Blaskowitz, Johannes Albrecht
* 10. Juli 1883, Paterswalde, Kreis Wehlau / Ostpreußen
† 5. Februar 1948, Nürnberg (Selbstmord) |
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Johannes Blaskowitz war ein Sohn vom Pfarrer Hermann Adam Franz Blaskowitz und dessen Ehefrau Marie, geborene Kühn. Seine Mutter starb bereits am 7. Februar 1886 in Paterswalde. Sein Vater heiratete danach etwas später eine Louise Steiner, die damit seine Stiefmutter wurde. Er selbst besuchte die vier Jahre die Kadettenanstalt in Köslin und drei Jahre die Haupt-Kadettenanstalt in Groß-Lichterfelde. Danach trat er am 2. März 1901 als Fähnrich in die Königlich Preußische Armee ein. Dabei wurde er von der Hauptkadettenanstalt Groß-Lichterfelde zum 1. Posenschen Infanterie-Regiment "von Grolman" Nr. 18 überwiesen. Bei diesem wurde er am 13. März 1901 vereidigt. Von April 1901 bis Dezember 1901 wurde er zur Kriegsschule Engers kommandiert. Am 27. Januar 1902 wurde er im 1. Posenschen Infanterie-Regiment Nr. 18 zum Leutnant befördert. Sein Patent wurde dabei auf den 10. Juli 1900 datiert. Vom 1. Oktober 1904 bis zum 31. Juli 1905 wurde er zur Militär-Turnanstalt komamndiert. Vom 1. Oktober 1905 bis zum 28. Februar 1907 wurde er als Hilfslehrer zur Militär-Turnanstalt komamndiert. Am 20. März 1906 erhielt er die Erlaubnis zur Verheiratung. Er heiratete am 7. April 1906 die fast vier Jahre ältere Anna Emilie Mathilde Riege, Tochter vom Architekten und Bauunternehmer Johann Wilhelm Christoph Ludwig Riege, in Dresden. Diese war bereits die Verlobte seines Bruders Kurt Blaskowitz. Seine Tochter Annemarie Margarete Elvira Blaskowitz wurde am 8. Februar 1907 in der eigenen Wohnung in Berlin-Halensee geboren. 1907 wohnte er privat in der Westfälischen Straße 35 in Deutsch Wilmersdorf. Für seine Generalstabsausbildung besuchte er vom 1. Oktober 1908 bis zum 20. September 1911 die Kriegsakademie in Berlin. Während dieser Zeit wurde er am 27. Januar 1910 (P4p) zum Oberleutnant befördert. Am 20. Juli 1912 wurde er als Oberleutnant zur 3. Kompanie des 9. Badischen Infanterie-Regiments Nr. 170 versetzt. 1910 absolvierte er die Dolmetscherprüfung in Französisch. Sein Sohn Hans Wilhelm Kurt Hermann Blaskowitz wurde am 28. März 1911 in Charlottenburg geboren. Sein Sohn starb bereits als Kleinkind am 30. April 1912 in der Schöne Aussicht 41 in Wiesbaden. Am 17. Februar 1914 (O) wurde er zum überzähligen Hauptmann befördert. Ab dem 1. April 1914 war er als Hauptmann im Stab vom Rastatter 3. Badisches Infanterie-Regiment "Markgraf Ludwig Wilhelm" Nr. 111 im Einsatz. Bei Kriegsausbruch wurde er dann Chef der 10. Kompanie. Das Eiserne Kreuz 2. Klasse wurde ihm am 27. September 1914 verliehen. Das Eiserne Kreuz 1. Klasse wurde ihm am 2. März 1915 verliehen. Am 16. August 1915 wurde er zum IV. Bataillon vom Jäger-Regiment Nr. 3 versetzt. Am 15. Oktber 1915 übernahm er als Bataillonsführer das I. Bataillon vom Jäger-Regiment Nr. 3. Ab Mitte April 1916 fand er in diversen Generalstäben Verwendung. Anfänglich wurde er zum Generalkommando X. Armeekorps kommandiert. Er erwarb sich das Ritterkreuz mit Schwertern des Hausordens von Hohenzollern. Sein Vater starb am 30. April 1919 in Stallupönen. Nach dem Krieg wurde er in das vorläufige Reichsheer übernommen. Bei der Bildung des 200.000 Mann Heeres der Reichswehr Mitte Mai 1920 gehörte er zum Generalstab vom Wehrkreiskommando V in Stuttgart. Bei der Bildung des 100.000 Mann Heeres der Reichswehr wurde er am 1. Oktober 1920 in den Generalstab der 5. Division der Reichswehr übernommen. Er wohnte damals privat im Erdgeschoss der Ulrichstraße 11 in Stuttgart. Vom 28. März 1921 bis zum 6. April 1921 war er an der Niederwerfung des Aufstandes in Mitteldeutschland beteiligt. Am 12. Mai 1921 wurde er dann in den Stab vom Infanterieführer V, ebenfalls in Stuttgart, versetzt. Am 1. Juni 1921 wurde er zum Major befördert. 