von Stülpnagel, Carl-Heinrich Rudolf Wilhelm

 

* 2. Januar 1886, Berlin

† 30. August 1944, Berlin-Plötzensee (hingerichtet)

 

Carl-Heinrich von Stülpnagel war der Sohn vom Offizier Karl-Friedrich Hermann von Stülpnagel und dessen Ehefrau Louise Sophia Albertine Anna, geborene Freiin von und zu der Tann-Rathsamhausen. Er trat, nachdem er sein Abitur in Frankfurt am Main abgelegt hatte, am 1. Oktober 1904 als Fahnenjunker in die Königlich Preußische Armee ein. Der Offizierssohn kam dabei zum 1. Großherzoglich Hessisches Leibgarde-Infanterie-Regiment Nr. 115 nach Darmstadt. Am 27. Januar 1906 wurde er in diesem Regiment zum Leutnant befördert. Das Patent wurde dabei auf den 21. Juli 1904 datiert. Zum 1. Oktober 1911 wurde er an die Kriegsakademie kommandiert. Dort wurde er am 19. Juli 1913 zum Oberleutnant befördert. Auch bei Ausbruch des 1. Weltkrieges gehörte er zu seinem Regiment mit dem er als Chef der 12. Kompanie an der Westfront eingesetzt wurde. Im September 1914 wurde er zum Regimentsadjutant ernannt. Am 27. Januar 1915 wurde er als solcher zum Hauptmann befördert. Im März 1915 wechselte er dann in den Generalstab. Er wurde in der Folge auf einigen Generalstabspositionen in verschiedenen Stäben eingesetzt. Ab Herbst 1915 kam er dabei auf den Balkan. Im Januar 1916 hat er geheiratet. Im Frühjahr 1917 wurde er als Ia der 18. Division wieder an der Westfront eingesetzt. Im Sommer 1918 wurde er verwundet. Später wurde er dann auch noch an der Ostfront eingesetzt. Im 1. Weltkrieg wurden ihm neben beiden Eisernen Kreuzen und dem Ritterkreuz des Königlich Preußischen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern noch weitere Auszeichnungen verliehen. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges wurde er als Hauptmann in das Reichsheer übernommen. Dabei wurde er zuerst als Generalstabsoffizier der Reichswehr-Brigade 7 eingesetzt. Er beteiligte sich auch an dem von ihm verurteilten Kapp-Putsch. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres kam er dann zum Stab der 3. Division der Reichswehr nach Berlin. Privat wohnte er jetzt am Kurfürstendamm 67 in Berlin und hatte die Telefonnummer Steinplatz 12112. Am 1. April 1922 wurde er in den Stab des Infanterieführer VI nach Hannover versetzt. Am 1. Februar 1924 wurde er zum Chef der 5. Kompanie vom 3. (Preuß.) Infanterie-Regiment in Deutsch-Eylau ernannt. Als solcher wurde er am 1. April 1925 zum Major befördert. Am 1. Februar 1926 wurde er dann in das Reichswehrministerium (RWM) nach Berlin versetzt. Dort wurde er in der Heeres-Organisationsabteilung (T 2) vom Truppenamt (TA) eingesetzt. Anfang 1927 wurde er dann in den Stab der 6. Division der Reichswehr nach Münster versetzt. Dort verbrachte er dann die nächsten Jahre Im Herbst 1929 wurde er dann zum Kommandeur des II. Bataillons vom 5. (Preuß.) Infanterie-Regiment in Neuruppin ernannt. Als solcher wurde er am 1. Februar 1930 zum Oberstleutnant befördert. Im Sommer 1931 wurde er für zwei Wochen zur Finnischen Armee kommandiert. Im Herbst 1931 wurde er dann zum Lehrgruppenkommandeur an der Infanterieschule Dresden ernannt. Ab diesem Herbst 1931 arbeitete er gemeinsam mit dem Generalmajor Ludwig Beck an der Dienstvorschrift "Truppenführung". Im Frühjahr 1932 wurde er dann beim Regimentsstab vom 7. (Preuß.) Reiter-Regiment