Jaenecke, Erwin

 

* 22. April 1890, Freren (Kreis Lingen)

† 3. Juli 1960, Köln

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Erwin Jaenecke trat am 27. März 1911 als Fahnenjunker in die Königlich Preußische Armee ein. Dabei kam er zum Hannoversches Pionier-Bataillon Nr. 10 in Minden. Von diesem wurde er im Herbst 1911 zur Kriegsschule kommandiert. Dort wurde er am 18. November 1911 zum Fähnrich befördert. Nach dem Abschluss an der Kriegsschule wurde er am 18. August 1912 zum Leutnant befördert. Zu Beginn des 1. Weltkrieges rückte er dann mit seinem Bataillon bei der 19. Infanteriedivision an die Front. Dabei kam er an der Westfont zum Einsatz. Am 27. Januar 1916 wurde er zum Oberleutnant befördert. In diesem Jahr wurde er längere Zeit als Bataillonsadjutant eingesetzt. Ende 1917 kam er dann als Ordonanz-Offizier zum Stab der 19. Infanteriedivision. Im 1. Weltkrieg wurden ihm beide Eisernen Kreuze, sowie weiter Auszeichnungen verliehen. Als Oberleutnant erlebte er bei der 26. Reserve-Division das Kriegsende und wurde dann in das Reichsheer übernommen. Dabei kam er über das Reichswehr-Infanterie-Regiment 30 im Jahr 1919 zum Stab des Wehrkreiskommando VI. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres kam er dann als Hilfsoffizier zum Stab der 6. Division der Reichswehr. Dort absolvierte er anfangs noch seine Führergehilfenausbildung. Am 1. Oktober 1921 wurde er offiziell als Eskadronoffizier in das 9. (Preuß.) Reiter-Regiment versetzt, obwohl er seine Führergehilfenausbildung weiter beim Stab der 6. Division fortsetzte. So wurde er am 1. Mai 1922 zum Rittmeister befördert. Am 1. Oktober 1922 wurde er dann kurzzeitig in das Reichswehrministerium versetzt. Am 1. Dezember 1922 wurde er dann zum Stab vom Gruppenkommando 2 versetzt. Am 1. Oktober 1923 wurde er erneut in das Reichswehrministerium versetzt. Dort wurde er die nächsten beiden Jahre als Hauptmann bei der Nachrichtenstelle (N) eingesetzt. Am 1. Oktober 1925 wurde er dann zum Stab des Infanterieführer I nach Allenstein versetzt. Er wohnte 1927 privat am Koppernikusplatz 3 in Allenstein. Am 1. Oktober 1927 wurde er dann zum Chef der 1. Kompanie vom 4. (preuß.) Pionier-Bataillon ernannt. Am 1. Oktober 1930 wurde er dann in das 2. (Preuß.) Reiter-Regiment  versetzt. Am 1. Oktober 1931 wurde er unter gleichzeitiger Beförderung zum Major in den Stab der 7. Division der Reichswehr versetzt. Ab dem 1. September 1932 wurde er als Kursleiter an der geheimen Kriegsakademie eingesetzt. Im Adreßbuch Berlin ist er Anfang 1934 als Major im Führerstab in der Stierstraße 18 in Berlin-Friednau wohnend mit der Telefonnummer Rheingau 5083 verzeichnet. Am 1. April 1934 wurde er unter gleichzeitiger Beförderung zum Oberstleutnant in den Stab vom 6. Pionier-Bataillon versetzt. Bei der Erweiterung der Reichswehr wurde er am 1. Oktober 1934 zum Kommandeur des Pionier-Bataillon Höxter ernannt. Am 1. Oktober 1935 wurde er dann zum Kommandeur der Pioniere III ernannt. Privat wohnte er danach in der Plauer Straße 11/12 in Brandenburg und hatte de Telefonnummer 2419. Als Kommandeur der Pioniere III wurde er am 1. März 1936 zum Oberst befördert. Im Herbst 1936 gab er sein Kommando ab und wurde in das Reichskriegsministerium versetzt. Dort wurde er jetzt ein Jahr im Personalamt eingesetzt. Er wohnte danach privat in der Sächsische Straße 9 in Berlin und hatte die Rufnummer 921649. Am 12. Oktober 1937 wurde er dann zum Kommandeur der Pioniere XIV ernannt. Anfang 1938 wurde er zur Verfügung des Oberbefehlshabers des Heeres gestellt. Dieser kommandierte ihn zur Legion Condor. Er beurteilte dabei den Angriff auf Guernica folgendermaßen: "Guernica ganz einwandfrei von den Italienern und am letzten Tage auch noch durch deutsche auf die Brücke und Straßenknotenpunkt bestimmte Bomben zerstört worden und, da in der Stadt im Gegensatz zum übrigen Spanien zum Häuserbau viel Holz verwendet wurde, in Flammen aufgegangen. Die Bewohner waren geflüchtet und konnten nicht löschen. Der heilige Baum, das Nationalheiligtum der Basken, ist unzerstört geblieben. An und für sich war Guernica ein voller Erfolg für die Luftwaffe. Die einzige Rückzugsstraße der ganzen roten Küste war durch den Brand und 2m hohen Schutt in den Straßen völlig versperrt.