Panzerkampfwagen I

 

Im Jahre 1933 veröffentlichte das Heereswaffenamt (WaPrüf 6) eine Ausschreibung für die Entwicklung eines Panzerwagens in der 5-Tonnen-Klasse, der mit zwei Maschinengewehren in einem schwenkbaren Turm ausgerüstet sein sollte und dem Beschuss von Infanteriewaffen standzuhalten habe. An der Ausschreibung beteiligten sich folgende Unternehmen:
Firma Krupp in Essen, Firma Daimler-Benz, Werk Berlin-Marienfelde, Firma Henschel & Sohn in Kassel, Firma MAN, Werk Nürnberg, Firma Rheinmetall in Düsseldorf.
Nach eingehender Prüfung aller eingereichter Entwürfe wurde vom Heereswaffenamt dem Krupp-Typ „LKA I“ der Zuschlag erteilt und die Firma Krupp mit der Entwicklung und dem Bau der Fahrgestelle und Getriebe beauftragt; die Firma Daimler-Benz übernahm den Bau des Aufbaus und des Turms. Interessanterweise produzierte die eigentlich zum Nachbau eingeschaltete Firma Henschel die ersten drei Prototypen, die im Dezember 1933 ausgeliefert und im Frühjahr 1934 erprobt wurden. Die ersten 15 Modelle wurden mit offenem Rumpf und ohne Turm ausgeliefert, weswegen diese nach der Erprobung hauptsächlich als Fahrschulfahrzeuge benutzt wurden. Der interne Projektname (LKA/LKB) wurde im Laufe der Zeit zugunsten der Tarnbezeichnung „Landwirtschaftlicher Schlepper (LaS)“ verdrängt. Im Jahre 1938 änderte sich die Bezeichnung aufgrund der nunmehr verwendeten militärischen Gerätebezeichnungen in „Panzerkampfwagen (MG) (SdKfz 101) I Ausf. A“. Der Panzer wurde im September 1935 in Nürnberg auf dem Reichsparteitag der Öffentlichkeit erstmals vorgestellt.

Der Panzerkampfwagen I Ausführung A ging aus der o.g. Ausschreibung des Heereswaffenamtes hervor. Das Fahrzeug war wog 5,4 t, hatte eine Länge von 4.020 mm, eine Breite von 2.060 mm und eine Höhe von 1.720 mm. Die Feuerhöhe betrug 1.500 mm. Angetrieben von einem 57-PS-Krupp "M 305"-Vierzylinder-Motor erreichten diese Fahrzeuge eine Geschwindigkeit von 37 km/h. Mit ihrer Tankfüllung von 144 l, die in zwei Behältern von jeweils 72 l mitgeführt wurden, erreichten sie eine Fahrstrecke von 145 km. Die Fahrzeuge waren rundum 13 mm gepanzert und somit S.m.K.-sicher. Während des Krieges wurden häufig 15 mm dicke Panzerplatten zusätzlich angebracht. Bewaffnet waren die Panzer mit zwei MG 13 mit einem Munitionsvorrat von 2.250 Schuß. Neben den zwei Hauptentwicklungsfirmen Krupp und Daimler-Benz wurden die Firmen Henschel, MAN und Wegmann (ab 1935) zum Nachbau herangezogen. Die Serienproduktion lief im Juli 1934 mit 150 Fahrzeugen bei Henschel an. Insgesamt wurden 477 Fahrzeuge der Ausführung A produziert (Fahrgestell-Nr. 10001 - 10477). Die Erprobung der Fahrzeuge zeigte jedoch sehr schnell, dass die Fahrzeuge schwerwiegende Mängel aufwiesen. Vor allem das verwendete Triebwerk genügte nur bedingt den gestellten Anforderungen, so dass eine Überarbeitung notwendig wurde.

Als Weiterentwicklung entstand der Panzerkampfwagen I Ausführung B mit einem 100-PS-Sechszylinder-Maybach "NL 38-Motor". Das nun 6 t schwere Fahrzeug war 4.420 mm lang, 2.060 mm breit und 1.720 mm hoch. Die Geschwindigkeit stieg auf 40 km/h, die Fahrstrecke mit den 146 l, die in zwei Tanks untergebracht waren (vorne 84 l, hinten 62 l), vergrößerte sich auf 165 km. Das Laufwerk bestand jetzt an jeder Laufwerksseite aus dem Triebrad, den fünf Laufrollen, dem Leitrad und den vier Stützrollen. Die Leiträder waren hochgezogen und in anschweißten Kästen am Heck auf Kurbelarmen gelagert. Ansonsten blieben die Fahrzeuge in ihren technischen Eigenschaften den A-Ausführungen gleich. Die Firma Henschel produzierte die Mehrzahl der fast 900 gelieferten Panzer. Mitte 1941 waren fast alle Wagen zu Ausbildungszwecken herausgezogen worden.

