Canaris, Wilhelm Franz

 

* 1. Januar 1887, Aplerbeck bei Dortmund

† 9. April 1945, KZ Flossenbürg (gehängt)

 

Wilhelm Canaris trat am 1. April 1905 als Seekadett in die Kaiserliche Marine ein. 1906 wurde er zum Fähnrich zur See befördert. 1908 wurde er zum Leutnant zur See befördert. 1910 wurde er zum Oberleutnant zur See befördert. Im September 1913 wurde Canaris Adjutant des Kommandanten der SMS Dresden. Diesen Posten behielt er bis diese am 14. März 1915 nach britischem Beschuss in der Cumberland-Bucht der Robinson-Crusoe-Insel von der Besatzung aufgegeben und versenkt werden musste. Er flüchtete im Herbst 1915 aus der chilenischen Internierung über Argentinien nach Deutschland und meldete sich zum Dienst zurück. 1916 wurde er zum Kapitänleutnant befördert. Als solcher sammelte er erste nachrichtendienstliche Erfahrungen. Als Beobachtungsoffizier und Organisator von Versorgungsstützpunkten war er in Spanien unterwegs. 1917 diente er beim U-Boot-Einsatzstab, wo er stellvertretender U-Boot-Kommandant im Handelskrieg war. 1919 war Canaris Mitglied des Kriegsgerichts, vor dem sich die der Morde an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht angeklagten Freikorpsmitglieder verantworten sollten. Ein Großteil der Beschuldigten wurde von diesem Gericht freigesprochen. Im selben Jahr heiratete er Erika Waag. 1920 beteiligte er sich am Kapp-Putsch. Daraufhin wurde er festgenommen und inhaftiert, kam aber nach kurzer Zeit wieder frei. 1921 wurde er zum Ersten Admiralstabsoffizier beim Kommando der Marinestation der Ostsee ernannt. In den 20-iger Jahren protegierte er Reinhard Heydrich, der in dieser Zeit eine Offizierslaufbahn in der Marine einschlug. 1924 wurde er zum Korvettenkapitän befördert. Als solcher wurde er 1925 zum Dezernent in der Flottenabteilung der Marineleitung ernannt. 1927 war er dann Referent beim Stab des Chefs der Marineleitung. 1929 wurde Canaris zum Fregattenkapitän befördert. 1930 wurde er als Erster Offizier auf dem Linienschiff Schlesien eingesetzt. 1931 wurde er dann Chef des Stabes beim Kommando der Marinestation der Nordsee. Im Herbst diesen Jahres wurde er zum Kapitän zur See befördert. Zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus befürwortete Canaris Teile der NS-Ideologie und stieg unter dann unter diesem Regime immer weiter auf. Anfang Januar 1935 wurde Canaris als Nachfolger von Kapitän zur See Conrad Patzig zum Chef der Abwehr ernannt. In diesem Jahr wurde er auch zum Konteradmiral befördert. Nach seiner Ernennung nutzte Canaris seine exzellenten Spanischkenntnisse und baute in Spanien ein Spionagenetzwerk auf. Canaris gilt als Hintermann der deutschen militärischen Unterstützung Francos im Spanischen Bürgerkrieg. 1938 wurde er zum Vizeadmiral befördert. Canaris war dann Chef des militärischen Nachrichtendienstes. Vor dem Polenfeldzug wurde durch Canaris ein in der Ukraine aufgebauter Spionagering an die Russen verraten, was im Nachhinein als großer Fehler gilt. Bereits vor dem Kriegsanfang kamen ihm Zweifel an Hitlers Politik, die sich mit der Zeit mehrten. Er hielt in seiner Position als Chef der Abwehr die Fassade des loyalen Geheimdienstlers aufrecht, bot aber seinen engsten Mitarbeitern Hans Oster und Hans von Dohnanyi, die Umsturzpläne gegen die Regierung schmiedeten, Schutz. Um die gegen Hitler gerichtete Tätigkeit einiger Abwehr-Mitarbeiter zu decken, unterhielt Canaris engen Kontakt zu Reinhard Heydrich, dem Chef des Sicherheitsdienstes (SD) der SS. Am 1. Januar 1940 wurde Canaris zum Admiral befördert. Am 11. November 1943 wurde ihm das Deutsches Kreuz in Silber verliehen. 1944 wurde Canaris auch noch Leiter der OKW-Dienststelle für Wirtschaftskriegführung. Mitte Februar 1944 wurde Canaris von seinem Amt als Abwehrchef enthoben. Am 30. Juni 1944 wurde er verabschiedet. Drei Tage nach dem Anschlag vom 20. Juli 1944 auf Hitler wurde Canaris von seinem Rivalen im Reichssicherheitshauptamt VI (SD Ausland), SS-Brigadeführer Walter Schellenberg, festgenommen. Anfang April 1945 entdeckten zwei Soldaten in einem Panzerschrank der Abwehr in Zossen bei Berlin, dem Ausweichquartier der Abwehr, seine lange gesuchten Privattagebücher, die am 5. April 1945 von Ernst Kaltenbrunner, dem Chef der Sicherheitspolizei und des SD, Hitler persönlich vorgelegt wurden. Hitler befahl die sofortige Vernichtung der Verschwörer. In einem SS-Standgerichtsverfahren im KZ Flossenbürg wurde Canaris zum Tode verurteilt. Am 9. April 1945 wurde er zusammen mit Dietrich Bonhoeffer und Hans Oster erhängt.