Oster, Hans Paul

 

* 9. August 1887, Dresden

† 9. April 1945, KL Flossenbürg (hingerichtet)

 

 

Hans Oster war der Sohn des Pfarrers Julius Oster und dessen Ehefrau Maria, geborene Breymann. Seine Mutter starb bereits 1904 in Dresden. Er selbst trat nach seinem Abitur am Gymnasium zum Heiligen Kreuz in Dresden (humanistisches Gymnasium) am 18. März 1907 als Fahnenjunker in das Königlich Sächsische Heer ein. Er kam dabei zum 4. Königlich Sächsisches Feldartillerie-Regiment Nr. 48. Bei diesem wurde er am 20. April 1907 vereidigt. Am 23. Juli 1907 wurde er zum Fahnenjunkerunteroffizier befördert. Seune Beförderung zum Fähnrich erfolgte am 19. November1907. Nach dem Besuch der Kriegsschule wurde er am 18. August 1908 zum Leutnant befördert. Das Patent wurde dabei auf den 14. Februar 1907 (D) datiert. Seine Erlaubnis zur Verheiratung erhielt er am 1. Februar 1912. Am 20. September 1912 hat er über zwei Jahre jüngere Gertrud Knoop, Tochter des verstorbenen Patentanwaltes Carl Knoop, in Dresden geheiratet. Am 1. April 1913 wurde er zum Adjutant der I. Abteilung seines Regiments ernannt. Am 20. Februar 1914 wurde sein Sohn Hans Achim Oster in Dresden geboren. Er diente dann auch noch kurz vor Beginn vom Ersten Weltkrieg im Frühjahr 1914 im 4. Königlich Sächsisches Feldartillerie-Regiment Nr. 48.  Infolge der Mobilmachung für den 1. Weltkrieg wurde er am 2. August 1914 wegen Krankheit zur Ersatz-Abteilung seines Regiments versetzt. Kurz nach Beginn des Krieges wurde er am 28. August 1914 als Abteilungsadjutant zum Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 53 versetzt. Bei diesem wurde er am 25. September 1914 (Nn) zum Oberleutnant befördert. Das Eiserne Kreuz 2. Klasse wurde ihm am 4. November 1914 verliehen. Vom 21. März 1915 bis zum 24. März 1915 wurde er zum Gaskurs nach Leverkusen kommandiert. Das Ritterkreuz II. Klasse mit Schwertern vom Sächsischen Albrechtsorden wurde ihm am 12. April 1915 verliehen. Ab dem 23. Mai 1915 wurde er als Regimentsadjutant im Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 53 verwendet. Am 22. Juni 1915 wurde er mit dem Sächsischen Militär-St.Heinrichs-Orden ausgezeichnet. Knapp ein Jahr später wurde er am 22. Mai 1916 (M) zum Hauptmann befördert. Das Eiserne Kreuz 1. Klasse wurde ihm bereits am 12. November 1915 verliehen. Das Ritterkreuz I. Klasse mit Schwertern vom Sächsischen Albrechtsorden wurde ihm am 25. November 1916 verliehen. Als Hauptmann wurde er am 28. November 1916 mit der Stelle als Batterieführer der 2. Batterie vom Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 53 beliehen. Am 15. Januar 1917 wurde er als Artilleriereferent zum Generalkommando XXVII. Reservekorps kommandiert. Ab dem 1. März 1917 absolvierte er dann dort seine Generalstabsausbildung. Am 25. Mai 1917 wurde er zur weiteren Generalstabsuasbildung als 2. Generalstabsoffizier (Ib) in den Stab der 1. Königlich Sächsische 23. Infanterie-Division eingesetzt. Vom 5. August 1917 bis zum 12. August 1917 wurde er zum Kursus über Kampftätigkeit einer Division in der Abwehrschlacht nach Sedan kommandiert. Vom 13. September 1917 bis zum 7. Oktober 1917 wurde er als Kompanie- und Bataillonsführer zum Schützen-Regiment "Prinz Georg" Nr. 108 kommandiert. Vom 24. Oktober 1917 bis zum 27. Oktober 1917 wurde er zum Regimentsgefechtsstand vom 1. (Leib-)Grenadier-Regiment 100 kommandiert. Einen Monat später wurde er am 27. November 1917 in den Generalstab der 23. Infanterie-Division versetzt. Vom 21. Januar 1918 bis zum 