Kahler, Hans-Joachim

 

* 21. März 1908, Moerchingen / Elsaß-Lothringen

† 14. Januar 2000, Hamburg

 

 

Hans-Joachim Kahler war der Sohn vom Oberstleutnant a.D. Adolf Kahler und dessen Ehefrau Margarete, geborene Sterly. Er trat am 1. April 1927 als Fahnenjunker in das 100.000 Mann-Heer der Reichswehr ein. Der Offizierssohn kam dabei zum 14. (Preuß.-Meckl.) Reiter-Regiment. Am 3. April 1927 wurde er vereidigt. Bei diesem Regiment wurde er am 20. Januar 1931 zum überzähligen Leutnant befördert, sein Rangdienstalter wurde später auf den 1. April 1932 festgelegt. Als solcher wurde er als Eskadronoffizier in der Ausildungs-Eskadron in Ludwigslust eingesetzt. Am 8. September 1932 unternahm er eine Reise mit dem Dampfer Stockport von Hamburg nach Southampton mit dem Reiseziel London. Am 25. November 1932 legte er die Hilfsdolmetscherprüfung in englisch ab. Am 19. Dezember 1933 erhielt er den Militär-Kraftfahr-Führerschein Klasse 3. Am 1. Februar 1934 wurde er zum Oberleutnant befördert und zum Regimentsstab ebenfalls in Ludwigslust versetzt. Kurz darauf wurde er als Nachfolger von Oberleutnant Barthold von Bassewitz auch zum Regimentsadjutant ernannt. Am 2. August 1934 wurde er auf den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler neu vereidigt. Durch die Umbenennung seines Regiments während der Erweiterung von der Reichswehr zur Wehrmacht gehörte er ab dem 1. Oktober 1934 als Regimentsadjutant zum Reiter-Regiment Ludwigslust. Am 19. Februar 1935 absolvierte er die Dolmetscherprüfung in englisch. Nach der Enttarnung der Einheiten diente er ab dem 15. Oktober 1935 in gleicher Funktion im Kavallerie-Regiment 14. Am 6. Oktober 1936 wurde er für ein Jahr zur Sonderabteilung der Kavallerieschule nach Hannover versetzt. Sein Nachfolger als Regimentsadjutant wurde Oberleutnant Erik von Amsberg. Am 12. Oktober 1937 kehrte er als Chef der 9. (schwere) Schwadron wieder zum Kavallerie-Regiment 14 nach Ludwigslust zurück. Am 28. Februar 1938 wurde er in dieser Funktion zum Rittmeister befördert, sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. März 1938 festgelegt. Am 31. August 1938 erhielt er den Militär-Kraftfahr-Führerschein Klasse 2. Am 10. November 1938 wurde er dann Chef der 10. (schwere) Schwadron vom Kavallerie-Regiment 14. Bei der Mobilmachung für den 2. Weltkrieg wurde er Ende August 1939 als Eskadronschef bei der Aufklärungs-Abteilung 156 eingeteilt. Diese führte er zuerst im Polenfeldzug ins Gefecht. Am 15. Dezember 1939 wurde er zum Chef der 10. Schwadron vm Reiter-Regiment 22 ernannt. Am 21. Mai 1940 wurde er zum Führer der Panzerjäger-Abteilung 1 ernannt und nahm mit dieser am Westfeldzug teil. Am 3. Juli 1940 wurde ihm das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen. Danach wurde er im August 1940 als Divisionsadjutant zur 2. Infanterie-Division (mot.) versetzt. Durch die Umbenennung der Division kam er nur wenige Wochen später zur 12. Panzer-Division. Ab Juni 1941 stand er mit der Division in Rußland, wo er am 3. September 1941 das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen bekam. Am 18. Januar 1942 wurde er zum Major befördert wurde. Das Rangdienstalter wurde dabei auf de 1. Januar 1942 festgelegt. Am 1. März 1942 wurde er zum Kommandeur vom Kradschützen-Bataillon 22 ernannt. Am 10. Juli 1942 wurde er in die Führerreserve OKH versetzt. Seinen Dienst regelte jetzt der Wehrkreis II. Am 1. September 1942 übernahm er das Kommando über das Kradschützen-Bataillon 34, der späteren Panzer-Aufklärungs-Abteilung 4. Am 9. November 1942 starb sein Vater, Oberst z.D. Adolf Kahler, als Kommandant vom Kriegsgefangenen-Mannschafts-Stammlager XI B (Stalag XI B) in Fallingbostel an einem Herzschlag. Am 24. März 1943 erhielt er folgende Beurteilung von Generalleutnant Dipl. Ing. Erich Schneider, Kdr. der 4. Panzer-Division: "Gediegener, klar und folgerichtig denkende Persönlichkeit von ernstem, gehaltenem Wesen und ruhiger sicherer Gewandtheit Vorgesetzten wie Untergebenen gegenüber. In Gesinnung und nationalsozialistischer Haltung zuverlässiger Offizier. Tapfer und entschlussfreudig. Vor dem Feinde hervorragend bewährt. Verfügt über gute militärische Kenntnisse und besitzt auch sonst alle Voraussetzungen zum erfolgreichen Truppenführer. Geistig vielseitig interessiert; körperlich hart und wiederstandsfähig. Am 21. März 1943 wurde er er