Beim Einmarsch in Rußland am 22. Juni 1941 waren bei den Panzer-Regimentern noch folgende Stückzahlen vorhanden: 

Einheit Panzer I im Einsatz
Pz.Rgt. 21 44
Pz.Rgt. 27 42
Pz.Rgt. 29 40
Pz.Rgt. 33 8
Pz.Rgt. 39 12
Pz.Brig. 18 6

Vom Panzerkampfwagen I gab es auch verschiedene Ausführungen als Befehlspanzer. Der kleine »Panzerbefehlswagen« wurde bei Daimler-Benz produziert. Der Aufbau auf den normalen Panzer I-Fahrgestellen wurde erheblich vergrößert und kastenförmig angelegt. Die Aufbaufrontplatte bestand aus einem Stück Panzerblech. Die Panzerbleche hatten eine Rundumstärke von 14,5 mm, der Aufbau wurde mit Schraubverbindungen an der Wanne befestigt. Auf der rechten Seite des Aufbau-Daches saß eine schmale Panzerkuppel zur Beobachtung des Gefechtsfeldes. Der Zugang zum Fahrzeuginneren war durch eine zweiflüglige Türe an der linken Seite des Fahrzeuges gewährleistet. Die Fahrzeuge waren mit einem MG 34 bewaffnet, das in eine Kugelblende eingebaut war. Die drei Mann Besatzung bestanden aus Fahrer, Funker für das FuG 6 und FuG 2 und einem Kommandanten. Insgesamt gab es die drei verschiedenen Typen „1 kl. B“, „2 kl. B“ und „3 kl. B“, welche sich nur unwesentlich unterschieden. Von dem bis Ende 1942 im Dienst befindlichen Modell wurden 190 Stück gebaut; 184 Stück auf Basis der Ausführung B und sechs Stück auf Basis der Ausführung A.

Das Modell C des Panzers I war ein schneller Aufklärungspanzer. Angetrieben von einem 150-PS-Maybach HL 45 P-Motor erreichte das Fahrzeug 65 km/h. Es war 2.010 mm hoch und wog 8 t. Bewaffnet waren diese Fahrzeuge mit Panzerbüchse und einem MG 34. Charakteristisch war das Laufwerk mit der Schachtelanordung und den gepressten Rädern. Die Besatzung bestand aus zwei Mann. 46 Stück wurden gebaut.

Das Modell F des Panzers I sollte eine Weiterentwicklung mit stärkster Panzerung sein. Das zur Infanterie-Unterstützung gedachte Fahrzeug hatte eine 80 mm Frontpanzerung, das Gewicht stieg damit auf 18 t, was auch breitere Ketten notwendig machte. Die Breite der Fahrzeuge stieg auf 2.640 mm, die Länge auf 4.375 mm und die Höhe auf 2.050 mm. Die Geschwindigkeit betrug mit dem Maybach HL 45 P-Motor aber nur 25 km/h. Insgesamt wurden nur 30 Stück gefertigt.

Die erste Selbstfahrlafette auf dem Fahrgestell des Panzer I war die Selbstfahrlafette mit der 4,7-cm-Pak(t)  (4,7 cm Pak (t) (Sfl) auf Panzerkampfwagen I, Ausführung B (Panzerjäger 1). Durch Alkett in Berlin wurden 202 dieser Fahrzeuge umgebaut.
1. Produktionsauftrag: 132 Stück
Abnahme durch Heereswaffenamt:
März - Mai 1940 = 130 Stück
September 1940 = 1 Stück
Juli 1941 = 1 Stück
Summe = 132 Stück
Auslieferung an Einheiten:
Panzerjäger-Abteilung 521 = 18 Stück
Panzerjäger-Abteilung 616 = 27 Stück
Panzerjäger-Abteilung 643 = 27 Stück
Panzerjäger-Abteilung 670 = 27 Stück
Panzer-Lehr-Regiment = 14 Stück (stellte eine Panzerjäger-Ersatz-Kompanie (Sfl.) für die oben genannten Einheiten auf)
Reserve = 19

