Rothenburg, Karl Eduard August

 

* 8. Mai 1894, Fürstenwalde

† 28. Juni 1941, Grodeck-Ostroszichy / Galizien (gefallen)

 

 

Karl Rothenburg war der Sohn des Mittelschullehrers Georg Rothenburg und dessen Ehefrau Alwina, geborene Sittmann. Am 1. April 1914 trat der angehende Lehrer aus Fürstenwalde als Einjährig-Freiwilliger in die Königlich Preußische Armee ein. Er kam dabei in das 5. Garde-Regiment zu Fuß in Spandau. In diesem wurde er anfangs bei der 3. Kompanie verwendet. Bei Beginn des 1. Weltkrieges rückte er Anfang August mit dem Regiment an die Westfront aus. Nach der Eroberung von Namur verlegte er Ende August 1914 mit dem Regiment an die Ostfront. Dort folgten die Schlachten um die Masurischen Seen und danach um Lodz im Herbst 1914. Am 21. Dezember 1914 wurde er zum Unteroffizier befördert. Im Februar 1915 folgte die Winterschlacht in Masuren. Später folgten Kämpfe in Kurland und in Litauen. Im Jahr 1915 wurde er als Offizier-Stellvertreter in seinem Regiment eingesetzt. Im Herbst 1915 kam er mit seinem Regiment zurück an die Westfront. Dort wurde er am 8. November 1915 zum Leutnant der Reserve befördert. 1916 stand er an der Somme im Gefecht. Ab Dezember 1916 war er Führer der 2. Kompanie seines Regiments, deren Chef er im April 1917 wurde. Am 29. März 1918 wurde er während der Märzoffensive 1918 beim Durchbruch zwischen Gouzeaucourt und Vermand durch ein Schrapnell an der rechten Hand verwundet. Für sein Verhalten in den Kämpfen im März und April 1918 wurde er am 23. Mai 1918 mit dem Ritterkreuz des Hohenzollernschen Hausordens mit Schwertern ausgezeichnet. Am 30. Juni 1918 wurde ihm der Pour le merite als Leutnant der Reserve und Führer der 2. Kompanie im 5. Garde-Regiment zu Fuß bei der 4. Garde-Division verliehen. Die Verleiehung des Ordens hatte ihren Grund in der Operation Gneisenau, der Schlacht zwischen Noyon-Montdidier vom 9. Juni 1918 bis zum 13. Juni 1918. Er hatte am 9. Juni 1918 zwei Mal durch selbständiges Handeln den ins Stocken geratenen Angriff seines Bataillons vorgetragen. Beim Sturm auf Berlière ging er mit seiner seitwärts herausgestaffelten Kompanie, ohne Befehl abzuwarten, zum umfassenden Angriff gegen das stark befestigte Dorf vor und erstürmte daselbe. Ebenso bei der Erstürmung und Einnahme des Waldes von Ricquebourg. Unaufhaltsam folgte er darauf mit seiner tapferen Kompanie dem schrittweise zurückweichenden Gegner und riß dabei die übrigen Kompanien mit vorwärts. Als der Angriff am Nordufer des Matz-Baches am Nachmittag zum Stehen kam, drang er trotz heftigster Gegenwehr mit seiner Kompanie zuerst ganz allein über den Matz-Bach vor. Da der Feind sich am Südufer des Baches ständig verstärkte, ermöglichte dieses schnelle Zupacken ohne Befehl, nach den vorher gegebenen Weisungen sollte der Hauptschwerpunkt des Angriffs auf dem anderen Flügel liegen, allein dem Regiment, den für die Führung so wichtigen Übergang über den Matz-Bach noch am 9. Juni 1918 durchzuführen. Am 20. Dezember 1918 wurde er aus dem Militärdienst wieder verabschiedet.