1924 gehörte er noch immer zum Generalstab vom Infanterieführers V. Später wurde er Kommandeur des III. Bataillons vom 13. Infanterie-Regiment und am 6. April 1926 mit Wirkung vom 1. April 1926 (3) zum Oberstleutnant befördert. Er wohnte damals privat in der 3. Etage der Bismarckstraße 54 in Stuttgart. Anschließend wurde er in den Stab der 5. Division der Reichswehr versetzt. Seine Stiefmutter starb am 25. November 1927 in Walterkehmen. Ab dem 1. Februar 1928 wurde er als Chef des Stabes bei der 5. Division der Reichswehr eingesetzt. Am 1. Oktober 1929 (15) wurde er zum Oberst befördert. Am 14. Oktober 1930 wurde er zum Landeskommandanten in Baden ernantt. Am 13. November 1930 wurde er mit Wirkung vom 1. Dezember 1930 als Nachfolger von Oberst Alfred Boehm-Tettelbach zum Kommandeur vom 14. Infanterie-Regiment ernannt. Am 1. Oktober 1932 (6) wurde er zum Generalmajor befördert. Am 9. Januar 1933 wurde er mit Wirkung vom 1. Februar 1933 als Nachfolger von Generalleutnant Hilmar Ritter von Mittelberger zum Inspekteur der Inspektion der Waffenschulen (In 1) im Reichswehrministerium (RWM) ernannt. Deswegen wurde er am 26. Januar 1933 mit Wirkung vom 31. Januar 1933 aus der Stellung als Landeskommandant in Baden enthoben. Sein Nachfolger wurde Oberst Kurt Sieglin. Als Inspekteur wurde er am 1. Dezember 1933 (1) zum Generalleutnant befördert. Am 1. April 1935 wurde er als Nachfolger von Generalleutnant Fedor von Bock zum Befehlshaber vom Wehrkreis II in Stettin ernannt. Sein Nachfolger als Inspekteur der Inspektion der Waffenschulen wurde Generalmajor Georg von Küchler. Durch die Umbenennung seines Stabes wurde er am 21. Juni 1935 zum Kommandierenden General vom Generalkommando II. Armeekorps ernannt. Als solcher wurde er am 2. August 1936 mit Wirkung vom 1. August 1936 (2) zum General der Infanterie befördert. Am 10. November 1938 wurde er durch General der Infanterie Adolf Strauß abgelöst. Dafür wurde er an diesem Tag zum Oberbefehlshaber des Heeresgruppen-Kommando 3 in Dresden ernannt. Gleichzeitig wurde sein Rangdienstalter als General der Infanterie auf den 1. Dezember 1935 verbessert. Er nahm am Einmarsch der Wehrmacht in Österreich teil und führte seine Verbände bei der Besetzung des Sudetenlandes und des tschechischen Teiles der ehemaligen Tschechoslowakei. Bei Mobilmachung im August 1939 wurde er Oberbefehlshaber der 8. Armee, die er aus dem schlesischen Raum nach Polen führte. Nach Ende der Kämpfe in Polen wurde er am 30. September 1939 mit Wirkung vom 1. Oktober 1939 zum Generaloberst befördert. Außerdem wurde er am 30. September 1939 auch mit dem Ritterkreuz des Eisernen ausgezeichnet, Anschließend wurde er am 14. Oktober 1939 durch die Umbenennung seines Stabes zum OB der 2. Armee ernannt, die aber bereits am 20. Oktober 1939 zum Oberbefehlshaber Ost im besetzten Polen umbenannt wurde. Dabei musste er auch die unter seinem Kommando stehenden SS- und Polizei-Verbände unter Kontrolle halten. Nach der Verhängung mehrerer Todesurteile gegen Angehörige der SS schrieb Blaskowitz in einer Denkschrift im Februar 1940 an Hitler: "Die Einstellung der Truppe zur SS und Polizei schwankt zwischen Abscheu und Hass. Jeder Soldat fühlt sich angewidert und abgestoßen durch diese Verbrechen, die in Polen von Angehörigen des Reiches und Vertretern der Staatsgewalt begangen werden." Da Hitler einen solchen Angriff auf die SS mißbilligte, wurde Blaskowitz seines Postens enthoben, die Urteile gegen die SS-Mörder wurden aufgehoben. 1940 wurde ihm der Oberbefehl über die 1. Armee im besetzten Frankreich übertragen. Blaskowitz war darauf bedacht, mit der Bevölkerung ein akzeptables Verhältnis aufzubauen, ging aber mit aller Härte gegen die Résistance vor. Hitlers Politik stellte er nicht mehr in Frage. Im Frühjahr 1944 übernahm er als Oberbefehlshaber das Kommando über die Heeresgruppe G, mit der er sich nach der Landung der Alliierten ins Elsass zurückzog. Für seine Führungsleistungen wurde er am 28. Oktober 1944 mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Am 25. Januar 1945 folgte die Verleihung der Schwerter zum Ritterkreuz mit Eichenlaub. Im Januar 1945 übernahm er die Heeresgruppe H in Holland bis er am 5. Mai 1945 vor den Briten kapitulierte. Von 1945 bis 1948 befand er sich in Gefangenschaft in Dachau, Allendorf bei Marburg und zuletzt in Nürnberg. Dort nahm er sich am 5. Februar kurz nach Beginn seiner Verhandlung bei den Nürnberger Prozessen (Fall XII: Prozess Oberkommando der Wehrmacht) das Leben, bei dem er als minderbelasteter Kriegsverbrecher vor Gericht stand. Von Mithäftlingen wurde der Verdacht geäußert, er sei von SS-Leuten ermordet worden, eine Vermutung, die jedoch nie weiter untermauert werden konnte.