“. Beim Heeresgruppen-Kommando 3 wurde er 1938 dann zum Oberquartiermeister ernannt. Damit war er an der Versorgung der Truppen beim Einmarsch in Österreich und auch beim Einmarsch in das Sudetenland beteiligt. Am 10. November 1938 wurde er dann zum Chef des Stabes bei der Inspektion der Festungen (In Fest) im OKH ernannt. Bei der Mobilmachung wurde er dann zum Oberquartiermeister der 2. Armee ernannt. Während des Polenfeldzuges war er dadurch für die Versorgung der Truppe verantwortlich. Im Oktober 1939 wurde er dann zum Oberquartiermeister vom Oberbefehlshaber Ost. Als solcher wurde er am 1. November 1939 zum Generalmajor befördert. Ab Mai 1940 wurde er dann zum Oberquartiermeister der 9. Armee ernannt. Ab Sommer 1940 wurde er dann zum Oberquartiermeister Paris ernannt. Später wurde seine Position noch zum Generalquartiermeister Frankreich bzw. Generalquartiermeister West umbenannt. Als solcher wurde er am 1. November 1941 zum Generalleutnant befördert. Als Generalleutnant stellte er am 1. Februar 1942 die 389. Infanterie-Division auf, zu deren Kommandeur er auch ernannt wurde. Bei den schweren Kämpfen um Stalingrad wurde ihm am 9. Oktober 1942 das Ritterkreuz das Eisernen Kreuzes verliehen. Wegen dieses Zeitpunktes ist auch unstrittig, dass er es nicht für die Eroberung des Traktorenwerkes erhielt, wie in anderen Quellen behauptet. Am 1. November 1942 wurde er zum Führer des IV. Armeekorps ernannt. Am 1. Dezember 1942 wurde er dann zum General der Pioniere befördert und damit auch zum Kommandierenden General vom Generalkommando IV. Armeekorps ernannt. Am 2. Januar 1943 wurde er mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet. Als Kommandierender General wurde er am 17. Januar 1943 verwundet und daraufhin am 21. Januar 1943 als letzter General, gemeinsam mit dem Chef seines Stabes Oberst i.G. Selle, vom Notflugplatz Stalingradski aus dem Kessel ausgeflogen. Damit war er wahrscheinlich auch einer der letzten der höheren Offiziere, dem die Flucht aus Stalingrad gelang. Während seiner Wiederherstellung gehörte er dann zur Führerreserve. Am 1. April 1943 wurde er dann zum Kommandierenden General des LXXXII. Armeekorps im Westen ernannt. Im Juni 1943 erfolgte seine Ernennung zum Führer der 17. Armee im Kuban-Brückenkopf. Am 19. August 1943 wurde er namentlich im Wehrmachtsbericht genannt: "In der am 16. Juli begonnenen 5. Abwehrschlacht am Kubanbrückenkopf haben die unter Führung des Generalfeldmarschalls von Kleist und des Generals der Pioniere Jänicke stehenden deutschen und rumänischen Truppen bis zum 12. August andauernde Durchbruchsversuche von 17 Schützendivisionen, 2 Panzerbrigaden und 3 Panzerregimentern der Sowjets in harten Kämpfen abgeschlagen und dem Feind sehr hohe blutige Verluste zugefügt." Anfang Oktober 1943 wurde er dann auch offiziell zum Oberbefehlshaber der 17. Armee ernannt. Am 9. Oktober 1943 wurde er erneut namentlich im Wehrmachtsbericht genannt: "Deutsche und rumänische Truppen unter dem Oberbefehl des Generalfeldmarschalls von Kleist und unter der Führung des Generals der Pioniere Jaenecke haben dort unter schwierigsten Kampfverhältnissen in den letzten Monaten alle feindlichen Großangriffe blutig abgeschlagen." Am 30. Januar 1944 wurde er zum Generaloberst befördert. Auf Grund von Meinungsverschiedenheiten anlässlich der Räumung der Halbinsel Krim wurde er Ende April 1944 nach einer Besprechung mit Hitler auf dem Rückflug an die Front aufgehalten und vor ein Kriegsgericht gestellt. Gleichzeitig wurde er in die Führerreserve versetzt. Am 30. Januar 1945 wurde er in den Ruhestand verabschiedet. Am 11. Juni 1945 geriet er in russische Gefangenschaft. 1947 wurde er dann in Sewastopol zu 25 Jahren Haft verurteilt. Aus dieser sowjetischen Haft wurde er erst im Oktober 1955 wieder nach Deutschland entlassen. Generaloberst a.D.Jaenecke starb nicht einmal fünf Jahre nach seiner Rückkehr in Köln. Er wurde auf dem Friedhof von Leer beerdigt. Sein jüngerer Bruder war der am 23. Februar 1896 ebenfalls in Freren geborene Gustav Jaenecke. Dieser wohnte im Krieg wie sein Bruder in der Sächsische Straße 9 in Berlin-Wilmersdorf. Er hat als Oberleutnant der Reserve und Chef der 3. Kompanie vom Pionier-Bataillon 81 am 26. Juni 1941 bei Baranowitschi durch Infanteriegeschoß einen Lungendurchschuß im Rücken erlitten. Er wurde dann auf dem Hauptverbandsplatz von der Vorausabteilung von Stolzmann abgegeben. Am 29. Juni 1941 ist er im Armee-Feldlazarett mot. 5/582 in Brest-Litwosk verstorben. Sein Bruder Gustav Jaenecke wurde danach auf dem Soldatenfriedhof neben der orthodoxen Kirche in Brest-Litowsk (Soborwo) beerdigt.

 

Ritterkreuz (9. Oktober 1942)