Arado Ar 196
Die Arado Ar 196 entstammte einer Ausschreibung des Reichsluftfahrtministeriums aus dem Frühjahr 1936 zur Entwicklung eines neuen Borderkunders. An der Ausschreibung beteiligten sich die Firmen Focke-Wulf und Arado. Die Firmen erhielten den Auftrag, jeweils vier Versuchsmuster zu bauen. Davon sollten je zwei mit Zentralschwimmer und zwei mit Doppelschwimmer produziert werden. Als Antrieb wurde der BMW 132-Motor vorgegeben.Der erste Prototyp, die Ar 196 V1 mit der Kennung D-IEHK besaß eine Zweischwimmer-Anordnung, einen 960-PS-BMW 132 K-Sternmotor als Antrieb mit einer zweiflügeligen Einstell-Luftschraube. Das Seitenruder war aerodynamisch ausgeglichen. Die Maschine absolvierte Anfang Juni 1937 ihren Erstflug.
Der zweite Prototyp, die Ar 196 V2 mit der Kennung D-IEHK erhielt ein Seitenruder ohne Ausgleichshorn, dafür mit Gewichtsausgleich. Ansonsten glich die Maschine der V-1. Sie wurde zur Waffenerprobung genutzt und diente als Ausgangsmuster für die Serienfertigung. Die Maschine hatte ihren Erstflug im September 1937.
Der dritte Prototyp, die Arado Ar 196 V3 hatte, wie in der Ausschreibung des RLM gefordert, einen einzelnen gekielten Zentralschwimmer sowie Stabilisierungsschwimmer unter ihren Tragflächen. Die Ar 196 V3 flog erstmals im September 1937. Ab Dezember 1937 wurde die Maschine in der Erprobungsstelle Travemünde erprobt. Der erste erfolgreiche Katapultstart einer Ar 196 erfolgte am 19. Februar 1938. Ab Juni wurde die V3 ersten Einsatzversuchen auf dem Leichten Kreuzer Leipzig unterzogen.
Der vierte Prototyp, die Arado Ar 196 V4 hatte ebenfalls einen einzelnen gekielten Zentralschwimmer sowie Stabilisierungsschwimmer unter ihren Tragflächen. Sie diente zur Waffenerprobung für die Tragflächenbewaffnung (MG FF) mit vereinfachter Strebenausführung unter ihren Tragflächen. Die V4 markierte zugleich die Erweiterung des Flugzeugtyps von einem zunächst reinen Bordflugzeug zum bewaffneten Küstenaufklärer. Ab Februar 1938 erfolgten Versuche mit den beiden Waffenträgern V4 und V2 in der Lübecker Bucht, ab April 1938 dann bei der Erprobungsstelle Travemünde. Die V4 ging am 8. Dezember 1938 nach einer missglückten Landung durch einen Motorbrand verloren.
Nach dem Verlust der Ar 196 V4 wurde aus der inzwischen angelaufenen Serienfertigung eine Maschine entnommen und als Versuchsflugzeug mit der Kennung Ar 196 V5 verwendet. Zur Erhöhung der Reichweite des Flugzeuges wurde sie mit einer vergrößerten Tankanlage in den Schwimmern versehen. Die Form der Stützschwimmer war gegenüber der V-3 und V-4 verbessert worden. Bei den Erprobungen erwiesen sich die Versionen mit Zentralschwimmer und mit Zweischwimmer als äußerst robust, es wurde daher an der konventionellen Lösung festgehalten, obwohl die Maschinen mit Zentralschwimmer sogar etwas leichter waren und die V-5 die höchste Geschwindigkeit aller Prototypen erreichte.
Die Arado Ar 196 V6 entstammte ebenfalls der Serienfertigung und diente als Prototyp für die geplante C-Serie. Sie besaß größere Schwimmer und war schwerer bewaffnet. Ab 7. Oktober 1941 kam sie zur Erprobungsstelle Travemünde. Am 14. Juli 1942 wurde die geplante C-Serie gestrichen und im August erlitt die V6 Bruch.