Eine Zuweisung an Panzer-Divisionen oder Infanterie-Divisionen war eigentlich nie geplant, und davon ist auch nichts bekannt. Offiziell autorisiert wurden Pak-Selbstfahrlafetten für Panzer-Divisionen, Infanterie-Divisionen (mot.) und einige wenige Infanterie-Divisionen überhaupt erst ab Mai 1942. Vorher waren sie ausschließlich Heerestruppen vorbehalten (Ausnahme LSSAH).
2. Produktionsauftrag: 70 Stück
Abnahme durch Heereswaffenamt:
November 1940 = 10 Stück
Dezember 1940 = 30 Stück
Februar 1941 = 30 Stück
Summe = 70 Stück
Auslieferung an Einheiten:
Panzerjäger-Abteilung 529 = 27 Stück
Panzerjäger-Abteilung 605 = 27 Stück
V./LSSAH = 9 Stück
Lehr-Brigade (mot.) 900 = 9 Stück
Summe = 72 Stück (Ich nehme stark an die 2 'Nachzügler' der Serie 1 stecken da mit drin!)
Die letzten 'Überlebenden' wurden ab Mai/Juni 1942 mit Verfügbarkeit der ersten 7,5/7,62 cm Pak-Sfl. nach und nach aus den Frontverbänden zurückgezogen. Bei der Panzerjäger-Abteilung 616 waren sie noch bis zum Herbst 1942 im Einsatz.
Die Panzerjäger-Abteilung 605 erhielt im Januar 1942 vier, im September/Oktober 1942 drei und im November 1942 noch einmal zwei Stück als Ersatz. Dabei muss es sich um instand gesetzte Fahrzeuge von der Ostfront gehandelt haben.
Nach den monatlichen Übersichten des Generalquartiermeisters über die Pak-Sfl.-Lage für das Jahr 1943 konnte man die letzten Panzerjäger I hier finden:
- je 2 - 5 Stück bei den vier Reserve-Panzer-Division in Dänemark u. Frankreich (bei 233. Res.Pz.Div. mindestens noch bis mindestens Jan. 1945 im Bestand)
- 9 bei der gerade im Westen wieder aufgestellten 3. Infanterie-Divisionen (mot.)/Panzergrenadier-Division (nur bis Ende Juni 1943)
- 2 bei der 87. Infanterie-Divisionen an der Ostfront. Stammten wahrscheinlich aus dem Restbestand einer Heeres-Panzerjäger-Abteilung, wann und viele genau ursprünglich übernommen worden waren habe ich noch nicht herausfinden können. Am Jahresende 1943 war nur noch einer davon vorhanden.
- Erst ab Anfang Oktober 1943 9 Stück bei der 7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division. Blieben nach Unterlagen der SS-Panzerjäger-Abteilung 7 noch bis mindestens Anfang September 1944 im Einsatz.

Das 2.250 mm hohe Fahrzeug wog 6,4 t und hatte eine Besatzung von drei Mann. Die 4,7-cm Pak(t) war mit einem Seitenrichtfeld von je 10° und einem Höhenrichtfeld von -8° bis +17,5° versehen. Sie war hinter einem 14,5 mm Panzerschutz aufgebaut, der Aufbau hinten offen. Für die Pak wurden 86 Schuß Munition mitgeführt. Die Feuerhöhe lag bei 1.720 mm, die maximale Schußweite 6.000 m. Die ersten Fahrzeuge kamen bereits im Westfeldzug bei der 5. Heeres-Panzerjäger-Abteilung zum Einsatz.

