von Stülpnagel, Siegfried Paul Ferdinand

 

* 16. März 1891, Königsberg

† 25. Juni 1976, München

 

 

Siegfried von Stülpnagel war der Sohn vom General der Infanterie Ferdinand von Stülpnagel und dessen Ehefrau Marie, geborene Bronsart von Schellendorff. Er trat nach seiner Kadettenausbildung im Kadettenhaus Potsdam und bei der Haupt-Kadettenanstalt Lichtrfelde und einer gewissen Zeit als Leibpage seiner Majestät Kaiser Wilhelm II am 22. März 1911 als Leutnant ohne Patent in die Königlich Preußische Armee ein. Er wurde dabei zum 3. Garde-Regiment zu Fuß überwiesen. Er wurde anfangs als Kompanieoffizier in der 3. Kompanie seines Regiments in Berlin eingesetzt. Sein Patent als Leutnant hat er am 2. Juni 1911 erhalten. 1912/13 wurde er dann als Kompanieoffizier in die 1. Kompanie seines Regiments versetzt. Bei Beginn des 1. Weltkrieges kam er dann als Zugführer in der 1. Kompanie vom 3. Garde-Regiment zu Fuß zur Front. Bei dieser wurde er noch 1914 durch Lungendurchschuß schwer verwundet. Nach seiner Genesung wurde er ab dem 1. Februar 1915 zur Kommandantur nach Borkum versetzt. Ab April 1915 wurde er dann wieder beim 3. Garde-Regiment zu Fuß an der Front eingesetzt. Nach wenigen Wochen musste er wegen einer Ruhrerkrankung wieder ins Lazarett. Ab Anfang September 1915 wurde er wieder bei der Truppe eingesetzt, dieses Mal als Führer der 2. Kompanie vom 3. Garde-Regiment zu Fuß. Ab Anfang November 1915 wurde er dann für gut sechs Monate als Führer der Rekruten-Kompanie des Gardekorps eingesetzt. Ende April 1916 wurde er dann zum Adjutant des I. Bataillons vom 3. Garde-Regiment zu Fuß ernannt. Als solcher wurde er am 18. August 1916 zum Oberleutnant befördert. Ab dem 25. September 1916 wurde er als stellvertretender Regimentsadjutant seines Regiments eingesetzt. Anfang September 1916 wurde er für drei Wochen zur Minenwerfer-Kompanie 315 kommandiert. Danach baute er eine Minenwerfer-Kompanie beim 3. Garde-Regiment zu Fuß auf, deren Führung er auch anfangs übernahm. Danach wurde er dann bis zum Sommer 1917 als Führer der 2. Kompanie in seinem Regiment eingesetzt. Am 15. August 1917 wurde er dann für ein halbes Jahr als Ausbilder zum Fahnenjunkerkurs nach Döberitz kommandiert. Anfang März 1918 wurde er dann zum VIII. Reservekorps versetzt. Am 12. April 1918 wurde er zum Adjutant der 9. Reserve-Infanterie-Brigade ernannt. Diese Position behielt er bis zum Ende des Krieges. Im Krieg wurde er nicht nur verwundet, was sich in der Verleihung des Verwundetenabzeichens in Schwarz widerspiegelte. Im 1. Weltkrieg wurden ihm neben beiden Eisernen Kreuze noch weitere Auszeichnungen verliehen. Nach dem Krieg wurde er anfangs im Freikorps eingesetzt. Ab Ende Januar 1919 gehörte er als Zugführer in der V. Abteilung zum Freiwilligen Landesjägerkorps. Ab dem 3. März 1919 wurde er als Adjutant der VI. Abteilung des Freiwilligen Landesjägerkorps eingesetzt. Am 2. Ma 1919 wurde er in das vorläufige Reichsheer übernommen. Ab dem 2. Mai 1919 wurde er als Adjutant beim Reichswehr-Schützenbataillon 15 verwendet. Bei der Bildung des 200.000 Mann-Übergangsheeres der Reichswehr Mitte Mai 1920 gehörte er zum Reichswehr-Infanterie-Regiment 29 der Reichswehr-Brigade 15. Am 15. Juli 1920 hat er die sechseinhalb Jahre jüngere Karolina Julia Emma Theodora Elisabeth Kracker von Schwarzenfeldt, Tochter von Albert Karl Eduard Dorotheus Kracker von Schwartzenfeldt, geheiratet. