und seiner Frau Wilhelmine Ernestine Agnes, geborene von Lieres und Wilkau. Am 1. September 1897 trat er als Fahnenjunker in die Königlich Preußische Armee ein. Er kam dabei zum Dragoner-Regiment von Bredow (1. Schlesisches) Nr. 4 nach Lüben. Am 21. April 1898 wurde er in diesem Regiment zum Fähnrich befördert. Am 27. Januar 1899 wurde er nach dem Besuch der Kriegsschule zum Leutnant befördert. Er wurde dann anfangs als Eskadronsoffizier bei der 1. Eskadron vom Regiment eingesetzt. Ab dem Frühjahr 1902 gehörte er mehrere Jahre zur 4. Eskadron vom 1. Schlesisches Dragoner-Regiment "von Bredow" Nr. 4 in Lüben. Am 14. März 1905 wurde er der Deutschen Schutztruppe in Deutsch Südwestafrika zugeteilt. Er kam dabei zur Feldsignalabteilung. Am 1. Januar 1907 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde wieder in das 1. Schlesisches Dragoner-Regiment von Bredow Nr. 4 nach Lüben versetzt. Dort wurde er die nächsten anderthalb Jahre als Eskadronsoffizier in der 5. Eskadron vom Regiment eingesetzt. Sein knapp vier Jahre älterer Bruder Otto Emil Georg Herbert von Reinersdorff-Paczensky und Tenczin ist am 5. Januar 1908 in Posen als Oberleutnant im Regiment Königs-Jäger zu Pferde Nr. 1 gestorben. Am 1. Oktober 1908 wurde er als Nachfolger von Leutnant von Philipsborn zum Regimentsadjutant seines Regiments ernannt. Als solcher wurde er am 19. August 1909 zum Oberleutnant befördert. Am 22. Oktober 1910 heiratete er die drei Jahre jüngere Nadine Iwanova de Boulitschoff, Tochter des Rittmeisters Iwan von Bulitschoff, in Berlin. Im Frühjahr 1912 gehörte er als Eskadronsoffizier zur 3. Eskadron vom 1. Schlesisches Dragoner-Regiment von Bredow Nr. 4. Sein Nachfolger als Regimentsadjutant wurde Oberleutnant Graf Finck von Finckenstein. Am 1. Oktober 1913 wurde er zum Rittmeister befördert. Als solcher wurde er jetzt beim Stab des Regiments eingesetzt, bis er am 1. Mai 1914, als Nachfolger von Major von Bose, zum Chef der 5. Eskadron vom 1. Schlesisches Dragoner-Regiment von Bredow Nr. 4 ernannt wurde. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde er mit seinem Regiment an der Westfront eingesetzt. Ende Oktober 1914 folgte die Verlegung an die Ostfront. Im Sommer 1915 war er vorübergehend als 2. Generalstabsoffizier (Ib) zum Stab der 5. Kavallerie-Division kommandiert. Sein Regiment unterstand damals der 5. Kavallerie-Division. Ab Januar 1916 fungierte er als Adjutant (IIa) der 5. Kavallerie-Division. Am 26. Februar 1918 kehrte er in das Dragoner-Regiment von Bredow (1. Schlesisches) Nr. 4 zurück und wurde anschließend zur 81. Reserve-Division kommandiert. Ab dem 1. März 1918 war er Kommandeur des I. Bataillons vom Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 269. Während dieser Zeit war er auch stellvertretender Regiments-Kommandeur des Reserve-Infanterie-Regiments 269 und des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 268. Im 1. Weltkrieg wurden ihm viele Auszeichnungen verliehen. Sein knapp zwei Jahre jüngerer Bruder Otto Emil Georg Detlev von Reinersdorff-Paczensky und Tenczin war nach seiner Zeit als Reserveoffizier Dragoner-Regiment Nr. 8 von 1918 bis 1944 Landrat von Groß-Wartenberg. Im Januar 1919 trat er selbst in den Grenzschutz Schlesien ein und wurde Führer der Freiwilligen-Eskadron des Dragoner-Regiment von Bredow (1. Schlesisches) Nr. 4. Am 1. Oktober 1919 wurde er in das vorläufige Reichsheer übernommen. Er kam dabei als Eskadronschef in das Reiter-Regiment 11 in Lüben. Seine Tochter Agnes Nadine Sophie Vera von Reinersdorff-Paczensky und Tenczin wurde am 9. Februar 1920 geboren. Bei der Bildung des 200.000 Mann Heeres der Reichswehr wurde er weiter im Reiter-Regiment 11 eingesetzt. Auch bei der Bildung des 100.000 Mann Heeres der Reichswehr wurde er weiter als Eskadronchef im Reiter-Regiment 11 verwendet. Am 1. Juli 1921 wurde er als solcher auch zum Major befördert. Am 25. August 1922 wurde er mit seiner Eskadron als 3. Eskadron zum 7. (Preußisches) Reiter-Regiment in Lüben versetzt. Ab dem 1. Mai 1924 diente er im Stab vom 7. (Preuß.) Reiter-Regiment in Breslau. 1925 wechselte er dann in den Regimentsstab vom 11. (Preuß.) Reiter-Regiment nach Neustadt in Oberschlesien. Am 1. Mai 1927 folgte dort seine Beförderung zum Oberstleutnant. Am 1. Februar 1928 wurde er als Nachfolger von Oberstleutnant Georg von Alten zum Kommandeur vom 14. Reiter-Regiment in Ludwigslust ernannt. Am 1. Oktober 1930 wurde er als Regimentskommandeur zum Oberst befördert. Am 31. Januar 1931 gab er sein Kommando an Oberstleutnant Leo Reichsfreiherr Geyr von Schweppenburg ab. Am gleichen Tag wurde er als Oberst aus dem aktiven Militärdienst verabschiedet.