Er hatte insgesamt 6 Geschwister und Halbgeschwister.
Sein ältester Bruder
Kurt Blaskowitz wurde im Jahr 1875 geboren. Er schlug ebenfalls die Laufbahn als
Infanterieoffizier ein. Er kam als Fahnenjunker zum Ostpreußischs
Füsilier-Regiment Nr. 33 nach Gumbinnen. Bei diesem wurde er am 18. August 1895
zum Portepeefähnrich befördert. Nach dem Besuch der Kriegsschule wurde er am 18.
August 1896 (J4i) zum Sekondeleutnant befördert. Danach wurde er zum
Infanterie-Regiment Nr. 147 versetzt. Dort wurde er anfangs als Kompanieoffizier
in der 6. Kompanie seines Regiments am vorläufigen Standort Gumbinnen
eingesetzt. Am 1. Oktober 1897 wurde er in gleicher Funktion in die 1. Kompanie
seines Regiments nach Insterburg versetzt. Dort wurde er am 1. Januar 1899 durch
die Umbenennung seines Dienstgrades zum Leutnant ernannt. Im Herbst 1899 wurde
er als Kompanieoffizier zur 8. Kompanie seines Regiments ebenfalls in Insterburg
versetzt. Im Herbst 1900 wurde er als Nachfolger von Leutnant Quade zum Adjutant
des II. Bataillons vom Infanterie-Regiment Nr. 147 in Insterburg ernannt. Im
Herbst 1901 stand er kurz vor seiner Hochzeit und lud einige Freunde in das
Offizierskasino zum Junggesellenabschied ein. Er trank ein wenig zu viel Wein
und auf dem Rückweg wurde er Opfer dieses Weines und wurde besinnungslos. 2
junge Feldartillerieoffiziere (OLt. von Groddeck, F.A.R. 37 und OLt Hildebrandt,
F.A.R. 1) haben ihn so aufgefunden und nach Hause gebracht. Er muss den 2
höheren Offizieren mehrfach Schläge angedroht haben und sie auch gewalttätig
angegriffen haben, wusste davon aber nichts mehr am nächsten Tag, an dem er nach
Deutsch Eylau reiste,wo seine Verlobte wohnte. Um der Feier am Vorabend der
Hochzeit beizuwohnen, musste er dann nach Deutschland reisen, wo die Feier
stattfand. Die Gäste hatten bereits einige Geschenke zusammengestellt, die Feier
vorbereitet und nach Informationen der London Times und deren Korrespondenten in
Berlin wurde Blaskowitz dann per Telegramm sofort nach Insterburg zurückgerufen
und die Hochzeit wurde daraufhin verschoben. Pfarrer Blaskowitz, seine Frau und
die Verlobte begleiteten ihn auf dieser Fahrt und in Insterburg erfuhr er dann,
dass er von den 2 Artillerieoffizieren zum Duell gefordert wurde. Ein
militärisches Ehrengericht hat den Fall verhandelt und erlaubte das Duell und so
stellte sich Leutnant Kurt Blaskowitz dem Kampf, dem er nur durch den Austritt
aus der Armee hätte aus dem Weg gehen können. Die höheren Offiziere Generalmajor
Georg Stamm, Kdr. der 4. Infanterie-Brigade in Gumbinnen, und Generalleutnant
Georg von Alten, Kdr. der 2. Division aus Insterburg, waren seine Richter. Er
wurde als Leutnant und Angehöriger des Infanterie-Regiments Nr. 147 am 4.
November 1901 im Duell bei Gumbinnen von Oberleutnant Hildebrand aus dem 1.
Litthauisches Feldartillerie-Regiment "Prinz August von Preußen" Nr. 1 durch den
1. Schuß seines Kontrahenten getötet.
Ritterkreuz (30. September 1939) Eichenlaub (28. Oktober 1944) Schwerter (25. Januar 1945)