Arado Ar 196 A-Reihe
Arado Ar 196 A-0
Nach dem Abschluss der Erprobungen mit den Prototypen Ar 196 V1 - V4 erhielt Arado den Auftrag, zwei Vorserien zu bauen, die Arado Ar 196 A-0 mit Zweischwimmer-Anordnung und die B-0 mit Zentralschwimmer. Die zehn Maschinen der Arado Ar 196 A-0 wurden alle vom Arado-Werk in Brandenburg an der Havel produziert. Die erste Maschine war am 18. Oktober 1938 fertig gestellt. Bis Ende 1938 folgten drei weitere und bis April 1939 konnte Arado die Bestellung komplettieren. Die A-0 unterschied sich nur unwesentlich von den beiden Prototypen V1 und V2. Sie besaßen zusätzlich eine Bombenaufhängung und in der hinteren Kanzel ein einzelnes MG 15. Außerdem wurden die Maschinen mit dem BMW-132K-Motor mit 960 PS ausgerüstet, der zum Standardmotor aller nachfolgenden Serien wurde.
Arado Ar 196 A-1
Die Arado Ar 196 A-1 war eine bordgestützte Variante mit verstärkten Katapultspulen. Die ersten Maschinen wurden im Juni 1939 an die Bordfliegerstaffel 1./196 und die 5. / 196 ausgeliefert. Eine der ersten Maschinen wurde auf der Admiral Graf Spee stationiert. Die Bewaffnung bestand aus einem beweglichen MG 15 mit 525 Schuss und zwei 50-kg-Bomben. Es kam ein Telefunken Kurz-und Mittelwellenfunkgerät „FuG 5 aU“ zum Einsatz. Insgesamt wurden 20 Maschinen gebaut.
Typ: Einmotoriger Bordaufklärer.
Flügel: Freitragender Tiefdecker. Zweiholmiger Ganzmetallflügel mit Landeklappen zwischen Querruder und Rumpf. Flügel seitlich an den Rumpf anklappbar.
Rumpf: Das Rumpfgerüst war aus geschweißten Stahlrohren, das Vorderteil mit tragender Blechhaut beplankt, das Hinterteil mit Formspanten und Längsgurten als Formgerüst aufgebaut und mit Stoff bespannt.
Leitwerk: Normal, freitragend. Aufbau aus Metall, Flossen blechbeplankt, Ruder stoffbespannt. Höhenruder einteilig mit im Fluge verstellbarer Trimmklappe. Trimmklappe im Seitenruder nur am Boden verstellbar. Sämtliche Ruder gewichtlich ausgeglichen.
Schwimmwerk: Zwei Ganzmetall-Schwimmer, einstufig, mit Wasserrudern und Katapultbeschlägen. Durch zwei Profilstreben in W-Form (von vorne gesehen) zum Rumpf und Flügel hin abgestützt.
Triebwerk: Ein BMW 132K luftgekühlter Neunzylinder-Stemmotor mit 960 PS Leistung. NACA-Haube. Dreiflügelige Holzeinstellschraube. Kraftstoffkapazität 185 Liter in einem Rumpftank und einem Tank im rechten Schwimmer.
Besatzung: 2 Mann, bestehend aus Pilot und Beobachter, hintereinander in Kabine mit durchgehender Abdeckung.
Militärische Ausrüstung: 2x 20 mm MG FF in den Flügeln, 1 x 7,9 mm MG 17 auf der Rumpfoberseite hinter der NACA-Verkleidung und ein MG 81 Z auf einer Arado-Kurbellafette im B-Stand. Aufhängevorrichtung für zwei SC 50 kg Bomben unter den Tragflächen.
Arado Ar A-1/U1
Untervariante der Arado Ar A-1 als Scheibenschlepper für die Schießausbildung der Schiffsflak.