Am 1. Januar 1920 trat Karl Rothenburg als Polizei-Leutnant in die Schutzpolizei Thüringen in Gotha ein. Am 6. März 1920 hat er die vier Jahre jüngere Katharina Anna Ottilia Voelk, Tochter des Tierarztes Alex Otto Voelk, in der Stadtpfarrkirche St. Marien in Angermünde geheiratet. Bei der Schutzpolizei Gotha wurde er bereits am 1. Juni 1921 zum Polizei-Oberleutnant befördert. Am 1. April 1924 wurde er Führer der Schutzpolizei-Abteilung Jena und am 1. September 1924 als solcher zum Polizei-Hauptmann befördert. Im Februar 1928 war er Führer der Polizeischar Jena. 1930 wurde er zum Polizei-Major befördert und Kommandeur der Schutzpolizei in Weimar. Am 1. Dezember 1933 folgte seine Beförderung zum Polizei-Oberstleutnant und seine Ernennung zum Kommandeur der Polizeischule Sondershausen. Am 26. Juli 1935 wurde er während der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht als Major in das Heer übernommen und in das Kampfwagen-Regiment 1 (Kraftfahr-Lehr-Kommando) in Zossen versetzt. Sein Rangdienstalter als Major wurde auf den 1. August 1935 festgelegt. Ab dem 15. Oktober 1935 gehörte er zum Regimentsstab vom Panzer-Regiment 1 in Erfurt. Ab dem 1. August 1936 war er als Nachfolger von Major Linnarz Kommandeur der II. Abteilung vom Panzer-Regiment 6 in Neuruppin. Am 1. April 1938 wurde er zum Oberstleutnant befördert. Im Oktober 1938 übernahm er während der Sudetenkrise zeitweise die Regimentsführung. Am 1. März 1939 wurde er als Nachfolger von Oberst Ludwig Crüwell zum Kommandeur vom Panzer-Regiment 6 in Neuruppin ernannt. Mit diesem nahm er bei Beginn des 2. Weltkrieges im Spätsommer 1939 im Verband der 3. Panzer-Division am Polenfeldzug teil. Am 16. März 1940 wurde er zum Kommandeur vom Panzer-Regiment 25 ernannt, welches er dann im Mai 1940 im Verband der 7. Panzer-Division im Westfeldzug führte. Am 6. Mai 1940 wurde er mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Dabei wurde sein persönlicher Einsatz, als er mit seinem Führungsfahrzeug eine feindliche Batterie ausschaltete, aber auch das Schaffen der Voraussetzungen für den schnellen Vormarsch nach Arras, indem er die feindlichen Befestigungen durchbrochen hatte und zwei feindliche Divisionen zerschlagen konnte. Am 1. August 1940 wurde er zum Oberst befördert. Zum Sommerbeginn 1941 führte er sein Regiment bei Beginn des Ostfeldzuges am 22. Juni 1941 im Verband der 7. Panzer-Division im Mittelabschnitt der Ostfront. Am 27. Juni 1941 wurde er namentlich im Wehrmachtsbericht genannt. Am 28. Juni 1941 wurde er durch die Explosion eines brennenden Panzerzuges verwundet. Er lehnte sowohl eine gepanzerte Eskorte, als auch einen Transport mittels Fiesler Storch oder Panzerwagen, für den Transport zum Hauptverbandsplatz, ab. Er fuhr mit zwei Wagen zurück. Auf dem Weg durch das, noch von versprengten Truppen wimmelnde, Gebiet wurde er am 28. Juni 1941 bei Grodeck-Ostroszichy getötet. Seine Leiche wurde am 29. Juni 1941 gefunden. Er war nach Oberstleutnant Achim von Arnim, Char. Generalmajor Wolff von Stutterheim, Vizeadmiral Lothar von Arnauld de la Periere der vierte Träger des Pour le merite, der im 2. Weltkrieg gefallen ist. Nur wenige Tage später ist mit Generalmajor Otto Lancelle der fünfte Träger des PLM gefallen. Sein Regiment erhielt zu seinen Ehren den Ehrentitel Panzer-Regiment Rothenburg. Am 8. Juli 1941 wurde er erneut namentlich im Wehrmachtsbericht genannt. Am 10. August 1941 hat er auch noch die Anerkennungsurkunde des Oberbefehlshabers des Heeres verliehen bekommen. Posthum wurde er am 1. November 1942 noch zum Generalmajor befördert.

 

Ritterkreuz (6. Mai 1940)

 

Literatur und Quellen:

Krug, Ottomar Deutsche Generale 1918-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/10853
Stellenbesetzung Reichsheer 1. Oktober 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 15. Oktober 1935
Stellenbesetzung Wehrmacht 6. Oktober 1936
Stellenbesetzung des Heeres mit Stand vom 12. Oktober 1937
Stellenbesetzung des Heeres 1938
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953

Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955
Wolfgang Keilig: Die Generale des Heeres und die Sanitätsoffiziere im Generalsrang, Podzun-Verlag 1983
Gerhard von Seemen: Die Ritterkreuzträger 1939-1945, Podzun-Verlag, Friedberg 1976