Am 1. April 1935 wurde er als Oberst (E)* wieder in der Reichswehr angestellt und gleichen Tag zum Kommandeur des Wehrbezirks-Kommandos Braunschweig ernannt. Er wohnte jetzt unter der Anschrift Fallersleber-Tor-Wall 15 in Braunschweig. Am 31. März 1939 wurde er mit dem Charakter als Generalmajor erneut aus dem Militärdienst verabschiedet.

Mit Beginn der deutschen Mobilmachung am 26. August 1939 wurde Dietrich von Reinersdorff-Paczensky und Tenczin zum Kommandeur vom neuen Infanterie-Regiment 475 ernannt. Mit diesem Regiment nahm er 1940 im Verband der 255. Infanterie-Division am Westfeldzug teil. Dabei wurden ihm auch die Spangen zu seinen Eisernen Kreuzen verliehen. Am 28. April 1941 wurde er mit Wirkung vom 1. Mai 1941 zum ersten Kommandeur der neuen 711. Infanterie-Division ernannt, die gerade als bodenständige Division aufgestellt wurde. Am 1. Juni 1941 wurde er zum Generalmajor befördert. Mit seiner Division wurde er dann als Besatzungstruppe nach Frankreich an die Kanalküste verlegt. Am 1. April 1942 gab er seine 711. Infanterie-Division an Generalmajor Wilhelm von Haverkamp ab. Es folgte seine Versetzung in die Führerreserve OKH. Am 30. Juni 1942 wurde seine Mobilmachungsbestimmung aufgehoben.

*Ausgeschiedene ehemalige Offiziere wurden oft als zivile Angestellte der (schwarzen) Reichswehr in "Landesschutzangelegenheiten" beschäftigt (L-Angestellte). Ab dem 1. Oktober 1933 taten diese als sog. L-Offiziere (L = Landesschutz; nicht Landwehr) Dienst in Kommandostellen der Reichswehr, trugen weiterhin Zivil und hatten an ihrem Rang ein "a.D." Das war wie eine eigene Laufbahn mit eigener Besoldung neben dem aktiven Offizierskorps. Am 5. März 1935 erfolgte die Umbenennung in E-Offiziere für Ergänzungsoffizierskorps. Hier trugen die Ränge dann ein (E) als Zusatz. Diese Offiziere wurden nur in bestimmten Bereichen, meist Innendienst eingesetzt und machten während der Aufrüstung aktive Offiziere frei für andere Verwendungen.

 

Literatur und Quellen:
Krug, Ottomar: Deutsche Generale 1867-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/10851 Ple-Sac
Rang- und Quartierlisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1899, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1899
Rang- und Quartierlisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1900, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1900
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1901, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1901
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1902, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1902
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1903, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1903
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1904, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1904
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1905, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1905
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1906, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1906
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1907, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1907
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1908, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1908
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1909, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1909
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1910, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1910
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1911, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1911
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1912, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1912
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1913, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1913
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1914, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1914
Dienstaltersliste der Offiziere der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich  Württembergischen) Armeekorps 1917, Mittler und Sohn 1917
Dienstaltersliste der Offiziere der bisherigen Preußischen Armee und des XIII. (bisherigen Württembergischen) Armeekorps 1919, Mittler und Sohn 1919
Stellenbesetzung im Reichsheer 16. Mai 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1921, Biblio-Verlag 1968
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1923, Berlin, Mittler und Sohn 1923
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1924, Berlin, Mittler und Sohn 1924
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Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1927, Berlin, Mittler und Sohn 1927
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1928, Berlin, Mittler und Sohn 1928
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1929, Berlin, Mittler und Sohn 1929
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1930, Berlin, Mittler und Sohn 1930
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1931, Berlin, Mittler und Sohn 1931
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1932, Berlin, Mittler und Sohn 1932
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955 
Wolfgang Keilig: Die Generale des Heeres und die Sanitätsoffiziere im Generalsrang, Podzun-Verlag 1983