Heinkel He 115
1935 wurde ein Wettbewerb für ein Nachfolgemuster der damals
veralteten Heinkel He 59
ausgeschrieben. Bei dieser Ausschreibung für einen Fernaufklärer, Bomber,
Torpedobomber, Minenleger und Vernebler setzte sich Heinkel mit der He 115 gegen die
Ha
140 (Hamburger Flugzeugbau GmbH) durch. Im November 1936 erhielt Heinkel den
Auftrag zum Bau von drei Versuchsmustern.
Der erste Prototyp, die Heinkel 115 V-1, hatte ihren
Jungfernflug im August 1937. Die Maschine hatte einen Ganzmetallrumpf mit ovalem
Querschnitt, war ausgelegt als freitragender Mitteldecker mit rechteckigem Mittelstück,
außen stark spitz zulaufenden Trapezflügeln und zum Rumpf hin abgestrebtem
Höhenleitwerk. Angetrieben wurde die Maschine durch zwei BMW 132 K-Triebwerken mit jeweils 706 PS.
Die Maschine besaß einstufige Ganzmetallschwimmer. Die drei Mann Besatzung saß im
verglasten Rumpfbug. Nachdem Heinkel den Serienauftrag erhalten hatte, wurde die
He 115 V-1 für Geschwindigkeitsrekorde umgebaut. Die Maschine erhielt
glatte Sperrholzverkleidung der vorderen Rumpfoberseite, neue
VDM-Verstellpropeller und ein neues Seitenruder. Es entfiel die Einstiegsleiter
vom Schwimmer zum Rumpf und die Bombenklappe. Die Maschine erhielt nun die
Bezeichnung Heinkel He 115 V2. Hierbei konnten auf Anhieb acht
verschiedene Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt werden. Bei der Heinkel He
115 V3 kam eine neue, wesentlich aerodynamischere gestaltete Bugkanzel zum
Einbau. Die Heinkel He 115 V4 erhielt anstelle der Spanndrähte weitere
Streben zur Abstützung der Schwimmer.
Die Serienfertigung begann im Dezember
1938 und endete bereits im Juli 1940. Insgesamt wurden in den Jahren 1929 bis 1940 223 Exemplare
der Heinkel He 115 gebaut. Als erste Einheit wurde die
1./Küstenfliegergruppe
106 mit diesen Maschinen ausgestattet. Weitere mit der Heinkel He 115
ausgerüstete Einheiten waren die
Küstenfliegergruppen 106,
406,
506,
706 und
906. Außerdem wurden zwei Maschinen als Aufklärer bei der Legion Condor in
Spanien eingesetzt. Die Flugzeuge wurden als Aufklärer, Bomber, Torpedoflugzeug
und Minenleger eingesetzt, erwiesen sich in den letzten drei Rollen aber als
wenig geeignet. Nachdem die entsprechenden Kampfaufgaben im Verlauf des Krieges
auf Landflugzeuge (Do 17, He 111, Ju 88) übertragen worden waren, wurden die
He-115-Staffeln nach und nach umgerüstet. Im April 1942 befanden sich die
letzten zwei Staffeln (1./406, 1./906) in Norwegen, wo sie gegen
Nordmeergeleitzüge eingesetzt wurden. 1944 existierte nur noch die 1.(F)/406 in
Norwegen als Aufklärungsstaffel mit etwa zehn He 115.
Insgesamt wurden im
zweiten Halbjahr 1939 und Anfang 1940 18 Flugzeuge exportiert: zwölf nach
Schweden und sechs nach Norwegen. Von den norwegischen Flugzeugen konnten drei
während der deutschen Invasion nach Großbritannien entkommen, wo sie von der RAF
im Mittelmeerraum und in der Nordsee beispielsweise zum Transport von Agenten
eingesetzt wurden. Eine Maschine fiel der deutschen Luftwaffe in die Hände, eine
weitere entkam nach Finnland.
Die He 115 erwies sich auf Grund der Auslegung
als Wasserflugzeug und der damit verbundenen geringen Geschwindigkeit als wenig
geeignet für den vorgesehenen Kampfeinsatz. Konsequenterweise wurde das Flugzeug
Mitte 1940 aus dem Bauprogramm und im Anschluss daran auch aus dem Kampfeinsatz
genommen.
He 115 A-0-Serie
Vorserie von 10 Maschinen. Truppenerprobung ab Sommer 1938 als Aufklärer und Torpedobomber. Bewaffnet mit zwei MG 15 (eines nach vorne und eines nach hinten) und mit einem Torpedo oder drei SC-250-Bomben.
He 115 A-1-Serie
Ähnlich der A-0, insgesamt 34 Maschinen wurden gebaut. Die Maschinen besaßen unterschiedliche Funkausrüstungen. Zusätzlich zwei SC-250-Aufhängungen.