31. Januar 1918 wurde er zum Führer-Kursus nach Sedan kommandiert. Die Krone zum Ritterkreuz I. Klasse mit Schwertern vom Sächsischen Albrechtsorden wurde ihm am 8. Mai 1918 verliehen. Vom 27. Mai 1918 bis zum 1. Juni 1918 wurde er zum 78. Lehrgang der Heeresgasschule nach Berlin kommandiert. Am 13. November 1918 wurde er zum 1. (Leib-)Grenadier-Regiment 100 kommandiert. Im 1. Weltkrieg wurden ihm neben beiden Eisernen Kreuzen noch einige andere Auszeichnungen verliehen. Nach dem Krieg wurde er am 1. Februar 1919 zur Abteilung I des Ministeriums für Militär-Wesen nach Dresden versetzt. Noch im Jahr 1919 wurde er als Hauptmann in das vorläufige Reichsheer übernommen. Am 12. Juni 1919 wurde sein Sohn Harald Julius Eberhard Oster in Dresden geboren. Beim 200.000 Mann-Übergangsheer der Reichswehr im Frühjahr 1920 gehörte er dann als Generalstabsoffizier zum Wehrkreiskommando IV in Dresden. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr wurde er am 1. Oktober 1920 als Generalstabsoffizier in den Stab der 4. Division der Reichswehr in Dresden übernommen. Dort wurde er dann die nächsten Jahre weiter in dieser Funktion eingesetzt. Dabei arbeitete er mehrere Jahre mit Friedrich Olbricht zusammen. Seine Tochter Maria Barbara Oster wurde am 25. Februar 1921 in Dresden geboren. Zum 1. Februar 1922 wurde ihm ein neues Rangdienstalter als Hauptmann vom 18. April 1916 (21) zugewiesen. Nach dem misslungenen Hitlerputsch 1923 stand er gemeinsam mit Erwin von Witzleben und Friedrich Olbricht der NSDAP sehr distanziert gegenüber. Vom 4. Juli 1924 bis zum 10. Juli 1924 war er Teilnehmer an der Nachschubübungsreise. Vom 14. September 1924 bis zum 26. September 1924 wurde er als Teilnehmer zur Wehrkreisübungsreise der 4. Division kommandiert. Kurz darauf wurde er am 1. Oktober 1924 zur II. Abteilung vom 2. (Preußisches) Artillerie-Regiment nach Güstrow versetzt. Anfang 1925 wurde er als Nachfolger von Hauptmann Hans-Joachim von Stumpfeld zum Chef der 5. Batterie vom 2. (Preuß.) Artillerie-Regiment in Güstrow ernannt. Am 1. Mai 1927 gab er seine Batterie an Hauptmann Walter Keiner ab und wurde daraufhin in den Stab der II. Abteilung vom 2. (Preuß.) Artillerie-Regiment ebenfalls in Güstrow versetzt. Ab dem 1. Juli 1927 wurde er als Fürsorgeoffizier beim Regimentsstab vom 2. (Preuß.) Artillerie-Regiment in Schwerin in Mecklenburg eingesetzt. Vom 31. Mai 1928 bis zum 7. Juni 1928 war er Teilnehmer an der Luftschutzübungsreise der 2. Division der Reichswehr. Vom 17. Oktober 1928 bis zum 27. Oktober 1928 wurde er als Teilnehmer zur Wehrkreisübungsreise der 2. Division kommandiert. Am 4. Februar 1929 wurde er mit Wirkung vom 1. Februar 1929 als 2. Generalstabsoffizier (Ib) zum Stab der 6. Division der Reichswehr nach Münster in Westfalen versetzt. Er hatte jetzt auch die Uniform der Führerstabsoffiziere zu tragen. Vom 29. Juli 1929 bis zum 10. August 1929 war er Teilnehmer an der Wehrkreisübungsreise der 6. Division. Im Jahr 1930 war er wieder Teilnehmer an der Wehrkreisübungsreise und zsl. noch bei einer Luftschutzübungsreise. Im Jahr 1931 war er erneut Teilnehmer an der Wehrkreisübungsreise der 6. Division und zusätzlich noch an der Admiralstabsreise. Am 31. Dezember 1932 wurde er unter Bewilligung der gesetzlichen Versorgung aus dem 100.000 Mann-Heer der Reichswehr entlassen. Der Grund lag in einer Affäre mit der Frau eines Reserveoffiziers und Professors aus Trier, obwohl er selbst verheiratet war. Ein Ehrengericht legte ihm daraufhin den Abschied nahe.