leicht verwundet. Gute Menschenkenntnis. Behält in allen Lagen selbstsichere Ruhe, die sich zwingend der Umwelt übermittelt. Bewertung: Über Durchschnitt. Empfehlung: Kommandeur eines Kradschützen-Regiments." Im März 1943 zeichnete er sich bei der Eroberung der Seredina-Bucht und Ssewsk besonders aus, wofür er am 14. April 1943 mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet wurde. Am 1. April 1943 übernahm er die Führung vom Panzergrenadier-Regiment 12, das er bis zum 26. April 1943 führte. Anschließend führte er wieder die Panzeraufklärungs-Abteilung 4. Ab dem 12. Mai 1943 bis zum 18. Juli 1943 führte er vertretungsweise das Panzergrenadier-Regiment 5, mit dem er am Unternehmen "Zitadelle" teilnahm. Am 1. September 1943 erhielt er folgende Beurteilung von Generalleutnant Dietrich von Saucken, Kdr. der 4. Panzer-Division: "Gereifte, ernste Persönlichkeit. Ruhig und ausgewogen im Denken, hart und entschlossen im Handeln. Überzeugter Nationalsozialist. Vor dem Feinde, vom 12. Mai 1943 bis zum 18. Juli 1943 auch in der Eigenschaft als Regimentsführer, vielfach hervorragend bewährt. Ausgezeichneter Menschenkenner. Folgerichtig in der Behandlung seiner Untergebenen. Erfolgreicher Ausbilder. Mitreisender und unbedingt zuverlässiger Truppführer. Geistig vielseitig gebildet. Körperlich allen Anforderungen gewachsen. Vornehme Gesinnung. Selbstverständlich. Bewandtheit. Fleiß, Gesunder Ehrgeiz. Unbeirrbare tapferkeit. Bewertung: Über Durchschnitt. Empfehlung: Regimentskommandeur." Zu diesem 1. September 1943 wurde er auch zum Kommandeur vom Panzergrenadier-Regiment 5 ernannt. Gleichzeitig wurde er zum Oberstleutnant befördert. Für die Abwehrkämpfe an der Desna wurde er am 17. Dezember 1943 mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Zum 1. März 1944 wurde er zum Oberst befördert. Am 1. März 1944 erhielt er auch folgende Beurteilung von Generalleutnant Erpo Freiherr von Bodenhausen, Kdr. der 12. Panzer-Division: "Ernst, klar und folgerichtig denkende Persönlichkeit. Hat sich als Regimentskommandeur in allen Lagen voll bewährt. Nach gründlichem Überlegen trifft er klare und nüchterne taktische Massnahmen. Ruhig und besonnen und doch wendig im Einsatz, ein besonders guter Erzieher seines Offizierskorps. Guter Nationalsozialist. Als alter Turnierreier sportlich interessiert. Körperlich hart und widerstandsfähig. Geistig rege. Wendig und von selbstsicherer Ruhe in schwierigen Situationen. Bewertung: Füllt sehr gut aus. Über Durchschnitt. Empfehlung: Belassung." Am 15. Juni 1944 wurde er in die Führerreserve OKH versetzt. Er erhielt eine Kommandierung als Gasthörer zum Lehrgang für höhere Adjutantur. Am 1. Juli 1944 wurde er Kommandeur der Führer-Grenadier-Brigade in Ostpreußen und später an der Westfront. Am 20. Dezember 1944 wurde er schwer verwundet und im Lazarett behandelt. Er wurde deshalb am 25. Dezember 1944 in die Führerreserve OKH versetzt und seinen Dienst regelte der Wehrkreis XI. Im Lazarett wurde er am 31. Januar 1945 zum Generalmajor befördert. Er war mit der dreizehneinhalb Jahre jüngeren Renata Busch, Tochter vom Kaufmann Hugo Busch, vereheiratet. Aus dieser Ehe entstanden bis Kriegsende ein Sohn und eine Tochter. Am 17. März 1945 wurde er im Reservelazarett Bad Harzburg, Abteilung Hartzburger Hof, für weitere fünf Monate nicht verwendungsfähig bezeichnet. Bei Kriegsende geriet er verwundet in Gefangenschaft, aus der er im Februar 1946 entlassen wurde. Seine am 18. Mai 1908 in Mörchingen geborene Schwester Lina Maria Rosa, genannt Rosemarie, heiratete am 2. April 1929 den zwölfeinhalb Jahre älteren und geschiedenen Kaufmann Stephan Burian in Hannover. Diese Ehe wurde aber durch das Urteil vom Landgericht II Berlin vom 2. April 1932 wieder geschieden. Die Schwester heiratete am 5. November 1932 den fast sieben Jahre älteren Oberleutnant im 3. (Preuß.) Artillerie-Regiment, Friedrich Wilhelm Marius Hermann Max Horst Kraehe. Sein Schwager brachte es im zweiten Weltkrieg bis zum Oberst i.G. und war bis März 1945 Chef des Generalstabes LXXV. Armeekorps.

 

Ritterkreuz (14. April 1943) Eichenlaub (17. Dezember 1943)

 

Literatur und Quellen:
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 4 Bände, Bad Friedrichshall, 1996 / 1997
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 9 Bände, 4. überarbeitete Auflage, Bad Friedrichshall 2010 / 2011