He 115 A-2-Serie
Exportversion für Schweden und Norwegen. Es wurden 12 Maschinen nach Schweden und 6 Maschinen nach Norwegen geliefert. Die Maschinen unterschieden sich von der A-1 durch eine veränderte Funkausrüstung und Bewaffnung. Drei der nach Norwegen gelieferten Maschinen konnten 1940 nach Schottland fliehen und wurden dort von der RAF in Dienst gestellt. Eine Maschine wurde mit deutschen Kennzeichen in Afrika zur Versorgung von britischen Agenten hinter den deutschen Linien eingesetzt.
He 115 A-3-Serie
Wie A-1, aber mit verbesserter Funkausrüstung, ab Ende 1939 gebaut. Im Lastraum ließ sich ein abwerfbarer 50-Liter-Kraftstoffbehälter mitführen.
He 115 B-0-Serie
wie A-2, aber mit einem MG/FF im Bug. Fluggewicht 10.420 kg, nur kleine Vorserie mit 10 Stüdk. Die Maschinen hatten eine verstärkte Zelle und größere Tankkapazität. Dadurch stieg die Reichweite auf 3.350 km. Außerdem waren die Maschinen für die Aufnahme eines 900 kg schweren Lufttorpedos im Lastraum ausgerüstet.
wie B-0, Serienfertigung ab 1939. Angetrieben von zwei BMW 132 K-Triebwerken mit jeweils 960 PS erreichten diese Maschinen eine Geschwindigkeit von 355 km/h in 3.400 m Höhe. Die Reisegeschwindigkeit betrug 295 km/h, die Dienstgipfelhöhe 5.500 m und die Reichweite 3.350 km. Die Maschinen wogen leer 5.300 kg, das maximale Startgewicht betrug 10.400 kg. Die Bewaffnung bestand aus einem MG 15 in Flugrichtung, einem MG 15 nach hinten feuernd und einer maximalen Anhängelast von 1.250 kg. Die Maschinen waren 17,3 m lang, 6,6 m hoch und hatten eine Spannweite von 22,27 m.
He 115 B-1/R1
wie B-1, aber Aufklärervariante mit zwei Reihenbild-Kameras im Lastraum.
He 115 B-1/R2
wie B-1, aber mit Außenstation für eine 500-kg-Bombe
He 115 B-1/R3
wie B-1, aber mit Ausrüstung zur Mitführung von zwei magnetischen Luftminen LMA III (500 kg) oder einer Luftmine LMB (900 kg).
He 115 B-2-Serie
wie die B-1. Einsatz als See-Mehrzweckflugzeug. Die Maschinen erhielten mit Eiskufen versehene Schwimmer, die auch den Einsatz von zugefrorenen Sees aus ermöglichten.
Verstärkte Serie ab 1940: zusätzlich ein MG 151/20 fest im Bug installiert. Zusätzlich war der Einbau von zwei MG 17 in den Motorgondeln auf der Flügeloberseite möglich. Die Zusatzbewaffnung ließ sich auch in den Vorgängervarianten nachrüsten. Unter dem Rumpf konnten zwei zwei Torpedos LF-5 W eingehängt werden. Das Lotfe unter der Bugkanzel wurde strömungsgünstiger verkleidet. Fluggewicht 10.680 kg.
wie C-1. Die Maschinen erhielten mit Eiskufen versehene Schwimmer, die auch den Einsatz von zugefrorenen Sees aus ermöglichten. Es wurde nur eine kleine Serie gefertigt.
He 115 C-3-Serie
Minenleger-Version. Die Maschinen konnten zwei magnetische Luftminen LMA III mitführen und hatten eine verstärkte Panzerung. Es wurden nur 18 Maschinen 1940 gebaut.
He 115 C-4-Serie
Maschinen für Torpedoeinsätze in kalten Einsatzgebieten, nur mit einem MG 15 bewaffnet. Insgesamt wurden 30 Maschinen gebaut.
He 115 D-0
Schneller Aufklärer, angetrieben von zwei BMW 801 MA-Triebwerken mit 1.600 PS. Nur zwei Maschinen gebaut. Die Maschinen erreichten eine Geschwindigkeit von 380 km/h, eine Gipfelhöhe von 7.100 m und eine Reichweite von 3.100 m. Zu einer Serienfertigung kam es nicht.
He 115 E-0/E-1
Aus der He 115 C-1 wurde planerisch die He 115 E-Baureihe abgeleitet, die wahlweise als E-0 oder E-1 bezeichnet wurde. Sie sollte eine verstärkte Abwehrbewaffnung mit einem MG 151/20, einem MG 15 und einem MG 81Z sowie eine leistungsfähigere, verbesserte Funkausrüstung erhalten und als Träger für Lufttorpedos dienen. Das Projekt wurde nicht realisiert.