Nach verschiedenen Gelegenheitsarbeiten wurde er am 1. Mai 1933 als Zivilangestellter in Hermann Görings Forschungsamt übernommen. Diese Behörde innerhalb des preußischen Staatsministeriums hatte die Aufgabe Telefongespräche anzuzapfen und Funktelegramme zu entschlüsseln. Am 9. August 1933 erhielt er noch die Erlaubnis zum Tragen der Uniform des 2. (Preußisches) Artillerie-Regiments. Am 1. Oktober 1933 wurde er auf Antrag von Wilhelm Canaris im Reichswehrministerium (RWM) angestellt. Am 1. Februar 1934 wurde er als Landesschutzoffizier und Major a.D. (L) mit einem Rangdienstalter vom 1. April 1929 und Referent im RWM angestellt. Dort wurde er jetzt im Referat III C 1 / Amt Ausland der Abwehr unter Kapitän zur See Conrad Patzig eingesetzt. Dieses Referat war für die Spionageabwehr außerhalb der Wehrmacht und Industrie zuständig. Am 19. Dezember 1934 wurde er vereidigt. Am 5. März 1935 wurde er als Major (E) in das Ergänzungsoffizierskorps übernommen. Ab Mai 1935 wurde er dann als Leiter des Referats im Reichskriegsministerium (RKM) eingesetzt. Am 1. Dezember 1935 wurde er als Referatsleiter III C 1 zum Oberstleutnant (E) befördert. Am 1. November 1936 hat er ein Rangdienstalter vom 1. Dezember 1935 (3) erhalten. Ab Anfang Februar 1938 wurde er dann beim Oberkommando der Wehrmacht eingesetzt. Im Herbst 1938 trat er dann zur Amtsgruppe Auslandsnachrichten und Abwehr (A Ausl/Abw) über. Er war zu dieser Zeit auch stark in Umsturzpläne im Zuge der Sudetenkrise verstrickt. Er war für eine Tötung Hitlers. Diese Pläne wurde dann wegen der Einigung auf der Münchener Konferenz abgesagt. Am 15. Dezember 1938 wurde er zum Oberstleutnant (E) befördert. in den aktiven Dienst übernommen. Am 19. Januar 1939 wurde er entschieden, dass er ab jetzt die Uniform vom Artillerie-Regiment 12 zu tragen hatte. Am 31. März 1939 wurde er mit Wirkung vom 1. April 1939 (21) zum Oberst (E) befördert. Für den Fall der Mobilmachung war er als Chef des Stabes vom Amt Ausland vorgesehen. Später wurde er zum Chef der Zentralgruppe im Amt Ausland der Abwehr ernannt. Im Krieg wurde er dann als Leiter der Abteilung Z im Amt Ausland / Abwehr eingesetzt. Während des 2. Weltkrieges war er für Canaris der Verbindungsmann zum militärischen Widerstand. Er beschränkte seine Tätigkeit aber nicht nur auf den Widerstand. So verriet er mehrmals den deutschen Angriffstermin für den Westfeldzug an den niederländischen Militärattaché Sas. Am 30. Januar 1941 wurde er mit Wirkung vom 1. Februar 1941 als Oberst in den aktiven Dienst übernommen. Sein Rangdientalter wurde dabei auf den 1. April 1939 (38a) festgelegt. Das Amt Ausland / Abwehr wurde auch zu seinem Friedenstruppenteil bestimmt. Am 16. November 1942 wurde er mit Wirkung vom 1. Dezember 1942 (8) zum Generalmajor befördert. Sein Sohn Harald Oster nahm sich als Oberleutnant in den Endkämpfen um Stalingrad am 27. oder 28. Januar 1943 durch Herzschuß das Leben. Bei der Verhaftung Hans von Dohnanyis im April 1943 im Amt Abwehr schöpfte die Gestapo aufgrund seines Verhaltens Verdacht. Oster wurde unter Hausarrest gestellt und wenige Tage später aus seiner Stellung in der Abwehr entlassen. Am 19. Juni 1943 wurde er mit Wirkung vom 15. April 1943 in die Führerreserve OKH versetzt. Seinen Dienst regelte der Chef Amt Ausland / Abwehr. Am 31. März 1944 wurde er unter Verleihung des Rechts zum Tragen der bisherigen Uniform mit Wirkung vom 4. März 1944 aus dem aktiven Wehrdienst entlassen. Seine Entlassung war der schwerste Rückschlag, den der Widerstand bis dahin erlitten hatte. Nach dem gescheiterten Attentat und Umsturzversuch des 20. Juli 1944 wurde Oster einen Tag später verhaftet. Er war nach den Planungen als Präsident des Reichskriegsgerichts vorgesehen gewesen. Am 8. April 1945 gemeinsam mit Dietrich Bonhoeffer und Wilhelm Canaris im Konzentrationslager Flossenbürg von einem Scheingericht zum Tode verurteilt und am folgenden Tag erhängt. Oster wurde auf dem Nordfriedhof Dresden beigesetzt. Sein älterer Sohn wurde später im Amt Blank tätig und brachte es bei der Bundeswehr bis zum Generalmajor.