Arado Ar 196 A-2
Die Arado Ar 196 A-2-Serie war eine Aufklärerversion zur Küstenpatrouille in der Nord- und Ostsee. Die Maschinen hatten einige aerodynamische Verbesserungen gegenüber der A-1. Außerdem erhielten die Maschinen eine verstärkte Bewaffnung. Diese bestand aus zwei 20-mm MG/FF in den Tragflächen und wie bei der V4 aus einem zusätzlichen 7,92-mm MG 17 in der rechten Rumpfseite. Am 5. September 1938 wurden vom RLM 100 Maschinen dieses Typs bestellt. Diese Bestellung wurde im Mai 1939 auf 146 Stück erhöht. Ausgeliefert wurde dieser Bautyp ab November 1939. Die Produktion der Maschinen war bis Ende März 1941 abgeschlossen. Neben der Küstenpatrouille erfolgte der Einsatz dieses Typs zur Störung des Handelsschiffverkehrs und als Abfangflugzeug im offenen Seeraum.
Arado Ar 196 A-3
Die Arado Ar 196 A3 war eine Weiterentwicklung der Arado Ar 196 A-2. Die Serie war als Aufklärer konzipiert und wurde in 80 Exemplaren gebaut. Die Maschinen hatten einen verstärkten Rumpf und eine verstärkte Tragfläche sowie eine verstellbare Dreiblatt-Luftschraube. Die Maschinen waren mit de Funkgerät FuG 10 sowie der Funkpeilanlage Peil G 6 ausgerüstet. Der Bau dieses Typs erfolgte ab Dezember 1940 im Arado-Werk Warnemünde, wo 80 Maschinen produziert wurden. Ab 1942 wurde die A-3 auch bei SNCASO in Saint-Nazaire produziert.
Arado Ar 196 A-3/U 1
Untervariante der Arado Ar 196 A-3 mit Scheibenschleppanlage für die Schießausbildung der Schiffsflak.
Arado Ar 196 A-4
Weiterentwicklung der Arado Ar 196 A-1 als Bordflugzeug. Die Maschinen waren robuster gebaut, besaßen eine VDM-Luftschraube aus Metall mit Nabenverkleidung und ein FuG 16 Z. Die Treibstoffkapazität wurde von 600 Liter auf 800 Liter erhöht. Insgesamt wurden 15 Maschinen gebaut.
Arado Ar 196 A-5
Verbesserte Version mit 7,92-mm Zwillings-MG MG 81Z im Heckstand und verbesserter Funkausrüstung. Weiterhin konnten zwei 50-kg-Bomben an ETC-Trägern unter den Tragflächen angebracht werden. Die Funkanlage bestand aus einem FuG X, einem FuG 16 und einem FuG 25. Die Maschinen wurden von Sommer 1943 bis August 1944 produziert.
Arado Ar 196 B-Reihe
Die Maschinen der B-Reihe besaßen einen Zentralschwimmer.
Arado Ar 196 B-0
Die drei Maschinen der B-0-Serie hatten einen einzelnen Zentralschwimmer mit Stabilisierungsschwimmern unter den Tragflächen. Der Schwimmer hatte ein Volumen von 4.535 Litern. Der Treibstoffvorrat von 600 Litern war identisch mit dem der Doppelschwimmer. Ihre Ausstattung entsprach ansonsten der A-2. Die Truppenerprobung erfolgte von 1940 bis 1941. Die drei Maschinen flogen anschließend bei der Bordfliegerstaffel 1./196 in Wilhelmshaven.
Arado Ar 196 C-Reihe
Die Arado Ar 196 C-Reihe war eine projektierte Version der Arado 196. Ausgangsmodell war die Arado Ar 196 V6. Die Maschinen sollten bei verbesserter Ausstattung eine aerodynamische Verfeinerung erhalten sowie ein MG 151. Durch die angedachten Verbesserungen stieg das rechnerische Fluggewicht. Aus diesem Grund sollte die C-Serie größere Doppelschwimmer erhalten. Nach der Erprobung der Arado Ar 196 V6 im Oktober 1941 wurde die geplante C-Serie gestrichen.