eingesetzt. Am 1. Dezember 1932 wurde er unter gleichzeitiger Beförderung zum Oberst i.G. durch seinen Freund Generalleutnant Beck in das Reichswehrministerium geholt. Dort wurde er zum Chef der Abteilung Fremde Heere ( T 3) im Truppenamt (TA) ernannt. Aufgrund der Ereignisse während des "Röhm-Putsches" stand er zunehmend in Ablehnung zum NS-Regime. Am 1. Oktober 1935 wurde er zum Generalmajor befördert. Bereits zu dieser Zeit versuchte er die Aufrüstung des dritten Reiches einzuschränken. Er war bei der Enttarnung der Einheiten Chef der 3. Abteilung im Generalstab des Heeres. Am 6. Oktober 1936 wurde er zum Kommandeur der 30. Infanterie-Division ernannt. Als solcher wurde er am 1. Oktober 1937 Generalleutnant befördert. Anfang Februar 1938 wurde er im Zuge der Blomberg-Fritsch-Affäre zum Oberquartiermeister II (O Qu II) im Generalstab des Heeres ernannt. Im Herbst 1938 war er bereits in den Widerstand gegen Hitler eingeweiht. Durch den Vertrag von München wurde diesem Verschwörerkreis die Grundlage entzogen. Am 21. Oktober 1938 wurde er dann zum Oberquartiermeister I (O Qu I) im Generalstab des Heeres ernannt. Als solcher wurde er am 20. April 1939 zum General der Infanterie befördert. Das Randienstalter wurde dabei auf den 1. April 1939 festgelegt. Am 30. Mai 1940 wurde er zum Kommandierenden General des II. Armeekorps ernannt. Mit diesem nahm er dann am Westfeldzug gegen Frankreich teil. Dabei wurden ihm beide Spangen zu seinen Eisernen Kreuzen verliehen. Am 21. Juni 1940 gab er sein Kommando ab. Er wurde dafür zum Vorsitzenden der Waffenstillstandskommission in Wiesbaden ernannt. Am 20. Dezember 1940 wurde er zum Oberbefehlshaber der neuen 17. Armee in Südpolen ernannt. Diese führte er dann bei Beginn des Ostfeldzuges beim Angriff auf Südrussland. Dabei wurde ihm am 21. August 1941 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Er ist dort auch durch Antisemitismus aufgefallen. Auf eigenen Wunsch wurde er im Herbst 1941 von seinem Kommando entbunden. Am 13. Februar 1942 wurde er zum Militärbefehlshaber Frankreich (MBF) ernannt. Damit wurde er Nachfolger des General der Infanterie Otto von Stülpnagel. Dabei griff er bei Maßnahmen gegen den Widerstand mit aller Härte durch. Am 14. Februar 1944 wurde ihm das Deutsche Kreuz in Silber verliehen. Im Sommer 1944 war er dann einer der führenden Köpfe des militärischen Widerstandes. Nach dem Attentat am 20. Juli 1944 wurde in seinem Bereich die Pläne der Verschwörer umgesetzt. Als er feststellte, dass der Plan fehlgeschlagen war, bekam er von Generalfeldmarschall von Kluge den Rat unterzutauchen. Stülpnagel lehnte das aber ab, wurde aber seines Amtes enthoben. Er wurde daraufhin zur Berichterstattung nach Berlin befohlen. Auf dem Weg versuchte er sich bei Verdun das Leben zu nehmen. Dabei erblindete er. Im Lazarett in Verdun wurde er dann von der Gestapo verhaftet und nach Berlin gebracht. Er wurde dann aus der Wehrmacht ausgestoßen und vorm Volksgerichtshof am 30. August 1944 zum Tode verurteilt. Noch am gleichen Tag wurde er, nach Oberstleutnant Karl-Ernst Rahtgens und vor Oberst Eberhard Finckh, um 12:11 Uhr in der Haftstätte Plötzensee am Königsdamm 7 in Berlin-Charlottenburg gehängt. Seine letzte private Anschrift war die Kaiser Wilhelmstraße 5 in Potsdam.

 

Ritterkreuz (21. August 1941)