Als Unterstützungswaffe für die Panzer-Grenadiere war das 15-cm-s.I.G. 33 auf Panzerkampfwagen I B gedacht. Bei dieser Selbstfahrlafette wurde ein komplettes schweres Infanterie-Geschütz 33 auf das Fahrgestell des Panzers I B montiert. Das Fahrzeug war nach drei Seiten mit 10 mm dicken Panzerschutz umgeben und hinten und oben offen. Daraus ergab sich ein unmöglicher Aufzug von 3,35 m. Das Gewicht stieg auf 8,5 t, womit die Fahrgestelle und Triebwerke total überlastet waren. Insgesamt wurden 38 Fahrzeuge bei der Firma Alkett umgebaut. Trotz aller Unzulänglichkeiten konnten die zur Truppe gelangten Fahrzeuge zu Beginn des Krieges durchgebrochene Panzerverbände wirkungsvoll mit Schwerfeuer unterstützen. Hierzu wurden sechs eigenständige Kompanien aufgestellt und den Panzerverbänden zugeteilt:
schwere Infanterie-Geschütz-Kompanie (mot.S.) 701 bei der 9. Pz.Div.
schwere Infanterie-Geschütz-Kompanie (mot.S.) 702 bei der 1. Pz.Div.
schwere Infanterie-Geschütz-Kompanie (mot.S.) 703 bei der 2.Pz.Div.
schwere Infanterie-Geschütz-Kompanie (mot.S.) 704 bei der 5. Pz.Div.
schwere Infanterie-Geschütz-Kompanie (mot.S.) 705 bei der 7. Pz.Div.
schwere Infanterie-Geschütz-Kompanie (mot.S.) 706 bei der 10. Pz.Div.
Die Bodenverhältnisse in Rußland bereiteten seinem Einsatz jedoch ein schnelles Ende. Als letzte Einheit nutzte 1943 die 704. schwere Infanterie-Geschütz-Abteilung die Fahrzeuge in Rußland.

Um mit Panzerverbänden größere Hindernisse zu überwinden, entwickelte die Firma Talbot in Aachen ein System, um Sprengladungen vom Panzerkampfwagen I aus an die Hindernisse zu transportieren, dort abzulegen und dann zu sprengen. Als erstes brachte man eine Gleitschiene über dem Motorraum an. Auf dieser Schiene ruhte eine kastenförmige Sprengladung, die rückwärts an das Ziel herangefahren werden konnte und dann von der Innenseite des Panzers abgelassen werden konnte. Der eingebaute Zeitzünder erlaubte es, das Fahrzeug vor der Detonation in Sicherheit zu bringen. Da diese Methode jedoch verhältnismäßig primitiv war, erarbeitete man bei Talbot ein neues Prinzip, bei dem man am Ende des Kampfraumes einen ausziehbaren und schwenkbaren Arm anbrachte, der zwischen 2 und 2,75 m lang war. Nun konnte die Sprengladung auch nach vorne abgelegt werden. Von diesem Ladungsleger 1 wurden nur Versuchsmuster gebaut.

Ohne Turm wurde der Panzerkampfwagen I zu zahlreichen weiteren Versuchen und Umbauten herangezogen:

Die A-Versionen wurden zu Munitionsschleppern (Panzerkampfwagen I (A) Munitionsschlepper“ (SdKfz 111) umgestaltet. Die Firma Daimler-Benz in Berlin-Marienfelde fertigte 51 Fahrzeuge. Diese 5 t schweren unbewaffneten Fahrzeuge liefen als Versorgungsfahrzeuge bei den schnellen Truppen mit. Die Fahrzeuge waren nur 1.500 mm hoch. Auf dem Drehkranz des entfernten Turmes wurden zwei klappbare Stahlplatten montiert, durch die man Zugang zum Munitionsraum hatte. Die Panzerung betrug vorne 15 mm und seitlich 13 mm. Aufgrund einer Modifizierung des Kraftstofftanks verringerte sich die Reichweite auf etwa 95 km. Eine Funkausstattung war nicht vorhanden.

Offene Wannen ohne Aufbauten wurden als Fahrschulfahrzeuge verwendet, auch, als während des Krieges das NSKK die Fahrschulausbildung übernahm.

Der »Pionier-Kampfwagen« und der »Instandsetzungskraftwagen 1« waren turmlos, hatten jedoch spezielle Aufbauten zur Unterbringung von Ausrüstung.

In Afrika führten Panzerbesatzungen Umbauten an ihren Fahrzeugen mit Flammenwerfern zu »Flammpanzern« durch. Dabei wurde das rechte MG entfernt und ein Tornister-Flammenwerfer 40 eingesetzt.

Lieferungen ab Kriegsbeginn

  1939 1940 1941 1942
Panzer I C - - - 40
Panzer I F - - - 30
Panzer I mit s.I.G. 33 - 38 - -
Panzer I mit 4,7-cm-Pak(t) - 132 - -

 

Literatur und Quellen:

Ferdinand Maria von Senger und Etterlin: Die deutschen Panzer 1926–1945, Bernard & Graefe Verlag
Walter J. Spielberger: Die Panzerkampfwagen I und II und ihre Abarten, Band 2, Motorbuch Verlag Stuttgart
Fritz Hahn: Waffen und Geheimwaffen des deutschen Heeres 1933-1945, Bernard & Graefe Verlag