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr kam er am 1. Oktober 1920 zum 9. (Preuß.) Infanterie-Regiment. Dort wurde er anfangs wieder als Adjutant beim Bataillonsstab eingesetzt. Privat wohnte er mit seiner Frau Unter den Eichen 127 in Lichterfelde, wo er die Telefonnummer Lichterfelde 16 hatte. Am 18. März 1922 absolviere er seine Wehrkreisprüfung. Am 23. März 1922 wurde sein Sohn Horst von Stülpnagel geboren. Am 1. Juli 1922 wurde ihmder 18. August 1916 als neues Rangdienstalter zugewiesen. Am 1. Februar 1923 wurde er in den Stab vom Ausbildungs-Bataillon des 9. (Preuß.) Infanterie-Regiment nach Wünsdorf versetzt. Am 1. April 1923 wurde er zum Chef der 14. Kompanie des Ausbildungs-Bataillons vom 9. (Preuß.) Infanterie-Regiment ernannt. Als solcher wurde er am 15. September 1923 mit Wirkung vom 1. September 1923 (4) zum Hauptmann befördert. Am 1. Februar 1924 wurde er als Nachfolger von Hauptmann Graf von Sponeck zum Chef der 2. Kompanie vom 9. (Preuß.) Infanterie-Regiment in Potsdam ernannt. Seine Stellung als Chef der 2. Kompanie in Potsdam behielt er dann mehrere Jahre. Privat wohnte er am Kanal 3 in Potsdam und hatte die Telefonnummer 2995. Am 24. April 1927 wurde sein Sohn Paul von Stülpnagel geboren. Vom 13. Februar 1928 bis zum 4. März 1928 besuchte er einen Lehrgang für Leibesübungen. Vom 23. April 1929 bis zum 27. April 1929 besuchte er einen Minenwerfer-Lehrgang. Am 1. Oktober 1929 wurde er als Lehrer an die Infanterieschule nach Dresden versetzt. Dort wurde er fast vier Jahre eingesetzt. Am 1. Juli 1933 wurde er zur Verfügung des Chefs der Heeresleitung gestellt und unter gleichzeitiger Beförderung zum Major zur I. Marine-Artillerie-Abteilung nach Kiel kommandiert. Bei der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht wurde er am 1. Oktober 1934 zum Kommandeur des II. Bataillons vom Infanterie-Regiment Görlitz ernannt. Bei der Enttarnung der Verbände wurde er am 15. Oktober 1935 zum Kommandeur des II. Bataillons vom Infanterie-Regiment 30 in Görlitz ernannt. Als solcher wurde er am 1. März 1936 zum Oberstleutnant befördert. Am 4. Juli 1936 wurde seine Tochter Iris von Stülpnagel in Görlitz geboren. Vom 16. Juni 1937 bis zum 26. Juni 1936 besuchte er einen Lehrgang für Bataillonskommandeure an der Infanterieschule. Auch bei seiner Beförderung zum Oberst am 1. August 1938 gehörte er noch zum Infanterie-Regiment 30. Am 10. November 1938 wurde er dann zum Kommandeur der Heeresunteroffiziersschule Frankenstein in Schlesien ernannt. Privat wohnte er auch in dieser, welche sich in der Hermann-Göring-Straße befand und hatte die Telefonnummer 552. Bei der Mobilmachung für den 2. Weltkrieg im Sommer 1939 wurde er zum Kommandeur vom Infanterie-Ersatz-Regiment 4 in Dresden ernannt. Am 1. November 1939 wurde er dann zum Kommandeur vom Infanterie-Regiment 451 ernannt. Dieses führte er dann im Frühjahr 1940 in den Westfeldzug, wo ihm bereits am 16. Mai 1940 die Spange zum Eisernen Kreuz 2. Klasse verliehen wurde. Am 21. Juli 1940 wude ihm auch die Spange zum Eisernen Kreuz 1. Klasse verliehen. Anfang Oktober 1940 wurde er dann zum Kommandeur vom neuen Infanterie-Regiment 430 ernannt. Mitte März 1941 gab er dieses Kommando bereits wieder ab. Er wurde dafür jetzt in die Führerreserve OKH versetzt. Seinen Dienst regelte der Wehrkreis VIII. Am 9. Juni 1941 wurde er zum Kommandeur der Heeresunteroffiziersschule Potsdam ernannt. Am 17. April 1942 erhielt er folgende Beurteilung von Generalmajor Johannes Frießner, Inspekteur des Erziehungs- und Bildungswesens: "Wertvolle, abgeklärte Persönlichkeit, in seinen Äußerungen manchmal etwas urwüchsig. Für Kleinausbildung besonders geeignet. Sehr fürsorglich. Vor dem Feinde bewährt. Bewertung: Füllt aus. Empfehlung: Geeignet zur Führung einer Sicherungs-Division - Kommandant eines größeren Standortes." Am 1. Juni 1942 wurde er unter gleichzeitiger Beförderung zum Generalmajor zum Kommandant von Stettin ernannt. Diese Position behielt er dann über mehr als 2 Jahre. Am 9. März 1943 erhielt er folgende Beurteilung von General der Infanterie Werner Kienitz, KG vom Stellv. Generalkommando II. Armeekorps: "Als Kommandant voll bewährt. Bewertung: Durchschnitt. Empfehlung: Kommandeur einer Sicherungs-Division. Belassung erwünscht." Am 1. September 1943 wurde ihm das Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern verliehen. Am 31. Januar 1944 wurde er wegen einer chronischen Gallenblasenentzündung garnisonsverwendungsfähig Heimat (g.v.H.) gestellt. Am 1. März 1944 erhielt er folgende Beurteilung von General der Infanterie Werner Kienitz, KG vom Stellv. Generalkommando II. Armeekorps: "Hat sich als Wehrmachtkommandant weiter sehr gut bewährt. Bewertung: Durchschnitt. Empfehlung: Geeignet zum Kommandeur einer Sicherungs-Division und zum Kommandant eines rückwärtigen Armeegebietes." Dazu ergänzte am 12. April 1944 Generaloberst Friedrich Fromm, Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres: "Einverstanden !" Seine Privatadresse war am 17. April 1944 Osthof im Rittergut Bogenau im Bezirk Breslau mit der Telefonnummer Rothbach 361, die Heimat der Familie seiner Frau. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde er am 23. Juli 1944 von diesem Posten abgelöst. Er wurde am 1. August 1944 erneut in die Führerreserve OKH versetzt, seinen Dienst regelte wieder der Wehrkreis VIII. Am 6. August 1944 wurde er durch die SS verhaftet. Er wurde danach bis zum 3. November 1944 in der Polizeischule Fürstenberg an der Havel in Sippenhaft genommen. Am 23. Dezember 1944 wurde er als Sippenhäftling erneut verhaftet und dieses Mal in der Wehrmachtstrafanstalt Küstrin inhaftiert. Am 30. und 31. Januar 1945 fliehen die Sonderhäftlinge unter Führung von Generalleutnant Dr. Hans Speidel und des kooperierenden Kommandanten der Festungshaftanstalt, Major d.R. Dr. Fritz Leussing, wegen der Annäherung der sowjetischen Truppen über mehrere Zwischenstationen nach Württemberg. Die erste Station ist Wittenberg an der Elbe, dann folgt das Stift Oberstenfeld/Bottwartal, dann geht es weiter nach Gönningen. Am 28. Februar 1945 wurde er offiziell aus der Wehrmacht entlassen. Am Abend des 21. April 1945 treffen bei Regen die erschöpften Inhaftierten auf einem offenen Lastwagen in Immenstaad am Bodensee ein. Der Pallottiner-Pater Leo Kruck weist ihnen die durch das Konkordat geschützte, geräumige Hauskapelle von Schloss Hersberg zu, wo sie vom Wachpersonal gefangen gehalten werden. Am 24. April 1945 erhält die Wachmannschaft ihre Entlassungspapiere, bevor die französischen Truppen anrücken. Die Abschiedsfeier wird kurz nach Mitternacht am 25. April 1945 von 40 SS-Männern aus Friedrichshafen unterbrochen. Major d.R. Dr. Fritz Leussing erklärt ihnen aber, die Festungshaft bestünde weiter. Daraufhin rückt das Rollkommando wieder ab. Der Pallottiner-Pater Leo Kruck fährt am 26. April 1945 mit dem Motorrad nach Urnau um dort mit dem Bürgermeister Rist und Pfarrer Schmieder zu sprechen. Er bittet um versteckte Unterbringung sowie Vermeidung, Namen und Stand der Betroffenen zu nennen. Die Angesprochenen organisieren umgehend Quartiere bei zuverlässigen Familien im Ort. Noch in der Nacht bringt ein Lastwagen die Gefangenen nach Urnau. Am 29. April 1945 wurde er in Urnau am Bodensee von französischen Truppen von weiterer Gefahr der Verfolgung befreit. Den deutschen Gefangenen wurde Urnau als Unterkunftsort bis zur Entlassung zugewiesen. Er war der jüngere Bruder vom Char. General der Infanterie Joachim von Stülpnagel. In München wohnte er bis mindestens 1957 in der Lehárstraße 33 in München-Lochham, wo er die Telefonnummer 80629 hatte. Spätestens ab 1959 wohnte er in der Willibaldstraße 177 und hatte die Telefonnummer 17224. Ende der 60iger Jahre änderte sich die Telefonnummer zur 567224, bevor sie 1970 zur 701224 wurde. Auch kurz vor seinem Tod lebte er noch in der Willibaldstraße 177. Seine Schwägerin Eleonore Kracker von Schwartzenfeldt war die Ehefrau von Generalleutnant Karl-Wilhelm von Schlieben.